Jagdliche Auffassung beim Forst

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Zitat eines Beitrages aus dem genannten Thread „Jagdgäste und andere Überraschungen“:


Wir hatten einen unangenehmen und unfähigen BGSler, der zwar Dachse erlegen konnte, weil die seine Maisfelder schädigten, nicht aber Rehe, die unseren und privaten Wald die Naturverjüngung inklusive der Fichte abweideten. Nachdem alle Ermahnungen nichts fruchteten, er erlegte auf 145 Ha Wald und nochmal so viel Feld fünf Rehleins (unser dortiger Revierleiter erlegt auf der Nachbarfläche regelmäßig deren 20), habe ich eine DJ angesetzt und ihn auch dazu eingeladen. Er hat dann aber noch jemand mitgebracht, einen Redakteur der örtlichen Zeitung, "damit er mal sieht, wie schäbig das Forstamt jagt". Gut, wir haben uns dann zurückgehalten und nur fünf Rehe gestreckt, auf den beiden folgenden DJ, dann ohne ihn und ohne Presse, nochmal 16, und noch immer gab es viele Fährten. da er es nicht gecheckt hat, wer hier der Scheff ist, habe ich ihm bald gute Reise gewünscht. Ein Verlust, der keiner ist....
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Ich möchte den Erstatter diese Beitrages weder persönlich angreifen, noch in irgend einer Weise verunglimpfen, sondern feststellen, dass diese Auffassung von Jagd bei den amtlichen Förstern, insbesondere der jüngeren Generation dieser Berufsgruppe scheinbar Allgemeingut ist.



Ich wundere mich, dass überhaupt noch Bäume in unseren Wäldern stehen, trotzdem Generationen von Förstern über Jahrhunderte eine Jagd ausgeübt haben in der das Wild (vor allem Rehwild) nicht als reiner Schädling angesehen wurde. Es wurde bejagd, aber nicht wie heute bekämpft.

Ich erinnere mich, als ich ein Jahr nach meiner Jägerprüfung (1981), meinem damaligen Kursleiter der bei der Forstdirektion in Bayreuth tätig war, erzählte, dass ich am 16.Mai an dem damals die Bockjagd aufging innerhalb einer halben Stunde 2 Rehböcke erlegt hatte, er mich zusammenfaltete als wenn ich der größte Schießer sei.

Diese Generation von Förstern scheint heute ausgestorben zu sein.

Das Wild wird mit allen Mitteln bekämpft, es werden in den Staatl. Wäldern soviele Begehungscheine ausgestellt, dass man meint die Reviere sind ständig Flächendeckend von Jägern besetzt und wer nach Auffassung der Verantwortlichen nicht genug Abschüsse verzeichnet wird im nächsten Jagdjahr durch einen neuen Jäger ersetzt.

Ich möchte nicht wissen, wieviele führende Gaißen im Herbst erlegt werden, da, wenn das Kitz zuerst erlegt wird, in der Regel die Gaiß weg ist.

Dieser Jagddruck und die fehlende Winterfütterung ist meiner Ansicht nach die Hauptursache, dass das Wild nach Möglichkeit die Dickungen nicht mehr verlässt und dadurch, dass es nicht verhungern will, dort zu Schaden geht.

Bei uns kommt soviel Naturverjüngung auf, dass unsere Waldbauern uns erklären, es gibt für sie keinen Wald- bzw. Wildschaden, mit dem sie nicht leben könnten.

Wer heute als privater Jagdpächter an einen Staatswald angrenzt ist meiner Meinung nach eine ganz arme Sau.
 
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A

anonym

Guest
Solche wie von Dir angemahnte Einstellungen vieler Forstbediensteter ist Ergebnis der Ausbildung an forstlichen Hochschulen wie z.b. auch in Rottenburg am Neckar.

Dort sind vor längerer Zeit die Grundsteine für die heutige Generation Förster gelegt worden.

Mein Lehrherr war auch noch ein Förster welcher nach dem Krieg in den Dienst kam. Förster in 2ter oder dritter Generation. Ein Satz von Ihm zum Rehwild: "Der liebe Gott hat sich schon was dabei gedacht als er das Rehwild erschaffen hat. Es gehört genau so zum Wald wie anderes Wild"

Mehr braucht man nicht zu sagen !
 
A

anonym

Guest
Ich habs schon andernorts geschrieben: Jeden Tag steht immer wieder ein ****** auf, davon lebt man bei der Forst. Andernfalls wäre das System schon längst am Ende und man könnte in den Ämtern und Direktionen mit allen Fingern auf sich selber zeigen, wenn und weil man nix mehr geregelt bekäme. Wenn jedes FA nur auf die erdrückend überwiegend keine hellen Lichter darstellenden Landesbeamten mit Jagdschein zurückgreifen könnte, wär schon lange Übungsende im Schacht.

Also nicht beschweren, einfach nicht mehr hingehen.

Wer noch dafür bezahlt, dass er sich vö..n läßt, vermeintlich Einzelbehandlung bestellt, aber von einer Gang überrollt wird (vergleichbar mit Pirschbezirk, den man vermeintlich alleine hat, in dem aber auch andere jagen und mind. 3 Drückjagden p.a. durchfegen), braucht sich hinterher nicht über die Schmerzen im Enddarm zu beschweren.
 
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:thumbup::thumbup::thumbup:
deckt sich mit meinen Erfahrungen mit diversen Förstern in der Nähe...
WILD vor Wald bitte!
Denn sonst hat in unsere Kulturlandschaft bald kein Tier mehr Platz, Schutz und Lebensraum.
 
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Es gibt einen Abschussplan ... und den darf auch die Landesforstverwaltung nicht überschreiten!

Und 5 Stück Rehwild pro 100 ha Waldfläche zu schießen ist noch keine Bestandesreduktion! Weil das der "Forst" immer vorgehalten wird...


Im Zertifizierungsaudit (PEFC sowie auch FSC), welchem jede Landesforstverwaltung unterliegt, steht - genauso wie im Jagdgesetz auch: Ein angepasster Wildbestand ist erst dann erreicht, wenn sich die Hauptbaumarten eines Revieres ohne Zaun natürlich verjüngen!

Weiterhin sei mal ein Blick in funktionierende Ökosysteme erlaubt, wo Wolf, Bär, Luchs oder andere Prädatoren das Schalenwild "bejagen". Die vom deutschen Waidmann so gern gesehene hohe Schalenwilddichte gibts da nicht. Das ist auch in der Karpathenliteratur der Jahrhundertwende genauso dargestellt. Hirschbrunft im Urwald... so einfach wie in Berleburg war´s da nicht ...;-)

Von radikalen Ansichten einiger Ökoförster zu denen mein ehemaliger Kommilitone Falk Jagszent (Nationalpark MV) gehört mal abgesehen, ist die Jagd in den Landesforstverwaltungen VORBILDLICH! Über jedes Stück Wild gibt es einen körperlichen Nachweis!

Überarbeitet mal die einschlägigen Marginalien, ihr Wildbiologen !
 

Fex

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...
Im Zertifizierungsaudit (PEFC sowie auch FSC), welchem jede Landesforstverwaltung unterliegt, steht - genauso wie im Jagdgesetz auch: Ein angepasster Wildbestand ist erst dann erreicht, wenn sich die Hauptbaumarten eines Revieres ohne Zaun natürlich verjüngen!...

Die Fundstelle im Jagdgesetz würde mich interessieren.
 
A

anonym

Guest
Es gibt einen Abschussplan ... und den darf auch die Landesforstverwaltung nicht überschreiten!
!

Haaaaaaaaaaaaaaaaaaaahahahahahahahahahahaha.

Und sonst schau mal über den eigenen Tellerrand, scheinst noch ein sehr junger oder meinetwegen alter, aber immer noch unerfahrener Mensch zu sein.
 
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Moin!

Die Fundstelle im Jagdgesetz würde mich interessieren.

§1 (2) BJG schrieb:
(2) Die Hege hat zum Ziel die Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepaßten artenreichen und gesunden Wildbestandes sowie die Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen; auf Grund anderer Vorschriften bestehende gleichartige Verpflichtungen bleiben unberührt. Die Hege muß so durchgeführt werden, daß Beeinträchtigungen einer ordnungsgemäßen land-, forst- und fischereiwirtschaftlichen Nutzung, insbesondere Wildschäden, möglichst vermieden werden.

Wenn sich die vorkommenden Hauptbaumarten nicht mehr natürlich verjüngen lassen ist das Deiner Meinung nach keine Beeinträchtigung der ordnungsgemäßen Forstwirtschaft?

:roll:

Viele Grüße

Joe

PS: Viele der Sprüche stammen doch aus Situationen, in denen gezielt übertrieben wird, damit das Gegenüber sich wenigstens ein kleines Bischen bewegt ...
 
A

anonym

Guest
Es kommt immer drauf an. Wenn in einem "Hochwald" von 40000 ha da irgendwo 2 ha neu und winzig rumstehen, dann kann man nicht auf alles flaken, was ins dortige Fressvakuum zieht, dann muss man halt auch mal gattern. Auch das ist man dem Jagdgesetz schuldig. Das ist alles keine Einbahnstraße, in der nur die Forst richtig fährt.
 
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Moin!

Es kommt immer drauf an. Wenn in einem "Hochwald" von 40000 ha da irgendwo 2 ha neu und winzig rumstehen, dann kann man nicht auf alles flaken, was ins dortige Fressvakuum zieht, dann muss man halt auch mal gattern.

Um sowas geht es nicht, wenn man von Hauptbaumarten spricht ...

Viele Grüße

Joe
 
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Es gibt einen Abschussplan ... und den darf auch die Landesforstverwaltung nicht überschreiten!

Und 5 Stück Rehwild pro 100 ha Waldfläche zu schießen ist noch keine Bestandesreduktion! Weil das der "Forst" immer vorgehalten wird...

Nö, gibt eben keinen Abschussplan!
 
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A

anonym

Guest
Nö, gibt eben keinen Abschussplan!

Nicht überall, und nicht immer nur von der UJB als VA übergestülpt. Manche FA brauchen also gar keine A-Pläne, andere machen sie sich selber und erlauben sich auch selber Überschuss im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist auch völlig wurscht, wenn private P. teilweise hingehen und Postkartenabschüsse melden, obwohl nix geschossen wurde; das ganze System (eigentlich eine black box, niemand blickt mehr durch) ist bekloppt und jeder meint, er wär der einzig Normale da drinnen.

Eigentlich sollte man jeden machen lassen, was er will. Das JAR steht dem Grundeigentümer zu oder demjenigen, der es vom Grundeigentümer gepachtet hat. Basta. Wenn man hier wie überall Regelungen auf das Nötigste beschränkt hätte, würde man Personalkosten en masse einsparen und es würde nicht schlechter laufen als jetzt auch. Jäger mit Beamtenstatus oder ohne tun das, was sie für richtig halten, sie können nichts ausrotten, aber auch nichts retten angesichts Landverbrauch und Windmühleninvasion, sie tun das so wie sonst die Leute in allen anderen Lebensbereichen auch.

Personalabbau und damit Kostenverminderung kann man NUR mit weniger Vorschriften und Gesetzen erreichen. Warum fängt man eigentlich nicht mal mit dem Jagdrecht an, anstatt es immer mehr zu verschlimmern?
 
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Ganz so krass sehe ich die Sache nicht.
Zum einen bin ich sicher, dass auch manch älterer Förster gerne mehr erlegt hätte, aber die Vorgaben waren andere.
Der Kronenhirsch war einfach wichtiger als ein paar rotfaule Kiefern, die damals ohnehin nur beim guten alten Pfleiderer zu Spanplatten verhäckselt wurden.

Zum anderen ein Zitat eines jungen Försters: "Wir wollen ja nächstes Jahr auch noch was schießen, also müssen wir auch was leben lassen."
Es gibt also keineswegs nur Rehwildhasser beim Staat.
Wahrscheinlich ist's sogar eine Minderheit; die ist nur lauter und verschafft sich mehr Gehör.

Und was die Unterschiede der jagdlichen Auffassung zwischen Förstern und Privatjägern anbelangt,
Stichworte Jagdneid, Besitzdenken, Trophäengier, Ehrlichkeit (Abschusspläne!!) etc. etc., da schweigt des Sängers Höflichkeit.
Aber ich kenne beide Seiten und sehe hier nicht unbedingt die Privatjäger als leuchtendes Vorbild.

Grüße
 

Fex

Moderator
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Wenn sich die vorkommenden Hauptbaumarten nicht mehr natürlich verjüngen lassen ist das Deiner Meinung nach keine Beeinträchtigung der ordnungsgemäßen Forstwirtschaft?

:roll:

Viele Grüße

Joe

PS: Viele der Sprüche stammen doch aus Situationen, in denen gezielt übertrieben wird, damit das Gegenüber sich wenigstens ein kleines Bischen bewegt ...

Ich kann die Stelle im BJG nicht finden, wo geschrieben steht:
"Ein angepasster Wildbestand ist erst dann erreicht, wenn sich die Hauptbaumarten eines Revieres ohne Zaun natürlich verjüngen!"

Wie du richtig zitiert hast, heisst es:
" §1 (2) BJG(2) Die Hege hat zum Ziel die Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepaßten artenreichen und gesunden Wildbestandes sowie die Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen; auf Grund anderer Vorschriften bestehende gleichartige Verpflichtungen bleiben unberührt. Die Hege muß so durchgeführt werden, daß Beeinträchtigungen einer ordnungsgemäßen land-, forst- und fischereiwirtschaftlichen Nutzung, insbesondere Wildschäden, möglichst vermieden werden."
 

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