Pragmatischer Umgang mit dem Wolf in der Schweiz (Graubünden)

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Ich vermisse in diesem Zusammenhang die ganzheitliche Betrachtung, zu der etwa die Beantwortung der Frage gehört, warum sich der Wolf ausbreiten soll, ob die Gesellschaft insgesamt, wenn sie denn mehrheitlich einen grossen Wolfsbestand haben möchte, auch für die Folgen gerade steht. Zu der ganzheitlichen Betrachtung gehört nach meinem Dafürhalten auch die Analyse der Konsequenzen eines grossen Wolfsbestand für das Ökosystem, das wir, das sich inzwischen hier geschaffen/eingestellt haben/hat.
Sehr wahr! Und noch davor ist es eine Frage der Werte. Das bedeutet, daß eine Wertedebatte dringend nötig ist. Darauf fußend muß dann auch klar sein, daß die Gesellschaft die Folgen zu ertragen hat. Und zwar solidarisch.

In der Gegenwart sehe ich aber meist reaktive Gesetzgebung. Die Funktion ist dann:

gesetz = f(Medienecho(Vorkommnis)).

Wenn also ein Wolf etwas schlimmes täte, was in den Medien auch so kolportiert würde, dann würde voraussichtlich der Wolf wieder ausgerottet.

Ich denke, wenn ein Wolf ein Kind, besonders ein Kind von Linksgrünen, reißen würde.

das soll keine Polemik sein. Sondern es ist die Funktionsweise des Staates, zur Zeit. Man sieht das auch bei Schusswaffendelikten, die es in die Presse schaffen.

Mir fehlt bei alledem eine klare Risikoanalyse und eine Entscheidung und Abwägung zwischen den Risiken. Da muss dann auch der Grenznutzen ermittelt werden.

Praktisch heißt das: Wieviel sicherheit gewinnen wir dazu, wenn die Freiheit auf null gefahren wird? Und zwar wissenschaftlich basiert.

oder: Ab welcher Wolfsausbreitung steigt das risiko exponentiell? Lange wussten wir ja garnichts von den neuen Rudeln. Die sind ja am Anfang nicht Aufgefallen.

Oder: Wieviel Ausgleichszahlungen sind uns ungebremste Vermehrung und Ausbreitung wert? Sind wir bereit, unsere eigene Lebensweise als schützenswert zu behaupten? Dazu gehört auch, daß man mit Fiffi in den Wald gehen kann, ohne daß er von der Leine weg gefressen wird.

Was sind wir bereit, für unsere Lebensweise zu opfern? Und was an unserer Lebensweise sind wir bereit, dem xyz zu opfern? Was immer man für xyz einsetzt.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8583

Guest
Der Unterschied zwischen hier und der Schweiz, dort hat jeder Almöhi als Milizangehöriger eine Waffe im Bauernschrank.

Bei uns ist der Wolf eine Jobmaschine fur sonst prekär existierende Naturwissenschaftler. So wie die Genderwissenschaften für die Laberfächer.
 
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@hrodgar
Sehr richtig.
Allein aus den von mir angeführten Gründen, wird diese Diskussion in der aktuellen (das hört sich so kurzfristig an, ist es aber nicht, weil die Durchdringung in Ämtern mit entsprechend agierenden Personen bereits zu tiefgehend ist) Lage nicht stattfinden.
Die gefälligst zu glaubende Meinung ist: es gibt keine Gefahr. Der Wolf ist gut. Basta.
 
G

Gelöschtes Mitglied 13565

Guest
Die versteckn sich als Monitoringberichte in der "grauen" Literatur oder auch nur in den Jahresberichten der Landesämter. Und leider haben manche Länder das wirklich sehr extensiv betrieben und ausgelagert, so dass die Berichte nicht breit veröffentlicht wurden, sondern in den Ämtern vergammeln.

Die Frage ist warum? Die stumpfe Passivität der "Masse" ist dabei nur ein Faktor, es wird auch massiv "gemauschelt" .


Föderalismus at its best. Kommentiere ich lieber nicht.

Nee, sollte man auch nicht, Förderalismus kann auch funktionieren bzw angesichts der Schweizer Verhältnisse nicht als Grund genannt werden.


CdB
 
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Der Unterschied zwischen hier und der Schweiz, dort hat jeder Almöhi als Milizangehöriger eine Waffe im Bauernschrank.

Bei uns ist der Wolf eine Jobmaschine fur sonst prekär existierende Naturwissenschaftler. So wie die Genderwissenschaften für die Laberfächer.


Und ich bin raus.
 
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Ich habs ja im anderen Faden schon mal geschrieben, aber ich schreibs auch hier noch mal.

Klarer Unterschied zwischen DE und CH: der Wildhüter.
Professionell ausgebildet, aktuell geschult, kommunikativ kompetent und fähig, empathisch über die eigene Büchsenmündung zu schauen. Dazu Zugriff auf überkantonale Statistiken und Kennzahlen und dadurch wesentlich besser vernetzt als ein deutscher Waidgenosse mit plötzlichem Wolfsvorkommen in seinem gepachteten Revier.

Wenn man immer die Schweiz im Zusammenhang mit ihrem Umgang mit den Großraubtieren lobt, sollte man sich halt auch mal überlegen, ob unser "Hobbyjäger"-System (scheiss Begrifflichkeit der dunklen Seite, aber halt treffend im Vergleich) nicht doch mal überdenken sollte.



Der ersten Teil deines Beitrages unterschreibe ich sofort, zum letzten Teil ein klares NEVER!

Man sollte nicht überlegen unser "Hobbyjäger"-System und damit das Jagdrecht, grundsätzlich umzukrempeln: das wäre mit Verlaub die vollkommen falsche Konsequenz aus der Misere des fragwürdigen Wolfsmanagement in unserem Land.
Das Jagdrecht muss an Grund und Boden gebunden bleiben, das ist für mich keinesfalls zu verhandeln!
Das Wolfsmanagement in Graubünden zeigt ja auch nicht die prinzipielle Überlegenheit des Patentjagdsystems, sondern in erster Linie die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit des Einsatzes von Spezialisten, welche, wie du schon angemerkt hast ,"Professionell ausgebildet, aktuell geschult, kommunikativ kompetent und fähig, empathisch über die eigene Büchsenmündung zu schauen" sind.
Warum sollte es auch bei uns nicht möglich sein, einige professionell ausgebildete "Wildhüter" oder "Ranger" po Bundesland zu produzieren, die dann die Aufgaben des Wolfsmanagement analog zu denen in der Schweiz übernehmen können.
Der Wolf ist offensichtlich gesellschaftlich gewünscht (habe ich null Probleme mit!!), also sollte oder muss die Gesellschaft dann auch konsequenterweise finanziell die Mittel für dieses Interesse bereitstellen.
Gelder sind in den letzten Jahren beim Thema Wolf ja nun reichlich geflossen und bei "Nicht-Auslastung dieser "Ranger oder Wildhüter" mit den "originären Wolfsaufgaben" können diese Profis ja dann auch zum Teil zusätzlich andere Aufgaben übernehmen, in der Regiejagd der entsprechenden Bundesländern z.B. dürfte es da entsprechend ja durchaus noch reichlich Aufgaben geben!:p
Der entscheidende Unterschied im Wolfsmanagement zu uns ist letztendlich, das die Schweiz keine aktive Förderung des Wolfes betreibt; sondern das Konzept der BAFU in erster Linie die Probleme minimieren will, die durch die Anwesenheit der Wölfe entstehen können und dies auch konsequent mit anderen Mitteln durchsetzt.
In der Schweiz gibt es bewilligte Abschüsse schadenstiftender Einzelwölfe und seit 2015 auch bewilligte Bestandesregulierungen von Wölfen; auch wenn diese Maßnahmen nicht alle ausgeführt werden konnten, trotz "Profi-Wildhüter "

Und genau diese Konsequenz des Konzeptes erkenne ich bei uns leider so nicht!

Kann man alles hier nachzulesen:

Konzept Wolf Schweiz Vollzugshilfe des BAFU zum Wolfsmanagement in der Schweiz


Gruß

Prinzengesicht
 
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Bei den grundverschiedenen Jad-Systemen der Schweiz und Deutschlands die @picapica aufzeigt sehe ich jeweils Stärken und Schwächen. Die von @prinzengesicht verlikten Quellen scheinen Stärken der Schweiz wiederzuspiegeln. Das heißt aber nicht dass wir mit unserem System nicht das Gleiche erreichen könnten wenn wir nur wollten.

Zum unglücklichen "Hobby-Jäger":

1) Jeder deutsche Jäger hat eine umfassende staatliche Prüfung auf einem Niveau absolviert, das definitv viele Interessenten kapitulieren lässt und einer Berufsausbildung manch anderer Länder gleich käme, sobald z.B. zusätlich 2 Jahre intensive Jagdpraxis nachgewiesen werden könnten - Kühne Behauptung, aber ich stehe dazu.
Natürlich ist ein Jäger kein Wildbiologe.
Ob und wie das enorme lokale Revier-Wissen dieser Jäger vom Staat abgefragt und genutzt wird ist rein dessen Entscheidung. Da liegt enormes Potenzial für jedes Wildtiermanagement.

2) Ich nehme es nicht so wahr dass bei uns Hobby-Jäger rumspringen von denen jeder in privat-Jagd macht was er will. Wir haben äußerst fein abgestuftes System von Rahmen-Gesetzgebung auf Bundes / Landes-Ebene, dann Ministerien bis hinunter zur lokalen unteren Jagdbehörde. All diese Instrumente regeln die Jagd von der staatlichen Seite aus, und genau deshalb sehe ich 100% der Möglichkeiten jedes auch nur erwünschte Wildtiermanagement umzusetzen. Wahrscheinlich haben wir sogar das Problem der "zu vielen Köche" auf der staatlichen Seite, aber das hat nichts mit der Privatjagd und oder Hobby Jagd zu tun, die kann es bei der rein staatlichen Jagd genauso geben, und dann wäre die Situation noch schlimmer als sie bei uns ist.

Waidmannsheil und Gruß concolor
 
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