Es ist ganz simpel. Die heute 18 Jahre alten jungen Jäger werden in 20 Jahren diejenigen sein, die uns alte Säcke zur Jagd einladen werden. Und ich gestehe ganz offen, dass ich gern bei Profis jagen gehe, die eben auch sauber arbeitende Hunde führen und die Flamme der Begeisterung weitertragen.
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Ich bezweifle ein wenig, dass Du hier (jagd) kynologische Kompetenz in konsumierbaren Einheiten bereitstellen kannst. Um das zu leisten, würdest Du auf der 'empfangenden' Seite eine homogene Gruppe benötigen, die gleichzeitig bereit sein müsste, sich dem Thema zu öffnen und ggf. weiterhin anerkennen müsste, dass sie (auch nach 100 h Martin Rütter) noch keine eigene spezifische Kompetenz vorweisen kann.
Nach meiner Einschätzung kann man bestenfalls eine Reflektionsfläche anbieten, auf der der einzelne seine Grundauffassung und seine Herangehensweise spiegeln kann und ihm dann raten, wie und über wen er in das Thema einsteigen kann. Ich wiederhole mich: fraglich ist doch, ob der jeweilige Jäger einen, im ureigensten Sinne, für seine jagdlichen Aktivitäten entsprechenden Jagdhund möchte oder einen Hund, der ihn auch mal zur Jagd begleitet. Ich bin sicher, dass das ggf. zwei völlig unterschiedliche Dinge sind und damit auch in Aufwand und 'Unannehmlichkeiten' divergieren. Der plüschige, keinesfalls wildscharfe, nicht riechende, nicht zu große ... Jagdhund-light ist doch absolut en vogue.
Gestattet mir, nochmals die Pferdesport-Analogie zu nutzen, weil sie - aus meiner Sicht - so deutlich zeichnet. Es war früher üblich, in einen Reitverein zu gehen, weil man reiten lernen wollte und damit fast immer, bis zu einem gewissen Maße, auch eine sportliche Ambition verbunden war. Da war es üblich, richtigerweise die FN-Ausbildungsskala (oder auch die Heeresdienstvorschrift) in der Basis als das Gebetbuch anzuerkennen und den mühsamen, aufwendigen und buckeligen Weg zu gehen. Da trafen zwei Gruppen aufeinander, die üblicherweise recht genau wussten, was sie vom jeweils anderen zu erwarten hatten.
Der Ausbildende traf fast ausnahmslos auf eine Gruppe von Menschen, die anerkannt hatte, dass es nur EINEN Weg zum Ziel gibt (variierend zum Typ und Temperament des Pferdes), es in diesem Kontext eine glasklare Trennung zwischen richtig und falsch gibt, zwischen Pflaume im Sattel und Talentiertem, sie selbst absolut keine Ahnung und die Fresse zu halten haben und ihren entsprechenden Frieden mit den Notwendigkeiten gemacht hatten. Die beliebig minderqualifizierten Pseudo Experten der youtube & Co. Medien hatten mehrheitlich keine Fläche ihren Schwachsinn einer größeren Gruppe zu übermitteln.
Heute kommen die Ausbilder kaum oder nicht damit klar, dass eine breite (die breitere) Gruppe der Generation Wendy, Ostwind und Pferdeprofis - um den Preis der Mühe und des Aufwandes - gar nicht wirklich reiten lernen möchte und damit auch nie Reiter werden will (das sind Fußgänger mit Pferd). Ja, die möchten ein Pferd, die möchten, wenn sie draufsitzen, auch ein wenig Zustandsstörer sein, die wollen das Hoppa ggf. ein bisschen durch die Gegend führen oder longieren. In der Konsequenz wollen sie Pferd- und Pferdesport-light.
Wahrscheinlich wäre das alles absolut akzeptabel und gar nicht so schlimm, wenn sich diese unqualifizierten, dampfplaudernden Vollpfosten nicht - restlos ahnungs- und kompetenzbefreit - bei jeder sich bietenden Reitsportveranstaltungen an den Abreiteplatz stellen und die Fresse aufreißen würden, ob dem, was da so vermeintlich alles falsch läuft.
Ich glaube, dass die 'Jagdhundeszene' sich auch mitten in diesem Dilemma befindet und der, der eine kynologische Kompetenz oder eine Ausbildungsleistung nachfragt, für sich nicht schlussendlich geklärt hat, ob er Hundeführer oder Jäger mit Hund sein möchte. Ich ganz persönlich glaube, dass die 'Jäger mit Hund' auch andere Ansprechpartner brauchen, die sich ggf. komplett außerhalb der Jägerschaft befinden, ihre Hunde dann bei Jagden aber ggf. auch konsequent zuhause lassen sollten.
grosso