... ist ja nicht so, als wäre ich nur Beobachter wenn es darum geht, sich zu blamieren:
Ich als Jagdgast. Zweimal doof hintereinander. Bei einem Ansitz.
Der Einladung eines Foristen folgend hatte ich mich aufgemacht, sitzen durfte ich über’s Wochenende „Früh, oder abends oder den ganzen Tag. Egal, sag nur Bescheid, was du machst und wo du bist“. An der mir zugeteilten Kanzel sollten Sauen kommen, Schussdistanz nicht weit, Kugelfang gegeben. Alles im hellen von der Kanzel überprüft, markante Punkte gemerkt, jetz kann’s losgehen. Also nach dem häuslichen Einrichten das Magazin in die Büchse gestopft … „was mach’sen jetzt? Laden und sichern oder besser unterladen?“ Da ich erstens Jungjäger, zweitens zu dem Zeitpunkt noch nicht lange diese meine Waffe gehandhabt hatte und drittens ein Verfechter von „Safety First“ bin, habe ich die Waffe also geladen aber entspannt abgelegt.
Nach einer Stunde, es dämmerte, steht da doch glatt auf einmal ein Überläufer, vielleicht 50m entfernt. Fernglas hoch. Ja, Überläufer. Ganz alleine. Nix sonst zu sehen, nichts raschelt oder rumort. Fernglas weg, Waffe genommen. Noch einmal durch ZF. Verblüffenderweise immer noch ein Überläufer. Kugelgriff fassen, hochdrücken „Klack!“. Überläufer wirft das Haupt hoch und guckt in meine Richtung. „Jetzt das Schloss wieder runter, dann liegt er gleich“. Also sanft Druck nach unten ausgeübt … „KLACK!“ schallt es aus der Kanzel. Überläufers Ohren gehen beide nach vorne „Das Geräusch kenne ich“, so denkt er sich und macht sich im verschärften Galopp auf und sucht das weite.
Das zweite doof ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Dieses frustrierende Erlebnis muss mitgeteilt werden. Per Handy, an einen Freund, mit dem ich mich regelmäßig unterhalte. Ich meine Doofheit geschildert und es entbrannte eine Unterhaltung, die länger dauerte und lautlos, weil per Textnachrichten geführt wurde. Zwischenzeitlich war es dunkel geworden, ich machte kurz die Augen zu. Werde wach, knapp 24h, gucke raus. Nix zu sehen. Handy: diverse Nachrichten, die es zu beantworten galt und so tat ich, wie mir geheißen. Nun führe ich ein Smartphon. Eines mit diesen wunderbar hellen Displays. So richtig hell. So HELL hell.
Auf einmal raschelt es vor mir und eine Rotte steht vor der Kanzel Zumindest glaube ich, dass es eine ganze Rotte ist, Nachtsicht hatte ich zu dem Zeitpunkt schon keine mehr, . Fernglas hoch. „Aha! Ich erkenne Schemen! So eine Scheisse!“. Immerhin konnte ich die Schemen in große („Das ist die Bache!“) mittlere („Das werden Überläufer sein!“) und kleine („Frischlinge, klar“) unterscheiden. Soweit meine trübe Sicht dies zuließ habe ich versucht mich zu orientieren. Alles wuselte durcheinander, richtig was erkennen konnte ich nicht. NOCH nicht, die Augen werden sich ja an die Dunkelheit gewöhnen.
Aber da! Abseits, ein mittelgroßer Schemen. Breit stehend! Also 56er Glas weg, Waffe hoch, durch 50er ZF geschaut. „Das ist ja noch mal dunkler!“ Vergößerung runter geschraubt, damit ich mehr sehe, 3-fach tut’s bei der Distanz. Im Glas wuselte es immer noch, meinen Abseits und ruhig stehenden Schemen suche ich noch, da bläst Mama Schwein kurz und die Truppe marschiert geschlossen von dannen. Aber da ist mein mittelgroßer Schemen. Nur … „wo ist denn bitte vorne?“. Angestrengt durch die Linsen gelauert und gehofft, dass die Pupillen irgendwann größer als Stecknadelköpfe werden. „Das musste vorne sein! Bleib so … bleib so … wieso bewegst du dich denn nicht?“
Da eh der Wurm drin war, Waffe runter, Taschenlampe raus und hingeleuchtet. Ich hatte einen kapitalen Erdhaufen anvisiert und eben dort versucht, den richtigen Fleck für einen Kammerschuss zu finden.
Am Folgetag saß ich an gleicher Stelle, gestählt mit dem Wissen um die Dinge, die es zu vermeiden gilt. Es ließ sich nicht ein Stück Wild sehen.