Jagdpächter rechnet mit Drückjagd ab

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Gelöschtes Mitglied 17197

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Woher kommen dann die starken Rehe in Gebieten, wo zwar der Mensch nicht jagt, dafür aber der Wolf? Die ziehen ihren Nachwuchs im gleichen Zeitraum auf, also Streß für Mamma Reh ohne Ende. Dagegen ist der Mensch berechenbar.

Nö bin anderer Meinung. Bin sogar über den Spruch im Nachdenken, der mal sinngemäß aussagte:
Man kann ein Revier nicht leerschiessen, aber leer-Pirschen.

Wölfe und Luchs jagen nicht an der Futterquelle im Hinterhalt aus xx Meter Entfernung.
 
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Woher kommen dann die starken Rehe in Gebieten, wo zwar der Mensch nicht jagt, dafür aber der Wolf? Die ziehen ihren Nachwuchs im gleichen Zeitraum auf, also Streß für Mamma Reh ohne Ende. Dagegen ist der Mensch berechenbar.
In der letzten Wild und Hund war ein wissenschaftlicher Bericht darüber, dass das Rehwild bei Luchs- und Wolfsvorkommen erheblich mehr Stress ausgesetzt ist, wie durch die Jagd!
 
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z/7

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Man kann ein Revier nicht leerschiessen, aber leer-Pirschen.
Sehr richtig. Weil Reh den MEnschen aus großer Entfernung bereits olfaktorisch mitbekommt, da nützen auch xx Meter Entfernung nix. Der Wolf hingegen hat dank Nase einen erheblichen Vorteil: er kann seine Beute gezielt aus der richtigen Windrichtung angehen, und ist nicht auf freie Sicht angewiesen.

Außerdem sind "leer"-gepirschte Reviere in der Regel nicht wirklich leer, die Rehe werden nur unsichtbar.
 
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Aha, Du hast es also ansatzweise verstanden. (y) ....

Nein, DU hast es jetzt erst verstanden, ich hatte das schon weiter vorn geschrieben. ;)

....Aber WO sind die Belege oder wenigstens Beispiele, dass die Bestandesregulation irgendwo in D (außer in den Nationalparken) überwiegend durch diese "unschönen Mechanismen" und nicht durch Jagd erfolgt, wie Du weiter oben behauptest? Auf eben die warten wir hier ...

Warten auf Berieselung durch Andere reicht nicht, Du musst schon selber in der Praxis die Augen offen halten, dann springen Dich die Beispiele nur so an.

Werden in (Feld+Wald-) Revieren, die offensichtlich gute Rehwildbiotope sind, nur z. B. 4-6 Rehe/100 ha geschossen, könnte man die Jagd aus Sicht des Wildmanagements auch ganz lassen, denn sie hat keine bedeutsamen Auswirkungen, weder auf die Populationshöhe, noch auf die Wildschadensdisposition.
In guten Rehwildbiotopen wird die Reproduktionsrate selbst unter Berücksichtigung natürlicher Mortalität deutlich höher als 4-6 Stück/100 ha p. a. liegen. Wird der Nachwuchs regelmäßig nicht abgeschöpft, müsste der Bestand theoretisch von Jahr zu Jahr steigen. Tut er aber ab einem Punkt, den man "Biotopkapazität nennt, nicht mehr.
Was passiert dann (u. a.)?
Zuerst wird der innerartliche Stress (Rehe sind Einzelgänger) enorm hoch, die Einstände werden umkämpft, viele Rehe müssen mit zu kleinen, ungünstigen Rückzugsgebieten auskommen. Dort haben Prädatoren leichtes Spiel, der Nachwuchs wird gefressen, unterkühlt, unterernährt, parasitiert, etc.
Dichtestress führt zu Energieverlust, mehr Wild stirbt an mangelhafter Widerstandskraft, wenn es nicht abwandert oder auch beim Abwandern keine freien Einstände findet. Die Fötenzahl geht zurück, weil der Körper die Information bekommt, dass höhere Reproduktion kontraindiziert ist, u.s.w....
Am Ende begrenzt die örtliche Biotopkapazität den Bestand, der dort für die Art Capreolus capreolus maximal möglich ist. Wie hässlich das (bei Rotwild) aussehen kann, wenn dann nicht genügend Beutgreifer aufräumen, zeigte jüngst Oostvaardersplassen .
 
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Gelöschtes Mitglied 17197

Guest
Da sprechen aber die Rißfunde in Fütterungsnähe eine andere Sprache.

Fütterungsnähe = bei Fütterung durch Jägerhand ?
Da wär der Wolf, Luchs dumm, wenn er das Angebot nicht annehmen würde.

Nein ich meinte, die jahreszeitlich wechselnden zur Äsung bevorzugt aufgesuchten Stellen.
Also meist dort wo die Kanzeln stehen :D
 
G

Gelöschtes Mitglied 17197

Guest
In der letzten Wild und Hund war ein wissenschaftlicher Bericht darüber, dass das Rehwild bei Luchs- und Wolfsvorkommen erheblich mehr Stress ausgesetzt ist, wie durch die Jagd!

Äh nicht gelesen. Falls dies aus einer Gegend ist, wo Luchs und Wolf schon immer da sind, würde es mich interessieren. Falls Wolf und Luchs aber dort (wieder) neu sind, ist das Ganze ein Schmarren, würde ich sagen. Es ist einfach nur logisch.
 
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Gelöschtes Mitglied 17197

Guest
Worauf hier anscheinend keiner eingehen will, was mit dem Rehzuwachs in den Zeiten passiert ist, wo kein einziges weibliches Rehlein über Jahre erlegt wurde.

Und warum es (vielen) Rehen hierzulande ohne Jagd ein klein wenig besser gehen würde ist die Jagd von Mai - Juli.
Der Grund ist die für Rehkitze entscheidende Gewichtszunahme in diesem Zeitraum. Das kann kaum mehr aufgeholt werden.

WB
 

z/7

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Und warum es (vielen) Rehen hierzulande ohne Jagd ein klein wenig besser gehen würde ist die Jagd von Mai - Juli.
Der Grund ist die für Rehkitze entscheidende Gewichtszunahme in diesem Zeitraum. Das kann kaum mehr aufgeholt werden.
Ich würde ja liebend gerne im April schon unter den Einjährigen und Böcken aufräumen. Leichteres Jagen weil sichtbarer, Schmalrehe besser erkennbar, weniger zusätzliche Unruhe, weil eh grad alles am neuorganisieren ist. Ab Mitte Mai setzen die Geißen, dann wird alles schwieriger, man sieht eigentlich nur noch die, die eh Schonzeit haben, Entnahme von Böcken schafft Freiräume, die wieder besetzt werden müssen etc.

Ich mein allerdings, daß für die Kitze das entscheidendere ist, wie die Geißen aus dem Winter kommen. Nahrung hat es spätestens ab Mitte Mai in Hülle und Fülle, unschwer daran zu erkennen, daß man eben nix mehr erkennt, weil sie kaum noch ziehen müssen. Wenn die Geiß also eine solide Basis hat, muß sie nix groß aufholen, sondern kann sich mit der Erhaltung begnügen, und fast ungekürzt an den Nachwuchs weiterreichen.
 
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Nein, DU hast es jetzt erst verstanden, ich hatte das schon weiter vorn geschrieben. ;)

Du hast den Aspekt der "kompensatorischen Sterblichkeit" aber nicht einbezogen, Deinem Verständnis fehlt also noch was. ;)

Warten auf Berieselung durch Andere reicht nicht, Du musst schon selber in der Praxis die Augen offen halten, dann springen Dich die Beispiele nur so an.

Welche? Die in großer Dichte vorkommenden verelendeten, abgemagerten, parasitierten Rehe? Die hohen Fallwildzahlen? Sorry, die habe ich noch nie gesehen. Schwache Stücke mit geringer Kitzzahl - ja, aber das ist oberhalb der Mortalitätsschwelle, um die es weiter oben ging. :rolleyes:

In guten Rehwildbiotopen wird die Reproduktionsrate selbst unter Berücksichtigung natürlicher Mortalität deutlich höher als 4-6 Stück/100 ha p. a. liegen. Wird der Nachwuchs regelmäßig nicht abgeschöpft, müsste der Bestand theoretisch von Jahr zu Jahr steigen. Tut er aber ab einem Punkt, den man "Biotopkapazität nennt, nicht mehr.
Was passiert dann (u. a.)?

a) wandern die ab und
b) verändern die die Biotopkapazität nach unten.

Zuerst wird der innerartliche Stress (Rehe sind Einzelgänger) enorm hoch, die Einstände werden umkämpft, viele Rehe müssen mit zu kleinen, ungünstigen Rückzugsgebieten auskommen. Dort haben Prädatoren leichtes Spiel,

In Süddeutschland in Gebieten ohne Wolf und Luchs? :unsure:

der Nachwuchs wird gefressen, unterkühlt, unterernährt, parasitiert, etc.

Dann müsste man Fallwild finden oder beobachten können (d.h. "messen"), dass die Kitzsterblichkeit sehr hoch ist. Hast Du entsprechende Studien irgendwo?

Dichtestress führt zu Energieverlust, mehr Wild stirbt an mangelhafter Widerstandskraft, wenn es nicht abwandert oder auch beim Abwandern keine freien Einstände findet.

Und wieder: Fallwild? Gewichte bei den erlegten Stücken? Die müssten dann teilweise hart an der Grenze der Verwertbarkeit sein ...

Die Fötenzahl geht zurück, weil der Körper die Information bekommt, dass höhere Reproduktion kontraindiziert ist, u.s.w....
Am Ende begrenzt die örtliche Biotopkapazität den Bestand, der dort für die Art Capreolus capreolus maximal möglich ist. Wie hässlich das (bei Rotwild) aussehen kann, wenn dann nicht genügend Beutgreifer aufräumen, zeigte jüngst Oostvaardersplassen .

Irgendwie ist da ja traurig, dass jemand wie Du, der mal eine Wildbiologie-Vorlesung angehört haben müsste, hier auf der PETA-Schiene argumentiert. Du hast die Prozesse zwar richtig beschrieben, aber die falschen Schlussfolgerungen gezogen. Ich wiederhole mich: denke mit an den Mechanismus der Kompensation.

Viele Grüße

Joe
 

z/7

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Dann müsste man Fallwild finden oder beobachten können (d.h. "messen"), dass die Kitzsterblichkeit sehr hoch ist. Hast Du entsprechende Studien irgendwo?

Und wieder: Fallwild? Gewichte bei den erlegten Stücken? Die müssten dann teilweise hart an der Grenze der Verwertbarkeit sein ...
Fallwild finden? Bei unseren Raubwild- und Schwarzwildpopulationen? Euer Ehren belieben zu scherzen. Zum Aufräumen brauchts keine Wölfe.

Gilt im übrigen auch für die Kitze.

Ich hab schon in solchen Ecken "gejagt". Der köperlich Zustand mancher Stücke ist erbärmlich. Es ist mir völlig schleierhaft, wie man langfristig seine Jagd so betreiben kann.
 
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Sehr interessante Thesen, wobei es hier für mich aus wissenschaftlicher Sicht lediglich Thesen sind. Nicht auszudenken wenn es keine 5/8 oder sonst wie viele „Stückchen-Rehe“ gibt sondern die Rehe uns (und auch dem Wald der Förster ;-) ) voraus wären und lediglich die Bergmannsche
Regel greift und die Rehe sich viel eher anpassen an das was da kommen könnte ;-)
Waihei
 
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Was ich nicht verstehe, was daran so schwer ist, die gesunde Mitte zu finden? So viel jagen, daß man einen gesunden Wildbestand hat, kein Zoodirektor oder Schiesser ist? Dann wäre die gesamte Diskussion hier, um des kaisers Bart, obsolet! Allerdings habe ich die Hoffnung, daß es draussen in den Revieren mehr vernünftige Jäger gibt, als hier Schreiberlinge.
 

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