Der Wolf und die Jagd oder andersrum

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5 Feb 2010
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Zunächst einmal eines vorweg geschickt, ich finde es spannend und befürworte es, dass der Wolf nach Deutschland zurückgekehrt ist und sich offensichtlich immer neue Lebensräume erschließt. Zu der Herkunft der Populationen kann ich mich aufgrund von Unkenntnis nicht äußern und lasse das damit auch.
Und damit sind wir schon mittendrin im Thema, denn für viele bin ich schon jetzt ein naturentfremdeter Gutmensch und Wolfsstreichler. Aber dazu gleich mehr.
Momentan überschlagen sich in den Medien, sozialen Netzwerken und Jagdforen die Berichte, Videos, Meinungen und Sichtungen zu Wölfen in Deutschland. Klar ist, so glaube ich, dass damit eine große Herausforderung einhergeht, denn den Umgang bzw. das Zusammenleben mit Wölfen müssen wir in Deutschland erst wieder lernen. Problem dabei ist, es gibt unterschiedliche Vorstellungen darüber wie so ein Zusammenleben aussieht, ergo gibt es augenscheinlich einen heftigen Dissens zwischen Großteilen der Jägerschaft (so zumindest der Eindruck) und den „Gutmenschen und Wolfsstreichlern“. Für mich ist dabei interessant, wie die Jägerschaft, zumindest laut meiner Wahrnehmung, argumentativ vorgeht.

Selbstverständlich gibt es offene Fragestellungen zur Wiederkehr des Wolfes und diese müssen auch beantwortet werden: Wie soll ein rechtssicherer Umgang im Fall der Fälle erfolgen (Notwehrsituationen), welche Vorsichtsmaßnahmen sind für Mensch und Vieh zu treffen, ist eine Bejagung erforderlich, welche Ausgleichsmaßnahmen gibt es für getötete Nutztiere/Hunde, wie kann für den Umgang mit dem Wolf sensibilisiert werden, welche Populationen halten wir in Deutschland für angemessen etc.. Wichtige Themen an denen die Jägerschaft sich unbedingt beteiligen sollte bzw. unbedingt beteiligt werden sollte!
Ich möchte mit den folgenden Ausführungen diese Probleme nicht kleinreden, aber wie groß sind die beschriebenen Gefahren wirklich? Und wie positioniert sich die Jägerschaft dazu?
Zu Beginn ein Exkurs zu den Diskussionen um den Legalwaffenbesitz: Waffenbesitzer (also auch Jäger) traten und treten in den Diskussionen richtigerweise immer wieder für eine Versachlichung der Fragestellung ein und bedienen sich diverser Statistiken und Fakten. In diesen Auseinandersetzungen fällt auch immer wieder der Begriff der „weltfremden Gutmenschen“, die gegen den legalen Waffenbesitz argumentieren und sich polemisch mit wenigen Fakten aufstellen. Heute: Schaut man sich Kommentare und Beiträge in diversen Foren und Netzwerken an, so könnte man den Eindruck gewinnen, die Apokalypse steht bevor. Jagdhunde / Nutzvieh werden bald zu Hunderten gerissen und vor allem der Mensch findet sich in einer akuten Bedrohungslage wieder (übertrieben dargestellt, aber der Eindruck entsteht). Es werden Bilder und Videos aus aller Herren Länder bemüht, oft polemisch, manche "nur" suggestiv betitelt. Da bekomme ich ein Dèja-vue, denn es erinnert mich seltsamerweise an das Vorgehen der Waffengegner, welches damals von den Jägern verurteilt wurde. In diesem Kontext sollte man sich vor Augen führen, dass bis dato die Gefahren durch die Jagd (zumindest für Mensch und Hund) in Deutschland selbst deutlich höher sind als durch den Wolf (Annahme meinerseits, Statistik nicht zur Hand). Ist es also sinnvoll gebetsmühlenartig übertriebene Gefahrenszenarien aufzumalen, v.a. wenn man selber „Leichen im Keller“ hat oder wäre vielmehr ein sachlicher Umgang nicht hilfreicher. Übrigens der Bericht im „Jäger“ zum Fall Amelinghausen hat gezeigt, wie sehr suggestive und nicht fundierte Wolf-Kritik nach hinten losgehen kann (siehe NDR-Bericht). Disqualifiziert man sich da nicht selbst, wenn man auf BILD-Niveau agiert? Dazu nur folgendes mit Ironie: Wenn 7 Wölfe eine halbe Stunde auf ein wehrloses Ziel „jagen“ (so im Artikel genannt) und nicht erfolgreich sind, können Sie dann überhaupt so gefährlich sein, wie die Jäger immer behaupten. Ironie aus. Eine sachlichere Darstellung hätten dem Artikel gut getan.

Weiterhin sei in diesem Zusammenhang auch ein Verweis auf den gestrigen Artikel im Spiegel zum Thema „Luchs frisst Wild auf“ erlaubt. Ein Jäger, der gegenüber der bundesweiten Presse ein wirtschaftliches Argument zum entgangenen Wildbretverlust durch Raubtiere bemüht, bürdet der Jägerschaft einen Bärendienst auf (naja und auf den Wildbretverlust durch die Jagd gehe ich nicht näher ein). Für mich persönlich stellt sich da die Frage, wer ist hier eigentlich naturfremd?! Und was denkt erst der Normalbürger? Nur nebenbei: Der Einfluss auf die Population und das Verhalten seiner Beutetiere (und nein den Menschen zähle ich nicht dazu) gehört definitiv untersucht. Die Aussagen zur "Ausrottung" von Schalenwildbeständen kann ich weder belegen noch entkräften, glaube aber zum Teil den Beobachtungen der jeweiligen Jäger vor Ort. Ein Einfluss ist da, aber wie groß er wirklich ist und wie man diesen bewertet, bleibt abzuwarten. Vor dem Wolf war übrigens immer der Jagdnachbar an dem wenigen Wild schuldig…;) Darüber hinaus sollte man Folgendes im Hinterkopf behalten: Ein nicht unwesentliches Argument zur Legitimation der Jagd ist die Regulierung der Wildbestände, da keine Raubtiere vorhanden sind. Komisch jetzt wo der Wolf da ist, ist seine Regulation auf einmal falsch? Oder ist es Natur? Auf jeden Fall ein dünnes Eis für Jäger…

Eine weitere wichtige Fragestellung: Wie scheu ist der Wolf bzw. muss er sein? Ich kann nicht belegen, wo die Wölfe herstammen, frage mich aber warum diese beim Anblick von Menschen oder Autos immer direkt auf Bäume springen sollten. Das macht auch anderes Wild nicht zwangsläufig und gerade der naturnahe Jäger sollte das aus seinen Ansitzen und Pirschgängen, vielleicht auch den Erfahrungen aus fernen Ländern wissen. Eine gewisse Neugier, v.a. bei Jungtieren ist normal. Des Weiteren sind gerade Tiere, die auf Truppenübungsplätzen aufgewachsen sind, wohl einiges gewohnt. Das sollte in die Beurteilung mit einfließen. Es gibt nicht nur schwarz-weiß. Nichtsdestotrotz müssen bei nachgewiesener fehlender Scheu von Raubtieren gegenüber dem Menschen Maßnahmen ergriffen werden, die aber nicht ausschließlich ultima-ratio bedeuten müssen.
Gott sei Dank ist in Amelinghausen nichts passiert, es zeigt aber auch der Umgang mit Wölfen muss neu erlernt werden. Im Ausland sind Hinweise zur Gefährlichkeit und dem Umgang mit wilden Raubtieren kein Problem, auch nicht für deutsche Touristen, schließlich befürwortet man den Umwelt- und Naturschutz. Warum setzen wir Jäger in Deutschland also in diesem Kontext häufig (nicht immer und nicht jeder) sofort nur mit der Aufnahme ins Jagdrecht an (die ich prinzipiell auch befürworte). Es gehört insgesamt schon mehr dazu, es muss ein ausgereiftes Konzept durch die Jägerschaft mitentwickelt werden (was hoffentlich bereits hinter den Kulissen geschieht). Ich kann mich nicht auf der einen Seite über die Naturentfremdung der Bevölkerung aufregen, mich selbst als naturnah bezeichnen und auf der anderen Seite per se gegen den Wolf aussprechen bzw. diesen Anschein erwecken! Zumindest nicht, wenn man weiter ernst genommen werden möchte.

Warum machen wir uns das Leben also selber schwer und wundern uns, dass wir vielfach kein Gehör mehr finden. Sollte die Wahrnehmung der grünen Zunft in der Außenwelt sich in die Richtung verfestigen, dass wir den Wolf als bloße Konkurrenz sehen, haben wir die längste Zeit bei dem Thema mit am Tisch gesessen. Dann bleibt nur noch das Wettern vom grünen Stammtisch aus mit Lohhäuser und schäumenden Humpen.

Nehmen wir die Herausforderung Wolf also mit Engagement (und damit meine ich nicht allein eine eventuelle Bejagung) an. Leicht wird es nicht, aber das hat auch niemand gesagt.


Zum Abschluss: Dies spiegelt meine persönliche Wahrnehmung dar. Ist zu meinem Leidwesen nicht immer faktisch begründbar und hat sicherlich auch inhaltliche Fehler. Aber mir war es ein Bedürfnis diese Zeilen zu verfassen, um eventuell ein wenig zum Nachdenken anzuregen (auch mit der Gefahr mir einiges an Schelte einzufangen).
 
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Nur meine kleine Meinung
Der Wolf wird hier in Deutschland zum Kulturfolger mit allen damit verbundenen Problemen. Das liegt weniger am Wolf als an den Menschen hier.
Wenn es denn so weit ist soll die Polizei mit ihrer MP5 anrücken, so wie sie das bei den Wildschweinen auch macht.
Der Wolf ist streng geschützt, ich finde das gut so. Sollte der Wolf eines Tages im Jagdgesetz stehen wird man in der Presse und am Stammtisch Jäger für alles verantwortlich machen was mit dem Wolf zu tun hat.
Sollte der Wolf irgendwann bejagbar sein werden die einen xxxSchützer auf die Jäger einschlagen weil sie zu viele, die anderen xxxSchützer weil sie zu wenig Wölfe schießen.
An Nabu, Peta und Co, es ist euer, macht was ihr wollt, gejammert wird später.
 
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@Baschti,

ich habe deinen Artiekl nur grob überflogen, dass ist mir einfach zu viel Schönreden des Wolfes in Deutschland. Haben wir hier auch schon X-mal durchgekaut!

Andere Länder bekämpfen den Wolf mitr allen Mitteln und bekommen die Situation kaum in den Griff. Aber die Deutschen glauben, der Wolf sollte hier bei uns mit Tausenden Exemplaren vertreten sein.

Das wir in Zukunft mit den Wölfen leben müssen ist wohl allen klar. Denn selbst wenn man sofort mit der intensiven Jagd beginnen würde, würde die Population weiter ansteigen.

Bisher kann man die Probleme in Deutschland noch kleinreden. Aber in ein paar Jahren ist die Sache völlig außer Kontrolle. Mal sehen wo du und die Wolfsstreichler dann sind?

TH
 
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Selbstverständlich gibt es offene Fragestellungen zur Wiederkehr des Wolfes und diese müssen auch beantwortet werden: Wie soll ein rechtssicherer Umgang im Fall der Fälle erfolgen (Notwehrsituationen), welche Vorsichtsmaßnahmen sind für Mensch und Vieh zu treffen, ist eine Bejagung erforderlich, welche Ausgleichsmaßnahmen gibt es für getötete Nutztiere/Hunde, wie kann für den Umgang mit dem Wolf sensibilisiert werden, welche Populationen halten wir in Deutschland für angemessen etc.. Wichtige Themen an denen die Jägerschaft sich unbedingt beteiligen sollte bzw. unbedingt beteiligt werden sollte!
.........


mich selbst als naturnah bezeichnen und auf der anderen Seite per se gegen den Wolf aussprechen bzw. diesen Anschein erwecken! Zumindest nicht, wenn man weiter ernst genommen werden möchte.

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Die offenen Fragestellungen werden von den "Wolfsbeauftragten" dieser Republik ignoriert, weil sie unbequeme Antworten nach sich ziehen würden, die an dem Bild vom Wolf als völlig ungefährlicher Bereicherung der heimischen Natur kratzen würden.

Aus diesem Grunde ist die entsprechende Klientel gar nicht daran interessiert, die Jägerschaft an einem wie auch immer gearteten Diskussionsprozess zu beteiligen. Es geht Grünen, BUND, NABU usw. darum, die alleinige Deutungshoheit darüber zu bekommen/ zu perpetuieren, wie mit dem Wolf umgegangen werden darf.

Ich las auch noch nirgendwo, dass sich Jäger per se gegen den Wolf aussprechen- wohl aber, dass es ihnen unterstellt wird, um sie aus der Diskussion herauszuhalten.
Die einzige Möglichkeit als "wolfskompetent" von der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden, ist eine eigene Kampagne der Jägerschaft, in der diese sich mit dem Thema auseinandersetzt.

Es macht m.E. nämlich keinen Sinn, auf ein Trittbrett aufspringen zu wollen, welches dann von den bereits mit Fahrenden gern weggezogen wird.
 
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Zunächst einmal eines vorweg geschickt, ich finde es spannend und befürworte es, dass der Wolf nach Deutschland zurückgekehrt ist und sich offensichtlich immer neue Lebensräume erschließt. Zu der Herkunft der Populationen kann ich mich aufgrund von Unkenntnis nicht äußern und lasse das damit auch.
Und damit sind wir schon mittendrin im Thema, denn für viele bin ich schon jetzt ein naturentfremdeter Gutmensch und Wolfsstreichler. Aber dazu gleich mehr.
Momentan überschlagen sich in den Medien, sozialen Netzwerken und Jagdforen die Berichte, Videos, Meinungen und Sichtungen zu Wölfen in Deutschland. Klar ist, so glaube ich, dass damit eine große Herausforderung einhergeht, denn den Umgang bzw. das Zusammenleben mit Wölfen müssen wir in Deutschland erst wieder lernen. Problem dabei ist, es gibt unterschiedliche Vorstellungen darüber wie so ein Zusammenleben aussieht, ergo gibt es augenscheinlich einen heftigen Dissens zwischen Großteilen der Jägerschaft (so zumindest der Eindruck) und den „Gutmenschen und Wolfsstreichlern“. Für mich ist dabei interessant, wie die Jägerschaft, zumindest laut meiner Wahrnehmung, argumentativ vorgeht.

Selbstverständlich gibt es offene Fragestellungen zur Wiederkehr des Wolfes und diese müssen auch beantwortet werden: Wie soll ein rechtssicherer Umgang im Fall der Fälle erfolgen (Notwehrsituationen), welche Vorsichtsmaßnahmen sind für Mensch und Vieh zu treffen, ist eine Bejagung erforderlich, welche Ausgleichsmaßnahmen gibt es für getötete Nutztiere/Hunde, wie kann für den Umgang mit dem Wolf sensibilisiert werden, welche Populationen halten wir in Deutschland für angemessen etc.. Wichtige Themen an denen die Jägerschaft sich unbedingt beteiligen sollte bzw. unbedingt beteiligt werden sollte!
Ich möchte mit den folgenden Ausführungen diese Probleme nicht kleinreden, aber wie groß sind die beschriebenen Gefahren wirklich? Und wie positioniert sich die Jägerschaft dazu?
Zu Beginn ein Exkurs zu den Diskussionen um den Legalwaffenbesitz: Waffenbesitzer (also auch Jäger) traten und treten in den Diskussionen richtigerweise immer wieder für eine Versachlichung der Fragestellung ein und bedienen sich diverser Statistiken und Fakten. In diesen Auseinandersetzungen fällt auch immer wieder der Begriff der „weltfremden Gutmenschen“, die gegen den legalen Waffenbesitz argumentieren und sich polemisch mit wenigen Fakten aufstellen. Heute: Schaut man sich Kommentare und Beiträge in diversen Foren und Netzwerken an, so könnte man den Eindruck gewinnen, die Apokalypse steht bevor. Jagdhunde / Nutzvieh werden bald zu Hunderten gerissen und vor allem der Mensch findet sich in einer akuten Bedrohungslage wieder (übertrieben dargestellt, aber der Eindruck entsteht). Es werden Bilder und Videos aus aller Herren Länder bemüht, oft polemisch, manche "nur" suggestiv betitelt. Da bekomme ich ein Dèja-vue, denn es erinnert mich seltsamerweise an das Vorgehen der Waffengegner, welches damals von den Jägern verurteilt wurde. In diesem Kontext sollte man sich vor Augen führen, dass bis dato die Gefahren durch die Jagd (zumindest für Mensch und Hund) in Deutschland selbst deutlich höher sind als durch den Wolf (Annahme meinerseits, Statistik nicht zur Hand). Ist es also sinnvoll gebetsmühlenartig übertriebene Gefahrenszenarien aufzumalen, v.a. wenn man selber „Leichen im Keller“ hat oder wäre vielmehr ein sachlicher Umgang nicht hilfreicher. Übrigens der Bericht im „Jäger“ zum Fall Amelinghausen hat gezeigt, wie sehr suggestive und nicht fundierte Wolf-Kritik nach hinten losgehen kann (siehe NDR-Bericht). Disqualifiziert man sich da nicht selbst, wenn man auf BILD-Niveau agiert? Dazu nur folgendes mit Ironie: Wenn 7 Wölfe eine halbe Stunde auf ein wehrloses Ziel „jagen“ (so im Artikel genannt) und nicht erfolgreich sind, können Sie dann überhaupt so gefährlich sein, wie die Jäger immer behaupten. Ironie aus. Eine sachlichere Darstellung hätten dem Artikel gut getan.

Weiterhin sei in diesem Zusammenhang auch ein Verweis auf den gestrigen Artikel im Spiegel zum Thema „Luchs frisst Wild auf“ erlaubt. Ein Jäger, der gegenüber der bundesweiten Presse ein wirtschaftliches Argument zum entgangenen Wildbretverlust durch Raubtiere bemüht, bürdet der Jägerschaft einen Bärendienst auf (naja und auf den Wildbretverlust durch die Jagd gehe ich nicht näher ein). Für mich persönlich stellt sich da die Frage, wer ist hier eigentlich naturfremd?! Und was denkt erst der Normalbürger? Nur nebenbei: Der Einfluss auf die Population und das Verhalten seiner Beutetiere (und nein den Menschen zähle ich nicht dazu) gehört definitiv untersucht. Die Aussagen zur "Ausrottung" von Schalenwildbeständen kann ich weder belegen noch entkräften, glaube aber zum Teil den Beobachtungen der jeweiligen Jäger vor Ort. Ein Einfluss ist da, aber wie groß er wirklich ist und wie man diesen bewertet, bleibt abzuwarten. Vor dem Wolf war übrigens immer der Jagdnachbar an dem wenigen Wild schuldig…;) Darüber hinaus sollte man Folgendes im Hinterkopf behalten: Ein nicht unwesentliches Argument zur Legitimation der Jagd ist die Regulierung der Wildbestände, da keine Raubtiere vorhanden sind. Komisch jetzt wo der Wolf da ist, ist seine Regulation auf einmal falsch? Oder ist es Natur? Auf jeden Fall ein dünnes Eis für Jäger…

Eine weitere wichtige Fragestellung: Wie scheu ist der Wolf bzw. muss er sein? Ich kann nicht belegen, wo die Wölfe herstammen, frage mich aber warum diese beim Anblick von Menschen oder Autos immer direkt auf Bäume springen sollten. Das macht auch anderes Wild nicht zwangsläufig und gerade der naturnahe Jäger sollte das aus seinen Ansitzen und Pirschgängen, vielleicht auch den Erfahrungen aus fernen Ländern wissen. Eine gewisse Neugier, v.a. bei Jungtieren ist normal. Des Weiteren sind gerade Tiere, die auf Truppenübungsplätzen aufgewachsen sind, wohl einiges gewohnt. Das sollte in die Beurteilung mit einfließen. Es gibt nicht nur schwarz-weiß. Nichtsdestotrotz müssen bei nachgewiesener fehlender Scheu von Raubtieren gegenüber dem Menschen Maßnahmen ergriffen werden, die aber nicht ausschließlich ultima-ratio bedeuten müssen.
Gott sei Dank ist in Amelinghausen nichts passiert, es zeigt aber auch der Umgang mit Wölfen muss neu erlernt werden. Im Ausland sind Hinweise zur Gefährlichkeit und dem Umgang mit wilden Raubtieren kein Problem, auch nicht für deutsche Touristen, schließlich befürwortet man den Umwelt- und Naturschutz. Warum setzen wir Jäger in Deutschland also in diesem Kontext häufig (nicht immer und nicht jeder) sofort nur mit der Aufnahme ins Jagdrecht an (die ich prinzipiell auch befürworte). Es gehört insgesamt schon mehr dazu, es muss ein ausgereiftes Konzept durch die Jägerschaft mitentwickelt werden (was hoffentlich bereits hinter den Kulissen geschieht). Ich kann mich nicht auf der einen Seite über die Naturentfremdung der Bevölkerung aufregen, mich selbst als naturnah bezeichnen und auf der anderen Seite per se gegen den Wolf aussprechen bzw. diesen Anschein erwecken! Zumindest nicht, wenn man weiter ernst genommen werden möchte.

Warum machen wir uns das Leben also selber schwer und wundern uns, dass wir vielfach kein Gehör mehr finden. Sollte die Wahrnehmung der grünen Zunft in der Außenwelt sich in die Richtung verfestigen, dass wir den Wolf als bloße Konkurrenz sehen, haben wir die längste Zeit bei dem Thema mit am Tisch gesessen. Dann bleibt nur noch das Wettern vom grünen Stammtisch aus mit Lohhäuser und schäumenden Humpen.

Nehmen wir die Herausforderung Wolf also mit Engagement (und damit meine ich nicht allein eine eventuelle Bejagung) an. Leicht wird es nicht, aber das hat auch niemand gesagt.


Zum Abschluss: Dies spiegelt meine persönliche Wahrnehmung dar. Ist zu meinem Leidwesen nicht immer faktisch begründbar und hat sicherlich auch inhaltliche Fehler. Aber mir war es ein Bedürfnis diese Zeilen zu verfassen, um eventuell ein wenig zum Nachdenken anzuregen (auch mit der Gefahr mir einiges an Schelte einzufangen).

Danke,ich erwarte auch mit Spannung welche Auswirkungen die Anwesenheit des Wolfes auf den Fuchs hat und zu welchen Verhaltensänderungen das führt
 
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1 Nov 2006
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... Für mich persönlich stellt sich da die Frage, wer ist hier eigentlich naturfremd?! ...
Was für eine Frage? Die Damen und Herren Jäger können es gar nicht nicht sein. Schließlich belegt ja noch sehr eindeutig eine Veröffentlichung des DJV aus dem Jahr 2011, dass gerade und ausgerechnet die Freude am Aufenthalt in der Natur und der angewandte Naturschutz die Hauptmotive für das Ablegen der Jägerprüfung sind:

Anhang anzeigen 21073

Völlig unnötig also die Befürchtung, die Jägerschaft könne bei der Diskussion z.B. um das Thema "Wolf" mit ihrer Motivation und Expertise ungehört bleiben. Noch abstruser gar die Idee, der gemeine Jäger sähe den Wolf ausschließlich als Konkurrenten und bemühe sich, Ängste zu schüren und diese dann zu instrumentalisieren.

Schließlich verrät alleine jeder Blick in die Jagdforen, dass der gut informierte Jäger die Fragestellungen rund um die Wiederansiedlung des Wolfes mit Gleichgesinnten ausschließlich in aller Sachlichkeit, mit großer Sachkunde und einem umfassenden Verantwortungsgefühl erörtert. Ein Umstand, der angesichts der oben beschriebenen Motivationslage des Jägers auch nicht verwundert. Alleine die üblicherweise intensiv in den Jagdforen diskutierten Themen legen eindeutig darüber Zeugnis ab, dass es zuerst der Naturschutz ist, der jägerisches Denken und Handeln bestimmt.

:biggrin:
 
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Moin!

@Skogman: :cool:

Es gibt da mehrere Probleme:

1. - Keiner informiert sich selber (Ausnahmen bestätigen die Regel), aber jeder glaubt,

a) gut informiert zu sein oder wenigstens

b) einen Anspruch darauf zu haben, dass ihm jemand das nötige Wissen auf dem Silbertablett vorgekaut eintrichtert.

2. - Es wird nicht miteinander geredet, sondern übereinander, was dazu führt, dass jeder "weiss, wie der andere tickt und was er denkt", aber: siehe 1.

3. - Auf 1. aufbauend wird in jede Richtung wahnsinnig übertrieben. Und das natürlich in 2. eingebaut.

Wir haben bestimmte Diskussionen bereits beim ersten Auftauchen eines sich etablierenden Rudels geführt, die Aussichten und Ergebnisse sind im groben bis heute gleich geblieben, aber wahrscheinlich dauert es noch Generationen bis bestimmte Sachverhalte auch beim letzte Hetzer oder Streichler angekommen sind. Die Profis machen bis dahin ihr Ding und hoffen, dass die Schreihälse jeglicher Couleur nicht zu viel Aufmerksamkeit bekommen.

Viele Grüße

Joe
 
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Gelöschtes Mitglied 15848

Guest
@skogman

wie konntest du vergessen, dass gerade die Jäger, in deren heimischen Revieren leider noch nie ein Wolf auftauchte bzw. sogar die (Jung)Jäger die unglücklicherweise noch nach regelmäßiger Jagdgelegenheit Ausschau halten müssen, sich durch besondere Sachkenntnis und Sachlichkeit auszeichnen???

Das unterstreicht natürlich das hohe Niveau des grünen Abiturs bei dem der Wolf einer der wichtigsten Ausbildungsschwerpunkte ist. Nicht umsonst wie man sieht! :thumbup:
 
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Ja und?

Was, wenn Ihr die aufgestellt habt? Oder Du? Wäre wahrscheinlich auch nicht das erste Mal.
Was hat das mit dem Fall hier zu tun?
Was hat das mit mir zu tun? (Ich war's nicht).

Das wird untersucht, aufgeklärt, ggf. bestraft und fertig. Aufheulen tun da nur Gutmenschen. :biggrin:

und damit lass uns beim verfassten eingangstread bleiben -ist zu schade den kaputt zu schreiben


"Was hat das mit dem Fall hier zu tun?" Was für ein Fall? Ihr-Du Er Sie Es Ich ?
 
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Es gibt da mehrere Probleme:
Ich wüsste da einen wunderbar eloquenten Wolfsberater aus dem Münsterländischen ... der ist sicher firm in der Materie (jedenfalls hält er immer die Flagge hoch), kritisiert Zustände, die nur er beheben kann und würde auch sonst nicht allzu viel bewirken ... :biggrin:;-)



P.S.: Parteibuch vorhanden :lol:
 
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Gelöschtes Mitglied 13565

Guest
Hier wie in dem Luchsfaden stört mich eine Aussage besonders, ich meine (Ironie an) Förster und Bauern dürfen ja nicht wirtschaftlich denken und handeln, ist ja verwerflich, da ist es nur konsequent wenn auch der Jäger nicht in € und kg denken darf? (Ironie aus)


Jagd ist, nüchtern betrachtet, in meinen Augen eine normale Landnutzungsform, ein Stück Landwirtschaft, nicht mehr und nicht weniger und da ist es sehr wohl gerechtfertigt von wirtschaftlichen Verlusten zu reden.

In wie weit das Argument vor dem "Hintergrundrauschen" der natürlichen und Verkehrsverluste in Relation zu den Streckenstatistiken zieht, steht auf einem anderen Blatt.

Der Mensch verliert nicht automatisch das Recht der Naturnutzung nur weil jetzt wieder Katz´ und Kanide anwesend sind.


CdB
 

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