Zunächst einmal eines vorweg geschickt, ich finde es spannend und befürworte es, dass der Wolf nach Deutschland zurückgekehrt ist und sich offensichtlich immer neue Lebensräume erschließt. Zu der Herkunft der Populationen kann ich mich aufgrund von Unkenntnis nicht äußern und lasse das damit auch.
Und damit sind wir schon mittendrin im Thema, denn für viele bin ich schon jetzt ein naturentfremdeter Gutmensch und Wolfsstreichler. Aber dazu gleich mehr.
Momentan überschlagen sich in den Medien, sozialen Netzwerken und Jagdforen die Berichte, Videos, Meinungen und Sichtungen zu Wölfen in Deutschland. Klar ist, so glaube ich, dass damit eine große Herausforderung einhergeht, denn den Umgang bzw. das Zusammenleben mit Wölfen müssen wir in Deutschland erst wieder lernen. Problem dabei ist, es gibt unterschiedliche Vorstellungen darüber wie so ein Zusammenleben aussieht, ergo gibt es augenscheinlich einen heftigen Dissens zwischen Großteilen der Jägerschaft (so zumindest der Eindruck) und den „Gutmenschen und Wolfsstreichlern“. Für mich ist dabei interessant, wie die Jägerschaft, zumindest laut meiner Wahrnehmung, argumentativ vorgeht.
Selbstverständlich gibt es offene Fragestellungen zur Wiederkehr des Wolfes und diese müssen auch beantwortet werden: Wie soll ein rechtssicherer Umgang im Fall der Fälle erfolgen (Notwehrsituationen), welche Vorsichtsmaßnahmen sind für Mensch und Vieh zu treffen, ist eine Bejagung erforderlich, welche Ausgleichsmaßnahmen gibt es für getötete Nutztiere/Hunde, wie kann für den Umgang mit dem Wolf sensibilisiert werden, welche Populationen halten wir in Deutschland für angemessen etc.. Wichtige Themen an denen die Jägerschaft sich unbedingt beteiligen sollte bzw. unbedingt beteiligt werden sollte!
Ich möchte mit den folgenden Ausführungen diese Probleme nicht kleinreden, aber wie groß sind die beschriebenen Gefahren wirklich? Und wie positioniert sich die Jägerschaft dazu?
Zu Beginn ein Exkurs zu den Diskussionen um den Legalwaffenbesitz: Waffenbesitzer (also auch Jäger) traten und treten in den Diskussionen richtigerweise immer wieder für eine Versachlichung der Fragestellung ein und bedienen sich diverser Statistiken und Fakten. In diesen Auseinandersetzungen fällt auch immer wieder der Begriff der „weltfremden Gutmenschen“, die gegen den legalen Waffenbesitz argumentieren und sich polemisch mit wenigen Fakten aufstellen. Heute: Schaut man sich Kommentare und Beiträge in diversen Foren und Netzwerken an, so könnte man den Eindruck gewinnen, die Apokalypse steht bevor. Jagdhunde / Nutzvieh werden bald zu Hunderten gerissen und vor allem der Mensch findet sich in einer akuten Bedrohungslage wieder (übertrieben dargestellt, aber der Eindruck entsteht). Es werden Bilder und Videos aus aller Herren Länder bemüht, oft polemisch, manche "nur" suggestiv betitelt. Da bekomme ich ein Dèja-vue, denn es erinnert mich seltsamerweise an das Vorgehen der Waffengegner, welches damals von den Jägern verurteilt wurde. In diesem Kontext sollte man sich vor Augen führen, dass bis dato die Gefahren durch die Jagd (zumindest für Mensch und Hund) in Deutschland selbst deutlich höher sind als durch den Wolf (Annahme meinerseits, Statistik nicht zur Hand). Ist es also sinnvoll gebetsmühlenartig übertriebene Gefahrenszenarien aufzumalen, v.a. wenn man selber „Leichen im Keller“ hat oder wäre vielmehr ein sachlicher Umgang nicht hilfreicher. Übrigens der Bericht im „Jäger“ zum Fall Amelinghausen hat gezeigt, wie sehr suggestive und nicht fundierte Wolf-Kritik nach hinten losgehen kann (siehe NDR-Bericht). Disqualifiziert man sich da nicht selbst, wenn man auf BILD-Niveau agiert? Dazu nur folgendes mit Ironie: Wenn 7 Wölfe eine halbe Stunde auf ein wehrloses Ziel „jagen“ (so im Artikel genannt) und nicht erfolgreich sind, können Sie dann überhaupt so gefährlich sein, wie die Jäger immer behaupten. Ironie aus. Eine sachlichere Darstellung hätten dem Artikel gut getan.
Weiterhin sei in diesem Zusammenhang auch ein Verweis auf den gestrigen Artikel im Spiegel zum Thema „Luchs frisst Wild auf“ erlaubt. Ein Jäger, der gegenüber der bundesweiten Presse ein wirtschaftliches Argument zum entgangenen Wildbretverlust durch Raubtiere bemüht, bürdet der Jägerschaft einen Bärendienst auf (naja und auf den Wildbretverlust durch die Jagd gehe ich nicht näher ein). Für mich persönlich stellt sich da die Frage, wer ist hier eigentlich naturfremd?! Und was denkt erst der Normalbürger? Nur nebenbei: Der Einfluss auf die Population und das Verhalten seiner Beutetiere (und nein den Menschen zähle ich nicht dazu) gehört definitiv untersucht. Die Aussagen zur "Ausrottung" von Schalenwildbeständen kann ich weder belegen noch entkräften, glaube aber zum Teil den Beobachtungen der jeweiligen Jäger vor Ort. Ein Einfluss ist da, aber wie groß er wirklich ist und wie man diesen bewertet, bleibt abzuwarten. Vor dem Wolf war übrigens immer der Jagdnachbar an dem wenigen Wild schuldig… Darüber hinaus sollte man Folgendes im Hinterkopf behalten: Ein nicht unwesentliches Argument zur Legitimation der Jagd ist die Regulierung der Wildbestände, da keine Raubtiere vorhanden sind. Komisch jetzt wo der Wolf da ist, ist seine Regulation auf einmal falsch? Oder ist es Natur? Auf jeden Fall ein dünnes Eis für Jäger…
Eine weitere wichtige Fragestellung: Wie scheu ist der Wolf bzw. muss er sein? Ich kann nicht belegen, wo die Wölfe herstammen, frage mich aber warum diese beim Anblick von Menschen oder Autos immer direkt auf Bäume springen sollten. Das macht auch anderes Wild nicht zwangsläufig und gerade der naturnahe Jäger sollte das aus seinen Ansitzen und Pirschgängen, vielleicht auch den Erfahrungen aus fernen Ländern wissen. Eine gewisse Neugier, v.a. bei Jungtieren ist normal. Des Weiteren sind gerade Tiere, die auf Truppenübungsplätzen aufgewachsen sind, wohl einiges gewohnt. Das sollte in die Beurteilung mit einfließen. Es gibt nicht nur schwarz-weiß. Nichtsdestotrotz müssen bei nachgewiesener fehlender Scheu von Raubtieren gegenüber dem Menschen Maßnahmen ergriffen werden, die aber nicht ausschließlich ultima-ratio bedeuten müssen.
Gott sei Dank ist in Amelinghausen nichts passiert, es zeigt aber auch der Umgang mit Wölfen muss neu erlernt werden. Im Ausland sind Hinweise zur Gefährlichkeit und dem Umgang mit wilden Raubtieren kein Problem, auch nicht für deutsche Touristen, schließlich befürwortet man den Umwelt- und Naturschutz. Warum setzen wir Jäger in Deutschland also in diesem Kontext häufig (nicht immer und nicht jeder) sofort nur mit der Aufnahme ins Jagdrecht an (die ich prinzipiell auch befürworte). Es gehört insgesamt schon mehr dazu, es muss ein ausgereiftes Konzept durch die Jägerschaft mitentwickelt werden (was hoffentlich bereits hinter den Kulissen geschieht). Ich kann mich nicht auf der einen Seite über die Naturentfremdung der Bevölkerung aufregen, mich selbst als naturnah bezeichnen und auf der anderen Seite per se gegen den Wolf aussprechen bzw. diesen Anschein erwecken! Zumindest nicht, wenn man weiter ernst genommen werden möchte.
Warum machen wir uns das Leben also selber schwer und wundern uns, dass wir vielfach kein Gehör mehr finden. Sollte die Wahrnehmung der grünen Zunft in der Außenwelt sich in die Richtung verfestigen, dass wir den Wolf als bloße Konkurrenz sehen, haben wir die längste Zeit bei dem Thema mit am Tisch gesessen. Dann bleibt nur noch das Wettern vom grünen Stammtisch aus mit Lohhäuser und schäumenden Humpen.
Nehmen wir die Herausforderung Wolf also mit Engagement (und damit meine ich nicht allein eine eventuelle Bejagung) an. Leicht wird es nicht, aber das hat auch niemand gesagt.
Zum Abschluss: Dies spiegelt meine persönliche Wahrnehmung dar. Ist zu meinem Leidwesen nicht immer faktisch begründbar und hat sicherlich auch inhaltliche Fehler. Aber mir war es ein Bedürfnis diese Zeilen zu verfassen, um eventuell ein wenig zum Nachdenken anzuregen (auch mit der Gefahr mir einiges an Schelte einzufangen).
Und damit sind wir schon mittendrin im Thema, denn für viele bin ich schon jetzt ein naturentfremdeter Gutmensch und Wolfsstreichler. Aber dazu gleich mehr.
Momentan überschlagen sich in den Medien, sozialen Netzwerken und Jagdforen die Berichte, Videos, Meinungen und Sichtungen zu Wölfen in Deutschland. Klar ist, so glaube ich, dass damit eine große Herausforderung einhergeht, denn den Umgang bzw. das Zusammenleben mit Wölfen müssen wir in Deutschland erst wieder lernen. Problem dabei ist, es gibt unterschiedliche Vorstellungen darüber wie so ein Zusammenleben aussieht, ergo gibt es augenscheinlich einen heftigen Dissens zwischen Großteilen der Jägerschaft (so zumindest der Eindruck) und den „Gutmenschen und Wolfsstreichlern“. Für mich ist dabei interessant, wie die Jägerschaft, zumindest laut meiner Wahrnehmung, argumentativ vorgeht.
Selbstverständlich gibt es offene Fragestellungen zur Wiederkehr des Wolfes und diese müssen auch beantwortet werden: Wie soll ein rechtssicherer Umgang im Fall der Fälle erfolgen (Notwehrsituationen), welche Vorsichtsmaßnahmen sind für Mensch und Vieh zu treffen, ist eine Bejagung erforderlich, welche Ausgleichsmaßnahmen gibt es für getötete Nutztiere/Hunde, wie kann für den Umgang mit dem Wolf sensibilisiert werden, welche Populationen halten wir in Deutschland für angemessen etc.. Wichtige Themen an denen die Jägerschaft sich unbedingt beteiligen sollte bzw. unbedingt beteiligt werden sollte!
Ich möchte mit den folgenden Ausführungen diese Probleme nicht kleinreden, aber wie groß sind die beschriebenen Gefahren wirklich? Und wie positioniert sich die Jägerschaft dazu?
Zu Beginn ein Exkurs zu den Diskussionen um den Legalwaffenbesitz: Waffenbesitzer (also auch Jäger) traten und treten in den Diskussionen richtigerweise immer wieder für eine Versachlichung der Fragestellung ein und bedienen sich diverser Statistiken und Fakten. In diesen Auseinandersetzungen fällt auch immer wieder der Begriff der „weltfremden Gutmenschen“, die gegen den legalen Waffenbesitz argumentieren und sich polemisch mit wenigen Fakten aufstellen. Heute: Schaut man sich Kommentare und Beiträge in diversen Foren und Netzwerken an, so könnte man den Eindruck gewinnen, die Apokalypse steht bevor. Jagdhunde / Nutzvieh werden bald zu Hunderten gerissen und vor allem der Mensch findet sich in einer akuten Bedrohungslage wieder (übertrieben dargestellt, aber der Eindruck entsteht). Es werden Bilder und Videos aus aller Herren Länder bemüht, oft polemisch, manche "nur" suggestiv betitelt. Da bekomme ich ein Dèja-vue, denn es erinnert mich seltsamerweise an das Vorgehen der Waffengegner, welches damals von den Jägern verurteilt wurde. In diesem Kontext sollte man sich vor Augen führen, dass bis dato die Gefahren durch die Jagd (zumindest für Mensch und Hund) in Deutschland selbst deutlich höher sind als durch den Wolf (Annahme meinerseits, Statistik nicht zur Hand). Ist es also sinnvoll gebetsmühlenartig übertriebene Gefahrenszenarien aufzumalen, v.a. wenn man selber „Leichen im Keller“ hat oder wäre vielmehr ein sachlicher Umgang nicht hilfreicher. Übrigens der Bericht im „Jäger“ zum Fall Amelinghausen hat gezeigt, wie sehr suggestive und nicht fundierte Wolf-Kritik nach hinten losgehen kann (siehe NDR-Bericht). Disqualifiziert man sich da nicht selbst, wenn man auf BILD-Niveau agiert? Dazu nur folgendes mit Ironie: Wenn 7 Wölfe eine halbe Stunde auf ein wehrloses Ziel „jagen“ (so im Artikel genannt) und nicht erfolgreich sind, können Sie dann überhaupt so gefährlich sein, wie die Jäger immer behaupten. Ironie aus. Eine sachlichere Darstellung hätten dem Artikel gut getan.
Weiterhin sei in diesem Zusammenhang auch ein Verweis auf den gestrigen Artikel im Spiegel zum Thema „Luchs frisst Wild auf“ erlaubt. Ein Jäger, der gegenüber der bundesweiten Presse ein wirtschaftliches Argument zum entgangenen Wildbretverlust durch Raubtiere bemüht, bürdet der Jägerschaft einen Bärendienst auf (naja und auf den Wildbretverlust durch die Jagd gehe ich nicht näher ein). Für mich persönlich stellt sich da die Frage, wer ist hier eigentlich naturfremd?! Und was denkt erst der Normalbürger? Nur nebenbei: Der Einfluss auf die Population und das Verhalten seiner Beutetiere (und nein den Menschen zähle ich nicht dazu) gehört definitiv untersucht. Die Aussagen zur "Ausrottung" von Schalenwildbeständen kann ich weder belegen noch entkräften, glaube aber zum Teil den Beobachtungen der jeweiligen Jäger vor Ort. Ein Einfluss ist da, aber wie groß er wirklich ist und wie man diesen bewertet, bleibt abzuwarten. Vor dem Wolf war übrigens immer der Jagdnachbar an dem wenigen Wild schuldig… Darüber hinaus sollte man Folgendes im Hinterkopf behalten: Ein nicht unwesentliches Argument zur Legitimation der Jagd ist die Regulierung der Wildbestände, da keine Raubtiere vorhanden sind. Komisch jetzt wo der Wolf da ist, ist seine Regulation auf einmal falsch? Oder ist es Natur? Auf jeden Fall ein dünnes Eis für Jäger…
Eine weitere wichtige Fragestellung: Wie scheu ist der Wolf bzw. muss er sein? Ich kann nicht belegen, wo die Wölfe herstammen, frage mich aber warum diese beim Anblick von Menschen oder Autos immer direkt auf Bäume springen sollten. Das macht auch anderes Wild nicht zwangsläufig und gerade der naturnahe Jäger sollte das aus seinen Ansitzen und Pirschgängen, vielleicht auch den Erfahrungen aus fernen Ländern wissen. Eine gewisse Neugier, v.a. bei Jungtieren ist normal. Des Weiteren sind gerade Tiere, die auf Truppenübungsplätzen aufgewachsen sind, wohl einiges gewohnt. Das sollte in die Beurteilung mit einfließen. Es gibt nicht nur schwarz-weiß. Nichtsdestotrotz müssen bei nachgewiesener fehlender Scheu von Raubtieren gegenüber dem Menschen Maßnahmen ergriffen werden, die aber nicht ausschließlich ultima-ratio bedeuten müssen.
Gott sei Dank ist in Amelinghausen nichts passiert, es zeigt aber auch der Umgang mit Wölfen muss neu erlernt werden. Im Ausland sind Hinweise zur Gefährlichkeit und dem Umgang mit wilden Raubtieren kein Problem, auch nicht für deutsche Touristen, schließlich befürwortet man den Umwelt- und Naturschutz. Warum setzen wir Jäger in Deutschland also in diesem Kontext häufig (nicht immer und nicht jeder) sofort nur mit der Aufnahme ins Jagdrecht an (die ich prinzipiell auch befürworte). Es gehört insgesamt schon mehr dazu, es muss ein ausgereiftes Konzept durch die Jägerschaft mitentwickelt werden (was hoffentlich bereits hinter den Kulissen geschieht). Ich kann mich nicht auf der einen Seite über die Naturentfremdung der Bevölkerung aufregen, mich selbst als naturnah bezeichnen und auf der anderen Seite per se gegen den Wolf aussprechen bzw. diesen Anschein erwecken! Zumindest nicht, wenn man weiter ernst genommen werden möchte.
Warum machen wir uns das Leben also selber schwer und wundern uns, dass wir vielfach kein Gehör mehr finden. Sollte die Wahrnehmung der grünen Zunft in der Außenwelt sich in die Richtung verfestigen, dass wir den Wolf als bloße Konkurrenz sehen, haben wir die längste Zeit bei dem Thema mit am Tisch gesessen. Dann bleibt nur noch das Wettern vom grünen Stammtisch aus mit Lohhäuser und schäumenden Humpen.
Nehmen wir die Herausforderung Wolf also mit Engagement (und damit meine ich nicht allein eine eventuelle Bejagung) an. Leicht wird es nicht, aber das hat auch niemand gesagt.
Zum Abschluss: Dies spiegelt meine persönliche Wahrnehmung dar. Ist zu meinem Leidwesen nicht immer faktisch begründbar und hat sicherlich auch inhaltliche Fehler. Aber mir war es ein Bedürfnis diese Zeilen zu verfassen, um eventuell ein wenig zum Nachdenken anzuregen (auch mit der Gefahr mir einiges an Schelte einzufangen).