neue Art des Zwischenfruchtanbaus -Chance fürs Niederwild ?

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Im Folgenden stelle ich mal zwei Saatverfahren für den Zwischenfruchtanbau vor.

Beide habe ich nicht erfunden. Eines wurde schon von unseren Großvätern angewandt, das andere ist eine moderne Variante.
Für mitlesende Landwirte sicher nichts Neues.

(Für die Bilder wurde kein Kind gequält. Ich weiß, eine künstlerische Begabung ist an mir nicht verloren gegangen. Hauptsache man versteht, was gemeint ist. ;) )

1. Variante:

Mein über 80 Jähriger Großvater hat mir neulich erzählt, wie sie schon früher Kleeuntersaat ins Getreide eingebracht haben.

Dadurch entstanden die sog. "Stoppelkleefelder ", welche den Rebhühnern und Hasen früher Deckung und Äsung über den Winter in der freien Feldflur boten.

Im Monat Mai lief man mit Kleesamen von Rot-oder manchmal auch Weißklee in das auflaufende Wintergetreide (Roggen, Gerste, Weizen).
Die feinen Kleesamen klemmte man zwischen Daumen, Zeige-und Mittelfinger und schmiss sie wie eine Prise Salz in die Suppe über das Getreidefeld.

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Man wählte für die KLeesaat den Monat Mai, weil es dann meist noch gute Niederschläge gab ( Getreu des Sprichwortes: Ist der Mai kühl und nass..)


Der Klee wuchs dann im Getreide auf,

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so dass nach dem Getreideschnitt im Juli oder August schon eine niedrige Kleevegetation aufgewachsen war.

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Bei günstiger Witterung und gutem Wachstum konnte man schon im Frühherbst des ersten Jahres einmal den Klee auf der Kleestoppel für das Vieh auf den Bauernhöfen schneiden.


Über den Winter blieb die Kleestoppel dann unbearbeitet liegen, so dass das Niederwild seine Nahrung und ohne Schneeauflage auch Deckung finden konnte.

Im Frühjahr und Sommer des zweiten Jahres hatte man dann ein Kleefeld, welches 2-3 Mal gemäht werden konnte. Damals noch schonender mit der Sense oder langsamer mit kleinen Traktoren und Mähbalken. Das KLeeheu wurde meist für die Arbeitspferde auf den Höfen gebraucht.

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Im Herbst des 2. Jahres wurde dann das Kleefeld untergepflügt. Der als Stickstoffsammler bekannte Klee hatte dann den Boden wieder gut mit Stickstoff angereichert. Im 3. Jahr hatte man dann im Frühjahr einen guten Boden für den Anbau von Sommerfrüchten , wie Hafer, Rüben oder Kartoffeln.

So, das war die Kleestoppel von früher und wird heute , so weit ich weiß , auch noch vereinzelt von Biobetrieben praktiziert.
 
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2. Variante:

Die neue Variante arbeitet auch in Form von einer Getreideuntersaat.

Normalerweise wird beim Zwischenfruchtanbau mit Senf, Ölrettich , Phacelia usw. erst das Getreide oder der Raps geerntet. Dann erst wird auf der freien Stoppel dass Saatbett für die Zwischenfrucht durch Grubbern vorbereitet.

Bei der neuen Variante wird die Zwischenfrucht , bspw. Ölrettich, schon 3 Wochen vor der Getreideernte im Getreide ausgebracht.

Dazu fährt ein Traktor mit einem Düngestreuer schon 3 Wochen vor dem Erntetermin des Getreides in den Fahrgassen des Getreidefeldes und verstreut das Saatgut der Zwischenfrucht im Getreide. Die Fahrgassen sind die Fahrspuren im Getreide, welche schon durch die vorherigen Pflegegänge im Getreide (Spritzen) als Traktorspuren entstanden sind .
In den Fahrspuren dürften sich eigentlich keine Nester von Rebhuhn oder Fasan befinden.

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Die Samen der Zwischenfrucht können dann schon zeitig im Getreide vor dessen Ernte keimen und niedrig aufwachsen. Nach der Getreideernte ist dann schon niedrige Zwischenfruchtdeckung auf dem Feld vorhanden. Im Vergleich zur später gesäten Zwischenfrucht hat die vor der Getreideernte gesäte Zwischenfrucht dann auch einen derartigen Wachstumsvorsprung, dass schon im Spätsommer wieder gute Deckung vorhanden ist.


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Interessierte können sich ja mal bei ihren örtlichen Landwirtschaftskammern kundig machen.

Im Saatguthandel wird auch schon ummanteltes Saatgut angeboten. Das Saatgut ist mit einer Nährstoffschicht, Huminsäure und einem Schutz ummantelt. Die Ummantelung verbessert die Keimung auf dem Oberboden und das Pflanzenwachstum.


Das könnte eine neue Chance für die Arten der Feldflur sein ?!

Das Ganze könnte man auch nur streifenartig anlegen ?!
 
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Ich habe da auch schon an Mittelgebirgsregionen gedacht, wie bei colchicus, wo es meist schon für den konventionellen Zwischenfruchtanbau zu spät ist. So erreicht man vielleicht auch dort noch gute Deckung auf dem offenen Feld durch den Wachstumsvorsprung ?!
 
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@Perdixeinbürgerer,

da hast du dir super Gedanken gemacht. Die Kleeeinsaat etc. ins Getreide kenne ich noch gut aus meiner Kindheit. => Man muss ich alt sein! :biggrin:

Bei uns in Norddeutschland haben wir keine normale Landwirtschaft mehr, sondern industriellen Getreide-, Mais, Kartoffel- und Rüben-Anbau.

Auf den teilweise sehr großen Schlägen von 50 ha und mehr, wird sich für solche Zusatzarbeiten kein Landwirt finden. Die brauchen höchstens Zwischenfrucht (Grünroggen) für die Biogasanlagen.

Stickstoff kommt bei uns aus der Tüte bzw. Container aber nicht aus der Luft!

TH
 
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@TopHunter hat alles gesagt.
Grünroggen ist die Geheimwaffe wenn der Maisanbau eingebremst wird.:no:wächst schnell und gibt mehr Masse.

Gruß Seppel
 
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Halt,halt,halt !!! Ihr habt nicht richtig gelesen. die Kleeeinsaat habe ich nur mal vorgestellt, um den jüngeren nicht landwirtschaftlich bewanderten Mitforisten mal zu erklären, warum es früher noch die Stoppelkleefelder gab und Rebhuhn und Fasan nebenher mitprofitiert haben. mein Großvater hat mir diese Saatechnik und Ackerbaumethode erklärt. er hat selbst noch so gewirtschaftet. die 2. Variante habe ich auch nicht erfunden. sie funktioniert natürlich nur in Regionen ohne euren Grünroggen, als da wären die Ackerbauregionen mit typischer Getreide-Rüben-Kartoffel-Gemüsefruchtfolge wie im Rheinland , Rheinhessen , Unterfranken usw. sie ist für Großbetriebe ausgerichtet und Saatguthersteller bieten dieses Ummantelte Saatgut ja schon für den großflächigen konventionellen Anbau an. die Zwischenfrucht ist ja nicht für die Biogasanlage, sondern für die Drillsaat im Frühjahr in die abgestorbene Zwischenfrucht.
 
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Heute kann durch den Einsatz von Fungiziden das Getreide viel dichter gesät werden als früher, leider wird das Feld dadurch auch ungastlicher für das Niederwild. Kleeuntersaat ist da praktisch nicht mehr möglich.

Bei uns wird der Senf und vor allem der Ölrettich eigentlich eher ZU HOCH, man kommt als Treiber kaum durch, wenn es nicht schon ordentlich gefroren hat. Wir bitten die Landwirte eher, etwas später zu säen.

Leider ist es auch bei uns so, dass statt Zwischenfrucht immer öfter Silogras oder Grünroggen angebaut wird.
 
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Moin Moin, zwischen Schwarz und Weiß gibt es auch noch die Grauzone. dann könntet ihr bei dem Problem vielleicht noch zumindest einzelne Streifen in Getreideschlägen ausbringen, dort wo bspw. Rebhühner bestätigt sind. dann hätten die Hühner in der offenen Feldflur nach der Ernte schon wieder zeitig Streifen als Deckung. die restlichen Offenen Bereiche auf der Stoppel können dann ja noch Später mit Zwischenfrucht zugemacht werden ?!
 
G

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@TopHunter hat alles gesagt.
Grünroggen ist die Geheimwaffe wenn der Maisanbau eingebremst wird.:no:wächst schnell und gibt mehr Masse.

Gruß Seppel

Vielleicht hab ichs falsch verstanden, aber zumindest bei uns wird der Maisanbau mit Grünroggen keineswegs eingebremst.
Vielmehr ist der Grünroggenanbau bei uns DAS Mittel der Wahl um die "Erträge" - Profite - noch weiter zu optimieren und so folgt nach dem unsichtbaren Blutbad Ende Mai,
der sofortige Umbruch der Grünroggenstoppel mit umgehendem Maisanbau.

Ich frag mich immer wie lange das der Boden und das Grundwasser noch so mitmachen,
was einige "Hüter des Bodens" so veranstalten.

@Perdix
Schöne Idee - scheitert bei uns nur regelmäßig an den Flächenverantwortlichen ....
"Hamma scho oiwei so gmacht, wos is denn des, des is bestimmt a Schmarrn, des ko ma so ned macha .... ja des hamma ja no nia gmacht ....":roll:

Leider ist es bei uns Gang und Gäbe, das auf den Mähdrescher Pflug und Grubber fahren und schon die normale Stoppel keine zwei Tage liegen bleiben darf.
Zwischenfruchtanbau - der ganz normale - wird nur von einem einzigen Landwirt gemacht, alle anderen lehnen das ab.
Und am schlimmsten was mechanische Flächenverwüstung angeht sind unsere "Bio" Bauern .... da wird gehackt, gemulcht, gefräßt, gepflügt und gegrubbert bis der Schlepper glüht.
Ohne Rücksicht auf Brachen, Brut und Setzzeiten und alles was sonst so "Bio" in der Feldflur ist,
das nicht unmittelbar Ertrag bringt.

Gäbe es nicht hin und wieder kleine, - klitzekleine Erfolge, man wollte schier verzweifeln ....:no:
 
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Hallo ihr edlen Freunde des Niederwildes!

Habe dieser Tage eine Nachricht auf "Antenne Bayern" gehört, war nur so eine ganz kurze Regionalmeldung! Es ging darin um irgendeine Untersuchung irgendeiner Uni zum Thema "Maisanbau" für Biogasanlagen.
Da wurden anscheinend Versuche gemacht, dass es eine Pflanze gibt, die besser ist, weil sie den Boden nicht so auslaugt, es weniger Ausschwemmung gibt, und man beachte: Sie ist besser für das Niederwild!!
Soweit ich das mitbekommen habe, lautet der Name irgendwas mit "Ungarischer Riesen....." Weiß nicht mehr Weizen, Hafer, Gerste ....!

hat dazu irgendwer eine Idee, oder hat das auch gehört??
 

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