Jagd braucht Traditionsbewusstsein

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Keine Provokation, nur die Darstellung eines ganz einfachen Jagdkonzepts mit den typischen Folgen, siehe auch:

Beitrag #2

Provokationsversuch alleine durch die genutzte Wortwahl...
Was ist waldbaulich wohl schadensträchtiger für Deinen Märchenwald - die Kirrung von Rehwild mit Apfeltrester bis zum 31. Januar, die Durchführung von Bewegungsjagden mit Hunden im Januar - oder die "Mitnahme" des Hasen oder Fuchses auf dem Rückweg von der Frühpirsch auf Rehwild im Oktober oder November bzw. der Entenstrich am Einstands fernen Weiher?!
Und welche der geschilderten Szenarien sind v.a. REALER?
 
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Provokationsversuch alleine durch die genutzte Wortwahl...
Was ist waldbaulich wohl schadensträchtiger für Deinen Märchenwald - die Kirrung von Rehwild mit Apfeltrester bis zum 31. Januar, die Durchführung von Bewegungsjagden mit Hunden im Januar - oder die "Mitnahme" des Hasen oder Fuchses auf dem Rückweg von der Frühpirsch auf Rehwild im Oktober oder November bzw. der Entenstrich am Einstands fernen Weiher?!
Und welche der geschilderten Szenarien sind v.a. REALER?

z.B. der Harvester/Forwarder-Einsatz bei der Bestandespflege, weil du mit händischem "Stangen machen" oder PZ-Holzernte beim dafür notwendigen Personaleinsatz und den damit verbundenen, heutigen Lohnniveau nicht mehr break-even sein kannst.
 
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Wer macht heute noch Stangen????

PZ - Ernte „händisch“?

Sirius, schreib von mir aus was über Patronen von anno dazumal, aber bitte nicht zu forstlicher Thematik! Da hat es doch nie gereicht!!
 
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... Wer gern auf eine größere Vielzahl an Wildarten jagen möchte, weil "er die Abwechslung liebt", sollte m. E. die guten Gründe dafür auch nachvollziehbar erklären können, denn das Töten von Wirbeltieren ohne Betäubung fordert nach dem Tierschutzgesetz zwingend einen sinnvollen Grund und der ist nicht allein mit "Liebe zur Abwechslung" gegeben. ...
Habe ich etwas verpasst? Bislang durfte ich davon ausgehen, dass die Jagd selbst als sog. vernünftiger Grund bewertet wird. D.h., wer im Rahmen der geltenden Gesetze und Verordnungen die Jagd ausübt, der steht keineswegs in irgendeiner weiteren Erklärungspflicht.

Wenn wir andere Vorgaben als Recht und Gesetz zum Handlungsrahmen erheben, dann haben wir tatsächlich ein Rechtsstaat- und schließlich ein Demokratieproblem.
 
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Mein Ansatz zur Jagd ist im Lauf des Jägerlebens ein anderer geworden, auch unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Veränderungen und Anforderungen an Jagd und Jäger: heute stelle ich nicht mehr meine persönlichen Wünsche und jagdlichen Träume in den Vordergrund, sondern richte die Jagd danach aus, was offensichtlich vernünftig und nötig ist. Das kann man auch authentisch vertreten und Akzeptanz bei Politik und Bevölkerung finden. Jagdfreude macht es auch.
Was ist denn offensichtlich vernünftig und nötig?
 
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Habe ich etwas verpasst? Bislang durfte ich davon ausgehen, dass die Jagd selbst als sog. vernünftiger Grund bewertet wird. D.h., wer im Rahmen der geltenden Gesetze und Verordnungen die Jagd ausübt, der steht keineswegs in irgendeiner weiteren Erklärungspflicht.

Wenn wir andere Vorgaben als Recht und Gesetz zum Handlungsrahmen erheben, dann haben wir tatsächlich ein Rechtsstaat- und schließlich ein Demokratieproblem.

Übrigens gilt, vereinfacht gesagt, die Einhaltung gewisser Grundsätze auch in der Land- und Forstwirtschaft als "gute fachliche Praxis" - und vor diesem Hintergrund benötigen auch diese beiden Landnutzungsformen keine weiteren Erklärungs- oder Rechtfertigungsgründe für ihr Handeln...
 
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....Bislang durfte ich davon ausgehen, dass die Jagd selbst als sog. vernünftiger Grund bewertet wird. D.h., wer im Rahmen der geltenden Gesetze und Verordnungen die Jagd ausübt, der steht keineswegs in irgendeiner weiteren Erklärungspflicht.....

Das ist korrekt.
Niemand hat eine Erklärungspflicht, so lange innerhalb des gesetzlichen Rahmens gejagt wird. Jagd wird in diesem Rahmen automatisch als "sinnvoll" legitimiert. ABER: Jagdrecht steht nicht auf den Steintafeln, die Mose vom Berg Sinai getragen hat. Das ist immer (und zunehmend) unter kritischer Betrachtung im Wandel der Gesellschaft. Natürlich kann man als Jäger ignorieren, was von außen kritisiert wird, aber das hat auch seine Konsequenzen.

Wer nun meint, alles sei in Butter, so wie es ist, muss sich und sein jagdliches Handeln nicht näher hinterfragen. MIR ist das zu wenig, weil ich mich vor der Erschießung eines Wirbeltiers frage, warum ich das mache. Zur Schadenabwehr, weil ich das Fell nutzen möchte oder weil ich das Wildpret essen möchte. Da ich schon seit Jahren keine Wildente, keinen Fasan, keine Taube und keine Krähen mehr gegessen habe, mir das auch nicht fehlt, sehe ich für MICH keinen sinnvollen Grund, diese Tiere zu töten. Wer sie essen möchte, hat natürlich einen guten Grund, dann ist es sinnvoll. Für die Tötung von Fuchs, Dachs, Wiesel oder Marder fehlt MIR ebenfalls der vernünftige Grund. Deshalb hatte ich geschrieben, dass allein die Freude an "jagdlicher Abwechslung" in meinen Augen kein vernünftiger Grund ist, ein Tier zu töten und ganz sicher auch nicht gut bei der Bevölkerung ankommt. Dann muss man sich nicht über wegbrechende Akzeptanz wundern, hat Sympathien verspielt, die bei der nächsten Jagdrechtsnovellierung vielleicht zu überzogenen Verschärfungen führen, oder "beratungsresistente" Jäger in den Medien immer in die "Schmuddelecke" packen. Das macht doch keine Freude.
 
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Den Medien, der Öffentlichkeit und der Bevölkerung ist es so ziemlich egal was die Jäger tun, solange sie keine Fehl(ab)schüsse auf Menschen oder (Haus-)Tiere machen.
Das wird bei Haustieren ja fast noch schlimmer angeprangert und einen geschützten Wolf oder gar Bären totzuschießen, das geht schon gleich gar nicht.
Solange ein hungriger Wolf keinen Menschen anfällt, darf ein zigtausend Euro teurer Jagdhund auch im Rahmen der Schadensabwehr nicht getötet werden. Von einer Entschädigung seitens der Grünen oder Naturschutzverbände oder des Staates, wie bei Verlusten von Weidetieren, habe ich noch nix gehört. Wer schon ??

und dann noch:
"Für die Tötung von Fuchs, Dachs, Wiesel oder Marder fehlt MIR ebenfalls der vernünftige Grund."

Das ist ja auch klar, denn du hast weder Niederwild noch Hausgeflügel, weder Wiesenbrüter noch Hafer-oder Maisfelder, der Marder fängt dir auch keine Hühner oder Tauben. Das Wiesel bleibt ohnehin weitgehend unbejagt.
 
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Es gab mal ein Ereignis, dass doch sehr einschneidend für uns alle war. Das war am 26.4.86. Die Schonzeit wurde verlängert und ich bekam im Rahmen eine Ausnahmegenehmigung, einen Rehbock zu erlegen. Viel zu spät bin ich am Morgen raus. Ich wollte einfach nicht. Ein zweijähriger Sechser war es dann, er hatte 1.580 Bq. Beim Schwarzwild haben wir heute noch Zeiträume und Gegenden wo fast jede Sau entsorgt wird. Was wäre wenn die kleinen, braunen Knospenbeißer davon betroffen wären und nicht die Sauen?

Würden dann unsere Freunde vom Ökolager mit ihrem eintönigen Gesang aufhören und keine Rehe mehr schießen, getreu dem Credo?

Mir macht es verdammt viel Spaß auf sehr viele Wildarten zu jagen:
1. schätze ich diese auch als Abwechslung auch in der Küche
2. sehe ich jeden Tag vor meiner Haustüre, wie eine artenreiche Feldflur mit der Bejagung von Räubern beeinflusst werden kann. Eigentlich müsste das als ökologische Jagd bezeichnet werden.
3. macht es mir genau wie Stöbi Spaß, wenn das alles mit einem sauberen Schuss in Verbindung steht. Die Jagd mit Schrot ist für mich nicht das lustige Ballerevent mit einen Eimer voll Patronen im Magazin sondern das sauber getroffene Wild mit möglichst wenig Schüssen.
 
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ich stelle seit ca. 20 Jahren fest, daß:
1. Die "Eventjäger" mehr werden. Diese suchen nichts festes, sondern nur Drückjagden
2. Viele der "neueren" Jagdscheininhaber gar keinen Schrotlauf mehr haben
3. Viele anonym bleiben, gleich nach der Prüfung wieder raus aus den Organisationen
4. Ein Revier mit Feld und Arbeit die meisten nicht lockt, weil sie nur Öttinger-Spielberg kennen
5. Ohnehin alles ablehnen was Arbeit macht, von Trophäen abkochen bis Engagement in unseren Organisationen.
Ist mir ziemlich egal, ich nehme keine Spaßjäger mehr im Revier auf. wer bei uns mitmachen möchte macht erstmal was für den Hegering und dann schauen wir weiter.
In diesem Jahr bereite ich noch meine Patentochter und meinen Nachbarn auf die Prüfung vor und in 6 Wochen sind wir schlauer.
 
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Mir macht es verdammt viel Spaß auf sehr viele Wildarten zu jagen:
1. schätze ich diese auch als Abwechslung auch in der Küche....

Was verwertet wird, ist sinnvoll erlegt. Darüber besteht wohl Einigkeit.

2. sehe ich jeden Tag vor meiner Haustüre, wie eine artenreiche Feldflur mit der Bejagung von Räubern beeinflusst werden kann. ...

Eben DAS sehe ich nicht.
In den letzten 30 Jahren erlebe ich in meinem Wirkungsgebiet eine schöne Artenanreicherung, ganz ohne Prädatorenjagd: Weißstorch, Raubwürger, Sperlingskauz, Eisvogel, Wildkatze, Luchs, Uhu, Wanderfalke, Rebhühner, diverse Gänse, Schwarzstorch, Wiedehopf, u.v.m.

In waldärmeren Gegenden mag das wirksamer funktionieren, mit der Prädatorenbejagung, da geht es nach meiner Beobachtung aber weniger um Artenreichtum, als eher um Zahlenreichtum der schießbaren Niederwildarten, damit die Treibjagd wieder etwas attraktiver wird. ;)
 
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Im November '18 habe ich meine letzten Rehe beim Forst erlegt. Alle 4 waren über dem per Ministerialerlass festgesetzten Grenzwert von 500 Becquerel und wurden verworfen.
Mittlerweile sind kaum noch Rehe da (der Luchs frisst auch immer eifriger mit) und ab September sind sie meistens verstrahlt. Der Waldzustand ist, wie bereits in einem anderen Thread erwähnt, vorbildlich und trotzdem hält der Forst jährlich Drückjagden, um auch noch die letzten Rehe zu erwischen. Wo ist jetzt da der vernünftige Grund?

1. Keine Wildschäden
2. Kein verwertbares Wildbret
3. Keine Fellverwertung
4. Keine Seuchenabwehr
5. Kein Absenken überhöhter Bestände

Da fallen mir für die Fuchsjagd im Niederwildrevier schon bessere Gründe ein... ;)

Gruß, rauhbart
 

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