Bogenjagd, Vorderlader-Jagd und die Praxis

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Gestern habe ich mir einen Film im Netz angesehen, bei dem Leute mit Vorderladern, unter anderem einer Steinschloß-Doppelbüchse zur Jagd gingen.

Ich war überrascht, wie präzise die Schüsse auf die Scheibe waren!

Auch Bogenjagd finde ich an sich faszinierend, da ich selbst ab und zu gerne Parcours schiesse.

Jagdethisch bin ich der Meinung, daß so die scharfen Klingen der Jagdpfeile sehr schnell (und genau betrachtet sogar hygienischer) töten und auch eine Vorderladergeschoss mit großen Querschnitt von 16 mm und 25 Gramm Gewicht mit über 500 Metersekunden mehr ist als ein Globuli.

Nur, ganz ehrlich: Würdet ihr so etwas praktisch machen wollen?

Ich bin im Herbst immer sehr froh, wenn wir den Abschuss beim weiblichen Wild geschafft haben und auch bei den Sauen sind wir um jedes Stück, daß zur Strecke kommt, mehr als dankbar.

Will man da wirklich seine Reichweite auf 30 Meter reduzieren und andere Erschwernisse auf sich nehmen?

Persönlich faszinieren mich solche Jagdarten, ich kann es mir aber für mich persönlich nicht vorstellen.

Und ihr?
 
G

Gelöschtes Mitglied 8926

Guest
Bogenjagd hatten wir hier vor Jahren mal thematisiert. Ich glaube, dass der Faden damals geschlossen werden musste, weil sich die Pro und Contra Fraktionen mal wieder heftigst duelliert hatten.

Die genannten Jagdarten passen nicht zur hiesigen Kultur. Hier wird ja bei Büchsenkalibern stets zur reservepotenten, dicken Berta geraten, aus Angst, man könnte auf Kirrungsentfernung die Sau nicht richtig treffen. Außerdem handelt es sich hierbei eher um Low&Slow Jagdarten, die wenig dafür geeignet sind, fürstliche Jahresstrecken hinzulegen. Zu guter letzt passt das alles so gar nicht zur deutschen waidheiligen Lodenjockel Kultur. Weil nur 6,5mm und min. 2000 Joule töten zuverlässig....
 
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Für Leute, die ihre jagdliche Erfüllung darin sehen, Abschusspläne zu erfüllen is das nix.

Auch Wildschadensverhinderer sind hier auf der falschen Party.

Wer seine jagdliche Fähigkeiten testen will, und damit mein ich nicht die Fähigkeit ein Wärmebildgerät ein/auszuschalten, der kann zum Einstieg mal einfach Jagen über Kimme & Korn probieren.

Jagen mit Bogen oder Steinschloss, das ist in meinen Augen schon ein schmaler Grad, und man ist da sehr schnell auf der Tierquäler-Seite.

Ich schieß gelegentlich mit Schwarzpulverpatrone (nicht Vorderlader), und beschränke mich auf 50 m.

Das geht ganz gut.

Gruß

HWL
 
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Als ich noch jünger war habe ich pro Jahr im Schnitt 20 3D Turniere geschossen und war bei längeren dienstlichen Aufenthalten in Arizona mit einheimischen Bogenjägern öfters auf der Jagd ( Jackrabbits, Kaninchen, Klapperschlangen, Javelina und Whitetail). Dass ein Jagdpfeil schnell tötet ist nicht der Fall - das Wild hat keinen Schock durch großflächige Zerstörung von Nerven - es hat "nur" eine tiefe, oft durchgehende, Stichverletzung und flüchtet dementsprechend weit bis es ausgeschweißt ist oder die Lunge kollabiert. Am Platz liegt mit dem Pfeil beschossenes Wild nur wenn man die Wirbelsäule oder den Träger trifft - meine bescheidene Erfahrung.
Abgesehen davon erfordert die Bogenjagd sehr viel Erfahrung und ZEIT.


CD
 
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Einstieg mal einfach Jagen über Kimme & Korn probieren.
Das ist ne Trainingsgeschichte. Mein Schwede setzt auf 100m brauchbare Gruppen auf die Art. Ausserdem hatte ich erst am Samstag das Gespräch auf dem Schiesstand mit einem der Altvorderen aus meiner Kreisgruppe, der sich jetzt zum ersten Mal was Optisches gegönnt hat, weil die Augen nicht mehr so schnell fokussieren wollen. Bis dahin hatte er nur offene Visierung genutzt.
 
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....Persönlich faszinieren mich solche Jagdarten, ich kann es mir aber für mich persönlich nicht vorstellen.

Und ihr?

Mich fasziniert, was mich in die Lage versetzt, Wild schneller und präziser erlegen zu können, als es mit veralteten Waffen möglich ist. Das Ziel ist der blitzartige und möglichst leidensfreie Tod und nicht der maximale Spaß oder Selbstbestätigung des Jägers.
Wem eine Präzisonsbüchse mit Zielfernrohr zu "langweilig" zum Jagen ist, wer sich einen stärkeren "Kick" wünscht, indem er Wild auf 25m statt auf 100m erlegt, KÖNNTE sich auch mit einer modernen Präzisionsbüchse (und K&K oder Rotpunktvisier) so dicht heranschleichen. Mir erschließt sich einfach nicht, warum man einem Wirbeltier einen Pfeil in den Körper jagen möchte.
Dass Bogenschießen riesig Spaß macht, kann ich nachvollziehen, aber statt auf 3-D-Ziele damit auf Lebewesen zu schießen, instrumentalisiert m. E. Wild für einen merkwürdigen Spleen. Das ist unproblematisch, so lange ein Jagdpfeil mit rasiermesserschaften Klingen perfekt Lunge oder Herz zerschneidet, aber bei einem weniger glücklichen Treffer muss sich der Bogenjäger den Vorwurf gefallen lassen, dass das schlecht getroffene Wild nur deshalb Qualen leiden muss, weil es unbedingt mit einem Pfeil erlegt werden sollte, obwohl man es aus der gegebenen Position mit einer modernen Büchse viel sicherer und präziser hätte treffen können.
 
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Auch wenn das Wild mit dem Pfeil im Herz-Lungenbereich getroffen wurde lebt es noch WESENTLICH länger als nach einem Kugeltreffer mit einem schellen Geschoss (->kein Vorderlader etc)

CD
 
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Mit einem VL (egal ob Luntenschloß, Radschloß, Steinschloß, Perkussionsschloß) hätte ich kein Problem damit, sowas jagdl einzusetzen (ist aber in Rheinland-Pfalz seit ca. 10 Jahren verboten).
Probleme hätte ich da eher mit dem intensiven Reinigen der VL-Waffen und dem umständl. Nachladen.:LOL:

Pfeil und Bogen? Nie und nimmer. Ist für mich Tierquälerei, wie Schlingenstellen. Ich weiß natürl., daß archaische Völker in Afrika/SO-Asien und Lateinamerika nach wie vor mit Pfeil und Bogen oder dem Speer jagen. Nur muß ich das dann nicht auch so tun, auch wenn moderne Compoundbögen und Fiberglaspfeile mit ballist. Edelstahlspitze nicht mit selbstgeschnitzen Holzbögen und Curare-Holzpfeile vergleichbar sind. Aber die Schlingensteller (u.a. bei den Naturvölkern der Arktis und Subartkis verbreitet) fangen Kleinwild auch noch mit Schlingen und ich will´s nicht hier tun. Auch nicht mit verzinktem Draht...:oops:
 
G

Gelöschtes Mitglied 8926

Guest
Wenn manche nur lange genug ethisch drüber nachdenken, finden sie gegen jede Art der Bejagung ein stichhaltiges Argument. Damals wie heute vertrete ich die Meinung, dass sauber ausgeführte Bogenjagd eine überaus anerkennenswerte Art der Jagd darstellt, bei der ein Stück nicht länger oder anders "leidet", als durch einen Büchsenschuss. Die Kunst besteht immer darin, sich und seine Fähigkeiten selbst objektiv einschätzen zu können. Ein Schuss aus 300 Meter auf ein Stück Schalenwild, schätzen auch nicht wenige als unwaidgerecht ein. Einen Pfeil mit Broadhead aus einem Compoundbogen auf 25-30 ins Leben zu bringen ist da weit weniger problematisch. Auf 25-30 rankommen, dagegen schon.
 

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