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Immer wieder fühlen sich User gemüßigt, sich als Rezensenten zu gerieren.
Ist das schon schwierig genug, zeigt sich doch die Übernahme von Rezensionen anderer Rezensenten noch dünner und dürftiger, denn sie sind selbst nicht in der Lage eine sach-und fachgerechte Beurteilung abzugeben.
Für alle, die sich darin dennoch versuchen, sei nachstehendes empfohlen zu lesen:
So - und jetzt ans Werk
Ist das schon schwierig genug, zeigt sich doch die Übernahme von Rezensionen anderer Rezensenten noch dünner und dürftiger, denn sie sind selbst nicht in der Lage eine sach-und fachgerechte Beurteilung abzugeben.
Für alle, die sich darin dennoch versuchen, sei nachstehendes empfohlen zu lesen:
Denkzettel für Rezensenten
1. Buchkritik hat zwei Grundbestandteile: Information und Urteil. Wird einer von ihnen ernachlässigt, entsteht sicher eine schlechte Rezension.
2. Information: Der Leser hat ein Recht zu erfahren, was der Autor gesagt hat. Information ist allerdings mehr als eine Aufzählung von Überschriften und Themen.Sie besteht in einer angemessenen Zusammenfassung und Vereinfachung des Inhalts und soll dem Buch seinen Platz im gegenwärtigen Gespräch zuweisen.
3. Urteil: Ein Buch ist zuerst an seinem eigenen Anspruch und dann am Anspruch des fachkundigen Kritikers zu messen. Der gute Rezensent prüft zunächst, ob der Autor geschrieben hat, was er zu schreiben versprach, und ob seine Arbeit die von ihm selbstgewählte und anerkannte Arbeitsweise enthält. Diese „innere“ Kritik ist gleichzeitigdie beste Sicherung gegen ein ungeprüftes Vorurteil, das der Leser beim Rezensenten nicht höher schätzt als beim Autor. Das Recht der „äußeren“ Kritik entscheidet sich am rechten Maß. Wie viel Zustimmung und wie viel Kritik verdient das Buch? Wie schwer wiegen die Mängel gegenüber der Leistung? Das Maß zu finden, ist eine Sache des Wissens, der Erfahrung – auch mit sich selbst als Autor –, des Temperamentes und nicht zuletzt desTaktes. Maßlos sind beckmesserische und timide Rezensionen, und zwar aus dem gleichen Grunde: Aus Ihnen erfährt der Leser wenig über den Rang des Buches, mehr allerdings über den Rezensenten.
4. Die höchste Tugend des Kritikers ist Gerechtigkeit, nicht Brillanz. Der Leser will nicht wissen, wie gut der Rezensent das Buch geschrieben hätte, sondern wie gut derAutor es geschrieben hat.
5. Eine Rezension ist ein Stück Prosa; ihr sollte alles zugute kommen, was der Rezensent über das Schreiben von Prosa gelernt hat.
6. Rezensionen werden für den Leser geschrieben. Je mehr sie zum Autor hinüberschielen, desto weniger nutzen sie dem Leser. Zwischen dem Schreiber und dem Kritiker eines Buches gibt es den Tatbestand der Befangenheit weit häufiger als vor Gericht. Aber sehr viel mehr Richter als Rezensenten halten sich an die für diesen Fall geltende Ordnung.
7. Es gilt noch immer als unfein, ein Buch öffentlich zu loben oder zu tadeln, das man nicht zu Ende gelesen hat.
Quelle: HINZ , M ANFRED: Denkzettel für Rezensenten, in: Deutsches Allgemeines
Sonntagsblatt, Hamburg 1965. Nr. 47 vom 21.11., Seite 18.3. Urteil: Ein Buch ist zuerst an seinem eigenen Anspruch und dann am Anspruch des fachkundigen Kritikers zu messen. Der gute Rezensent prüft zunächst, ob der Autor geschrieben hat, was er zu schreiben versprach, und ob seine Arbeit die von ihm selbstgewählte und anerkannte Arbeitsweise enthält. Diese „innere“ Kritik ist gleichzeitigdie beste Sicherung gegen ein ungeprüftes Vorurteil, das der Leser beim Rezensenten nicht höher schätzt als beim Autor. Das Recht der „äußeren“ Kritik entscheidet sich am rechten Maß. Wie viel Zustimmung und wie viel Kritik verdient das Buch? Wie schwer wiegen die Mängel gegenüber der Leistung? Das Maß zu finden, ist eine Sache des Wissens, der Erfahrung – auch mit sich selbst als Autor –, des Temperamentes und nicht zuletzt desTaktes. Maßlos sind beckmesserische und timide Rezensionen, und zwar aus dem gleichen Grunde: Aus Ihnen erfährt der Leser wenig über den Rang des Buches, mehr allerdings über den Rezensenten.
4. Die höchste Tugend des Kritikers ist Gerechtigkeit, nicht Brillanz. Der Leser will nicht wissen, wie gut der Rezensent das Buch geschrieben hätte, sondern wie gut derAutor es geschrieben hat.
5. Eine Rezension ist ein Stück Prosa; ihr sollte alles zugute kommen, was der Rezensent über das Schreiben von Prosa gelernt hat.
6. Rezensionen werden für den Leser geschrieben. Je mehr sie zum Autor hinüberschielen, desto weniger nutzen sie dem Leser. Zwischen dem Schreiber und dem Kritiker eines Buches gibt es den Tatbestand der Befangenheit weit häufiger als vor Gericht. Aber sehr viel mehr Richter als Rezensenten halten sich an die für diesen Fall geltende Ordnung.
7. Es gilt noch immer als unfein, ein Buch öffentlich zu loben oder zu tadeln, das man nicht zu Ende gelesen hat.
Quelle: HINZ , M ANFRED: Denkzettel für Rezensenten, in: Deutsches Allgemeines
So - und jetzt ans Werk
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