Mein HFw fragt, ob ich ihm nicht einen Gefallen tun könnte und mal zu später Stunde ihn und ein paar Unteroffiziere in die Kaserne heimfahren kann. Sie würden sich mal einen Uffz-Abend gönnen und nach türkischer Sauna in einem abgelegenem Gebäude auf dem Standortübungsplatz den Abend mit gutem Essen und guten Weinen ausklingen lassen.
Der HF sorgt dafür, dass eine Schranke zum Übungsplatz offen ist und ich soll den Fernmelder-VW-Bulli nehmen. Das bedeutet Platz für max. 5 Personen (inkl. Fahrer), da in der Doppelkabine und hinten viel Platz von dem Fernmeldezeug in Anspruch genommen wird.
Spät am Abend ist die größte Angst meines HFw, dass ich selbst zum Saufen angefangen habe und er schickt mir alle 20 Minuten den Telefonposten vom Dienst hoch.
Mir ist es dann wirklich zu blöd geworden, ständig geweckt zu werden. Ich habe nochmal nachgefragt ob ich wirklich mit dem Bulli oder doch lieber mit dem 2-to (Unimog) wegem starken Schneefall rausfahren soll, ich habe für den Fall der Fälle auch schon einen Beifahrer organisiert. Da kam nur ein entschiedenes Nein! und der Bulli reicht.
Ich bin dann doch gleich losgefahren mit dem Bulli. Natürlich war die abgemachte Schranke zu und ich musste den Schleichweg bei >15 cm Neuschnee nehmen. An der Örtlichkeit angekommen finde ich dann 5 enthemmte Uffz mit Portepee, und zwei ohne Portepee vor.
Da ging es um weltbewegende Fragen wann und warum ein Oberstabsfeldwebel vor dem Spieß der nur Stabsfeldwebel ist salutieren soll usw. Die zwei Neu-Uffze waren zuerst sehr unangenehm despektierlich, haben aber den Rest des Abends dazu genutzt sich lautstark in die Rabatten zu übergeben.
Ich wurde derweil mit den Überresten der edlen Freßwaren verpflegt. Oh mein Gott, die haben es sich echt gut gehen lassen. So einen guten Brie habe ich noch nie gegessen (Hat einer der Feldwebel aus dem Urlaub mitgebracht).
Irgendwann haben sie sich zum Aufbruch beschlossen. Ich wollte ja zweimal fahren, aber Nein das kann man wie geplant auf einmal erledigen. Und irgendwie haben sie die ganzen Typen in den kleinen VW-Bus gepresst.
Zuerst wurde ich auf ausdrücklichen Befehl auf die geschlossene Schranke am Kasernentor hingeleitet. Man wollte mir nicht glauben, dass diese zu wäre und ich den Schleichweg bei > 15 cm Neuschnee genommen habe.
Dann kam das klassische angeordnete Zurücksetzen. Ich habe noch eingewendet, dass wir dann wirklich mit Heckantrieb stehenbleiben. - Ist auch so gekommen. Während die besoffene Uffze und Feldwebel den Bulli anschieben habe ich noch den Befehl „Vollgas geben“ gehört. Dementsprechend sahen die dann auch aus.
Ein höherer FW-Dienstgrad (eigentlich kam ich aus seiner Stammeinheit, aber er war damals im Einsatz und hat mich nicht wirklich gekannt) hat dann nur noch gesagt: „Lindwurm, alle ihre Pluspunkte sind jetzt aufgebraucht!“
Aber irgendwie wurden da wieder viele Kameraden hinten in der sehr eingeschränkten Doppelkabine hinten verstaut. Mein HFw saß vorne neben mir und wollte keine dritte Person vorne.
Jetzt durfte ich endlich der von mir eingefahrenen Spur durch den Neuschnee folgen und die Bagage in der Kaserne abliefern. Beim ersten Batterie-Gebäude sind dann zwo Leute hinten raus.
Aber die ersten zwei steigen aus und hinterlassen jemanden verkeilt im Fußraum. Und irgendjemand gibt Befehl wieder loszufahren. Besagter OFw lag inzwischen auf dem Boden des Bulli mit der Nase ein paar Zentimeter über den Asphalt (Wir konnten auch die Tür wegen seinem Dickschädel nicht mehr zumachen) und irgendjemand hat die Abfahrt befohlen.
Sein wiederholtes Geschrei „Wir wollten ihn umbringen“ hat sicherlich die ganze Kaserne bei unserer kleinen Fahrt um alle Batteriegebäude aufgeweckt.
Beim nächsten „Kennenlernen“ (Nachtschiessen mit AGA) wollte er mich aber dann auf einen gemeinsamen Puff-Besuch einladen.