Jagdgäste und andere Überraschungen

Westwood

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Wir hätten uns auch ehrlich gefreut, so ein Rehlein in das dicke Seil eingewickelt zu sehen. So eine Art Laokoongruppe mit Reh :LOL:
Lustiger wäre aber eigentlich wenn der gute eine grobe Sau gefunden und erlegt hätte und die alten zum Schweigen verdammt hätte 😅😂

Ich bin in meinem ersten Jagdjahr auf einer hochexclusiven DJ eingeladen gewesen, dabei war ein Kumpel mit dem ich den Schein zusammen gemacht hatte. Mein damaliges "Jagdauto" war ein Clio II was schon so recht spannend war da ich knapp zwei Meter groß bin und gut über 100kg schwer... Das Teil war so verrammelt das er schon beim sammeln morgends negativ auffiel aber als Azubi war ich glücklich das er funktionierte.
Abgestellt wurden wir im Nirvana (eigentlich aussichtslose Stände) wo mein Kumpel prompt Kalb und Alttier streckte. Beides haben wir mit viel gefluche nach der Jagd geborgen und in den Clio gefaltet.
Den Kofferraumdeckel mussten wir mit einem Expander sichern, so sind wir dann mittags am Aufbrechplatz aufgetaucht... Da werd ich noch heute über ein Jahrzehnt später für aufgezogen.
 

JBB

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So... nun darf ich mich sogar hier mal eintragen, hätte ich ja nie gedacht.

Durch Corona kam ich per Zufall quasi zu einem Gast, der länger bei uns in der Region weilt, aber halt nur durch Corona, und danach auch wieder seines Weges zieht. Alles ein wenig kompliziert, da durch Unterbringung und Co. weder Auto noch Waffe vorhanden ist und wir uns halt immer so zusammenfinden müssen.

Im Laufe der Zeit, eigentlich recht schnell, stellte ich fest, dass der gesellige Teil der stärker ausgeprägte Jagdtrieb ist und ich auch bei der Waffenhandhabung nicht den sichersten Kandidaten gezogen habe... aber mein Blick als ehemaliger Panzergrenadier ist da auch deutlich schärfer und die Anforderungen höher wie beim Durchschnittsjäger.

Sagen wir so, dass Erwin, nennen wir ihn einfach mal so, nicht die hellste Kerze auf der Torte der tüchtigen Jäger ist, habe ich schnell gemerkt. Aber er ist von seiner Art her ein großes Kind, dem man auch mit kleinen Dingen eine Freude macht und seine Arbeit, die er coronabedingt macht, ist wichtig und hilft uns als Gesellschaft. So dass ich für mich beschlossen hatte, ihm hin und wieder einen Ansitz zu ermöglichen zum Ausgleich und zum Erfreuen der Seele.

So kam es, dass nun im Mai der 5te oder 6te Ansitz zustande kam, seit er hier ist. Gesamt gesehen nicht viele. Somit ist auch die Last durch die Organisation und Co nicht so groß bisher gewesen, wie man erkennen kann.

Also fahren wir raus zum Ansitz. Freigabe schwacher Jährling und Schmalrehe, Sauen falls sie erscheinen. Alles bitte mit Obacht, es ist nicht die Zeit für Schnellschüsse. Sein Sitz liegt in einem langen, aber schmalen Wiesental. Ein Schmalreh und Jährlinge hat es hier sicher. Kugelfang ist eigentlich immer gegeben, nur Empfang nicht. Die Anweisung, wo man Empfang bekommt, wird mit auf den Weg gegeben und dann eile ich zu meinem Ansitzplatz.

Bei mir ist relativ tote Hose, nur eine Gais zeigt sich. So chatte ich mit dem Sohn vom Mitpächter, als eine Kanonade losgeht. Richtung passt grob, aber momentan ist ja draußen viel los. Wir scherzen etwas, ob da ne Rotte oder die Roten kamen, und nachdem keine Nachricht kommt, bleibe ich entspannt.

Als es zum Abholen geht, kommt mir der Revierförster und Jagdnachbar entgegen mit zwei Begehern um einen 70-80kg Keiler zu versorgen. Kurzes Gespräch... ich werde unruhiger. Dem Begeher nach, war es bei mir aus dem Tal.

Schnelle Weiterfahrt, am Rauswerfpunkt steht schon das kleine Elend... alles klar, es kam aus dem Tal. Also dann mal los Erwin.

Kurzes Briefing. Links wäre ein passender Bock gewesen, aber zu weit, hätte er sich nicht getraut. Rechts dann ein Schmalreh, er hätte länger gezögert, aber dann kurz vorm Einziehen sich ein Herz gefasst und geschossen. Das Stück ist zusammengebrochen und wieder hoch und Retour gezogen über die Wiese zum Nachbarn. Dabei mehrfach wieder eingesackt vorne. Er hat nachgeschossen, aber es wäre nicht zum Liegen gekommen.

Gut - kurze Nachfrage, Anschuss? Ja- da sei er noch nicht gewesen, damit er nichts zertritt. Das sei ja ein großer Fehler, wie er mal gehört hat und ich hätte auch mehr Erfahrung mit der Dunkelheit. Ich breche innerlich zum ersten Mal zusammen... HALLO?!?!?! Es waren noch 40 Minuten gut Licht - und jetzt suchen wir einen Anschuss im Dunkeln mit der Taschenlampe...

Na gut, was muss, das muss.

Waffe, WBK und Vorsatz nehme ich neben Lampe mal an mich. Ich rechne mit nix gutem, kenne ich doch die Wirkung des Jaguars meiner 8x57 auf ein Reh. Es wird immer weiter vom Sitz und langsam kommt Verwunderung auf. Nach rechts ist vom Sitz noch nicht gut Schießen, das steht noch auf der Todo Liste. Meine Wohlfühlmarke haben wir schon gut überschritten für diese Verrenkung, als wir endlich auf den Anschuss treffen. Schlecht schätzen im Dunkeln, aber 120m sind es gut bei schlechter Auflage und blödem Winkel, was man ohne Verrenkung eigentlich nicht mehr meistern kann aus dem Sitz.

Und nun wird es kniffelig... ein kleines Bröckchen Wildbret, kann überall herkommen. Gut Schweiß, der schnell abnimmt. Kein Gutes Zeichen. Und dann etwas, was ich überhaupt nicht zuordnen kann. Weiß, knorpelig, aber gleichzeitig eine Röhre. Vllt Kugelschreiberdicke.

Ich gehe noch an den Waldrand und schwenke ab, aber das wird nix. Gelände ist schlecht dafür, rein und vertreten will ich nicht, also Abbruch. Raus aus dem Tal lasse ich den geknickten Schützen kurz am Auto warten und rufe den Nachbarn an. Kurz klären ob er mir helfen kann mit seinem Drahthaar oder ob ich den NSF kommen lassen muss. Er will helfen, am liebsten gleich, zumindest ein paar Meter. Am Besten Fall das verendete Stück finden oder es erlösen.

Gesagt getan, es geht wieder runter ins Tal und kurzes Warten, bis er kommt. Wir sind uns beide unsicher, was am Anschuss der Knorpel ist, wir haben keine Idee, die passt. Kurz ab in den Wald, den Schützen stehen lassen, der Drahthaar will, das merkt man.

Nach 100-150m im Wald kommt von vorn, ich hab es, da liegt es. Ich halt den Hund, schiess du. So mach ich es, nach ein bissl Gefuddel und abknien, um keinen Fichtenast vor mir zu erlegen, knallt es und das Stück sackt zusammen. Es kam absolut nicht mehr hoch, aber das Restrisiko des Abspringens wollten wir doch nicht eingehen, daher nicht die kalte Waffe.

Beim Rantreten an das Stück breche ich zum zweiten Mal innerlich zusammen... kein Schmalreh liegt vor mir, sondern ein schwacher Jährling, Gabel knapp unter Lauscher, aber nur so 10kg schwer. Wie kann man bei Licht das übersehen? Bei einem Stück, was man nicht übereilt beschießt sondern sogar erst beim Verlassen der Wiese? Und das jetzt, wo auch eine Gais hätte liegen können! Da muss man doch dreimal schauen?!?!

Ich zieh das Stück am Strick raus zum Unglücksschützen und erlebe meinen endgültigen Todesstoß. Sein Blick aufs Stück, dann kommt die final Ansage des Tages - "Also ich ab es ja als Schmalreh angesprochen, aber jetzt ist es ja ein Jährling... DANN hab ich ja alles richtig gemacht!" Ich kann nicht mehr, kapituliere, breche zusammen ob dieser Logik. Ehrlich, mir fehlen einfach die Worte!

Der Förster verlässt uns, glaub er ahnt, sieht meinen Zusammenbruch und will nicht Teil der weiteren Aufführung sein. Und das wird es dann auch. So wird trotz der zerschossenen Keule und dem eigentlichem Debakel des absoluten Fehlabschusses nicht reumütig der Schwanz eingezogen, sondern nach dem Erlegerfoto gefragt. Kurz überschlage ich meine Optionen, doch in Anbetracht aller Punkte beschließe ich, das Fass heute nicht zu öffnen und gehe zum Versorgen des Stückes über. Ein weiterer bewaffneter Ansitz wird nicht mehr stattfinden, das kann ich nicht verantworten - aber ich muss erst eine Nacht drüber schlafen.

.
..
...

Ich kann verstehen, wenn jemand anders reagiert hätte. Und wäre der Gast nicht nur eine entfernte Bekanntschaft, sondern der gute Kumpel gewesen, dann wäre die Reaktion auch anders gewesen. So aber habe ich beschlossen, es sachlich zu beenden. Die Trophäe wird als Mahnung der Fehlansprache und Ansporn zum Üben auf dem Stand überreicht werden. Aber ich werde nicht unsachlich werden, dass ist nicht meine Art.

Das mag man mir alles vorwerfen. Nun steh ich hier, ich armer Tor... würde ich auch nicht Unvermögen sondern Bosheit, Absicht erkennen... alles würde anders laufen. Aber ich befürchte Erwin war stets bemüht...

Und zur Auflösung, was das Röhrenartige war. Nun ja... die Kugel hat auf ihrem Weg von einer Keule zur anderen uns den ersten Schritt des Aufbrechens abgenommen... Von dort stammte das kleine Stück knorpelartige Schlauch.
 
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So... nun darf ich mich sogar hier mal eintragen, hätte ich ja nie gedacht.

Durch Corona kam ich per Zufall quasi zu einem Gast, der länger bei uns in der Region weilt, aber halt nur durch Corona, und danach auch wieder seines Weges zieht. Alles ein wenig kompliziert, da durch Unterbringung und Co. weder Auto noch Waffe vorhanden ist und wir uns halt immer so zusammenfinden müssen.

Im Laufe der Zeit, eigentlich recht schnell, stellte ich fest, dass der gesellige Teil der stärker ausgeprägte Jagdtrieb ist und ich auch bei der Waffenhandhabung nicht den sichersten Kandidaten gezogen habe... aber mein Blick als ehemaliger Panzergrenadier ist da auch deutlich schärfer und die Anforderungen höher wie beim Durchschnittsjäger.

Sagen wir so, dass Erwin, nennen wir ihn einfach mal so, nicht die hellste Kerze auf der Torte der tüchtigen Jäger ist, habe ich schnell gemerkt. Aber er ist von seiner Art her ein großes Kind, dem man auch mit kleinen Dingen eine Freude macht und seine Arbeit, die er coronabedingt macht, ist wichtig und hilft uns als Gesellschaft. So dass ich für mich beschlossen hatte, ihm hin und wieder einen Ansitz zu ermöglichen zum Ausgleich und zum Erfreuen der Seele.

So kam es, dass nun im Mai der 5te oder 6te Ansitz zustande kam, seit er hier ist. Gesamt gesehen nicht viele. Somit ist auch die Last durch die Organisation und Co nicht so groß bisher gewesen, wie man erkennen kann.

Also fahren wir raus zum Ansitz. Freigabe schwacher Jährling und Schmalrehe, Sauen falls sie erscheinen. Alles bitte mit Obacht, es ist nicht die Zeit für Schnellschüsse. Sein Sitz liegt in einem langen, aber schmalen Wiesental. Ein Schmalreh und Jährlinge hat es hier sicher. Kugelfang ist eigentlich immer gegeben, nur Empfang nicht. Die Anweisung, wo man Empfang bekommt, wird mit auf den Weg gegeben und dann eile ich zu meinem Ansitzplatz.

Bei mir ist relativ tote Hose, nur eine Gais zeigt sich. So chatte ich mit dem Sohn vom Mitpächter, als eine Kanonade losgeht. Richtung passt grob, aber momentan ist ja draußen viel los. Wir scherzen etwas, ob da ne Rotte oder die Roten kamen, und nachdem keine Nachricht kommt, bleibe ich entspannt.

Als es zum Abholen geht, kommt mir der Revierförster und Jagdnachbar entgegen mit zwei Begehern um einen 70-80kg Keiler zu versorgen. Kurzes Gespräch... ich werde unruhiger. Dem Begeher nach, war es bei mir aus dem Tal.

Schnelle Weiterfahrt, am Rauswerfpunkt steht schon das kleine Elend... alles klar, es kam aus dem Tal. Also dann mal los Erwin.

Kurzes Briefing. Links wäre ein passender Bock gewesen, aber zu weit, hätte er sich nicht getraut. Rechts dann ein Schmalreh, er hätte länger gezögert, aber dann kurz vorm Einziehen sich ein Herz gefasst und geschossen. Das Stück ist zusammengebrochen und wieder hoch und Retour gezogen über die Wiese zum Nachbarn. Dabei mehrfach wieder eingesackt vorne. Er hat nachgeschossen, aber es wäre nicht zum Liegen gekommen.

Gut - kurze Nachfrage, Anschuss? Ja- da sei er noch nicht gewesen, damit er nichts zertritt. Das sei ja ein großer Fehler, wie er mal gehört hat und ich hätte auch mehr Erfahrung mit der Dunkelheit. Ich breche innerlich zum ersten Mal zusammen... HALLO?!?!?! Es waren noch 40 Minuten gut Licht - und jetzt suchen wir einen Anschuss im Dunkeln mit der Taschenlampe...

Na gut, was muss, das muss.

Waffe, WBK und Vorsatz nehme ich neben Lampe mal an mich. Ich rechne mit nix gutem, kenne ich doch die Wirkung des Jaguars meiner 8x57 auf ein Reh. Es wird immer weiter vom Sitz und langsam kommt Verwunderung auf. Nach rechts ist vom Sitz noch nicht gut Schießen, das steht noch auf der Todo Liste. Meine Wohlfühlmarke haben wir schon gut überschritten für diese Verrenkung, als wir endlich auf den Anschuss treffen. Schlecht schätzen im Dunkeln, aber 120m sind es gut bei schlechter Auflage und blödem Winkel, was man ohne Verrenkung eigentlich nicht mehr meistern kann aus dem Sitz.

Und nun wird es kniffelig... ein kleines Bröckchen Wildbret, kann überall herkommen. Gut Schweiß, der schnell abnimmt. Kein Gutes Zeichen. Und dann etwas, was ich überhaupt nicht zuordnen kann. Weiß, knorpelig, aber gleichzeitig eine Röhre. Vllt Kugelschreiberdicke.

Ich gehe noch an den Waldrand und schwenke ab, aber das wird nix. Gelände ist schlecht dafür, rein und vertreten will ich nicht, also Abbruch. Raus aus dem Tal lasse ich den geknickten Schützen kurz am Auto warten und rufe den Nachbarn an. Kurz klären ob er mir helfen kann mit seinem Drahthaar oder ob ich den NSF kommen lassen muss. Er will helfen, am liebsten gleich, zumindest ein paar Meter. Am Besten Fall das verendete Stück finden oder es erlösen.

Gesagt getan, es geht wieder runter ins Tal und kurzes Warten, bis er kommt. Wir sind uns beide unsicher, was am Anschuss der Knorpel ist, wir haben keine Idee, die passt. Kurz ab in den Wald, den Schützen stehen lassen, der Drahthaar will, das merkt man.

Nach 100-150m im Wald kommt von vorn, ich hab es, da liegt es. Ich halt den Hund, schiess du. So mach ich es, nach ein bissl Gefuddel und abknien, um keinen Fichtenast vor mir zu erlegen, knallt es und das Stück sackt zusammen. Es kam absolut nicht mehr hoch, aber das Restrisiko des Abspringens wollten wir doch nicht eingehen, daher nicht die kalte Waffe.

Beim Rantreten an das Stück breche ich zum zweiten Mal innerlich zusammen... kein Schmalreh liegt vor mir, sondern ein schwacher Jährling, Gabel knapp unter Lauscher, aber nur so 10kg schwer. Wie kann man bei Licht das übersehen? Bei einem Stück, was man nicht übereilt beschießt sondern sogar erst beim Verlassen der Wiese? Und das jetzt, wo auch eine Gais hätte liegen können! Da muss man doch dreimal schauen?!?!

Ich zieh das Stück am Strick raus zum Unglücksschützen und erlebe meinen endgültigen Todesstoß. Sein Blick aufs Stück, dann kommt die final Ansage des Tages - "Also ich ab es ja als Schmalreh angesprochen, aber jetzt ist es ja ein Jährling... DANN hab ich ja alles richtig gemacht!" Ich kann nicht mehr, kapituliere, breche zusammen ob dieser Logik. Ehrlich, mir fehlen einfach die Worte!

Der Förster verlässt uns, glaub er ahnt, sieht meinen Zusammenbruch und will nicht Teil der weiteren Aufführung sein. Und das wird es dann auch. So wird trotz der zerschossenen Keule und dem eigentlichem Debakel des absoluten Fehlabschusses nicht reumütig der Schwanz eingezogen, sondern nach dem Erlegerfoto gefragt. Kurz überschlage ich meine Optionen, doch in Anbetracht aller Punkte beschließe ich, das Fass heute nicht zu öffnen und gehe zum Versorgen des Stückes über. Ein weiterer bewaffneter Ansitz wird nicht mehr stattfinden, das kann ich nicht verantworten - aber ich muss erst eine Nacht drüber schlafen.

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Ich kann verstehen, wenn jemand anders reagiert hätte. Und wäre der Gast nicht nur eine entfernte Bekanntschaft, sondern der gute Kumpel gewesen, dann wäre die Reaktion auch anders gewesen. So aber habe ich beschlossen, es sachlich zu beenden. Die Trophäe wird als Mahnung der Fehlansprache und Ansporn zum Üben auf dem Stand überreicht werden. Aber ich werde nicht unsachlich werden, dass ist nicht meine Art.

Das mag man mir alles vorwerfen. Nun steh ich hier, ich armer Tor... würde ich auch nicht Unvermögen sondern Bosheit, Absicht erkennen... alles würde anders laufen. Aber ich befürchte Erwin war stets bemüht...

Und zur Auflösung, was das Röhrenartige war. Nun ja... die Kugel hat auf ihrem Weg von einer Keule zur anderen uns den ersten Schritt des Aufbrechens abgenommen... Von dort stammte das kleine Stück knorpelartige Schlauch.
Schön das du so besonnen geblieben bist .
Großen Respekt dafür .
Greif dir doch den Erwin nochmal in einer ruhigen Minute und sag ihm einfach was er falsch gemacht hat .
Wenn der nicht versteht , dass er fehlerhaft gehandelt hat , wird er sich auch nicht ändern können . Einfach der Fairness halber .

Wenn immer noch Mist passiert , muss da jeder seine Konsequenzen draus ziehen .
 
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Lieber @JJB: Nehm es mir nicht krum, aber ich werd den Eindruck nicht los, dass Du als "Einlader"/Jagdgastführer oder wie immer Du Dich in der Situation bezeichnest auch noch einiges dazulernen musst...

Du hast einen Jagdgast, von dem Du selbst weißt, dass er weder erfahren, noch recht sicher im Umgang mit der Waffe ist und schickst ihn mit
- fremder Waffe
- allein
- auf einen Sitz, der nicht der einfachste im Schießen ist
- mit einer vergleichsweise stark eingeschränkten Freigabe
und wunderst Dich, dass das schiefgeht? Entschuldige, aber Du bist m.E. etwas blauäugig an die Sache rangegangen und solltest froh sein, dass das ohne einen entsprechenden Fehlabschuss ausgegangen ist (ich halte einen Jahrling mit 10kg und unter lauscherhohen Gäbelchen für schwach und der Freigabe entsprechend, auch wenn das eher Zufall war...)

Mag jeder halten, wie er es für richtig hält - ich mach das so: Wenn ich jeanden hab, der wenig bis keine Erfahrung hat, dann sitz ich daneben, wenn der in meinem Revier was schießen soll. Der macht auch in meinem Beisein einen Kontrollschuss, damit ich weiß, was ich ihm zutrauen kann. Wenn er sich das dann selbst auch noch zutraut, dann darf er es gerne versuchen. Bei dem Stück ist es die einzige Aufgabe des Gastes, einen sauberen Schuss auf ein von mir angesprochenes und von mir freigegebenes Stück abgibt. Für viele ist das schon schwer genug. Wenn ich merk, dass ihn das Jagdfieber übermannt, dann nehm ich ihm den Druck, dass er schießen muss, weil ich halt kurzfristig erkannt hab, dass das Stück doch nicht frei ist weil keine Schusszeit, oder zu Jung, zu gutveranlagt, zu schwach, zu stark usw... Wenn er sich dann beruhigt hat, darf er nochmal ne Zielübung machen (probiermal in Anschlag zu gehen, wenn das Stück doch passen tät...) und wird dan kurzfristig aufgefordert, das Stück zu erlegen. Das klappt dann meist auch recht gut.

In Deinem Fall kann ich zwar den Ärger nachvollziehen, aber das ist kein Grund, dem Mann den Spaß und die Freude an dem Böckchen zu vermiesen. 1. wird der Bock davon auch nimmer lebendig und 2. is er dann vollkommen um sonst gestorben, wenn keiner einen Spaß daran gehabt hat. Es gibt viele, für die ist ein Jährling DAS jagdliche Erlebnis des Jahres, teilweise sogar für mehrere Jahre. Wenn das einem dann durch ne Standpauke vergählt wird, na bravo, ganz großes Kino!
Wenn das Wildpret verschossen ist (Keulenschuss) dann beglücktwünscht man den Erleger zum Erwerb des Stückes noch vorm Aufbrechen und zieht ihm vllt ein zwei Kilo ab (aber das muss jeder selbst entscheiden). Das ist lehrreicher wie jede Standpauke.

Zu den weiteren Verfehlungen des Kollegen: Wär er unbedarft über den Anschuss getappt und hätt alles zertrampelt, hätt er bei mir eher n Problem gehabt. Dass da n Hund her muss, hat er richtig eingeschätzt. Vllt. hat er den Satz - dann hab ich ja alles richtig gemacht, auch auf die Nachsuche und das unterlassene Anschuss zertrampeln bezogen und nicht auf das falsche Ansprechen. Das falsche Ansprechen: Im Eifer des Gefechts, wenn das jagdfieber das Glas zittern lässt usw. Wer noch nix falsch angesprochen hat, werfe den ersten Stein...


Ich hoffe, dass Du auch weiterhin jungen und unerfahrenen Jägern eine Möglichkeit in Deinem Revier geben wirst, aber unter anderen Voraussetzungen und mit anderen Rahmenbedingungen, damit beide Seiten es als eine beglückende Erfahrung erleben können. Ich hab es selbst schon erlebt und mehrfach bei meinem alten Herrn erlebt: Wenn man anderen eine Erlegung ermöglicht, die für einen selbst nur "eines mehr auf einer langen Liste" wäre, derjenige sich aber riesig darüber freut, dann macht einem das mehr Spaß als wenn man das Stück selbst erlegt hat.
Da mein alter Herr als Ausbildungsbeamter auch viele junge unerfahrene aber motivierte Jäger im Revier hatte, hat er für diese auch noch eine weitere Regel gehabt (die aber auch nur die wenigsten zun hören bekamen): einen Fehltritt (sofern es keine Straftat war) hatte jeder frei - ein schlechter Schuss, ein Bock, der noch etwas älter hätt werden dürfen usw. Danach wurden die Maßstäbe schärfer.
 
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Ähnliches bei uns , vor einiger Zeit ich war noch nicht Mitpächter , Mitjäger (25Jahre silberne Ehrennadel des VSJ ) der nur selten rausgeht , ruft im Mai beim Bockansitz Pächterlein an , er möge doch bitte beim Bergen des Rehspiessers helfen (???????????)......hähhh.....? ......
es lag unten im Hang ein Damspiesser von ca 45kg ......!
Wir alle , ohne Worte.......!!!!!!
Soviel zur Ehrennadel .....
Grüße +WMH Olli
 
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@ JBB : aber jetzt mal ehrlich , ein 10kg Hänfling auf 120m ist für einen ungeübten/Anfänger-Schützen schon ein Brett , je nach Licht dann noch eine kleine Gabel zu erkennen... .????
Natürlich war der Keulenschuss Kacke , am schlimmsten aber war er wohl für das arme Tier ....dem Schützen ein schlechtes Gewissen machen kann in dem Falle nichts schaden, jedoch mit fremder Waffe und Optik wird eine Augenbedingte Abweichung eher die Ausnahme als die Regel sein.....erlebe ich immer wieder mit Jägern auf dem Schießstand, "die schießt gut , dä Bichsemacher hat die doch inngeschoss...." und dann kommt beim Probeschiessen die ernüchternd streuende Wahrheit, Büchsenmacher haben andere Augen als Kunden.....!!
dabei bin ich noch heilfroh dass einige wenige Jäger aus dem HR noch soviel Schneid haben ihre nichtvorhandenen "Schiesskünste" auf dem Stand zu erfahren .....die meisten machen es nämlich aus Borniertheit nicht !
Also eine zweite Chance hätte er schon verdient !
Grüße +WMH Olli
 
M

Mannlicher764

Guest
@nerofrankkirn das ist ein entscheidender Punkt in der Gästeführung, der probeschuss. Hatte @Diplomwaldschrat ja auch schon geschrieben und @JBB hat noch selten geführt.
Es ist mir auch passiert, daß ich meine Büchse ohne Brille eingeschossen hatte und bin dann mit Brille los. Nicht daran gedacht, hatte zu dem Zeitpunkt auch mehrere Waffen im Schrank, jedenfalls lagen die Stücke nicht, sondern mussten nachgesucht werden. Das passierte mir als jagdgast! Sehr unangenehm...
Des Rätsels Lösung war meine Hornhautverkrümmung im Auge, die natürlich durch die Brille gemildert wurde, oder was auch immer, jedenfalls schieße ich seitdem nur a. Selber ein und b. Immer mit der Brille und c. Bei brillenwechsel geht es mit allen auf den Stand.

Wollte eigentlich sagen, daß der jagdgast hätte ein paar Schüsse machen müssen, um das können mit einer fremden Waffe einzuordnen.
Lieber @JBB gib ihm noch eine Chance. Er wird sie garantiert besser nutzen und du hast ein gutes Werk getan.
 
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8 Apr 2016
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Selbs nach einigen JJ ist es auch für mich noch eine Herrausforderung auf Schmalrehe zu waidwerken, meist erlegen wir den weiblichen Abschuß im Herbst. Ein Jagdgast bekommt wenig Einschränkung auf Böcke, und da bin ich froh seinerzeit eine sehr klare Ansage meines Jagdherrn bekommen zu haben. Auf die Frage zum ersten Ansitz was er den an Böcken freigibt bekam ich die Ansage: "Einen mit Hörnern" (y) (y) (y) damit war ein Fehlabschuß recht unwarscheinlich und ich konnte mich auf den Schuß konzentrieren. Erst seit ich etwas Erfahrung gesammelt habe, sprechen wir das Erlegen bestimmter Böcke ab.;)
 
G

Gelöschtes Mitglied 25014

Guest
Wenn Rehwild noch im Sprung steht, ist das Ansprechen von Schmalrehen auch für Nichtprofis
kein Problem.
Hier helfen auch die Jagdzeiten ab April deutlich.
Sobald die Sprünge aufgelöst/die Ricken gesetzt haben ist bei mir Schicht mit Schmalreh.
 
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zum Schmalreh zwei Gedanken: wenn ich überlegen muß, ob es eines ist, ist es schon keins mehr. Und... Da, wo ich jage, gehen am 15.5. die Böcke auf. Weibliches Rehwild Mitte August.
Ob man dann schon Geisen und Kitze schießen muß, steht jetzt erst mal auf einem ganz anderen Blatt, aber die gefährliche Klippe mit dem Fehlabschuß im Frühjahr gibt es damit nicht.

Und bevor jetzt die Besserjäger um die Ecke kommen und jeden für unfähig (3-Wochen-Kurs und so) erklären, der nicht mit verbundenen Augen ein Schmalreh erkennt, sind wir ehrlich - wie schnell ist es passiert. Mein erstes Stück Rehwild beim alleinigen Ansitz war ein SR. Am 3. Mai. Aber das kam mit der Geiß. Dann ist es tatsächlich kein so großes Problem.
 
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28 Feb 2016
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Das mit den scheiß Schmalrehen habe ich noch nie verstanden. Das ist wirklich etwas für Profis und man muss auch nicht jedes schmales schießen, eher mal den Bestand verjüngen.
......oder man kennt "sein Wild" , und sein Revier.....oft rausgehen, wissen was wo geht , viel beobachten, wenig schießen und wenn, dann gezielt , .....einem Jagdgast würden wir nur männliches Rehwild bzw SW freigeben, gerade einem Anfänger , welcher dazu noch etwas trottelig ist , dazu vorher aufn Stand, und weite Schüsse würde ich nicht erlauben, und Träger bzw Tellerschüsse strikt verbieten, geht gar nicht.....der käme mir nur auf ne Lichtung....! ....und führe ihn nicht in Versuchung, sondern erlöse ihn von schlechten Schüssen......
Grüße +WMH Olli
 
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