Stressfaktor Jagd von Dr. Petrak, Wildforschungsstelle NRW, W&H Heft 17, Seite 14-19, plus Buchempfehlung (39€)

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.....Es gibt ja die Untersuchung (Norwegen ?) wo der Unterschied der Beutezahlen Luchs vs. Jäger mit Anzahl Unterwuchs verglichen wird. Der krasseste Gegensatz.

Robin Sandfort an der Boku Wien hat es mit Hackländer auch untersucht und in seinen (sehr guten) Vorträgen "Landschaft der Furcht" genannt. Das trifft es imo auch sehr schön.

Das Überleben in solchen gefährlichen Gegenden ist für alle höheren Wirbeltiere, also auch für uns Menschen, stark abhängig von Erfahrungswerten. Deshalb können erfahrene Soldaten deutlich besser mit der permanenten Bedrohung in einem Kampfgebiet umgehen, als wir das dort "zu Besuch" aushalten würden und durch permanente Angst wenig handlungsfähig wären, vermutlich nach kurzer Zeit beim ersten Kardinalfehler die Regenbogenbrücke überqueren würden. ;)
 
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Ich kann es nur vermuten, aber irgendwer(Wildbiologe) hat es auch mal erwähnt, dass Rehe (und SW ?) untereinander kommunizieren.
Daher dürfte sich bei denen rumgesprochen haben, das Wolf und Luchs nicht auf Hochsitzen rumlungern und nicht einmal Pfeil und Bogen haben. Und deswegen auf Witterungsdistanz herankommen müssen. Es sein denn die machen (Wolf) drückjagdähnliches.

Es gibt ja die Untersuchung (Norwegen ?) wo der Unterschied der Beutezahlen Luchs vs. Jäger mit Anzahl Unterwuchs verglichen wird. Der krasseste Gegensatz.


Na ja,
grundsätzlich muss man ja sagen, das jeder Prädator (auch der Top-Prädator Mensch) neben seinen direkten Effekte wie das Töten eines Beutetieres auch zusätzlich noch indirekte Effekte auf die Beute oder auch kleinere Konkurrenten durch seine bloße Anwesenheit bewirkt.
Das bedeutet dann z.B. den Ausschluss von Beutetieren aus bestimmten Arealen, die Abnahme von Futter-Aufnahmeraten wegen vermehrten Sicherns oder die Reduktion von Fettreserven, welche durch vermehrtes Flüchten reduziert werden; da gibt es noch einige weitere Beispiele für.
Diese indirekten Effekte von Prädatoren wird dann immer in Verbindung gebracht mit den Begriffen „Landscape-of-Fear“ und „PredationRisk-Landscape“ .
Aber auch jeder erholungssuchende Mensch in der freien Natur, nicht nur der "gemeine Jäger", beschwört solche Effekte durch seine bloße Anwesenheit hinauf; andere Spezies werden durch die bloße Anwesenheit des Menschen beeinflusst und auch in ihrem Verhalten limitiert!
Insofern stimmt die Aussage von Stöberjäger ("Man sollte Wild nicht für so blöd halten, dass sie keinen Todfeind von einem harmlosen Spaziergänger unterscheiden könnten!") nicht so ganz, er simplifiziert wieder mal das komplexe Geflecht zwischen Prädator und Beute!
Ein Beispiel für die Komplexität dieses Verhältnisses sind einige Forschungsergebnisse, welche z.B. implizieren, das unter der Anwesenheit von Top Prädatoren die Biodiversität steigt!
Ein sehr gut untersuchtes und klassisches Beispiel für die Tatsache, das "jegliche Menschen" wie ein Räuber wahrgenommen werden können, sind z. B. Wanderer und Erholungssuchende mit ihren Effekten auf das Auerhuhn (RÖSNER S., MUSSARD-FORSTER E., LORENC T. & MÜLLER J. (2013): Recreation shapes a „landscape of fear“ for a threatened forest bird species in Central Europe), d.h. Erholungssuchende können für das Auerhuhn definitiv eine „Landschaft-der-Angst“ generieren.
Also folgerichtig sollte man sich nicht zu sehr grämen und/oder den Kopf zerbrechen über die indirekten Effekte unserer Existenz und unseres Handelns; unsere Wildtiere haben sich an ihre "Prädatoren, auch schon in der Zeit, bevor der Homo sapiens auf die Bühne trat", mit ihrem Verhalten an Prädatoren angepasst und bei bedrohten Arten sollte dann eben eine entsprechende Besucherlenkung Schäden zu vermeiden helfen.
Heute allerdings werden die Folgen dieser Anpassung bei unseren heimischen Schalenwildwildarten zum Beispiel häufig jedoch fast ausschließlich monetär bewertet; die z.T. ökologisch wertvollen Folgen aus diesem Verhalten werden dabei gerne auch unter den Tisch fallen gelassen.
So, Schluss jetzt!
Ich muss gleich noch nach den "Schwarzen Nahrungskonkurrenten" auf dem Feld schauen!
 
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....Ich muss gleich noch nach den "Schwarzen Nahrungskonkurrenten" auf dem Feld schauen!

Ja, mehr als "schauen" mit der WBK wird in Hessen ja leider noch nicht möglich sein, in rabenschwarzer Nacht ohne Mond. Aber vermutlich hast Du, wie alle passionierten Saujäger, auch ohne Mond gutes "urbanes Streulicht" von tiefen Wolken.... ;)

Es ist übrigens albern, hier Beispiele extrem störungsempfindlicher Arten wie Auerwild mit dem Feindmeideverhalten kluger Schalenwildarten zu vergleichen. Und was die Art und Intensität der Störung durch Erholungssuchende betrifft, muss auch deutlich z. B. zwischen Reitern oder Joggern tagsüber auf Wegen und Pilzsuchern in Dickungen oder Geocachern bei Nacht unterschieden werden.
 
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Ja, mehr als "schauen" mit der WBK wird in Hessen ja leider noch nicht möglich sein, in rabenschwarzer Nacht ohne Mond. Aber vermutlich hast Du, wie alle passionierten Saujäger, auch ohne Mond gutes "urbanes Streulicht" von tiefen Wolken.... ;)

Es ist übrigens albern, hier Beispiele extrem störungsempfindlicher Arten wie Auerwild mit dem Feindmeideverhalten kluger Schalenwildarten zu vergleichen. Und was die Art und Intensität der Störung durch Erholungssuchende betrifft, muss auch deutlich z. B. zwischen Reitern oder Joggern tagsüber auf Wegen und Pilzsuchern in Dickungen oder Geocachern bei Nacht unterschieden werden.


Deine Expertise zum Thema Nachtjagd ist ja ebenso wie bei einigen anderen jagdlichen Fragestellungen fast schon legendär, lass ruhig mal stecken!;)
Zum Rest; auch der "harmloseste Erholungssuchende" tagsüber auf den Wegen trägt zur "landscape of fear" bei, da gibt es nun mal nichts zu deuten!
Ich habe auch nichts verglichen, ixh habe nur ein gut untersuchtes Beispiel zitiert!
Der Einzige, welcher hier Dinge oder Spezies vergleicht, bist ausschließlich du!
Du solltest das ganze vielleicht noch einmal konzentriert lesen!
Wie gesagt, deine Simplifizierung trifft wieder mal nicht so ganz die komplexen Zusammenhänge zwischen Beute und Prädator.
 
G

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Guest
Na ja,
grundsätzlich muss man ja sagen!

Ja ich weis. Die vielen Zeilen hättest Dir sparen können.
Den meisten Stress macht das Wild sich selber, wenn es territoriales Verhalten hat.
Hätte das Reh dieses statt 8 12 Monate nicht gab es noch mehr davon.
Die Jagd wie in der BRD spielt 0,003 % eine Rolle.
 
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Deine Expertise zum Thema Nachtjagd ist ....

...wurscht!
Die empfindet jeder Leser für sich und ist nicht auf Deine strategisch abwertende Einschätzung angewiesen.

Es ist immer wieder das selbe Elend mit Dir: statt auf Inhalte einzugehen (hier z. B. die Frage aktuell ausreichenden Lichts zur nächtlichen Saujagd), entziehst Du Dich der fruchtbaren Diskussion durch plumpe Diskreditierungen und scheinst offenbar der Meinung zu sein, damit irgendwie "siegreich" rüberzukommen.

....Wie gesagt, deine Simplifizierung trifft wieder mal .....

Welche Simplifizierung?
Ich habe, im Gegensatz zu Dir, eben nicht alle Störungen durch menschliche Anwesenheit im Jagdrevier "simplifiziert", sondern auf die differenzierte Bedeutung der Art der Störung und der Empfindlichkeit verschiedener Arten hingewiesen.
 
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Im September / Oktober verhungert eh keine Sau, da es dann genügend anderweitige Nahrung in Hülle und Fülle gibt.

Natürlich verhungert keine Sau. Umgekehrt haben sie es aber auch unfassbar einfach, sich jede Menge Feistreserven für den Winter anzufressen, weil sie zumeist nicht einmal Energie für die für die Suche nach Fraß aufwenden müssen und gleich in der Speisekammer wohnen bleiben. Die damit angesammelten Reserven helfen ihnen dann über den Winter und führen zu erhöhter Reproduktion. Das lässt sich doch schlecht verleugnen. Außerdem bestünde gerade in den Spätsommermonaten nach der Getreideernte bis zur Mast ein Flaschenhals in der Nahrungssituation, der durch den Mais wegfällt. Hierbei in aller Deutlichkeit: der Mais ist nicht alleine schuld, spielt aber eine wichtige Rolle.

Und es kann doch keiner ernsthafthaft verlangen wollen, daß die Landwirte keinen Mais mehr anbauen? Man kann über Bejagungsschneisen etc. verhandeln, aber den Maisanbau einstellen ist wohl sehr unrealistisch.

Wer hat das verlangt? Ich sicherlich nicht!
 
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Natürlich verhungert keine Sau. Umgekehrt haben sie es aber auch unfassbar einfach, sich jede Menge Feistreserven für den Winter anzufressen, weil sie zumeist nicht einmal Energie für die für die Suche nach Fraß aufwenden müssen und gleich in der Speisekammer wohnen bleiben. Die damit angesammelten Reserven helfen ihnen dann über den Winter und führen zu erhöhter Reproduktion. Das lässt sich doch schlecht verleugnen. Außerdem bestünde gerade in den Spätsommermonaten nach der Getreideernte bis zur Mast ein Flaschenhals in der Nahrungssituation, der durch den Mais wegfällt. Hierbei in aller Deutlichkeit: der Mais ist nicht alleine schuld, spielt aber eine wichtige Rolle.

Was uns fehlen, sind harte Winter, die die meisten zur falschen Zeit gefrischten Frischlinge verfrieren und verhungern lassen. Der Hauptfaktor für die hohen Sauenbestände sind die fehlenden kalten Winter mit wochenlang Frost.
 
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Also ich habe in Wohngebieten Wurfkessel und Plätze vom Rehwild am Hundeauslauf. Ich bin mir ziemlich sicher, dass hier trotz enormen Zivilisationsdruck keine Angstzone entsteht.

Bei wem Jagd allerdings nur aus roten Hasenfüßen besteht, der hasst selbst die Mutti mit dem Kinderwagen.

PS: Wenn ich Wild im Revier sehen will, reite ich durch dieses.
 
G

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Guest
Was uns fehlen, sind harte Winter, die die meisten zur falschen Zeit gefrischten Frischlinge verfrieren und verhungern lassen. Der Hauptfaktor für die hohen Sauenbestände sind die fehlenden kalten Winter mit wochenlang Frost.

Im Böhmerwald hast lange, frostige Winter satt und trotzdem so viel Sauen, dass scharenweise abenteuerlustige Jagdscheininaber hinpilgern. Die Art passt sich ans Habitat an.
 
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Was uns fehlen, sind harte Winter, die die meisten zur falschen Zeit gefrischten Frischlinge verfrieren und verhungern lassen. Der Hauptfaktor für die hohen Sauenbestände sind die fehlenden kalten Winter mit wochenlang Frost.
Falsch ! Die derzeitigen Winter befeuern die Bestandszunahme,jedoch nicht entscheidend !
 
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Kälte macht den Frischlingen nichts. Ausfälle kann es bei lang anhaltender Nässe geben, wenn die Erstlingsbachen noch keine ordentlichen Kessel gebaut haben.
 

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