Und immer klarer wird mir die Bedeutung von Deckung, Deckung, Deckung. Auf dem Winterweizen überlebt kein Junghase - trotz nur einem einzigen Krähenpaar und einem einzigen Bussardpaar auf 100 ha - weil weithin sichtbar. Die zweijährigen und lückigen Brachen dagegen bieten Deckung pur - kein Raubvogel, kein Rabenvogel traut sich da rein.
Hallo Lepusheger,
Natürlich würden auf dem Winterweizen viele Junghasen überleben. Es müssen dort nur deutlich weniger Krähen und Bussarde jagen. Aber bei so einer hohen Dichte von Krähen und Bussarden haben die Junghasen logischerweise nicht die geringste Chance. Allein diese beiden Prädatorenarten sind von morgens bis abends damit beschäftigt, nach Beute Ausschau zu halten, Tag für Tag. Gäbe es aber nur von jeder Art ein Paar auf 1000 ha statt auf 100 ha, wäre die Prädation allein durch diese beiden Arten schon um 90 % vermindert. Es ist alles nur eine Frage der Prädatorendichte. Die Landwirtschaft können wir nicht verändern, aber die Prädation deutlich absenken sehr wohl, wenn der Gesetzgeber uns ließe. Genau da aber liegt der Hase im Pfeffer. Der Gesetzgeber und viele andere aber wollen beides, und genau das geht nicht. Siehe Zitat in meiner Signatur. Deutlicher kann man das nicht ausdrücken. Deckung schön und gut. das hilft in den ersten beiden Jahren, aber ab dem dritten Jahr, siehe Ausführungen von Prof. Dr. Paul Müller, haben sich die Prädatoren darauf eingestellt und auch dieses Fressbrettchen für ihre Zwecke gefunden. Die Naturschutzgebiete in Deutschland sind der beste Beweis: Lebensräume (Flora) vom Feinsten, aber vom Norden bis in den Süden überall Klagen über mangelnde Zuwachsraten bei den Zielarten dieser Gebiete. Der Grund: zu großer, ja übergroßer Prädationsdruck. Das, finde ich, muss uns und allen anderen doch zu denken geben. Genau diese Entwicklung wird von den allermeisten Menschen nicht wahrgenommen. Wahrgenommen wird immer nur die intensive Landwirtschaft, weil diese für jedermann, auch für Laien, überall sichtbar ist. Aber, und auch das müssten eigentlich alle mitbekommen: in unseren Naturschutzgebieten gibt es diese intensive Landwirtschaft nicht. Und trotzdem Fehlanzeige bei der Nachwuchsrate der Zielarten, obwohl es ja eigentlich gar nicht sein darf. Sowohl in Naturschutzgebieten als auch in intensiven landwirtschaftlichen Gebieten gibt es ein
gemeinsames Problem: Prädation!!!!!!!!!!
Und das hat man vielerorts bisher weder in Naturschutzgebieten noch in landwirtschaftlichen Intensivgebieten in den Griff bekommen.
Meine Behauptung: Alles, was nicht aufgefressen wird, hat auch in der Kulturlandschaft allerbeste Chancen zu überleben.
Zugegeben: das ist eine sehr monokausale Betrachtung bzw. Behauptung. Aber genau diese monokausale Problemlösung habe ich seit 1996 in meinem Revier, welches total am Boden lag, sehr erfolgreich umgesetzt. Immer mehr Revierinhaber beginnen, diese Zusammenhänge zu erkennen und handeln entsprechend. Und auch die Betreuer von Naturschutzgebieten haben den übergroßen Einfluss der Prädation mittlerweile erkannt und lassen ihre Gebiete mit Fallen aufrüsten. In einigen niedersächsischen Naturschutzgebieten zeigen sich schon die ersten deutlichen Erfolge bei den Wiesenbrütern.
Mein Fazit: wir können noch soviel Deckung schaffen; wenn die Prädatorendichte weiterhin so hoch bleibt, wird die anfänglich positive Wirkung der Deckung in ganz kurzer Zeit verpuffen.