A twelve Year old appointment...

Registriert
9 Mrz 2009
Beiträge
222
Wehrte Forumsgemeinde!

Als vor zwölf Jahren im Rahmen eines zehnmonatigen Praktikums in Neuseeland meine erste Tahr-Jagd (ein Bekannter des Farmers, für den ich damals Kühe gemolken habe, hatte mich mitgenommen) so erfolglos war, dass wir nicht mal ein Stück Wild gesehen hatten stand für mich fest:
Ich werde noch einmal um die halbe Welt fliegen um "mein" Tahr zu bekommen!!!

Diese zwölf Jahre alter Verabredung wollte ich in diesem Jahr jetzt endlich einlösen.

Hier der "Reisebericht" dazu....

Irgendwann im Frühjahr diesen Jahres hab ich meinen Bekannten von damals angerufen und ihn gefragt, ob er wohl Interesse an einer Wiederholung unserer damaligen Jagd hätte. Nach einigen Mails, die hin und her geschickt wurden, kam dann die Frage: Wann kommst Du genau? Mit dieser Frage stand ich jetzt unter Zugzwang. Also kurzerhand den Flug mit Emirates Airlines von Düsseldorf via Dubai, Bangkok, Sydney nach Christchurch gebucht; 31 Stunden Reisezeit und nur ein Flugzeugwechsel in Dubai. Nur einmal das Flugzeug wechseln zu müssen, war mir wichtig, da ich meine eigene Waffe mitnehmen und nicht nachher in Christchurch ohne Waffe dastehen wollte. Die großzügigen 30 kg Reisegepäck von Emirates machten es dann auch möglich, die Rößler Titan in einen stabilen Pelicase Waffenkoffer zu stecken und selber noch ausreichend Kleidung etc. mitnehmen zu können.
Nachdem ich am Donnerstag den 27. Oktober in Christchurch angekommen war, hatte ich noch ein paar Tage Zeit, die Reise und die Zeitverschiebung aus den Knochen zu bekommen. Am Montag dem 31.10. gings los; Neben meinem Bekannten waren noch zwei weitere "Kiwis" mit von der Partie. Mit nem vollgepackten Geländewagen gings Richtung "Rangitata River" in den neuseeländischen Alpen. Das Wetter war uns wohlgesonnen und die majestätische Landschaft zeigte sich in all ihrer Pracht:

CIMG0185.JPG


CIMG0186.JPG


CIMG0191.JPG


CIMG0200.JPG


Mittendrinn in dieser Gegend war der Heliport von dem es dann ins Jagdgebiet gehen sollte.

CIMG0202.JPG


War die Landschaft von der Straße aus schon beeindruckend, so bekam sie aus der Luft noch einmal ne ganz andere Dimension:

CIMG0226.JPG


CIMG0230.JPG


Im Jagdgebiet eingetroffen gings erst mal ans "Lager aufbauen". Ein Zelt für je zwei Mann.

CIMG0248.JPG


Das hatte sicherlich nichts mit geräumigem Luxus zu tun, aber um nachts den nötigen Schlaf zu finden sollte es reichen...

Da der Tag noch Jung war, machten wir uns in Zweier-Gruppen auf den Weg zu einem ersten Pirschgang, der mir sehr schnell wieder bewußt werden ließ, dass es dort doch etwas gebirgiger ist, als am tiefsten Niederrhein...

CIMG0263.JPG


CIMG0274.JPG


Wir gingen flussaufwärts bis fast zum Quellbereich des Flusses ohne unter regelmäßigem und intensivem Abglasen der Hänge wirklich etwas zu sehen.
Auf einmal kamen wir zu einem größeren Schneefeld, dass noch nicht der Frühjahrssonne zum Opfer gefallen war und da waren sie: Spuren von Wild, die das Schneefeld im oberen Bereich des Hangs gequert hatten; vorsichtig pirschten wir weiter, bis Mick (mein Bekannter) mich abrupt zurück hielt und Hang aufwärts deutete... Da waren Sie, die ersten Tahre, die ich in freier Wildbahn zu Gesicht bekam!!!
Wir beobachten Sie eine Weile, wie spielerisch sie sich in den Felsen oberhalb von uns bewegten und sich durch uns nicht stören ließen bzw. uns gar nicht wahrgenommen hatten. Nachdem ein Tahr auf einem Felsen gut sichtbar frei Stand, hörte ich nur ein "give it a go". Ein schön großer Felsen diente als Auflage und kurze Zeit später machte sich das 165 grs SST-Geschoss der Hornady Superformance aus der .30-06 auf dem Weg. Wie vom Blitz getroffen stürzte das Tahr zu Boden und fiel dann unglücklicherweise in derart unwegsames Gelände, das an eine Bergung, ohne sich selber in Gefahr zu bringen, leider nicht zu denken war und verendete dort unter kurzem schlegeln.

CIMG0283.JPG


Die nächsten Minuten waren ein nicht zu beschreibender Zwiespalt zwischen unglaublicher Freude, dass einem das gelungen war, worauf man so lange gewartet hat und weswegen man sich letztendlich auf den Weg gemacht hat und der Enttäuschung, das Wild nicht bergen zu können. Begleitet von diesen Gedanken machten wir uns auf den Weg zum Camp. Dort angekommen nutzen wir die Zeit bis zum dunkel werden neben Abendessen mit dem Abglasen der Hänge, wo wir zu unsere Freude eine weitere Gruppe Tahr entdeckten, die wir am nächsten Tag angehen wollten.
Ein kurzes Abglasen der Stelle am nächsten Morgen, an der wir die Tahre am Vorabend entdeckt hatten, bestätigte die Standorttreue dieser Spezies, wenn sie nicht gestört wird.
Wie dem folgenden Foto zu entnehmen ist, bieten die mit Tussok-Gras bewachsenen Hänge nicht wirklich viel Deckung, die einem das anpirschen ans Wild erleichtern.

CIMG0290.JPG


Um uns dennoch ungemerkt annähern zu können, mussten wir uns bemühen, einen Platz mehr oder weniger oberhalb von ihnen finden von dem sich ein Schuß antragen ließ. Dabei gings dann doch ganz schön hoch hinaus...

CIMG0309.JPG


Als wir den letzten Deckung bietenden Felsen vor unserer Tahr Gruppe erreicht hatten, ließen sie sich auch ansprechen. Wir hatten es mit einer Truppe Heranwachsender zu tun, wozu als stärkstes ein drei Jähriges männliches Stück zählte. Mick und ich waren uns schnell einig, dass dieser das Ziel sein sollte. Ich war mir eigentlich recht sicher, gut drauf gewesen zu sein, daher war ich sehr überrascht, dass nach dem Schuß alle Stücke der Truppe hochflüchtig über den nächsten Bach in felsigeres Gelände zogen, wobei das beschossene Stück sich doch etwas auffällig bewegte. Nach einer Verschnaufpause nach dem doch anstrengenden Angehen der Truppe machten wir uns langsam auf den Weg, den sie vorher geflüchtet waren. Im felsigeren Gelände angekommen trennten wir uns. Mick blieb im etwas tiefer gelegenem flacheren Bereich, während ich die höheren Felsen absuchte. Nachdem umrunden eines Felsvorsprungs, fand ich Schweiß. Im gleichen Moment, entdeckte ich etwa 30 m vor mir das Tahr an einer Kante eines tief in den Felsen eingeschnitten kleinen Baches stehen. Die Büchse vom Rücken nehmen, Repetieren, Zielen und schießen war eins...

CIMG0329.JPG


Durch den Schuss dauerte es nicht lange bis auch Mick auftauchte und diesmal konnten Wir die Beute auch bergen :)

CIMG0331.JPG


CIMG0342.JPG


Überglücklich machten wir uns auf den Weg zurück zum Lager. Eigentlich war es ja erst der zweite Tag der Jagd und ich hatte mein Ziel schon erreicht. Alles was jetzt noch kommen würde wäre nur schöne Dreingabe. Im Lager wurde die Trophäe dann den Anweisungen des Präparators entsprechend, feldmäßig vorbereitet, dass Sie die Woche, bis dass Sie abgeliefert werden konnte, unbeschadet überstehen würde.

Am nächsten Tag zeigte es sich, dass das Wetter dort in den Bergen auch ganz anders kann...

CIMG0349.JPG


Im Tal war zwar noch einigermaßen Sicht, nach oben hin wurde es aber immer dichter. Anders als den beiden Tagen zuvor machte ich mich jetzt mit den beiden anderen "Kiwis" auf den Weg und es ging noch mal ein paar Meter höher. Wir pirschten lange, bis wir meinten dort angekommen zu sein, wo wir die Tahre am Vorabend ausgemacht hatten. Wirklich sehen konnten wir dank des Nebels und des Nieselregens aber nicht, bis es für einen kurzen Augenblick lichter wurde und wir die Tahre, bei denen diesmal auch einige ältere männliche Stücke dabei waren, etwa 100 m entfernt von uns ausmachen konnten. Lediglich einer der "Kiwis" konnte ein gutes Stück strecken, bevor der Nebel wieder alles verschluckte.
Zurück im Lager wurde erst einmal eine improvisierte Wäscheleine aufgebaut, um die doch gut durchweichten Kleidungsstücke trocken zu bekommen. Solche Klettertouren haben den großen Vorteil, dass sie für die nötige Bettschwere sorgen, die einen auch einen deutlich merkbaren Stein unter der Isomatte, die als Matratze fungierte, vergessen lassen...

Der nächste Tag zeigte sich wieder von seiner allerbesten Seite. Als Ziel hatten wir uns ein anderes als die bisher aufgesuchten Seitentäler ausgesucht.

CIMG0382.JPG


CIMG0384.JPG


CIMG0385.JPG


Leider bekamen wir nur ganz kurz drei Stücke in Ansicht, die aber schnell wieder hinter irgendwelchen Felsen verschwunden waren und sich auch nicht wieder zeigten. So blieb uns am Donnerstag nicht anderes, als uns an der ursprünglichen Natur dort zu erfreuen und die Felsen abzuglasen...

CIMG0387.JPG


Abends im Lager konnten wir merken, dass der Wind gedreht hatte und es richtig kalt wurde. Kälte in Verbindung mit Feuchtigkeit kann bei entsprechender Höhenlage gerne als Schnee enden. So waren wir gezwungen den ganzen Freitag im Lager zu verbringen, da das ohnehin sehr schwierige Gelände unter einer rund 25 cm dicken Schneeschicht noch deutlich gefährlicher wird...

Allein landschaftlich wars natürlich genial...

CIMG0394.JPG


CIMG0410.JPG


CIMG0419.JPG


Am Ende des mitgebrachten Lesestoffs angekommen, blieb uns am Samstag nichts anderes übrig, als das Lager abzubauen und auf den Helikopter für den Rückflug zu warten. Um die Zeit zu verkürzen veranstalteten wir noch ein kleines "Felsen im Gegenhang treffen", was auch gut klappte, dem Verfasser dieser Zeilen aber seinen ersten "Zielfernrohr-Cut" beibrachte... ;-)

Die Landschaft beim Rückflug zeigte sich durch die leichte Schneepackung von seiner schönsten Seite, so dass es zumindest eine kleine Entschädigung für den letzten Tag im Zelt war.

CIMG0466.JPG


CIMG0479.JPG


Der Jagdausflug endete natürlich im Pub, ohne dass sich einer von uns vorher umgezogen oder gar geduscht hätte. Aber dass gehört so bei den Kiwis einfach dazu!

All das in dieser Woche erlebte, trägt wohl dazu bei, dass es mich nicht wundern würde, wenn es mich ein drittes mal ans (andere) Ende der Welt verschlagen würde.

Schönen Gruß!

Klaus

P.S. wer nur die Bilder ohne den Text betrachten möchte, der braucht nur hier zu klicken
 
Registriert
25 Okt 2007
Beiträge
2.199
Hi Klaus,

Weidmannsheil! Die Bilder sind toll, jetzt krieg ich doch glatt auch noch einmal Lust... wer weiss, vielleicht kriege ich es ja naechstes Jahr zusammen, ganz soweit ist meine Anreise dann ja nicht ;-)

Bis dahin vertreibe ich mir noch die Zeit mit den Forellen auf der Nordinsel. Jede Woche fange ich im Moment eine groessere :)

Und heute habe ich den See mit den Kanadagaensen ausgemacht. Ab Ende Januar werde ich die dann mal etwas beflacken.

Ach, das Leben ist gut :)
 
A

anonym

Guest
Hallo Klaus,

ganz großes Waidmannsheil! Habe mir Deine Bilder nun schon zigfach angesehen - jetzt kommt schon wieder Fernweh auf. Ja, NZL ist wirklich absolut TOP.

Beste Grüße

Bora
 

bux

Registriert
31 Aug 2004
Beiträge
43
Weidmannsheil!

Mein Neid ist dir sicher, ich war zur selben Zeit etwas weiter südlich am Aoraki unterwegs, hatte aber wegen erhöhter Lawinengefahr (Tauwetter) leider keine Chance. Trotzdem war es die Kletterei wert, die Landschaft hoch über den Braided Rivers und Gletschern ist einfach überwätigend.

Hattest du auch Gämsen in Anblick? Die sprangen zwei Tage direkt über uns auf dem Hang herum. Wussten wohl, dass wir keine Chance hatten und waren daher ganz entspannt unterwegs.

Nächstes Jahr gehts bei mir wieder los, dann ziehe ich hoffentlich mit dir gleich ;)
 
Registriert
27 Aug 2004
Beiträge
3.715
Super Bericht und beindruckende Bilder.
Bei mir ist es im April wieder so weit.Rotwild und Gams.
Nur weiter so,weil Berichte wie deise braucht das Forum.
 
Registriert
9 Mrz 2009
Beiträge
222
Waidmannsdank!!!

Es freut mich, dass Euch der Bericht gefällt; das schöne beim Verfassen war, man war geistig direkt wieder vor Ort und hat es nochmal durchlebt.

@bux: nein, habe kein Gamswild gesehen; Mick meinte einmal, ein Stück gesehen zu haben; mir und den beiden anderen "Kiwis" blieb der Anblick aber verwehrt... (hatte am Schluß keine Zeit mehr, hab aber kurz eine Stelle, von der man, nach "Spot X", recht zügig in Chamois-Gebiet gelangen kann, angesehen; das wäre dann was für die nächste Tour dort hinunter...)
Vorher könnte es aber erst wohl eher in Gregs Heimat oder NW-USA gehen, vor nen Kamin(ofen) gehört ein ordentliches (Schwarz-)Bärenfell...

Schönen Gruß,

Klaus
 
B

baumkoeter

Guest
WOOOOOOOOOOOOOW !!!!!!!!!

Ein Traum , der sich wohl leider nie erfüllen wird .


Hoffe man sieht sich am 15 . 12.
 
H

HerbSiel

Guest
wow, super Bericht. Die Bilder sprechen auch für sich. Das hört sich nach einem richtig tollen Erlebnis an.

Danke fürs Teilen!
 

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
141
Zurzeit aktive Gäste
905
Besucher gesamt
1.046
Oben