Bezahlung ist kein guter Begriff. Der trifft es nicht wirklich. Wie willst Du es z.B. nennen, wenn man den jungen Hund am Hereinkommen hindern läßt, und er sich gegen den Widerstand regelrecht in das reinkommen wollen reinsteigert, und das Gefühl, wenn man ihn dann endlich läßt, daß er jetzt sein Ziel erreicht hat und zum Führer laufen kann?
Erfolg gefällt mir schon besser.
Wir sind da weit von Leckerli und co entfernt. Wir arbeiten mit den intrinsischen Bedürfnissen des Hundes, je nach Hund und Situation können das völlig unterschiedliche Dinge sein. Z.B. mit meinen Terriers hab ich Platz ganz gern mit der Reizangel geübt. Die waren verrückt darauf. Die Angel war umso schneller wieder in Bewegung, je schneller man auf Signal im Platz lag. Oder der Apport. Das Greifen ist die Erlösung aus einer mißlichen Lage. Der Hund hat es selbst in der Hand, äh, im Fang, und dieses Gefühl, die Kontrolle zu haben, ist ein gutes. Das bleibt hängen.
Am Ende zieht man nur alle verhaltenspsychologischen Register, deren sich ein guter Suchttherapeut auch bedient.
Na ja, Du hast Deine Hunde jagdlich etwas breiter im Einsatz bzw. wahrscheinlich auch nach PO ausgebildet. Jagdliches Apportieren war bei mir nie ein Thema, weil ich bei solchen Jagden nicht bin. Wohl apportierte er mit der Zeit alles, was wir "verloren" oder er trägt mir den Autoschlüssel nach, sobald ich vom Schreibtisch aufstehe und den Hut aufsetze, aber nicht wegen der mißlichen Lage unterm Schreibtisch, sondern weil er mit will.
Das Hereinkommen, also auf den Führer oder Frauchen zulaufen, habe ich so nicht gemacht. Das hat sich ganz von allein eingespielt. Er musste immer am Platz bleiben, wenn jemand kam. Früher zitterte und woiselte er schwanzwedelnd wie verrückt, aber er blieb. Erst wenn der Hut hing, man ausgezogen war, die Akten oder Einkaufstaschen abgelegt, der Blickkontakt hergstellt, durfte er zulaufen, wurde begrüßt und euphorisch abgeliebelt. Im weitesten Sinne sicher auch eine intrinsische Bedürfnisbefriedigung beim Hund, vielleicht aber mit mehr "Regelwerk" anstatt "Instinktsteuerung".
Das sichere "Platz" hatte er bei mir mit der Katzennummer gelernt, nachdem er zwei abgemurxt hatte. Habe ich ja schon mal geschrieben.
Bei der Reizangel war mir wichtig, dass er zupackt. Mit der zog ich früher Häupter u. Deckenfetzen nur von Schalenwildarten, damit er die fasst und festhält bzw. ablässt, wenn es sich nicht mehr rührt. Da war er im Prinzip immer der Chef. Oder wenn es an der Wäschestange im Garten pendelte. Hatte er es "niedergetan", also löste sich der Strick und es viel auf den Boden, war regungslos, sollte er Ruhe geben (ins Platz gehen).
Wie will man das über intrinsische Bedürfnisse lösen? Genauso, dass er Wild anjagen soll, aber es NICHT weiter verfolgen?
Oder Frau zieht Reizangel mit Frischlingshaupt und Schwartenstück. Er geht drauf wie wild. Ich ruf ihn ab und er kommt, bevor der Erfolg an der Reizangel (es zappelt / bewegt sich NIX mehr) eingetreten ist.
Es sind Dinge, die eigentlich gegen die Natur des jagenden Hundes gehen. Das kriegt man doch nur hin, wenn man mit einem Bezahlsystem (Belohnungssystem) arbeitet. Er zeigt ein gwünschtes Verhalten nach einem bestimmten Ereignis, WEIL
Bei der klassischen Hundeausbildung soll der Hund das WIld im Idealfall bis vor die Büchse/ Flinte des Führers jagen. Man arbeitet mit dem jagdlichen Erfolg, der das zur Strecke bringen und "in Besitz nehmen" includiert. Die Hunde jagen weit und es dauert sehr lange.
Bei schonenderen Jagdmethoden soll er das gerade nicht. Er soll das Wild eigentlich nur suchen, finden bzw. lautgebend aufmüden und sich dann wieder "abwenden". Durch den Einsatz der WBK muss der Hund manchmal auch gar nicht mehr viel suchen.
Das Wild verlässt die Einstände (vorwiegend Rehwild und sonstiges jüngeres Gemüse), das ist sozusagen ein jagdlicher Coitus interruptus, der absolut gegen den Jagdinstinkt des Hundes geht, auf der anderen Seite aber das Wild i. S. d. Tierschutzgedankens schonend zur Strecke bringt.
Es braucht also ein System, dass es für den Hund reizvoll macht, seinen Instinkt nicht voll auszuleben.
Das hat nicht nur Vorteile, wie das kurze Anjagen sondern zB auch, dass er nicht anschneidet und auch Andere ans Stück lässt weil er weis, die Bezahlung / Belohnung ist für ihn finaler Höhepunkt, nicht aber die Inbesitznahme und Verteidigung "seiner" Beute.