Der deutsche Michel ist der letzte in Europa, der KEINE vernünftige Höchstgeschwindigkeit vorgibt.
... und das ist gut so! Mir fallen auch nach längerem Nachdenken vergleichsweise wenig Gründe ein, uns an unseren Nachbarn zu orientieren.
Schaue ich nach Frankreich, Italien, UK, Polen, Ungarn ... kann ich wenig finden, was des Kopierens wert wäre.
Reduziere ich es auf eine monetäre Betrachtung und die Notwendigkeit, die rein wirtschaftlichen Defizite unserer Nachbarn zu kompensieren, sollten wir unsere Wirtschaftsleistung pflegen.
Wenn man z. B. bei VW ein Seminar "Driving Experience" mitmacht, wird einem sehr eindrucksvoll erklärt, welche enormen ökologischen, gesundheitlichen und verkehrstechnischen Vorteile eine generelle Höchstgeschwindigkeit um 120 - 130 km/h bringt.
Keine Idee, wer aus dem VW Konzern dieses Seminar mit welcher Motivation anbietet. Soweit ich die Stimmen der jüngsten Vergangenheit so wahrgenommen habe, galt VW in Sachen Ökologie nicht als das Vorzeigeunternehmen.
Nachdem es in Deutschland aber faktisch auf ca. 60 - 70% der BAB spezifische Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt und auf einem weiteren Teil durch hohes Verkehrsaufkommen die Geschwindigkeit kaum konstant oberhalb von 130 km/h zu halten ist, wird der Effekt faktisch nicht so groß sein.
Wer natürlich am Rasen hängt, wird keine Argumente annehmen, die das einschränken könnten. Wir wissen ja: wer seinen Hammer liebt, sieht in jedem Problem einen Nagel!
Wer sein Wording schon darauf auslegt, Andersdenkende zu diskreditieren, macht sich damit nicht zwingend satisfaktionsfähig.
Soweit es die Verkehrssituation und die Witterung zulassen, fahre ich gerne schnell, ein Raser bin ich aber kaum. Trotz schnellen Fahrens gehöre ich wohl eher zur defensiven Fraktion. Weil ich es schon lange tue, berufsbedingt sehr viele Kilometer (unfallfrei) absolviert habe und mich in Fahrerlehrgängen (abseits und auf der Rennstrecke) qualifiziert habe, kann ich es auch schlicht besser als andere
Starten wir eine Debatte über den ökologischen 'Unwert' des schnelleren Fahrens und der entsprechenden individuellen Freiheit, wandeln wir auf einem schmalen Grat.
Unsere reine motorisierte Bewegung außerhalb der engen Notwendigkeiten ist angreifbar. Das gilt für den Urlaubsflug, für die Kreuzfahrt und schon für die - weil beispielsweise ländlich positioniert - Fahrt zu einer wie auch immer gearteten individuellen Belustigung. Sorry, die Debatte, die da in der Form geführt wird, ist an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten. Wenn der erste aus der 120 km/h-Öko-Fraktion am Wochenende konsequent nicht zum Sportevent, Konzert, Kino, Oma ... fährt, weil das ja ökologischer Unfug ist, können wir weiterreden.
Wir wissen ja, wer seinen Billigflug/ seine Kreuzfahrt/ die Jagd/ das Spiel seines Lieblingsclubs liebt, wird keine Argumente annehmen, das einzuschränken. Da wir beide auf dem Land leben, weißt Du, dass viele Dinge nur mit der individuellen Mobilität möglich sind.
Grosso