Damit triffst Du es ganz gut. Die Bedürfnisse werden sich zwangsweise in Richtung bleifreie Munition bewegen. Unabhängig davon, ob wir jetzt Messing- oder Kupfergeschosse verschießen muss an deren Wirkung gearbeitet werden.
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Bei den Kalibern muss nichts Neues erfunden werden.
Jein...
Das ist ein rein ballistisches Problem. Alle gängigen Patronen wurden von ihren Entwicklern auf der Basis erdacht, dass sie mit Bleigeschossen mit Mantel (teils auch reinen Bleigeschossen) geschossen werden.
Das hat Auswirkungen auf die Größe des Patronenlagers, den zur Verfügung stehenden Pulverraum, die Länge des Dralls...
Die heutigen bleifreien Laborierungen sind alle um diese Parameter "außen rum" gestrickt.
Richtiger im Sinne von "sauberer" wäre es aber genau anders herum.
Zwei Beispiele:
Die 22-250 (einfach weil ich mich mit der zum Thema Bleifrei schon länger "spiele").
Im Grundkonzept eine geniale Sache. Raubwild und auch in unseren Breiten weiter entfernt stehende Feldrehe sind typische Anwendungen.
Der dazugehörige Drall aber passt nicht zu bleifreien Geschossen. Und selbst wenn der anders gewählt wird hat man ein Gewichtsproblem. Die längeren Geschosse nehmen Pulverraum, der kostet dann wieder Leistung.
Stand heute hat man zwei Möglichkeiten:
Sehr leichtes Geschoss, das aber dann Probleme mit der Windanfälligkeit verstärkt und "weiter draußen" auch die Leistung im Sinne einer Tötungswirkung verliert.
Oder aber angepassten Drall, altes Geschossgewicht bei gleichzeitig größerem Geschoss. Und dann bremst der Pulverraum die ganze Sache wieder ein.
Ähnlich problematisch
die alte 45-70.
Da hat man noch zusätzlich die Schwierigkeit des niedrigen Gasdrucks nach CIP. Ursprünglich für schwere Bleizapfen erdacht ist sie schon oft über die sich wandelnden Zeiten gerettet worden. Aber mit Bleifrei wirds nochmal schwerer.
Lösungen müssten so aussehen, dass der Drall auf längere Geschosse ausgelegt wird. Und zusätzlich die Patronenlager auch für längere Geschosse optimiert werden.
Das dürfte dann ruhig so sein wie in dem alten Beispiel .357 Mag vs. .38er: Die "Neue" darf nur in ein Patronenlager reinpassen das dafür auch gedacht ist.
Dem Kind mal einen neumodernen frei erfundenen Namen gegeben: Es braucht eine Möglichkeit "zum Aufreiben" auf eine 22-250 LFI (Lead Free Improved) oder 45-70 LFI. Dabei kann man auch die zulässigen Gasdrücke an die Haltbarkeit heutiger Waffen anpassen.
Nur so kann man unterm Strich dem geänderten Geschossmaterial wirklich vernünftig Rechnung tragen. Wir treiben immer noch eine runde Sau durch ein eckiges Loch anstatt das Loch an die Sau anzupassen.
Die hier im Thread schon angerissene 6.8 Western ist in dem Zusammenhang fast schon erwähnenswert. Da wurde Platz gemacht für längere Geschosse. Das kann bei Bleifrei-Zwang dann schon interessant werden.