Wohlstandsverwahrlosung im Staatsforst?

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Ich hatte gestern ein interessantes Gespräch mit einem Aufkäufer von Laubholz, als wir bei mir ein paar Eichenstämme angeschaut haben. Wobei ich nicht weiß, ob er übertreibt! Allerdings habe ich mich danach richtig geärgert, wenn auch nur ansatzweise stimmt was er erzählt hat.

Nach seiner Aussage bleiben mittlerweile alle Laubbäume im bayerischen Staatsforst mit BHD > 80cm als Totholz liegen!
Er schilderte ein Beispiel, wo der Revierförster bei einer Durchforstung auch eine etwas größere Buche mit 12m geraden und astfreien Schaft (aber über 80cm BHD) mit rausgenommen hat - die anschließend wieder in den Bestand gezogen werden musste. Jetzt kann dieser wertvolle Stamm verfaulen...

Wenn diese Geschichte stimmt, dann ist das eine Riesensauerei und grenzt für mich tatsächlich an Wohlstandsverwahrlosung!

Grundsätzlich kann jeder Eigentümer mit seinem Besitz machen was er will, aber
- hier werden große Summen an Eigentum der Steuerzahler vernichtet
- gleichzeitig wird viel Stammholz aus dem Ausland importiert um den Bedarf zu decken
- würde es für die Natur vermutlich reichen, wenn gelegentlich mal ein großer aber qualitativ minderwertiger Baum liegen bleibt
- ansonsten könnte man ja oftmals auch die Kronen und oberen Stammreste als "Naturholz" liegen lassen

Und was mich besonders ärgert ist einfach die Vorstellung, daß man bestes Holz nutzlos verrotten läßt und gleichzeitig aus jedem Schalenwildverbiss den Untergang des deutschen Waldes herbei leitet!

Hat jemand eine Ahnung, ob es im bayerischen Staatsforst tatsächlich solche generellen Vorgaben gibt und wie die begründet werden?
 
G

Gelöschtes Mitglied 13565

Guest
Ist nicht unwahrscheinlich, aber garantiert nicht auf dem Mist eines Försters gewachsen. Die betreiben nämlich Forstwirtschaft.

Aber die politischen Verlautbarungen in Bayern waren, Nachrang der Wirtschaft! Knn also sein, dass sei es mal wieder umsetzen.

Neu ist das ganze übrigens nicht, man hat auch schon zig Millionen € für den Naturschutz auf dem Stock verrotten lassen.



NAchtrag:


https://www.baysf.de/de/wald-schuetzen/bayerns-wilde-waelder/methusalems.html


https://www.baysf.de/fileadmin/user...turschutzkonzept_Bayerische_Staatsforsten.pdf

,,...Besondere Altbäume (Methusaleme) werden grundsätzlich nicht mehr genutzt. Eiche, Tanne und Fichte gelten in der Regel ab einem Brusthöhendurchmesser (BHD) von über 100 cm als Methusaleme. Für alle übrigen Baumarten gilt grundsätzlich ein BHD von über 80 cm als Grenze ..."




CdB
 
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Man muß gegen Deine pauschale und oberflächliche Betrachtungsweise, die auch ganz unhaltbare Kausalketten aufstellt, ganz selbstverständlich Stellung beziehen.
Was hast Du eigtl für ein Problem, das Du auf solches Gequatsche hin abgehst wien Zäpfchen, Du bist doch selbst Waldbauer und sollest wissen, daß BaySF durchaus noch Forstwirtschaft betreibt.

Nutzungsverzicht für grundsätzlich jeden Stamm über 80 im Lbh : das gehört sicherlich ins Reich der Märchen und Sagen ! Jeder Waldbau, um auf starkes, wertvolles Holz zu erziehen, wäre damit obsolet und so weit sind wir trotz allem grünen Wahns noch nicht in D !
Jede Wertholzsubmission wäre damit überflüssig. Schonmal was von Furnier-Eichen gehört ? Sicherlich !

Dass mal ne dicke Buche im Wald verbleibt, kann in erheblichen Qualitätsmängeln liegen, z.B. infolge der aktuellen Trockenschäden, durch die der Kunde die Abnahme verweigert hat.
Astreinheit sagt allein nix aus über Stammholzqualität.

Ich empfehle Dir, Dich ersteinmal ausreichend schlau zu machen, was da im Einzelfall wirklich los war, bevor Du hier vom Leder ziehst.
 
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Ich denke die von mir eingestellten links sprechen für sich und auch dafür, dass ich mich hinreichend schlau gemacht habe.

Klasse 4 sind die Wirtschaftswälder und alle Bäume über 80 cm (100cm) werden offenbar stehengelassen, so sieht es das NS- Konzept der BAySF vor.


CdB
sorry, Dich meinte ich gar nicht, sondern den TS...

und wenn dem so sei, sollte jeder RL wohl 80 cm ansprechen können, bevor er den Baum ansprüht...:rolleyes:
 
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z/7

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Nutzungsverzicht für grundsätzlich jeden Stamm über 80 im Lbh : das gehört sicherlich ins Reich der Märchen und Sagen ! Jeder Waldbau, um auf starkes, wertvolles Holz zu erziehen, wäre damit obsolet und so weit sind wir trotz allem grünen Wahns noch nicht in D !
Jede Wertholzsubmission wäre damit überflüssig. Schonmal was von Furnier-Eichen gehört ? Sicherlich !

Gemach. Ich kenne leider genügend Fälle, und das nicht nur in BY, wo genau das passiert. Wir haben gewisse politische Strömungen, die den Begehrlichkeiten von bekannter Seite nur zu gern Honig ums Maul schmieren. Der Bericht von @wernerzwo dürfte durchaus den Tatsachen entsprechen. In meinem Pirschbezirk wurde grade ne komplette Abteilung Buchenaltbestand mit schönster Verjüngung stillgelegt. Buchenqualität nicht berauschend, aber ok, und was aus der Verjüngung wird, wenn man da nicht nutzt, kann man sich an den fünf Fingern abzählen. Wobei das (Hanglage) angesichts der Aufarbeitungskosten noch im Rahmen ist. Ich kenn aber auch Furniereichenbestände, die man komplett aus der Nutzung genommen hat. Und jetzt kommst Du.
 
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Gemach. Ich kenne leider genügend Fälle, und das nicht nur in BY, wo genau das passiert. Wir haben gewisse politische Strömungen, die den Begehrlichkeiten von bekannter Seite nur zu gern Honig ums Maul schmieren. Der Bericht von @wernerzwo dürfte durchaus den Tatsachen entsprechen. In meinem Pirschbezirk wurde grade ne komplette Abteilung Buchenaltbestand mit schönster Verjüngung stillgelegt. Buchenqualität nicht berauschend, aber ok, und was aus der Verjüngung wird, wenn man da nicht nutzt, kann man sich an den fünf Fingern abzählen. Wobei das (Hanglage) angesichts der Aufarbeitungskosten noch im Rahmen ist. Ich kenn aber auch Furniereichenbestände, die man komplett aus der Nutzung genommen hat. Und jetzt kommst Du.
jaja, ich weiß doch - Extensivierung wo sinnvoll und Nutzungsverzicht ist in aller Munde...

Es ging um seinen konkreten Fall des Buchenstamms !

...und am "Bericht" von wernerzwo stört mich dazu einfach diese negative Grundtendenz gegen professionell arbeitende Forstbetriebe, gleich welcher Größe !
 
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Buchenqualität nicht berauschend, aber ok, und was aus der Verjüngung wird, wenn man da nicht nutzt, kann man sich an den fünf Fingern abzählen.

Kenn ich genug Beispiele für, aber das gab es schon immer und liegt an der Bequemlichkeit von örtlichen Wirtschaftern, den richtigen Zeitpunkt zu nutzen, um das Holz rechtzeitig zu holen...
Irgendwann ists rum und man lässt einwachsen oder jetzt durch Dürre kaputt gehen...
Was machts, ist ja eh keine Qualität ...;)!
 

z/7

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Nein, in dem Fall war das die Forsteinrichtung auf höheren Geheiß, da war noch gar nix zu spät. Die kratzen grade alles zusammen, was den Grünen gefallen könnte. Söder ist der bessere Grüne. Und die Furniereichen kann ich Dir gerne zeigen, @Mannlicher764 kennt sie auch. Und das hat nix mehr mit Forstwirtschaft zu tun. Der Betrieb mit dem höchsten Totholzanteil meiner bisherigen Erfahrung läßt konsequent alle Eichenkronen liegen, nix Brennholzselbstwerber. So ginge das auch. Aber nein, man muß die Arbeit von Generationen vernichten. Ohne wirklichen Nutzen für die Natur, das kommt erschwerend hinzu. Hier werden hinter den Kulissen gerade Kämpfe geführt, von denen bekommt der Normalbürger nix mit. Gewollt. Sonst würden nämlich mehr Steuerzahler auf die Barrikaden gehen.
 
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Kenn ich genug Beispiele für, aber das gab es schon immer und liegt an der Bequemlichkeit von örtlichen Wirtschaftern, den richtigen Zeitpunkt zu nutzen, um das Holz rechtzeitig zu holen...
Irgendwann ists rum und man lässt einwachsen oder jetzt durch Dürre kaputt gehen...
Was machts, ist ja eh keine Qualität ...;)!
Also was jetzt?
Prinzipiell ja aber im Einzelfall von @wernerzwo nein ?
🧐
 
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Vereinzelt Alte Bäume stehen lassen zur Totholzproduktion ist schon lange eine Aktion von Waldnaturschutz und nix Neues... es sei denn eben auf ganzer Fläche.

Was der TS beschreibt, ist etwas ganz anderes - lesen und verstehen...
 
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Die Landesforsten arbeiten auch nur entsprechend ihrer Vorgaben. Die kommen von der jeweiligen Landespolitik und die orientieren sich am Willen des Volkes. So ist es nun mal in einer Demokratie. Und wenn die Mehrheit bspw. NWE5 fordert, dann hat die Politik dies umzusetzen und da man die Privaten ja nicht zwingen kann, kommt es dann zu erhöhter Flächenstilllegung der Landesflächen entsprechend NWE10 (so zumindest in Niedersachsen).

Und zum erhöhten Schalenwildabschuss und dem "Geld verbrennen durch fehlende Stammholzernte": Eine verstärkte Bejagung wird ja mit dem Umbau der Wälder hin zu klimastabileren Mischwäldern argumentiert. Es geht dabei ja um eine Angepasstheit der Wälder im Hinblick auf die soziale und ökologische Funktion des Waldes, nicht um dessen Ökonomische.

Ich halte einen Nutzungsverzicht ab einem gewissen Punkt ja auch für Schwachsinn, v.a. im Hinblick auf damit verbundenen Import, aber die Ansprüche an unseren Wald sind in großen Teilen der Gesellschaft nun mal andere als eine wirtschaftliche Nutzung und die Politik muss diesen Interessen ja Rechnung tragen.
 
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Da kommt dann noch ins Spiel, dass die Sägewerke, die so dicke Bäume abnehmen, immer weniger werden. Gerade bei der Buche kommt man dann auch schnell an den Punkt, wo es sich schlicht nicht mehr lohnt, den zu ernten. Vor allem wenn der qualitativ schlecht und alleine auf weiter Flur ist.
 

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