"Positionen, die allein und allgemein der Reduzierung von Schalenwildbeständen im Sinne einer forstwirtschaftlichen Zielvorstellung der "Nulltoleranz von Wildeinfluss" das Wort redet, sind kontraproduktiv."
Wieder wird den Ökojägern eine "Nulltolleranz von Wildeinfluss" - mit anderen Worten das Ziel der totalen Vernichtung der Wildbestände zugeschrieben. Dem ist aber einfach nicht so und ich kenne auch keine Publikation, die das so propagiert.
"Die Jagdpolitik [...] muss verstärkt aktuelle wildbiologische Erkenntnisse und ökologische Zusammenhänge in ihre Vorgehensweise mit einbeziehen."
Prinzipiell richtig, aber wenn man mal mit Wissenschaft um die Ecke kommt, passiert das, was man auf Seite 1 dieses Threads beobachten kann. In dem von Mir eingestellten Artikel wird genau aufgezeigt, welchen Einfluss selektiver Verbiss auf ein Ökosystem hat. Wie sehr das den Durchschnittsjäger interessiert zeigen Aussagen wie "Ab dem Wort Ökojagd hab ich aufgehört zu lesen."
"Schutzmaßnahmen für Jungwald, insbesondere dort, wo vor Ort seltenere oder neue und damit potentiell verbissgefährdetere Baumarten angepflanzt werden sind keine Weiser generell überhöhter Wildbstände."
Doch, sind sie. Es gibt genug Beispiele, die zeigen, dass Wald mit Wild durchaus möglich ist, ohne irgendeine Baumart schützen zu müssen. Mein Heimatrevier ist der beste Beweis dafür. Dort kann man pflanzen, was man will - ganz ohne Schutz- und trotzdem schieße ich da im Mai relativ bequem meine Rehlein.
Es gibt auch noch ein paar kleinere Punkte, mit denen ich nicht einverstanden bin, die auszuführen spare ich mir jetzt aber, weil ich morgen früh raus muss.
Natürlich finde ich nicht alles schlecht, was in dieser Erklärung steht, einige Punkte haben auch ihre Berechtigung.
Ad 1:
Egal, welchen Verband Du nimmst. Kein Verband wird mit Absichten an die Öffentlichkeit treten, die sich nicht gut "verkaufen" lassen. Insofern ist diese Aussage Deinerseits diesbezüglich Bullshit. Für einen urbanenen Laien liest sich alles gut, was der ÖJV und auch andere Naturschutzverbände im Allgemeinen über die Jagd verbreiten. Jedem Blinden kannst du viel von Farbe erzählen. Presse, Blogger, usw. usf. müssen das dann in den sozialen Netzwerken wieder richtig stellen.
Ad 2:
Der von Dir eingestellte Artikel stellt - e i n e - Sichtweise dar. Noch dazu von einem einschlägig "vorbelasteten" Autor. Ansonsten ist auch dieser Satz von Dir Bullshit, weil man erst einmal den Begriff "selektiver Verbiss" klar definieren müsste (in welchem genauen Zusammenhang!) und zwar vor dem Hintergrund, dass es in einem Ökosystem natürliche Nutzung durch die Arten gibt, die einem Habitat zunächst einmal nicht schaden muss. Dein Satz suggeriert, dass (selektiver) Verbiss schlecht bzw. nachteilig für ein Ökosystem wäre. Zumindest könnte es so der Laie verstehen. Das wäre aber definitiv falsch!!!
Ad 3:
Eine sehr "klugscheißerische" Feststellung ist, dass Wald mit Wild "möglich" ist. Die Natur bzw. das Ökosystem mit oder ohne Mensch funktioniert auch ohne Mensch ganz gut. Durch den (überzogenen) Eingriff des Menschen in die Natur besteht ein "Regelungsbedarf", weil ein System bzw. Habitat nachhaltig (negativ) verändert bzw. durch den Menschen "übernutzt" wird bzw. auch in der Vergangenheit wurde.
Und genau an diesem Punkt kommt die Jagd durch den Menschen ins Spiel. Der Mensch muss teils stärker eingreifen, als er bei nachhaltiger und ethisch korrekter Nutzung eigentlich Bedarf hätte (damit meine ich, der ökologisch und nachhaltig orientierte Mensch mit Jagdschein entnimmt ethisch korrekt (zur Sicherheit streng reglementiert) nur soviel Wildbret, wie er auch selber essen kann).
Die Frage der Intensität des menschlichen Eingriffes ist für jedes Habitat differenziert zu betrachten. Was für Dein Heimatrevier gilt, muss woanders lange nicht gelten. Die Frage, ob ich eine Kultur schützen muss bzw. sollte oder nicht, hängt von sehr vielen Faktoren ab. Zudem ist Wiederaufforstung bzw. Neubestockung eine Generationenfrage und folglich sind etwaige Kosten / Erträge auch entsprechend zu sehen bzw. zu rechnen.
Wer steif und fest behauptet, man könne jegliche Kultur bzw. Anpflanzung aus der Baumschule einfach ohne Schutz hochbringen, ohne dabei in ganz besonders massiver (ethisch bzw. auch gesellschaftlich fragwürdiger) Form in den Wildbestand einzugreifen, ist ein Lügner und Volksverhetzer. Die Aussage "Wald mit Wild" wäre formal korrekt nämlich auch gültig, wenn es bspw. nur noch ein Stück Rot- oder Rehwild auf 100 ha Lebensraum gäbe. EINZIGSTER Nutznießer in dieser Richtung wäre nur die gewinnorientierte Wald- und Forstwirtschaft.
Das Ökosystem jedoch verträgt durchaus mehr Wild, als es die Vertreter der Ökonomischen Jagd im ÖJV der Welt glaubend zu machen versucht.