Horrido,
zur Abwechslung mal ein etwas unangenehmes Thema über das mir das Lachen vergangen ist. Ich zitiere wörtlich aus der Hamburger Zeitung, die ide größte Verbreitung im Raum Hamburg hat:
"Weidmänner vor der Öko-Wende
In Deutschland lebt mehr Wild, als unseren Wäldern gut tut. Schluss mit der Trophäen-Hege und der Jagd nach Gutsherrenart, fordert der Ökologische Jagdverband. Und ein Ende der Wildfütterung - mit verbotenem Tiermehl.
Von WALTER SCHMIDT
Dass Jäger vor allem schießen, ist auch so ein Märchen. Vier Stunden hat Elisabeth Emmert an diesem unwirtlichen Wintertag auf drei Ansitzen gelauert, bis das erste Reh erscheint. Aufgestöbert von einem Terrier bricht es aus einem Fichtenbestand hervor und flitzt auf die nächste Deckung zu. Immer wieder versperren Baumstämme den Blick auf das junge Reh, und Augenblicke später ist es hinter einer Kuppe verschwunden. "So ein Mist!", flucht die geübte Schützin und senkt ihr Gewehr. Keine einzige ihrer zwölf Patronen ist die Vorsitzende des Ökologischen Jagdverbandes (ÖJV) bei dieser Treibjagd auf Rehe und Wildschweine losgeworden.
Dabei sollte beherzt geschossen werden - diese Parole hatte Forstdirektor Franz Straubinger morgens ausgegeben. Emmerts Mann ist verantwortlich für die 7300 Hektar Wald des Grafen Hatzfeldt rund um Wissen an der Sieg. Doch am Ende haben zwei Dutzend Jäger, sieben Treiber und ein Rudel Hunde nur zwei Rehe und zwei Füchse zur Strecke gebracht. Emmert findet das so schlecht nicht, denn das magere Ergebnis sei auch die Folge einer Abschuss-Strategie, der die Waldgesundheit mehr am Herzen liegt als eine jägerfreundliche Wilddichte.
Der ÖJV mit seinen 1300 Mitgliedern - darunter etliche Förster und Waldbesitzer - würde die Jagd in Deutschland gerne umkrempeln. "Vielen Jägern ist der Wald ziemlich wurscht", sagt die Diplom-Biologin Emmert. Erhebliche Schäl- und Verbiss-Schäden am Jungwuchs vernichten in Forsten mit zu viel Rot- und Rehwild die Bäume von morgen. Der wortgewaltigen Öko-Jägerin sind Wälder und Felder als intakte Lebensräume wichtiger als die Interessen der Weidmänner - wichtiger vor allem als die Wünsche eiliger Freizeitjäger, die sich an Wochenenden auf die Schnelle darin vergnügen möchten. "Schalenwild-Bordell" oder "Wildschwein-Puff" nennt die 43-Jährige die überhegten, vor Rehen, Hirschen und Schwarzkitteln wimmelnden Schieß-Paradiese. Noch ärger graust Öko-Jägern vor Wildgattern, eingezäunten Revierteilen, für die mit "Garantie-Abschüssen" geworben wird. "Da wird vom Rand aus exekutiert", sagt der ÖJV-Mitgründer Georg Sperber, selber Ex-Jäger und Wald-Experte. "Das ist keine Jagd, sondern Lustmord."
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Künftig sollen auch Eigentümer von Grundstücken unterhalb der gesetzlich festgelegten 75-Hektar-Grenze auf der eigenen Scholle jagen dürfen, und zwar gemeinsam mit anderen Revierbesitzern. Derzeit erzwingt das Jagdgesetz das Verpachten zu kleiner Reviere im Verbund mit anderen an Meistbietende.
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Das Treiben des kleinen ÖJV will bei der Lobby traditioneller Jäger keine rechte Freude aufkommen lassen. Im Logo des fast 300 000 Mitglieder zählenden Deutschen Jagdschutzverbands (DJV) prangt unverdrossen ein Zwölf-Ender, für viele Jäger immer noch der ersehnte Lebenshirsch. Jäger-Präsident Constantin Freiherr von Heereman, zuvor schon als Bauernführer ein gewiefter Lobbyist, verschließt sich Naturschutzfragen zwar nicht völlig, wittert jedoch Gefahren. Vor allem die vom ÖJV geforderte Jagdrechtsreform lehnt er ab. "Wir haben das beste Jagdgesetz der Welt", sagt Heereman und malt "fürchterliche Zustände wie in Holland" an die Wand, "wo man nur noch vier Tierarten bejagen darf". Zu allem Ungemach ist jetzt auch noch Karl-Heinz Funke als Bundesforstminister von der Fahne gegangen, ein leidenschaftlicher Nimrod, der laut Emmert "am Jagdgesetz nicht rütteln wollte". Dass nun die Grüne Renate Künast das fürs Weidwerk zuständige Ministerium führt, muss hartgesottenen Jägern den Magen umdrehen. Das Reich der Kugelbüchsen und Schrotflinten, in dem Blut "Schweiß" heißt und erlegte Rehe abends gerne "tot getrunken" werden, ist eine der letzten Männer-Bastionen. Die meisten Frauen - ihr Anteil liegt zwischen fünf und zehn Prozent - dürften darüber schmunzeln, wenn Grünröcke zur Strecke aufgereihten Rehen blutgetränkte Fichtenzweige in den Äser (das Maul) stopfen, derweil das Waldhorn erschallt. Emmert hat mit den meisten Riten kein Problem, solange ökologisch korrekt gejagt, also mehr Schalenwild als üblich erlegt wird. Die Werberin für eine naturverträgliche Jagd weiß, dass der Weg dorthin steinig ist, solange viele Lodenträger feuchte Augen beim Anblick mächtiger Geweihe bekommen und sich an "Rehbock-Hitparaden" beteiligen, wie sie die Zeitschrift "Jäger" jüngst veranstaltete. Das Motto: "Die stärksten und abnormsten Böcke". Auch Wettbewerbe wie dieser erklären, warum so falsch gejagt wird.
Wer nämlich viele Lebenshirsche, -böcke und -keiler vor die Büchse bekommen will, muss auch mehr Wild heranhegen, als es den Wäldern bekommt. Die Folgen tierischer Übervölkerung versuchen Jäger und Förster dann mühsam und oft vergebens in den Griff zu kriegen: Sie legen Verbissgehölze und Wildäcker an, umzäunen Schonungen und schützen Jungbäume mit Drahthosen, damit das Wild die Baumschösslinge nicht zu Tode knabbert. Der Staat bezuschusst die aufwendige Materialschlacht. Vielen Bürgern ist nicht klar, dass sie so das Luxus-Hobby einer Minderheit sponsern, die von imposantem Gehörn und Geweih nicht lassen will, statt die Wälder ärmer an Rot- und Rehwild zu schießen. Kurios am Rande: Wer wie Graf Hatzfeldt seinen Wildbestand so vermindert hat, dass der Wald darunter nicht leidet, wird vom Staat nicht belohnt und kassiert obendrein weniger Jagdpacht - es pirscht sich halt ein bisschen mühsamer, und trefflich schießen können muss man auch noch. Um seine Ziele zu erreichen, will der ÖJV das Bundesjagdgesetz (BJG) ändern, das laut Georg Sperber noch immer "eine Jagd nach Gutsherrenart" fördert. Deshalb soll die Hege des Wildes keine Pflicht, sondern nur noch eine Befugnis der Jäger sein und sich einer möglichst großen Vielfalt gerade auch nicht jagdbarer Tierarten unterordnen - und obendrein der Pflanzen. Besonders die Trophäen-Hege sei nicht statthaft, zumal ein üppiges Geweih oder Gehörn die Gesundheit des Wildes nicht verlässlich anzeige und nicht herangehegt werden könne, ohne dass man vielversprechende Tiere für den Abschuss Jahre später aufspare.
Auch möchte der ÖJV die Wildfütterung verbieten, weil sie in Mitteleuropa für das Überleben heimischer Arten in aller Regel überflüssig sei - und obendrein das verbotene Tiermehl enthält. Das TV-Magazin "Report" hat gerade bei einer Untersuchung von Wildfütterungsstellen in Baden-Württemberg in jeder zweiten Probe Tiermehl gefunden. Tiermehl gilt als ein möglicher Auslöser der Rinderseuche BSE. Dabei beschert die Krise gerade einigen Ausstellern auf der internationalen Messe "Jagd und Hund" in Dortmund satte Gewinne. Viele Verbraucher zahlen bereitwillig 20 Mark für ein Kilo Wildgulasch.
Neben dem flächendeckenden Jagdrecht auf Rabenvögel, das der ÖJV verhindern will, ist auch die Freigabe des Schrotschusses auf Rehe umstritten. DJV-Präsident Heereman hält ihn für nicht zu verantworten, "weil sich so kein Schweiß bildet", ein angeschossenes Reh keine Blutspur hinter sich herzieht und womöglich unauffindbar bliebe. Emmert hingegen erklärt ihre Forderung nach der Schrotflinte so: "Die Kugelbüchse reicht in wildärmeren Revieren mit naturnahem Wald, wo Unterwuchs die Sicht versperrt, nicht aus, um Rehwild zu bejagen."
Ihr Verband will solche Wälder möglichst überall. Deshalb sollten künftig auch Eigentümer von Grundstücken unterhalb der gesetzlich festgelegten 75-Hektar-Grenze auf der eigenen Scholle jagen dürfen, und zwar gemeinsam mit anderen Revierbesitzern. Derzeit erzwinge das Jagdgesetz das Verpachten zu kleiner Reviere im Verbund mit anderen an Meistbietende, die nicht selten die Waldgesundheit weniger im Blick hätten als die Verpächter.
Elisabeth Emmert hat noch viel vor sich. Heereman bezeichnet sie zwar als engagierte Frau, hält die Konkurrenz der Öko-Jäger aber für überflüssig. "Der ÖJV könnte seine Generalversammlung doch in einer Telefonzelle abhalten", stichelt der Baron. Weggefährten indes bescheinigen Elisabeth Emmert die nötigen Kenntnisse und das erforderliche Standvermögen, um ihren Ideen mehr Gehör zu verschaffen. Der Jagd-Experte Sperber hält sie für "fachlich von unbestrittener Kompetenz, hochprofessionell im Umgang mit Büchse und Hund und jeder Auseinandersetzung mit trefflichen Argumenten und unwiderstehlichem Charme gewachsen".
Wilhelm Bode, oberster amtlicher Naturschützer im Saarland und neben Emmert Ko-Autor der Streitschrift "Jagdwende", rät den Öko-Jägern, die erheblichen Widerstände innerhalb des Jagdschutzverbandes gegen dessen Führung auszunutzen, um Unzufriedene herüberzuziehen. Um die Wirkung Emmerts in der grünen Zunft weiß Bode aber sehr wohl. Als Frau erscheine sie der Jägerschaft wie ein Hecht im Karpfenteich. Und ein bisschen Bewegung kann auch satten Fischen kaum schaden."
(Nachzulesen: http://www.abendblatt.de)
Ich denke, der Inhalt spricht für sich. Ich will keinstenfalls die Diskussion hier unterbinden, denke aber ein (oder besser: mehrere) Leserbrief an das Abendblatt kann nicht schaden (briefe@abendblatt.de). Nach dem Motto: was die Jagdgegner können (email-Briefkästen durch sinnlose Nachrichten lahmlegen) können wir noch besser (Emailbriefkästen mit sinnvollen Nachrichten bereichern). Bitte aber daran denken, dass die Leser nicht alle Jäger sind und im Hamburger Umland auch nicht unbedingt den Jägern wohlgesonnen sind.
WH rolfsc
zur Abwechslung mal ein etwas unangenehmes Thema über das mir das Lachen vergangen ist. Ich zitiere wörtlich aus der Hamburger Zeitung, die ide größte Verbreitung im Raum Hamburg hat:
"Weidmänner vor der Öko-Wende
In Deutschland lebt mehr Wild, als unseren Wäldern gut tut. Schluss mit der Trophäen-Hege und der Jagd nach Gutsherrenart, fordert der Ökologische Jagdverband. Und ein Ende der Wildfütterung - mit verbotenem Tiermehl.
Von WALTER SCHMIDT
Dass Jäger vor allem schießen, ist auch so ein Märchen. Vier Stunden hat Elisabeth Emmert an diesem unwirtlichen Wintertag auf drei Ansitzen gelauert, bis das erste Reh erscheint. Aufgestöbert von einem Terrier bricht es aus einem Fichtenbestand hervor und flitzt auf die nächste Deckung zu. Immer wieder versperren Baumstämme den Blick auf das junge Reh, und Augenblicke später ist es hinter einer Kuppe verschwunden. "So ein Mist!", flucht die geübte Schützin und senkt ihr Gewehr. Keine einzige ihrer zwölf Patronen ist die Vorsitzende des Ökologischen Jagdverbandes (ÖJV) bei dieser Treibjagd auf Rehe und Wildschweine losgeworden.
Dabei sollte beherzt geschossen werden - diese Parole hatte Forstdirektor Franz Straubinger morgens ausgegeben. Emmerts Mann ist verantwortlich für die 7300 Hektar Wald des Grafen Hatzfeldt rund um Wissen an der Sieg. Doch am Ende haben zwei Dutzend Jäger, sieben Treiber und ein Rudel Hunde nur zwei Rehe und zwei Füchse zur Strecke gebracht. Emmert findet das so schlecht nicht, denn das magere Ergebnis sei auch die Folge einer Abschuss-Strategie, der die Waldgesundheit mehr am Herzen liegt als eine jägerfreundliche Wilddichte.
Der ÖJV mit seinen 1300 Mitgliedern - darunter etliche Förster und Waldbesitzer - würde die Jagd in Deutschland gerne umkrempeln. "Vielen Jägern ist der Wald ziemlich wurscht", sagt die Diplom-Biologin Emmert. Erhebliche Schäl- und Verbiss-Schäden am Jungwuchs vernichten in Forsten mit zu viel Rot- und Rehwild die Bäume von morgen. Der wortgewaltigen Öko-Jägerin sind Wälder und Felder als intakte Lebensräume wichtiger als die Interessen der Weidmänner - wichtiger vor allem als die Wünsche eiliger Freizeitjäger, die sich an Wochenenden auf die Schnelle darin vergnügen möchten. "Schalenwild-Bordell" oder "Wildschwein-Puff" nennt die 43-Jährige die überhegten, vor Rehen, Hirschen und Schwarzkitteln wimmelnden Schieß-Paradiese. Noch ärger graust Öko-Jägern vor Wildgattern, eingezäunten Revierteilen, für die mit "Garantie-Abschüssen" geworben wird. "Da wird vom Rand aus exekutiert", sagt der ÖJV-Mitgründer Georg Sperber, selber Ex-Jäger und Wald-Experte. "Das ist keine Jagd, sondern Lustmord."
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Künftig sollen auch Eigentümer von Grundstücken unterhalb der gesetzlich festgelegten 75-Hektar-Grenze auf der eigenen Scholle jagen dürfen, und zwar gemeinsam mit anderen Revierbesitzern. Derzeit erzwingt das Jagdgesetz das Verpachten zu kleiner Reviere im Verbund mit anderen an Meistbietende.
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Das Treiben des kleinen ÖJV will bei der Lobby traditioneller Jäger keine rechte Freude aufkommen lassen. Im Logo des fast 300 000 Mitglieder zählenden Deutschen Jagdschutzverbands (DJV) prangt unverdrossen ein Zwölf-Ender, für viele Jäger immer noch der ersehnte Lebenshirsch. Jäger-Präsident Constantin Freiherr von Heereman, zuvor schon als Bauernführer ein gewiefter Lobbyist, verschließt sich Naturschutzfragen zwar nicht völlig, wittert jedoch Gefahren. Vor allem die vom ÖJV geforderte Jagdrechtsreform lehnt er ab. "Wir haben das beste Jagdgesetz der Welt", sagt Heereman und malt "fürchterliche Zustände wie in Holland" an die Wand, "wo man nur noch vier Tierarten bejagen darf". Zu allem Ungemach ist jetzt auch noch Karl-Heinz Funke als Bundesforstminister von der Fahne gegangen, ein leidenschaftlicher Nimrod, der laut Emmert "am Jagdgesetz nicht rütteln wollte". Dass nun die Grüne Renate Künast das fürs Weidwerk zuständige Ministerium führt, muss hartgesottenen Jägern den Magen umdrehen. Das Reich der Kugelbüchsen und Schrotflinten, in dem Blut "Schweiß" heißt und erlegte Rehe abends gerne "tot getrunken" werden, ist eine der letzten Männer-Bastionen. Die meisten Frauen - ihr Anteil liegt zwischen fünf und zehn Prozent - dürften darüber schmunzeln, wenn Grünröcke zur Strecke aufgereihten Rehen blutgetränkte Fichtenzweige in den Äser (das Maul) stopfen, derweil das Waldhorn erschallt. Emmert hat mit den meisten Riten kein Problem, solange ökologisch korrekt gejagt, also mehr Schalenwild als üblich erlegt wird. Die Werberin für eine naturverträgliche Jagd weiß, dass der Weg dorthin steinig ist, solange viele Lodenträger feuchte Augen beim Anblick mächtiger Geweihe bekommen und sich an "Rehbock-Hitparaden" beteiligen, wie sie die Zeitschrift "Jäger" jüngst veranstaltete. Das Motto: "Die stärksten und abnormsten Böcke". Auch Wettbewerbe wie dieser erklären, warum so falsch gejagt wird.
Wer nämlich viele Lebenshirsche, -böcke und -keiler vor die Büchse bekommen will, muss auch mehr Wild heranhegen, als es den Wäldern bekommt. Die Folgen tierischer Übervölkerung versuchen Jäger und Förster dann mühsam und oft vergebens in den Griff zu kriegen: Sie legen Verbissgehölze und Wildäcker an, umzäunen Schonungen und schützen Jungbäume mit Drahthosen, damit das Wild die Baumschösslinge nicht zu Tode knabbert. Der Staat bezuschusst die aufwendige Materialschlacht. Vielen Bürgern ist nicht klar, dass sie so das Luxus-Hobby einer Minderheit sponsern, die von imposantem Gehörn und Geweih nicht lassen will, statt die Wälder ärmer an Rot- und Rehwild zu schießen. Kurios am Rande: Wer wie Graf Hatzfeldt seinen Wildbestand so vermindert hat, dass der Wald darunter nicht leidet, wird vom Staat nicht belohnt und kassiert obendrein weniger Jagdpacht - es pirscht sich halt ein bisschen mühsamer, und trefflich schießen können muss man auch noch. Um seine Ziele zu erreichen, will der ÖJV das Bundesjagdgesetz (BJG) ändern, das laut Georg Sperber noch immer "eine Jagd nach Gutsherrenart" fördert. Deshalb soll die Hege des Wildes keine Pflicht, sondern nur noch eine Befugnis der Jäger sein und sich einer möglichst großen Vielfalt gerade auch nicht jagdbarer Tierarten unterordnen - und obendrein der Pflanzen. Besonders die Trophäen-Hege sei nicht statthaft, zumal ein üppiges Geweih oder Gehörn die Gesundheit des Wildes nicht verlässlich anzeige und nicht herangehegt werden könne, ohne dass man vielversprechende Tiere für den Abschuss Jahre später aufspare.
Auch möchte der ÖJV die Wildfütterung verbieten, weil sie in Mitteleuropa für das Überleben heimischer Arten in aller Regel überflüssig sei - und obendrein das verbotene Tiermehl enthält. Das TV-Magazin "Report" hat gerade bei einer Untersuchung von Wildfütterungsstellen in Baden-Württemberg in jeder zweiten Probe Tiermehl gefunden. Tiermehl gilt als ein möglicher Auslöser der Rinderseuche BSE. Dabei beschert die Krise gerade einigen Ausstellern auf der internationalen Messe "Jagd und Hund" in Dortmund satte Gewinne. Viele Verbraucher zahlen bereitwillig 20 Mark für ein Kilo Wildgulasch.
Neben dem flächendeckenden Jagdrecht auf Rabenvögel, das der ÖJV verhindern will, ist auch die Freigabe des Schrotschusses auf Rehe umstritten. DJV-Präsident Heereman hält ihn für nicht zu verantworten, "weil sich so kein Schweiß bildet", ein angeschossenes Reh keine Blutspur hinter sich herzieht und womöglich unauffindbar bliebe. Emmert hingegen erklärt ihre Forderung nach der Schrotflinte so: "Die Kugelbüchse reicht in wildärmeren Revieren mit naturnahem Wald, wo Unterwuchs die Sicht versperrt, nicht aus, um Rehwild zu bejagen."
Ihr Verband will solche Wälder möglichst überall. Deshalb sollten künftig auch Eigentümer von Grundstücken unterhalb der gesetzlich festgelegten 75-Hektar-Grenze auf der eigenen Scholle jagen dürfen, und zwar gemeinsam mit anderen Revierbesitzern. Derzeit erzwinge das Jagdgesetz das Verpachten zu kleiner Reviere im Verbund mit anderen an Meistbietende, die nicht selten die Waldgesundheit weniger im Blick hätten als die Verpächter.
Elisabeth Emmert hat noch viel vor sich. Heereman bezeichnet sie zwar als engagierte Frau, hält die Konkurrenz der Öko-Jäger aber für überflüssig. "Der ÖJV könnte seine Generalversammlung doch in einer Telefonzelle abhalten", stichelt der Baron. Weggefährten indes bescheinigen Elisabeth Emmert die nötigen Kenntnisse und das erforderliche Standvermögen, um ihren Ideen mehr Gehör zu verschaffen. Der Jagd-Experte Sperber hält sie für "fachlich von unbestrittener Kompetenz, hochprofessionell im Umgang mit Büchse und Hund und jeder Auseinandersetzung mit trefflichen Argumenten und unwiderstehlichem Charme gewachsen".
Wilhelm Bode, oberster amtlicher Naturschützer im Saarland und neben Emmert Ko-Autor der Streitschrift "Jagdwende", rät den Öko-Jägern, die erheblichen Widerstände innerhalb des Jagdschutzverbandes gegen dessen Führung auszunutzen, um Unzufriedene herüberzuziehen. Um die Wirkung Emmerts in der grünen Zunft weiß Bode aber sehr wohl. Als Frau erscheine sie der Jägerschaft wie ein Hecht im Karpfenteich. Und ein bisschen Bewegung kann auch satten Fischen kaum schaden."
(Nachzulesen: http://www.abendblatt.de)
Ich denke, der Inhalt spricht für sich. Ich will keinstenfalls die Diskussion hier unterbinden, denke aber ein (oder besser: mehrere) Leserbrief an das Abendblatt kann nicht schaden (briefe@abendblatt.de). Nach dem Motto: was die Jagdgegner können (email-Briefkästen durch sinnlose Nachrichten lahmlegen) können wir noch besser (Emailbriefkästen mit sinnvollen Nachrichten bereichern). Bitte aber daran denken, dass die Leser nicht alle Jäger sind und im Hamburger Umland auch nicht unbedingt den Jägern wohlgesonnen sind.
WH rolfsc