Besserer Wirkungsgrad durch geänderte Hülsen/Schulter Geometrie.
Mädels, ich störe hier nur ungern eure „Wirkungsgrad versus Hülsen/Schulter Geometrie“ Orgien, aber ich muss es einfach, weil ich dieses Märchen einfach nicht mehr hören kann.
Das Ganze kann man auch mathematisch untermauern, das würde hier aber den Rahmen sprengen.
Daher nur so viel: Habe mich vor Jahren mit dem Thema hinreichend beschäftigt, um zu wissen, wovon ich rede.
Anbei (siehe Bilder) ein paar Ausschnitte aus meinen persönlichen Berechnungen und Notizen.
Anmerkung: Die Formfunktion habe ich letztlich doch mit kubischen Splines approximiert und das Differential-Gleichungssystem nicht analytisch, sondern numerisch auf dem Computer gelöst…
Diese Mär von „Wirkungsgrad versus Hülsen/Schulter Geometrie„ gibt es schon seit Jahrzehnten und findige Geschäftemacher nutzen diese immer wieder, um mit ein bisschen Geometrie-Voodoo ihren Kreationen ungeahnte Fähigkeiten anzudichten.
Erste Versuche, um diese Mär empirisch zu beweisen, gab es schon in den 40-ger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, und alle Versuche endeten bis heute mit der Erkenntnis (Zitat aus GunDigest):
No matter how a case is shaped, if it is measured against one of the same caliber and capacity, it will have near identical internal ballistics.
Das bedeutet, die praktischen Unterschiede, die sich aus der Gehäuseform ergeben, sind viel zu gering, um sich signifikant auszuwirken.
Bei genauer Betrachtung haben neue Patronen-Kreationen nur einen Vorteil: Sie können fabrikmäßig härter geladen werden, da alte Waffen (deren Fertigung bereits Jahrzehnte zurückliegt) nicht berücksichtigt werden müssen. So wird eine .30-06 fabrikmäßig meist deutlich unter maximalen Druck geladen, während man bei dem neueren .270 Win Kaliber oder gar .308 Win bei der Ladung in die Vollen gehen kann.
(Selbstredend, dass aus einer modernen Waffe die .30-06 jedoch ohne Probleme auf Maximal-Druck verladen verschossen werden kann).
Das Ganze gilt um so mehr für Wildcat-Patronen, die ein Standard-Kaliber (bei annähernd gleichen Pulverraum und Pmax) verbessert zu replizieren versuchen.
Die Vorteile, sollten sie vorhanden sein, ergeben sich nicht aus der Hülsengeometrie, sondern aus einem höheren Pulverraum bzw. Druck.
Zitat aus GunDigest:
“If you check the pressure on the average handload in any caliber you will find that it is well above the pressures of factory ammunition. So it’s easy to see why folks think that case shape increases velocity. In reality it is simply more powder and the fact that you are probably loading hotter than the factory.”