OCD beim jungen Jagdhund - Erfahrungen?

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Liebes Forum,
bei meinem 11monatigen Jagdhund (die Rasse möchte ich hier nicht nennen, da ich keine Diskussion in diese Richtung lostreten will) wurde vor 3 Tagen Osteochondrosis Dissecans ) („OCD“) an einem Ellenbogengelenk diagnostiziert. Die CT war eindeutig, ein Chip von ca. 6mm x 6mm x 3mm fehlt, eine beginnende Arthrose war zu erkennen. Mein Rüde ist bis heute auf diesem Gelenk scheinbar beschwerdefrei, humpelt aber seit etwa 3 Wochen auf der anderen Seite nach stärkerer Belastung (Zerrung laut Haus-TA, nach meiner Meinung möglicherweise auch Folge einer nicht erkannten Schonhaltung). Der sehr renommierte TA aus einer spezialisierten Tierklinik in Aachen rät zu einer OP und nennt eine „mehr als 90%ige Chance auf völlige Heilung“. VJP ist jedenfalls abgesagt, der Hund bekommt Entzündungshemmer und soll in 14 Tagen operiert werden.

Hat von Euch jemand Erfahrung mit dieser Krankheit? Was sind eure Meinungen zu genetischer Disposition, Überbelastung oder Ernährung als Auslöser? Muss ich befürchten, dass nach dieser sehr teuren Operation nach starker Belastung an anderer Stelle wieder Ablösungen auftreten? Vielleicht gibt es ja unter euch jemanden, der seinen Hund auch jagdlich wieder voll einsetzt und mir ein wenig Mut machen kann… Bin ziemlich verzweifelt und freue mich über Erfahrungsberichte!

Traurige Grüße, Gator
 
A

anonym

Guest
Hallo Gator,

lies mal hier:

http://forum.wildundhund.de/showthread.php?37838-OCD-beim-Deutsch-Drahthaar


Ich kann Dir folgende Ratschläge geben:

Laß den Hund vom besten Operateur operieren, der für Geld zu bekommen ist. OCD im Ellenbogen ist eine heikle Sache und nicht mit der im Schultergelenk zu vergleichen, noch dazu ist der Chip sehr groß. Laß das Gelenk des Hundes keinesfalls mittels Skalpell freilegen, sondern den Eingriff mittels Arthroskopie durchführen. Halte dich 1:1 an die Vorgaben für den Umgang nach der OP. Zusätzlich würde ich im Anschluss bei einem sehr guten Physiotherapeuten Stunden buchen und UNBEDINGT die Ernährung umstellen auf BARF. Das hat bei meiner jetzigen Hündin "Wunder" gewirkt. Meine jetzige Hündin läuft nach diesem Programm und regelmäßigem Sport einwandfrei. Bei der Vorgängerhündin war dies nicht der Fall.

Und ich würde heute, wenn OCD-Untersuchung Pflicht war und die Linien als OCD-frei galten, den Züchter verklagen. Auch wenn zig Züchter jetzt aufheulen. Ich würde es machen und zwar gnadenlos und mit einer schwindelerregenden Schadenssumme, die auch alle jetzigen, künftigen und Jagdausfallkosten einschließt und ihm das Wasser in die Augen treibt. Denn auch Du wirst Wasser in den Augen haben!

Sonst hört das Züchten mit belasteten Linien nie auf. Laß Dir nicht einreden, dass es von falscher Fütterung usw kommt, denn wenn keine genetische Disposition vorliegt und Du den Hund nicht total falsch gehalten (ständige(s) Sprünge vom Pick-up, Treppensteigen, Halten auf Fliesen oder Beton) hast, liegt es nicht an Dir. Wenn es den Züchtern nicht paßt, sollen sie sich bei Ihren Zuchtwarten beschweren, die in so manchem Verein die Hauptverursacher der Misere sind.

Mehr schreibe ich dazu nicht, im obigen Thread wurde alles geschrieben.

Viel Geld, Glück und Geduld, denn das brauchst Du jetzt.


Mut spenden?

Ich gehe jetzt mit meinen Hündinnen (1 davon OCD-operiert) 12-15 km Radfahren, anschließend noch etwas Training. Sie ist fit und man merkt nichts mehr. Das hat von mir sehr viel Disziplin und Training mit ihr erfordert, doch heute bin ich darüber froh. Das Ergebnis, meine Stunden an Gesprächen mit Profis, Ernährungsumstellung, Physio und Sport geben meiner Form der Maßnahmen Recht. Und ich würde sie immer wieder operieren lassen.
 
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Moin,

wir hatten das selbe mit unserer Freya auch ! Operiert hat Sie Dr. Feldmann, TAK Dr. Kroiher aus Fulda !

Sie war auch die einzige die dieses Problem erkannt hat. Ich würde dort hin wieder gehen :thumbup: :thumbup::thumbup:.

Und ja das ist ein genetische Problem. Ich rate dir unbedingt mindestens 3 Meinungen einzuholen, bevor ich an eine OP denken würde.

Was sagt denn der Züchter ???

Gute Besserung !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

KHJ
 
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Vielen Dank, lieber Bora, für die Tipps und die aufmunternden Worte. Den anderen Thread kannte ich, habe ihn aber noch einmal komplett durchgelesen. Ich möchte gerne noch ein paar weitere Infos hinzufügen, die vielleicht auch für andere Betroffene interessant sein könnten:

  • Der Wurfbruder meines kleinen Rüden ist vor 4 Tagen mit demselben Befund, aber viel schlimmerer Symptomatik eingeschläfert worden. Die Ärzte in Duisburg sahen keinen Sinn mehr in einer OP. Beide Ellenbogengelenke waren im Alter von 11 Monaten zerstört. Der Zeitraum zwischen erstem erkennbaren Lahmen und Einschläfern betrug 4 (!) Wochen.
  • Beide Welpen wurden unterschiedlich, aber gut ernährt. Sie liefen beide in den ersten Monaten überhaupt keine Treppen und wurden ins Auto gehoben. Beide lagen immer weich und warm. Meiner wurde körperlich früher und stärker belastet und entwickelte eine sehr viel stärkere Muskulatur, welche nach Aussage des TA (noch) schlimmere Schäden vermieden hat.
  • Die Mutter ist in vollem jagdlichem Einsatz. Es ist ihr 4er und letzter Wurf, ich kenne sie und sie ist topfit. Der Vater stammt aus einer Ostlinie und ist vom Zuchtwart sehr empfohlen worden. Ich kenne ihn nicht. Bisher sind keine weiteren Fälle bekannt, die Züchterin ist sehr engagagiert und kontaktiert derzeit alle anderen Besitzer von Welpen… Sie hat auch ohne Nachfragen die Rückerstattung des KP zugesagt.
  • Der Verband meiner Rasse interessiert sich offenbar eher weniger dafür. Schließlich gibt es das ja nur bei anderen Rassen (es ist KEIN DD!). Bisher hat es seitens des Verbandes KEINERLEI Kontaktaufnahme zu mir, meinem Jagdfreund oder der Züchterin gegeben. Mails werden weitestgehend ignoriert, Namen nicht genannt usw. Das Beste war der Zuchtwart: Er kannte diese komische neue Krankheit eigentlich gar nicht…
Den Rest poste ich gleich, sonst wird’s zu lang…
Gator
 
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Ich werde nun auf die OP hoffen. Vorher gibt es noch mal eine CT – auf normalen Röntgenaufnahmen kann man nämlich nur bei sehr „glücklichen“ Lagen die abgegangenen „Chips“ erkennen. Das hat auch nichts mit „guten Radiologen“ oder so zu tun. Das ist reine Statistik – wie liegt das Gelenk auf dem Tisch? Bei meinem Kleinen gab es auch nur einen Verdacht, und dem wurde auch nur so intensiv nachgegangen, weil ich mich mit dem Führer seines Bruders bei der Züchterin angefreundet hatte und so von dem Elend erfuhr! Sonst wüsste ich bis heute „offiziell“ nichts von dem Fall.
Also, lasst Euch nicht erzählen, man könne OCD so einfach sehen. Der normale TA mit seinem 80er-Jahre Röntgengerät mit Photo-Platten dahinter wird es nur in Ausnahmefällen entdecken, bevor es zu spät ist!
Der Thread von Bora hat mich sehr aufgewühlt, auch wenn er schon ein paar Jahre alt ist. Welche emotionsgestörten Sozialkrü**** wagen es eigentlich, zumindest sinngemäß von „wegschmeißen und neuen holen“ zu schreiben? Seid ihr, die das schreiben, so harte Burschen, dass ihr einen halbwüchsigen Hund in der Regentonne ersäuft, weil er nicht richtig funktioniert? Ich habe meinen Welpen geprägt, erzogen, beschützt und umsorgt. Und das hat die ganze Familie gemacht!!! Meine 4 Kinder sind wichtiger als jeder Hund – aber der Hund ist für mich, für uns alle auch ein Familienmitglied. Der Gedanke, dass er nicht mehr gesund werden könnte, ist sehr traurig! Trotzdem würde ich keine Sekunde zögern, wenn ein schmerzfreies, hundegerechtes Leben nicht mehr möglich wäre… Aber: Zurückgeben und Geld holen? Wie kalt.
Frohe Ostern euch allen, Gator
 
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Lieber Klosterhofjäger,
was ist denn dabei herausgekommen? Kann Freya wieder jagdlich eingesetzt werden, ist sie beschwerdefrei?

Gruß und WMH,
Gator
 
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Lieber Klosterhofjäger,
was ist denn dabei herausgekommen? Kann Freya wieder jagdlich eingesetzt werden, ist sie beschwerdefrei?

Gruß und WMH,
Gator

Moinsen,

ja Freya ist jetzt im 11 Feld & läuft seit der OP wieder einwandfrei & das seit 10 Feldern !!! Auch wir konnten dank der OCP auch nur noch die Hessische JEP absolvieren.

Der Rüdenzwinger wird doch nicht etwa " vom Teltow Kanal " sein ?

Frohe Ostern

KHJ
 
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Hallo Gator,

klingt wie bei meinem Stinker, hatte auch Probleme mit dem Schonen eines Vorderlaufs. Bei der normalen Bewegung bzw. bei Ablenkung nix zu merken, erst in Ruhe wurde dann die Pfote angezogen. Habe dann beim Tierarzt unter Vollnarkose auf zwei Ebenen röntgen lassen - Ergebnis: Knorpelablösung im Schultergelenk, ca. fingernagelgroß, klassische OCD! Mit der Diagnose dann zum Orthopäden (Adresse gerne per PM) und der riet mir dann zur OP. Hatte ordentlich Bammel aber der Doc arbeitete minimalinvasiv und ich konnte meinen Stinker noch am Tag der OP wieder mit nach Hause nehmen. Dann kam für uns die härteste Zeit: 10 Wochen nur kurze Leine, kein Freilauf, kein Spielen mit anderen Hunden, keine heftigen Bewegungen. Langsames Aufbautraining und Ernährung mit Grünlippmuschelextrakt. Hätte manchmal heulen können, wenn man so ein Energiebündel am Strick hat. Aber es hat was genutzt, der Kerl steht wieder da wie ne Eins, hat bisher (nach 3 1/4 Jahren) noch keinerlei weiteren Probleme. Wichtig ist halt der Muskelaufbau. Ansonsten kann ich dem was Bora geschrieben hat, nur vollstens zustimmen!
Die OP war gar nicht mal so teuer (im Vergleich zum Welpenpreis) und ich muss sagen, dass ich lieber Trockenbrot vgegessen hätte, als die OP nicht zu machen. Ich habe wieder einen Hund, der ohne Probleme seinen Bewegungsdrang austoben kann und dessen Prognose laut Doc sehr gut ist.
Lass Deinen Hund operieren und betreibe konsequent den "Wiederaufbau", dann habt Ihr beide was davon!

Gute Besserung und WMH

Klinkhamer

P.S.: Mein Hund war der bisher einzige des Züchters mit OCD:roll:
 
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Lieber Klinkhamer,

besten Dank für diesen Bericht. wenn es "nur" ein paar Wochen sind, halte ich es durch und es wird sich lohnen!!! Meine große Angst ist, dass es wie bei dem Bruder an mehreren Gelenken und dort gleich an mehreren Stellen auftritt - Risiko, dass die Krankheit noch fortschreitet, inbegriffen :sad:

War gerade eine große Runde im Revier spazieren, natürlich nur an der Leine. Die Versuchung ist groß, ihn wenigstens einmal über seine Lieblingswiese tollen zu lassen...


Ich wollte die Rasse nicht nennen, aber jetzt (auch nach euren netten Posts) oute ich mich doch: Es ist ein Kleiner Münsterländer, 56cm, knapp25kg, gut bemuskelt und sonst in allem fit und gesund. Und OCD ist SELBSTVERSTÄNDLICH AUSSCHLIESLICH bei anderen Rasse ein Thema. Ohne den Bruder würde ich da vielleicht sogar drauf reinfallen :evil:

Euch allen vielen Dank für eure Antworten, es tröstet, wenn es bei anderen am Ende ja doch noch positiv ausgegangen ist!

Frohe Ostern, Gator
 
A

anonym

Guest
eigentlich wollte ich ja nichts mehr schreiben, doch weil`s extrem wichtig ist:

Die OP - durchgeführt bei einem Vollprofi UND NUR DORT - sind nur 50% des Erfolges. Der Rest ist, wie von Klinkhamer geschrieben, die Zeit danach. Der Muskelaufbau, Physio, konstantes Training, durchdachte Fütterung ... das sind die anderen 50% und ... wenn bis dahin alles gut klappt, die Garantie für ein Leben ohne weitere Sorgen in bezug auf OCD.
 
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@ Gator

OCD kommt in jeder Rasse vor. Ob OCD bei den KLM ein Thema ist, weiß ich nicht, kann man aber aufgrund von lediglich 2 bekannten Fällen auch nicht beurteilen. Hast du mit Josef Westermann darüber gesprochen? Wenn ja, was sagt der?
 
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Und ich würde heute, wenn OCD-Untersuchung Pflicht war und die Linien als OCD-frei galten, den Züchter verklagen. Auch wenn zig Züchter jetzt aufheulen. Ich würde es machen und zwar gnadenlos und mit einer schwindelerregenden Schadenssumme, die auch alle jetzigen, künftigen und Jagdausfallkosten einschließt und ihm das Wasser in die Augen treibt. Denn auch Du wirst Wasser in den Augen haben!

Das würde ein Spaß werden für den Rechtsanwalt der Gegenpartei, wenn er denn nur ein ganz klein wenig Ahnung hat. Leichter kann der sein Geld nicht verdienen.
 
2

2470

Guest
Ich nehme an, er meint diese Passage: "schwindelerregenden Schadenssumme, die auch alle jetzigen, künftigen und Jagdausfallkosten".

Da gibt es in der Tat erhebliche Schwierigkeiten mit Zurechnung, Bezifferung und Beweisführung. Mal davon abgesehen, dass Schadenersatz anders als Gewährleistung Verschulden voraussetzt.
 

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