Die vielen und dann noch fremdsprachigen Fachausdrücke in diesem Faden aus dem Aktienhandel lassen mich vor Ehrfurcht erschauern. Das hört sich nach Tiefenwissen an.
Ich bin nur ein einfacher Maschinenbauer mit ein paar Semestern BWL. Wir Techniker unterscheiden uns von Betriebswirten hauptsächlich dadurch, daß wir (zumeist) wirklich rechnen können, was Betriebswirten eher fremd ist, sobald es über die Grundrechnungsarten hinausgeht.
Bei Aktien gibt es zwei Fragen zu stellen:
Läßt sich die Kursentwicklung einer beliebigen Aktie vorausberechnen?
Läßt sich aus dem Gesamtmarkt ein Ausschnitt (Portfolio) ableiten, das ein besseres Risiko- Ertragsverhältnis hat als der Gesamtmarkt?
Wenn wir also aus dem vergangenen Kursverlauf nicht verläßlich auf den künftigen Kursverlauf schießen können und jedes mögliche Portfolio schlechter ist als der Gesamtmarkt, worin liegt der tiefere Sinn in der Arbeit eines Portfoliomanagers und wie kommt er zu seinen Kaufentscheidungen? Orakel befragen? Kaffeesatz lesen? Fundiert berechnen läßt sich leider nichts. Worin besteht also die Leistung?
Genau über diese Fragen in dieser Reihenfolge kam auch ich vor vielen Jahren mit den anderen Studenten zur Erkenntnis, daß das übliche Portfoliomanagement nichts anderes ist, als der Versuch, auf einer Glatze Locken zu drehen. Genau genommen war die Erkenntnis den zwei teilnehmenden Maschinenbauern vorbehalten, weil die große Masse die Mathematik nicht mal ansatzweise verstand. Der Rest mußte sich auf die Reputation des Vortragenden verlassen und Zuflucht zum Glauben nehmen.
Nun war der Vortragende aber selbst Portfoliomanager an einer der bekanntesten Privatbanken der Schweiz. Die Maschinenbauer (genau genommen ich) bohrten nach, wie er denn beruflich vorginge, nachdem er die üblichen Mittel soeben als wirkungslos entlarvt hatte. Erst wollte er nicht heraus mit der Sprache und dann kam das Folgende:
Nachdem der Gesamtmarkt bereits optimal ist, bildet man ein verkleinertes Abbild dieses Marktes, in dem möglichst viele Papiere im Verhältnis ihrer Marktkapitalisierung aufscheinen. Dazu nimmt man so viel Geld, wie der Kunde auf lange Sicht als Spielgeld entbehren kann oder einsetzen will. Dann lebt der Kunde sein Leben und so nach 15, 20 oder mehr Jahren wird man bei minimalem Risiko nicht weit von der Wertsteigerung des Gesamtmarktes entfernt sein.
Ein einfaches Rezept aber mit zwei kleinen Schönheitsfehlern für den Normalverbraucher:
Seit damals bin ich immun gegen die "wertvollen Anlage- Geheimtips" meiner Bankbetreuer. Warum wohl?
WH
Tarolla
Ich bin nur ein einfacher Maschinenbauer mit ein paar Semestern BWL. Wir Techniker unterscheiden uns von Betriebswirten hauptsächlich dadurch, daß wir (zumeist) wirklich rechnen können, was Betriebswirten eher fremd ist, sobald es über die Grundrechnungsarten hinausgeht.
Bei Aktien gibt es zwei Fragen zu stellen:
Läßt sich die Kursentwicklung einer beliebigen Aktie vorausberechnen?
- Antwort: Das geht leider nicht, denn über ausreichend lange Beobachtungszeiträume betrachtet, bestehen Aktienkurse statistisch gesehen aus reinem "weißen Rauschen". Und das ist per Definition nicht vorhersagbar.
Läßt sich aus dem Gesamtmarkt ein Ausschnitt (Portfolio) ableiten, das ein besseres Risiko- Ertragsverhältnis hat als der Gesamtmarkt?
- Um das zu beantworten, sollte man einigermaßen rechnen können und beschaffe sich "Finanzierung" von "Olfert". Darin findet sich eine Formel, die das Verhältnis von Risiko zu Ertrag für den Aktien- Gesamtmarkt beschreibt. Wenn man die passend umformt, kommt heraus, daß der Gesamtmarkt immer besser ist, als jede seiner möglichen Untermengen (Portfolios). Und je kleiner ein Portfolio ist, desto schlechter sein Risiko- Ertragsverhältnis. Am schlechtesten ist die einzelne Aktie.
Wenn wir also aus dem vergangenen Kursverlauf nicht verläßlich auf den künftigen Kursverlauf schießen können und jedes mögliche Portfolio schlechter ist als der Gesamtmarkt, worin liegt der tiefere Sinn in der Arbeit eines Portfoliomanagers und wie kommt er zu seinen Kaufentscheidungen? Orakel befragen? Kaffeesatz lesen? Fundiert berechnen läßt sich leider nichts. Worin besteht also die Leistung?
Genau über diese Fragen in dieser Reihenfolge kam auch ich vor vielen Jahren mit den anderen Studenten zur Erkenntnis, daß das übliche Portfoliomanagement nichts anderes ist, als der Versuch, auf einer Glatze Locken zu drehen. Genau genommen war die Erkenntnis den zwei teilnehmenden Maschinenbauern vorbehalten, weil die große Masse die Mathematik nicht mal ansatzweise verstand. Der Rest mußte sich auf die Reputation des Vortragenden verlassen und Zuflucht zum Glauben nehmen.
Nun war der Vortragende aber selbst Portfoliomanager an einer der bekanntesten Privatbanken der Schweiz. Die Maschinenbauer (genau genommen ich) bohrten nach, wie er denn beruflich vorginge, nachdem er die üblichen Mittel soeben als wirkungslos entlarvt hatte. Erst wollte er nicht heraus mit der Sprache und dann kam das Folgende:
Nachdem der Gesamtmarkt bereits optimal ist, bildet man ein verkleinertes Abbild dieses Marktes, in dem möglichst viele Papiere im Verhältnis ihrer Marktkapitalisierung aufscheinen. Dazu nimmt man so viel Geld, wie der Kunde auf lange Sicht als Spielgeld entbehren kann oder einsetzen will. Dann lebt der Kunde sein Leben und so nach 15, 20 oder mehr Jahren wird man bei minimalem Risiko nicht weit von der Wertsteigerung des Gesamtmarktes entfernt sein.
Ein einfaches Rezept aber mit zwei kleinen Schönheitsfehlern für den Normalverbraucher:
- Damit sich der Aufwand beim Start rechnet, sollten allermindestens 250.000 EUR aufwärts angelegt werden. Eigentlich ein Mehrfaches davon.
- Es kommt nur "Spielgeld" in Frage. Das ist Geld, das man für solche Spielchen übrig hat und bei dem es egal ist, wenn man am Ende der geplanten 15 oder 20 Jahre noch mal 5 Jahre länger wartet, weil der Markt gerade nicht so optimal passt.
Seit damals bin ich immun gegen die "wertvollen Anlage- Geheimtips" meiner Bankbetreuer. Warum wohl?
WH
Tarolla