Wieso Rehwildhege Jagdverhinderung ist.

Registriert
23 Jul 2009
Beiträge
131
Hallo!

Nach dem spannenden Schwarzwildfaden, wollte ich mich gerne zum Thema Rehwildhege austauschen.

Mir sind zwei Methoden der Rehwildhege bekannt:

1.) Zurückhaltende Jagd auf das weibliche Rehwild
2.) Selektiver Abschuß vom männlichen Rehwild

Auf die flankierenden Maßnahmen (Hegestolz, Sojaschrot etc.) will ich wegen der schier unendlichen Möglichkeiten gar nicht näher eingehen. Ich setze sie als bekannt voraus.

Also. Hier meine Meinung:

Genau definierte Freigaben vom Beständer behindern die Jagdausübung, sind dem Jagddruck zuträglich und schaden dem Rehwild. Weibliches Rehwild nur zögerlich zu bejagen zerstört eine ausgewogene Altersstrukur und förderd den innerartlichen Stress beim Rehwild. Wer Kitze im Oktober zu verweigert, weil sie im Dezember mehr wiegen hat einen Wissensstand aus den 1970er Jahren (oder früher). Wer Kitze im Oktober verweigert, weil sie im Mai mehr bringen, hat grundsätzlich was nicht verstanden.

So wie ich die Jagd betreibe:

Es gibt kaum Vorgaben. Sie lauten, dass vom 1. Mai bis zum 15. Mai keine Böcke erlegt werden dürfen. In dieser Zeit will ich nur Schmalrehe in meiner Wildkammer hängen sehen. Danach gilt folgendes. Es ist alles frei, was der Jagdschein hergibt. Weibliches Rehwild ist im Rahmen seiner Jagdzeit gleichrangig zu bejagen wie männliches. Wobei der weibliche Abschuss mitsamt der Kitze seinen Schwerpunkt im Herbst hat. Intervalljagd ist obligatorisch. Am 24. Dezember sind wir im allgemeinen mit dem Rehwildthema durch. Gelegentliche Lustjagd bis in den Januar ist erlaubt, aber nur auf der angrenzenden Flur.

Welche Auswirkungen hat diese Strategie?

Starke Wildpredgewichte. Ein Jährling im Juni unter 16 kg = Hegeabschuss. Ein Kitz im Oktober mit unter 11 kg = Hegeabschuss.

Mein stärkster Rehbock hat aufgebrochen 24 kg auf die Waage gebracht. Normal sind die mehrjährigen Böcke von 18-20 kg. Die Ricken sind ab 19 kg. Ja, ich bin ein Fleischjäger.
Mein Revier ist 500 ha. groß, der jährliche Abschuß ist 28 Stück Rehwild (was eigentlich viel zu wenig ist).
 
Zuletzt bearbeitet:
A

anonym

Guest
Hallo!

Mir sind zwei Methoden der Rehwildhege bekannt:

1.) Zurückhaltende Jagd auf das weibliche Rehwild
2.) Selektiver Abschuß vom männlichen Rehwild

.

Du weißt schon, das es da noch die ein oder andere Strategie gibt.........

Die Frage ist ja, was denn das Ziel Deiner beiden bekannten "Hegemassnahmen" ist.
 
A

anonym

Guest
Hallo!


Es gibt kaum Vorgaben. Sie lauten, dass vom 1. Mai bis zum 15. Mai keine Böcke erlegt werden dürfen. In dieser Zeit will ich nur Schmalrehe in meiner Wildkammer hängen sehen. .

Da Du weiter oben schreibst, dass genau definierte Maßnahmen und Freigaben des Beständers den Jagddruck förderm, das Rehwild stressen und die Jagd eigentlich behindern, stellt sich mir die Frage, warum Du als Beständer vom 1.-15. die Böcke nicht freigibst ? Ist doch egal, wenn Jäger A eh draussen ist, warum soll er dann nicht auch ein paar Böcke schiessen ?

Fragen über Fragen.....
 
Registriert
30 Mrz 2014
Beiträge
6.590
Wir haben, sagen wir mal, strikte Vorgaben nur reife Böcke zu schießen. Weibliches Rehwild selektiv in gewissen Bereichen, aber auch hier in geringem Ausmaß.

zwei Methoden der Rehwildhege:
1.) Zurückhaltende Jagd auf das weibliche Rehwild
2.) Selektiver Abschuß vom männlichen Rehwild

genau das machen wir seit über 40 Jahren.....

Jagddruck kennt unser Wild trotzdem nicht. Tagaktive Sauen, kein nervöses Rehwild, sogar eine Kette Rebhühner konnte ich letztens beobachten....



Wir jagen aus Freude und sehen es als Erholung, mit dem Mehrwert, dass man auch bestes Fleisch bekommt, und evtl. noch nen Knochen an der Wand..

Wir müssen nicht auf Teufel komm raus die Wildkammer und die Truhen füllen.. Oder Pachtkosten und Wildschaden durch Abschüsse wieder "erwirtschaften".


Nicht jeder Jagdtag ist auch Beutetag und das ist gut so.
Nur raus, was totschießen, ab in die Kühltruhe... neeee

Aber wir können es uns leisten.... keinen behördlichen Abschussplan, keinen Hunger leiden, keinen Zwang Wildbret verkaufen zu müssen...Die Truhe ist auch so immer voll, wenn auch nicht immer mit selbsgeschossenem..

Ich erfreue mich auch nach erfolglosem Ansitz an den Hasen die ich sehen konnte, an den Ricken, die ich nicht geschossen habe, an dem lauen Wind der mich umspielte, an der Sonne im Gesicht....Oder dem jungen Bock, den ich im Jahr darauf an selber Stelle wieder sehen kann, um seine Entwicklung zu verfolgen. Die Rebhühner haben mir den Tag versüßt.
 
Registriert
1 Nov 2006
Beiträge
7.131
... Ja, ich bin ein Fleischjäger ...
Ich lese hier häufig ähnliche Aussagen. Wahrscheinlich zuerst damit begründet, sich unbedingt von den sog. "Trophäenjägern" abgrenzen zu wollen. Ich empfehle dazu Herrn Kalchreuter: "Die Sache mit der Jagd", 1977, Seite 51 ff.. Da geht es um die Unterscheidung der Nahrungsjagd von der Marktjagd und der von uns durchgeführten Erholungsjagd.

"Satt und wohlgenährt zieht der Waidmann unserer Tage auf die Jagd. Er ist wirtschaftlich ganz unabhängig vom Wild; Industrie, Handel, Gewerbe, Dienstleistungen ernähren ihn durch ein vielfach verflochtenes Wirtschaftssystem. Entsprechend ist sein Einsatz auf der Jagd. Sie soll ja Erholung oder Hobby sein. ..."

Der Jäger in unserer Region und in unserer Zeit ist ein Erholungsjäger im Kalchreuterschen Sinne - sofern er nicht Berufsjäger ist. Echte "Fleischjäger" gibt es in unseren Breiten nicht mehr. Und so leid mir das ja für die ganzen heterodoxen Rehwildjäger tut, sie sind genau solche Erholungsjäger wie die Rehwildzüchter.
 
Registriert
12 Jul 2009
Beiträge
9.626
Der threadstarter will als Fleischjaeger besonders "modern"daherkommen...

Und plappert was von hohen Wildpretgewichten nach....

Und das bei einem fuer mich traumhaft niedrigem Rehwildabschuss!!!!

Weniger als das Doppelte pro 100ha Revierflaeche hatte ich noch nie aufm Plan stehen und auch erfuellt!!!!und trotzdem wachsen bei uns keine wildpretstarken Rehe!!!!
Moeglicherweise liegt das aber daran,dass ich Rehwild nicht ganzjaehrig "kirre"und auf Vollmast setze,weil ich die Kirrjagd auf Reh grdsaetzlich ablehne, was aber andernortes gang und gaebe geworden zu sein scheint...

Bejagungsintervale....werden immer wieder gern erwaehnt....

Wer ganzjaehrig im Revier unterwegs ist,weiss dass das durch die Aktivitaetshoehepunkte des Rehwildes im Jahr ohnehin vorgegeben ist.Ganz ohne Zutun der modernen Intervaljaeger....

Im Mai,in der Brunft und dann waehrend der Maisernte....bei uns jedenfalls so...

Und obwohl ich jahrelang ein Mehrfaches des Plansolls des threadstarters persoenlich erlegt habe(also ohne Mitjaeger,sondern als der der die Arbeit fuer die Revierinhaber erledigt)hab ich mich nicht dazu herabgelassen "konsequent"jedes sich zeigende Reh in der Jagdzeit abzuschiessen,sondern war bestrebt junge und mittelalte gutveranlagte Stuecke zu schonen.


Rehwildhege???? am Abzugszuengel????


Die faengt bei mir ganz woandes an,nämlich bei der Kitzrettung im Gruenland.

Die Verluste sind ohne Einsatz des Jaegers horrend,und der Abschuss im Herbst nur noch Nachlese....die in die Substanz des Bestandes eingreift...
konsequent.....:evil:
 
Registriert
23 Jul 2009
Beiträge
131
...stellt sich mir die Frage, warum Du als Beständer vom 1.-15. die Böcke nicht freigibst ?

Das hat zwei Gründe:

1.) Wer in den ersten zwei Wochen der Saison nicht fleisig rausgeht und dabei kräftig Beute macht, ist zweiter Sieger. Das Rehwild wird dann heimlicher.
2.) Gerade zum Anfang der Saison ist es so einfach wie nie, Schmalrehe richtig anzusprechen.
 
Registriert
23 Jul 2009
Beiträge
131
Wir jagen aus Freude und sehen es als Erholung, mit dem Mehrwert, dass man auch bestes Fleisch bekommt, und evtl. noch nen Knochen an der Wand..

Das ist richtig toll, wenn man so zur Jagd gehen darf. Hier bei uns fliegt man als Pachter mit so einer Einstellung (spätestens bei der Pachtverlängerung) achtkantig raus.
 
A

anonym

Guest
hatten wir zwar schon aber anscheinenend nicht genug.

Trophäenjagd bedeutet selektive Jagd. Alte und reife Trophäen sind Ausweis eines gesunden Bestands. Das Zielalter beim Boch von < zwei Jahre ist dagegen nicht Ziel eines natürlichen Altersbestands.

Trophäen sind Erinnerungsstücke, Wohnungsschmuck und Einrichtung.

Trophäen überdauern die Zeit, es ist eben nicht die Heuschrecke Mensch Hit, eat and run kurz ex und hopp, sondern auch eine Form des Bewahrens.

Und erst ganz zum Schluss kann man natürlich die Trophäenjagd auch pervertieren in dem nur noch nach cm und Gewicht die stärkste zählt.
 
Registriert
19 Mai 2011
Beiträge
5.633
Ich behaupte ohne es beweisen zu können, das der Einfluß von Gewicht und Qualität der Trophäe stärker mit der Habitatqualität als mit der Rehwilddichte zusammenhängt.

Ich jage seit Jahren in einer Waldinsel/-nase ca. 300 ha umgeben von Feld. Ich kann auf Aufzeichnungen und Trophäen aus den letzten 50 Jahren zurück greifen.

Jeder der dort jagdlich tätig war, verfolgte eine andere Startegie. Der eine schoss nur die guten Trophäenträger, der nächste jagte auf Quantität etc. Sämtliche Formen die man sich denken kann.

Nach Sichtung der vorhandenen bekannten Trophäen und der Wildpretgewichte kann ich sagen, dass wir örtlichen Jäger null Einfluss auf Qualität und Gewicht bisher hatten. Die Trophäen sind nicht schlechter oder besser geworden und die Wildpretgewichte haben sich im Schnitt nicht verändert.

Wie gesagt, ich kann es nicht wissenschaftlich belegen, aber die mir vorliegenden unvollständigen Daten sprechen dafür, dass es so ist.
 
Registriert
23 Jul 2009
Beiträge
131
@ dernieauslernt

Dein Nickname ist Programm?

Wenn Du Dich beim Lesen nur ein klein wenig besser konzentriest...

...der jährliche Abschuß ist 28 Stück Rehwild (was eigentlich viel zu wenig ist).


Ansonsten, ausnahmsweise mit letztem Bissen (hat ihm mein Mitjäger in den Äser gesteckt).

15004250en.jpg


15004244rt.jpg
 
A

anonym

Guest
Das hat zwei Gründe:

1.) Wer in den ersten zwei Wochen der Saison nicht fleisig rausgeht und dabei kräftig Beute macht, ist zweiter Sieger. Das Rehwild wird dann heimlicher.
2.) Gerade zum Anfang der Saison ist es so einfach wie nie, Schmalrehe richtig anzusprechen.

das ist ja klar und auch bekannt.
aber wenn statt dem Schmalreh nun ein Bock dahergehüpft kommt, lässt Du diesen ziehen ?

Es ist ja egal ob nun ein Bock oder Schmalreh erlegt wird. Der Jäger sitzt im Mai draussen und nutzt die niedriege Vegetation und sollte dann auch die Chance nutzen welche sich bietet.
 
Registriert
30 Mrz 2014
Beiträge
6.590
Das ist richtig toll, wenn man so zur Jagd gehen darf. Hier bei uns fliegt man als Pachter mit so einer Einstellung (spätestens bei der Pachtverlängerung) achtkantig raus.

Mit welcher Begründung? Ein Pächter muss alles umlegen was in Wald und Feld rumläuft?

Unser Wildschaden ist minimal, unser Forst beschwert sich nicht über Verbiss... Wo wäre ein Problem zu suchen?

Unsere weit über 500ha sind eine Insel, um uns herum bekommt jedwede Kreatur eine Kugel angetragen, die den Kopf aus dem Wald streckt und 1m über die Reviergrenze kommt..


Ohne uns hätten die Nachbarn seit 25 Jahren kein einziges Stück Rehwild mehr. Die hocken Tag und Nacht auf den umgebenden Kanzeln und haben, vermute ich Lichtschranken installiert mit Handykontakt, falls was den Wald verlässt... Hätten auch Selbstschussanlagen installieren können... die haben nen Wartemarkenautomat an jeder Kanzel, wo sie sich abwechseln, jeder is mal dran.

Aber.... nicht mein Revier, ich muss nicht so jagen, Jeder wie er meint..

Ich grüße die Jungs freundlich, wenn ich sie sehe, und hoffe nebenbei die brechen sich das Genick, wenn sie von der Kanzel stolpern. Bevor ich so jage, geh ich lieber beim Bauern in den Stall und leg die Rinder um.

Ich gönne jedem seinen Jagderfolg, aber solchen "Kindsmördern", deren einzige Selektion es ist wieviele m hinter der Grenze sie das Feuer eröffnen?

Säge ich ihnen deswegen die Hochsitze um? nur weil mir Ihre Art zu jagen incht gefällt?
Nein, ist nicht meine Baustelle, ich hoffe nur dass niemals einer dieser Jungs genug Kohle hat und es schafft unser Revier zu pachten.. denn dann würde man ne Munitionsfabrik nebenan bauen, und die hätten Waffen mit Wasserkühlung. Ja, unser Rehwildbestand ist hoch (beim weiblichen auch zu hoch) wir arbeiten aber dran das ein wenig anzupassen.
 

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
122
Zurzeit aktive Gäste
732
Besucher gesamt
854
Oben