9 Kilo ist nicht viel, keine Ahnung wie lange das dauert . . .
Wir haben einmal so 18 Kilo Fleisch im Erdloch gegart.
5 Stunden !
Loch ausheben, ca. 1 m tief. Auf den Boden eine Schicht Steine schütten.
20 cm Holz hinein (Späne 20 cm lang, etwa 1 cm im Durchmesser).
Wenn das gut brennt (mit Esbitwürfel zünden und mit Camping Blasebalg anfachen), Holzscheite draufschlichten (6 cm im Durchmesser) und zwar zwei Schichten. Wenn das gut brennt, etwa 15 cm Grillkohle darüber geben. Eine viertel Stunde warten. Nochmals 10 cm Grillkohle darüberschütten. Jetzt das Fleisch in einen Eisenbehälter geben. Oben den Deckel drauf. Der Deckel soll nicht dicht schließen. Aber er sollte etwas überstehen, damit nichts reinfällt. Den abgedeckten Behälter vorsichtig in die Mitte der Glut setzen, rundherum vorsichtig Holz als Abstandhalter und auch etwas Kohle geben. Obendrauf wieder eine Schicht Holzscheite und 10 cm Kohle. Nun große Steine darüber legen, in die Zwischenräume kleine Steine. Dann eine dünne Schicht Kieselsteine, dann eine dünne Schicht Schotter, dann 3 cm Sand.
Nun haben wir 5 Stunden lang gewartet !
Eine Ewigkeit. Man braucht viel Geduld und Selbstbeherrschung, damit man nicht vorzeitig abbricht.
Ein sehr gutes Essen ! Saftig, unglaublich zart, extrem schmackhaft.
Das Fleisch soll in 1,5 cm dicke Scheiben geschnitten sein.
Allerdings soll man nicht reines Schweinefleisch reingeben, sondern auch etwas Gemüse. Gemüseanteil mindestens 20 %
Geviertelte Kartoffel, Geviertelte Zwiebel, Fisolen, Erbsen, Lauch, . . .
Und obendrauf etwas Schweineschmalz vom Hausschwein geben, denn Wildschwein ist extrem mager ! Und das schmeckt dann nicht.
Gewürze: Salz, sehr viel zwischen den Händen zerriebenen Majoran, reichlich im Mörser zerstoßene Wacholderbeeren
Zwei Flaschen Bier darübergießen, das Fleisch braucht Feuchtigkeit, um gut zu garen
Dadurch, daß die Kohle unter der Sandschicht ist, kommt
sehr wenig Luft dazu. Das verglüht daher extrem langsam, darum dauert es auch so furchtbar lange. Aber es wird extrem zart !
Durch die Beimischung von Gemüse kommt ein unvergleichliches Aroma zustande.
Aber der Zeitfaktor ist das Problem. Wenn man um 8 Uhr Abends das Feuer anzündet, ist es schon 9 Uhr Abends wenn der Fleischbehälter reingelegt wird. Um halb 10 ist dann alles abgedeckt, und jetzt 5 Stunden warten bis halb 3 in der Früh !!!
Das ist unzumutbar. Da spielen die Leute nicht mit.
Alternative: früher beginnen. Aber im Sommer macht es niemand Spaß am Nachmittag in sengender Hitze im Garten zu sitzen, die wollen erst um 8 Uhr Abend kommen.
Nun bekommen die Leute aber spätestens um 11 Uhr Nachts einen Bärenhunger. Damit da kein Aufstand ist, sollte reichlich Gulyaschsuppe und Weißbrot vorhanden sein. In der Gulyaschsuppe etwas kleingeschnittenes Schweinefleisch (vom Hausschwein) und kleingeschnittene Kartoffeln. Der Hunger soll gestillt sein, aber bitte kein schweres Essen anbieten, denn dann kannst Du Dir die Speise aus dem "Erdloch" auf den Hut stecken. Falls dann überhaupt jemand bereit ist, bis halb 3 zu warten.
Mein Rat: das "Erdloch" nicht im Sommer machen !!
Im Frühherbst oder vor dem 1. Mai ist das viel sinnvoller. Dann ist es nicht so affenheiß und man kann getrost um 3 Uhr Nachmittags beginnen.
Von kleinen Mengen (9 Kilo Fleisch) würde ich abraten ! Das wird nichts.
Außer Du gibst sehr viel Gemüse dazu. Eine gewisse Menge muß halt vorhanden sein
Auf alle Fälle sollst Du ein Reserveessen bereithalten !!!
Denn letztlich weißt Du nicht, ob das was wird. In den 5 Stunden kann ein Gewitter niedergehen und der romantische Abend ist hin, der Garten naß und die Glut abgesoffen.
Außerdem kann es sein, daß das Fleisch am Boden angebrannt und verkohlt ist, dann ist das ganze Erdlochgericht kaputt, das frißt Dir dann keiner. Oder ihr holt das zu früh heraus, das Fleisch ist nicht gar, und daher ein zäher Fraß.
Für solche Fälle mußt Du reichlich alternatives Essen bereithalten. Aber es muß Dir klar sein, daß Du dann mitten in der Nacht nicht zum kochen beginnen kannst !
Ideal: Viel Brot und drei Schüsseln mit verschiedenen Aufstrichen.
Wenn aber - wie gewünscht - der Fleischtopf gut wird, dann bleibt Dir kiloweise (!) Aufstrich über, kannst in den Mist werfen.
Somit ist das mit dem Erdloch ein hochinteressantes Experiment, eine sehr liebe Spielerei, aber in Wahrheit extrem riskant und der reine Irrsinn. So kochte man vor 3500 Jahren
Damals hatte man nichts anderes, und außerdem waren die Leute damals nicht so frech wie heute. Da scharte sich die Gemeinschaft gerne um das Feuerloch und wartete geduldig aufs gute Essen. Damals sangen sie Lieder, erzählten Geschichten und genossen den ewig langen Abend, hatten ja nichts besseres zu tun.
Aber in der heutigen Zeit ? Ich rate dringend ab. Wird ein Rohrkrepierer. Die Leute werden ungeduldig. Wozu willst Du Dir das antun ?
Wir als Jäger haben das gemacht, aber ohne Frauen (das Gezänk und Gefauche kannst Du Dir vorstellen, wenn alle so ewig lang auf den Fraß warten müssen).
Mit weniger Fleisch wird das nichts. Vergiß die 9 Kilo Fleisch. Mach was anderes damit ! Du könntest allerdings anderes Fleisch dazumischen:
Hase, Huhn etc., Hausschwein - und sehr viel Gemüse, damit da die für dieses Verfahren erforderliche Menge zusammenkommt
Wir haben gesehen: ein wundervolles Gesellschaftsspiel, aber nicht zeitgemäß. Am Anfang lustig, aber die Warterei ist schlichtweg indiskutabel