<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Schrotschuss:
Müssen wir da nicht aufpassen, daß wir nicht wieder bei den vergangenen, guten alten Zeiten landen, als derartige Rituale beim Schüsseltreiben etc. noch angesagt waren ? Trinken nur mit der linken Hand, sonst Saalrunde ? Gestrecktes Stück richtig verbrechen, sonst Abqualifizierung als jagdlicher Volldepp? <HR></BLOCKQUOTE>
Meiner Meinung nach, schmeißt Du hier Aberglaube, jagdliches Brauchtum und Schabernack in einen Topf. Ich trinke beim Schüsseltreiben zwar mit der linken Hand, habe bisher aber noch nie in meine Flinte uriniert. Und treffe trotzdem einigermaßen leidlich. Laß mich den Versuch einer Unterscheidung versuchen:
Aberglaube/Rituale: selbstironische Rituale, an die man sich hält, weil man meint, dass der Jagderfolg davon abhängt. Etwa die Sache mit der ungeraden Anzahl an Patronen, oder die "Tatsache", dass man mehr Anblick mit einer bestimmten Hose, einem gewissen Weg ins Revier o. ä. hat.
Brauchtum: Normen und Regeln, die ursprünglich einen Sinn hatten (und vielfach immer noch haben). Auch falls sie ihren ursprünglichen Sinn verloren haben, leben sie als Tradition fort und haben sicherlich immernoch eine hohe Bedeutung: Sie "schweißen" die Jägerschaft zusammen. Durch das Einhalten der Regeln schafft die grüne Zunft eine gewisse "Metakommunikation".
Man kann das ganze mit allgemeinen Benimmregeln vergleichen. Beispiel: Die Regel, dass Kartoffeln nicht mit dem Messer geschnitten werden. Ursprünglich, damit die Klinge nicht von der Kartoffelstärke "verhunzt" wurde. Mittlerweile nimmt sicherlich kein Messer daran Schaden, es gilt jedoch immernoch als unfein.
Mutproben Vielleicht nicht das beste Wort dafür, aber ein besseres fällt mir gerade nicht ein. Ich meine Witze auf Kosten anderer (meistens Jungjäger). Die "alten" Jäger machen sich einen Spaß daraus, Jungjäger beim Jägerschlag auf den Allerwertesten zu quälen, sie mit einem Kaninchen im "Fang" auf allen Vieren durch das Lokal zu jagen, etc. Auch dies keine Spezialität von Jägern, sondern bei vielen Gruppen üblich. Bei neu ins Team gekommenen Profi-Eishockeyspielern wird in vielen Vereinen weltweit von den Mannschaftskameraden eine "Intimrassur" durchgeführt.
Rituale und Brauchtum haben für mich ihre Bedeutung. Mutproben sind - soweit sie für den Neuling demütigend sind - absolut unangebracht.
Gruß und Waidmanns Heil (aus gegebenem Anlaß)
Sven
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