Auch schlechte Schützen dürfen jagen

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... Liegt das jetzt an den JJ, oder "am System" ? ...
Meiner Meinung nach liegt das zuerst daran, dass a) die Freizeitbeschäftigung Jagd heute sehr viel mehr als früher im Wettbewerb zu vielen anderen Dingen steht und b) der Jägeralltag vergleichsweise deutlich weniger Action bietet, als das die Schwarzwaldfieber-Filme vermitteln.
 
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Meiner Meinung nach liegt das zuerst daran, dass a) die Freizeitbeschäftigung Jagd heute sehr viel mehr als früher im Wettbewerb zu vielen anderen Dingen steht und b) der Jägeralltag vergleichsweise deutlich weniger Action bietet, als das die Schwarzwaldfieber-Filme vermitteln.

:thumbup:

der nächste Grund: die Hemmschwelle ist durch Kompakt und Wochenendkurse zum Jagdschein Zeitbegrenzt auf 1/4 des früheren Jahreskurses (1 Jahr und länger) damit verbunden das auch einige wegen beruflichen und prestigeträchtigen Gründen den Jagdschein machen. Ich bin Ausbilder einer Privaten Jagdschule und von unseren ca. 120 Schüler im Jahreszyklus (in der wir 4 mal Prüfung machen) sind mindestens 1/3 aus dieser Intention oder anderen Gründen die eher mit Neugierde zu tun haben zum Jagdschein angetreten. Sie sind deswegen für mich in keinster Weise die schlechteren Jäger, nur um das klar zu stellen. Aber die Intention ist halt eine andere, die ich genauso respektiere.


Ich wäre mir sicher gäbe es nur einen Kurs über 1,5 Jahre hätten wir seit 2005 nur um die hälfte mehr Jäger, wenn überhaupt.

Genau diese sind es dann auch häufiger die durch sehr wenig "Vorbelastung" keinerlei Anschluss, für eigene Revierverantwortung in Form als BGS oder auch nur einmal Jagdgast bekommen.

Über Passion wird immer sehr viel diskutiert, aber ein ungeschriebenes Gesetzt besagt das eben nur 20% der Jagdscheininhaber an 80% der Jahresstrecke aktiv Mitwirken.

In machen Regionen mag auch das liebe Geld eine Rolle spielen, bei uns in der Gegend sicher nicht... bei einen durchschnittlichen Pachtpreis von 3€ für Ha im Lkrs und gemäßigte Wildschadensregelungen.


Und dann gäbe es dann noch die Die wollen aber nicht können warum auch immer....
 
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Diese Anmerkungen werden dann auch wohl der Grund sein, dass viele Pächter, Beständer, Forstbetriebe keine verlässlichen und passionierten Begeher und PBler bekommen. Früher war es so, dass der jagdlich Interessierte nicht noch einige andere Hobbys nebenher und das ihm liebste und am wenigsten anstrengende mit Vorliebe betreibt.

Viele Pächter beklagen ja , dass für die Bockjagd die "Passion" weit größer ist, als für die Jagd auf weibliches Wild, oder etwa bei Revierarbeiten. Klar geht die Arbeit vor, aber früher, als nicht 36 sondern 48 Std. gearbeitet werden musste, wurde auch gejagt.
Wer als JSI gar nicht jagt, wird seine Gründe haben, kann aber auch nicht unter Generalverdacht gestellt werden, ein schlechter Schütze zu sein. Das wird sich immer nur bei den aktiven Jägern bemerkbar machen, wurscht ob sie jung, älter oder alt sind.

Vielleicht war "früher" das Umfeld der JJ-Anwärter ein anderes als heute. Die Leute und Leutinnen kamen aus jagdnahen Kreisen und weniger aus "Neugier", die dann auch schnell nachlässt, weil die Jagd, wenn mit Passion betrieben, kein schicker Zeitvertreib ist, sondern eine sich selbst auferlegte Verpflichtung, ohne das jetzt zu geschraubt auszudrücken.
 
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Das Problem haben doch alle. Den Vereinen gehen die jungen Leute aus, keiner will mehr Vorsitz machen, niemand erscheint zu den Arbeitsstunden, etc.

Kenne ich vom Schießsport, Reitsport, Hundeverein, diversen Uni-Gruppen...

Ist vermutlich eher dem Zeitgeist geschuldet.
 
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Wenn du es daher kennst, müsstest du schon in mindestens 4 oder 5 Vereinen (+Jäger und +Internet) sein.
Engagiert sich jemand zusätzlich politisch, sozial oder für seine Kinder in der Schule, dann wird es eben knapp.
Hat aber alles nix mit guten oder schlechten Schützen zu tun, die es in allen Kreisen und Schichten gibt.
Die Frage ist nur, wie werden schlechte Schützen besser.

Genauso könnte man fragen, wie werden schlechte Autofahrer besser.
Die Fahr- und Jägerprüfung haben beide bestanden.
Wieviele Autofahrer lassen sich weitersschulen, falls sie überhaupt zur Erkenntnis gelangen sollten, schlecht zu fahren.
Immerhin hören manche auf, weil sie schlecht sehen oder hören, nachtblind sind, oder sich dem Verkehr nicht mehr gewachsen fühlen.

Bei Jägern verhält es sich ähnlich, denn sie vermeiden es, Schwächen offenkundig werden lassen, die sich auf der Jagd weniger auf dem Stand aber umso deutlicher zeigen. Lieber bleiben sie ganz vom Stand weg, während sie sich in des Waldes Einsamkeit für immer noch gut genug halten. Klar - es sind immer "die anderen" und selbst hält man sich fit, auf dem Stand ist man meist allein und kann sich allenfalls einen Reim darauf machen, warum das so ist.
 
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Schlechte Jagd-Schützen werden m.E. nur dadurch besser, dass Sie von einem leidlich guten Schützen an der Hand genommen, durch diesen zum Üben motiviert und vor allem hinsichtlich der Schießfehler korrigiert werden. Hier kann man in seinem persönlichen jagdlichen Umfeld durchaus viel erreichen. Deswegen wird nicht jeder zum Meisterschützen (was ja auch gar nicht erforderlich ist) lernt aber seine Fähigkeiten so einzuteilen, dass sein Handeln waidgerecht ist.
 
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Deswegen wird nicht jeder zum Meisterschützen (was ja auch gar nicht erforderlich ist) lernt aber seine Fähigkeiten so einzuteilen, dass sein Handeln waidgerecht ist.

genau dieser Satz ist wohl das erklärte Ziel . Ein guter Schütze auf der Jagd zeichnet sich nicht nur dann aus wenn er den Finger Krumm macht, sondern auch dann wenn er Ihn gerade lässt.


Alles andere liegt auch im Ermessen des Jagdherrn , wer wo steht .

Aber ein Beispiel aus meine Revier: Ein Mitgeher bei mir:
75 Jahre 55 Jagdscheine in ärmlichen Verhältnissen zuhause . 1 Jagdwaffe ( Drilling 7x65r 2x 12/70) mit der bestreitet er alle arten von jagdlichen Einsätzen.

Verbrauch im Jahr ca. 15 Schrotpatronen 10 Kugelpatronen 2-4 FLG
Trefferquote: nahe zu 100%
Produzierte Nachsuchen: 2 seit ich Ihn kenne ( ca 15 Jahre) davon eine Totsuche
Fehlschüsse: 1x ( auf einen Hasen im Stangenholz auf ner Riegeljagd )
Schusstyp: eher zurückhaltend
Schießstechnische Leistung am Schießstand: nach Schulnoten 3-4

Er gehört definitiv zu meinen Vorbildern, er weiß was er kann und was er nicht kann. Er kann gut damit umgehen wenn eine vermeintliche Chance verstrichen ist, hat keinerlei Ansprüche auf nen guten Stand ist mit allem zufrieden und Jagd sehr vorbildlich. Denkt zuerst und hat eine klare Einstellung zum Thema obwohl er, ohne Witz, zu den armen Leuten gehört wenn man nur aufs Konto schaut. Ansonsten ist dieser Mensch, dieser Jäger reicher wie einige von uns.
 
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Gegen dein Beispiel ist nix einzuwenden, aber wie viele Jäger haben gar keinen "Jagdherrn"?
Gehen auf DJ, wo den Einladenden die Schießerei nicht groß interessiert.
Die Einladung erfolgt wegen Bekanntheit, Verbindlichkeit oder wegen Bezahlung.
Das ist auf der (geführten) Einzeljagd nicht anders, wo des Sängers Höflichkeit schweigt.
Die Nachsucher und Jagdführer werden sich wegen der "Schweigepflicht" kaum detailliert äußern.

Wenn hier im forum so viele gute Schützen sind, deren fachliche und didaktische Fähigkeiten
sie qualifizieren würden, dann könnten diese doch einmal rausrücken, wie oft sie um Rat angegangen wurden.
Vage Angaben wie "schon oft" oder "schon einige Male" sind keine belastbaren Angaben.
Vielleicht unterscheiden sich die Zahlen von denen, die sich ihrerseits um Hilfe und Tat bemüht haben.
Also dürfen und werden aus welchen Gründen auch immer, auch schlechte Schützen (weiterhin) jagen.
 
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... Wenn hier im forum so viele gute Schützen sind, deren fachliche und didaktische Fähigkeiten sie qualifizieren würden, dann könnten diese doch einmal rausrücken, wie oft sie um Rat angegangen wurden ...
Die böswillige Unterstellung dieses Satzes ignorierend, erlaube ich mir - sowohl als regelmäßig Ratsuchender, wie als regelmäßig Ratgebender - zu bemerken, dass ich zumindest bei nahezu jedem gemeinsamen Tontaubenschießen einen Austausch von Tipps und Erfahrungen erlebe.

Vor Ort stellt sich weder die Frage nach den "fachlichen und didaktischen Fähigkeiten" des Ratgebenden, noch danach, ob er ein "guter" Schütze ist. Hier reicht es schlicht, wenn er z.B. eine ganz bestimmte Taube regelmäßig sicher trifft, die mir Probleme bereitet und es ihm gelingt mir seine Art der Herangehensweise an eben diese Taube so zu vermitteln, dass ich damit erfolgreich bin.

Unabhängig vom Schießtraining beim Profi, erlebe ich oben beschriebene Situation nicht als Ausnahme, sondern in der Zeit von April bis August zweimal monatlich beim gemeinsamen Schießen unseres Hegeringes als Regel. Heute Abend geht es für das Jahr 2016 wieder los - und ich freu mich drauf.

Will sagen: Schlechte Schützen bleiben nur wirklich schlecht, wenn sie nicht zuerst Spaß am Training haben - die fachlichen und didaktischen Fähigkeiten ihrer Ratgeber sind nachrangig.
 
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Will sagen: Schlechte Schützen bleiben nur wirklich schlecht, wenn sie nicht zuerst Spaß am Training haben - die fachlichen und didaktischen Fähigkeiten ihrer Ratgeber sind nachrangig.
Wenn ich mir die fachlichen und didaktischen Fähigkeiten einiger JJ-Ausbilder (nicht Jagdschule, die kenn' ich nicht) anschaue, kann ich sehr gut verstehen, warum bei deren Opfern garantiert kein Spaß am Schießen entstehen wird.

basti
 
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anonym

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Wenn ich mir die fachlichen und didaktischen Fähigkeiten einiger JJ-Ausbilder (nicht Jagdschule, die kenn' ich nicht) anschaue, kann ich sehr gut verstehen, warum bei deren Opfern garantiert kein Spaß am Schießen entstehen wird.

basti
Das unterschreib ich so gern
 

M03

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Das unterschreib ich so gern
Ich auch . Wäre mein Vater nicht schon mein erster Lehrer gewesen , dann hätte ich es im Kurs wohl nicht gelernt . Erst recht nicht weil ich die Flinte von Zuhause mitbrachte . Wer beim Schiessausbilder die Flinte gekauft hat bekamauch Aufmerksamkeit . Je teurer die Flinte umso mehr Aufmerksamkeit.
Leider Gottes ein immer wiederkehrendes Thema.
 
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Habe gerade noch mal mit einem Jungjäger, der in meiner Abteilung arbeitet gesprochen. Er hatte mir vorletzte Woche erzählt, dass er seinem örtlichen Schützenverein beigetreten ist und dort bis .222 auf 100m schießen kann und Kw sowieso. Da er weiß, wie gern ich wiederlade und auf dem Stand bin, hatten diesbezüglich ein längeres Gespräch. Gerade eben noch mal angesprochen auf das Schießen im Jungjägerkurs und alles geschildert bekommen, was hier in den letzten Posts geschrieben wurde...und ich hatte mich gewundert, dass er nach der Jägerprüfung kein Angebot, mal mit auf den Stand zu kommen angenommen hat...

sind jetzt für einen Termin nach Ostern verabredet...erschreckend, hätte ich nicht gedacht...
 
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Schießstand haben fast alle wg. des erlittenen Prüfungstraumas als wenigstens unangenehm in Erinnerung. Daher ist es schwierig diese Schwellenangst allein zu überwinden.
Da hilft fast keiner und Eigenmotivation fehlt häufig . Was kann man dagegen tun? In Deutschland kommt dann regelmäßig eine Verordnung. Oder die Teilnahme an DJ wird vom Schießnachweis abhängig gemacht, was von den Teilnehmern klaglos in Kauf genommen wird.
 
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Mit Sicherheit ist in diesem Forum einige tausend Male zu lesen, dass man das Jagen erst nach der Prüfung lernt. Warum also erstaunt es denn so, dass die Prüfung eben so wenig ein Beleg für die Schießfertigkeit sein kann?

Nicht nur, dass die Anforderungen der Schießprüfungen sich von Bundesland zu Bundesland deutlich unterscheiden und dabei keineswegs überall an die Jagdpraxis angelehnt sind, auch der Umfang der praktischen Schießausbildung sinkt selbstverständlich in gleichem Maße wie der Zeitaufwand für die Kurse zur Vorbereitung auf die Jägerprüfung insgesamt.

Da beschränkt sich der eine oder andere "Schießausbilder" z.B. beim Flintenschießen nahezu auf das Training des ersten und letzten Standes des Skeetparcours um dem Prüfling "seine" drei notwendigen Wurfscheiben zu gewährleisten. Sollte dieser (fast aus Versehen) an den anderen Ständen zusätzlich ´ne querfliegende Taube erwischen - umso besser.
Das Netz ist voll mit Jagdschulen, die sich allerorten gerne mit Pauschalpreisen unterbieten. Unter solchen Bedingungen ist jede Patrone, die nicht verschossen wird, ein betriebswirtschaftlicher Segen.

Schüler, die sich (zu Recht) unsicher fühlen, suchen sich bereits in den ersten Tagen ihrer Ausbildung einen zusätzlichen "Ausbilder", der ihnen womöglich ganz andere Vorgaben vermittelt als es ihr Jagdschulausbilder tut.

Was ist die Folge? Ein verwirrter Schüler, der sich für untalentiert und das Flintenschießen für eine Raketenwissenschaft hält, die nur wenige Auserwählte beherrschen.

Schlechte Voraussetzungen für freiwillige Besuche auf dem Stand nach der Prüfung und für Schießspaß.
 

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