In Österreich war die Schönauer 6,5x54 das Lieblingskaliber des Thronfolgers Franz Ferdinand (der in Sarajevo ermordet wurde).
Bei den Habsburgern war es üblich, ein Handwerk zu lernen.
Kaiser Franz Joseph war Tischler, er hatte als Meisterstück eine wundervolle Holzschatulle mit kunstvollen Intarsien gefertigt.
Franz Ferdinand war Büchsenmacher, er hatte als Meisterstück einen großkalibrigen Revolver mit feinen Ziselierungen gefertigt.
Er wurde zum Offizier ausgebildet und war ein ausgesprochener Waffenliebhaber und passionierter Jäger. Er jagte viel in Ungarn, aber auch in Indien. Er reiste mit einer großen Yacht nach Indien, das damals zu England gehörte. England war damals mit Deutschland und Österreich sehr gut.
Der österreichische Thronfolger war hoher Offizier im damals größten Landheer der Erde. England hatte die Royal Navy und Österreich-Ungarn sein riesiges Millionenheer. Und Franz Ferdinand war übrigens auch Büchsenmacher. Er sprach viel mit Büchsenmachern und Förstern. Er wußte schon, welche Kaliber gut sind. Niemals wäre er mit einem Spielzeuggewehr auf Jagdreisen gegangen. Er mußte repräsentieren. Das Kaliber 6,5x54 war und ist ein voll taugliches Jagdkaliber, zumindst außerhalb von Deutschland. (Und in Frankreich ist es sogar verboten, weil es irgendwann ein Militärkaliber war.)
Durch das kleine Kaliber hat es eine sehr große Querschnittsbelastung.
Der österreichische Thronfolger war kein Rehwildjäger. Er schoß Hirsche und Keiler, aber keine schwachen Stücke.
Dann später wurde die 6,5x54 in Österreich gerne geführt, so bis Anfang der 70er Jahre war es die Lieblingspatrone der österreichischen Jäger. Dann wurde sie von der deutschen Mauser 6,5x57 verdrängt. Auch in Ferlach. Die Mauser ist stärker. Aber nicht so viel, wie man glaubt wenn man die Schußtafel von RWS ansieht.
Denn da wurde die 6,5x54 mit dem 45 cm Lauf gemessen, die 6,5x57 jedoch mit einem 60 cm Lauf. Seht selbst ! So ist ein Vergleich unmöglich
Würde ich mir heute eine 6,5 Büchse kaufen, dann aber trotzdem keine Schönauer – weil es da sehr wenig Munition gibt und weil die Mauser doch stärker ist. Selbst die Ferlacher (Österreich) greifen gerne zur Mauser. Die 6,5x57 ist schon eine gute Patrone. Die schwedische 6,5x55 ebenso, aber mir gefiele der Gedanke nicht, ein schwedisches Kaliber zu führen. Schwedische Repetiergewehre haben für mich dieselbe Anmutung wie englischer Wein und italienisches Bier das von vielen gerne getrunken wird.
Wer eine Randpatrone will, muß ohnehin die Mauser 6,5x57 R nehmen. Schönauer und Schweden bieten keine Randversion. Vielleicht ist das auch der Grund, warum die Ferlacher das Mauserkaliber verwenden. Theoretisch könnten sie aber die randlose 6,5x54 verwenden, denn es gibt ja immer wieder Kipplaufbüchsen in diversen randlosen Kalibern.
Ich werde mal ein Mail an den mir bekannten Büchsenmacher in Ferlach schicken und fragen, warum er keine KLB im Schönauer-Kaliber anbietet. Vielleicht auch eine Frage des Gasdrucks ? Wir werden sehen.