Ich sehe das etwas abstrakter. Das ist ein Luxus, den ich mir leisten kann, weil ich von dem Unheil dieses Falles nicht betroffen bin.
Und genau das ist die Idee jeder Rechtsprechung, von den Vorvätern und deren "Gesetzessprecher" an: Daß Recht losgelöst wird von den starken Emotionen der Betroffenen, daß Rache und Gegenrache ersetzt wird durch klare Rechtsnormen, die außerhalb der Emotionalität des Falles festGESETZt werden.
Zu meinem großen Entsetzen verläßt der Rechtsstaat heutzutage diesen Weg immer mehr. Reaktive Gesetzgebung, meist auf den Druck der sensationshungrigen Presse, bestimmt das Geschehen in den Regierungen.
Vielleicht auch gepaart mit der unbändigen Angst vor der Erkenntnis, daß es unter Menschen keine völlige Sicherheit vor bösen Menschen gibt.
Das führt zu dem Wahn, alles mit Paragraphen absichern zu können.
Die braucht es denn auch in einem Rechtsverständnis, das häufig Türen offenlässt, den Sinn eines Gesetzes zu konterkarieren, weil es nur um formale Einhaltung geht.
Niemand braucht ein Gesetz, daß eine Promillegrenze für das Führen von Listenhunden regelt. Es ist verboten, jemanden zu verletzen. Ob betrunken oder nicht. Wenn einer sich betrinkt, war er mal nüchtern. Das Betrinken ist freiwillig erfolgt. Damit muß klar sein, daß Delikte, begangen im Rausch, genau so geahndet werden, als wären sie nüchtern begangen. Denn daß etwas zum Delikt erklärt wird, soll ja die Mitmenschen schützen. Und denen ist es egal, ob der Täter betrunken ist.
Doch, was passiert: auf der Grundlage dieser vom Sinn des Gesetzes losgelöste Rechtsprechung bekommt der Täter "mangelnde Schukdfähigkeit" zugute gehalten. Statt ihm die Verantwortung für seinenRausch und alle Folgen desselben zuzuschreiben, wird die Gelegenheit gegeben, sich durch Rausch von seiner Verantwortung zu drücken.
Werden die Auswüchse solcher Rechtsprechung dann unerträglich und geifert die Presse genug herum, werden auf dem Weg reaktiver Gesetzgebung die Rechte jedes Bürgers weiter eingeschränkt. Was natürlich nur diese Bürger trifft, die sich ohnehin ihrer Verantwortung bewußt sind, für die es also diese Gesetze nicht bräuchte.
Fazit: es ist ein Reset des Systemes nötig. Es hat sich in einer endlosschleife gefangen.
Nur leider sehen das unsere Politiker nicht.
Bis es soweit kommt, werden wir noch viele "Führerscheine", Erlaubnispflichten und Bewilligungsanträge bekommen.
Sicherer werden wir dadurch nicht leben.