Geschätzter Tschud,
ich glaube der Hund liegt hier:
jeder kann, bevor er ein Hobby oder Sport intensiv betreibt, dieses mal antesten, egal ob Golfen, Fussballspielen, Reiten, Joggen, ...
Dann kann er entscheiden ob er es öfter ausübt, sich weiter entwickelt und an Wettkämpfen teilnimmt bis zur Olympiamedaille bzw. Landesmeister im Häkeln.
Bei der Jagd ist dieses "hineinschnuppern" nur wenigen Leuten möglich, denn der Interessent muss einen Jäger kennen, der ihn mal / öfter mitnimmt. Und es ist rein gesetzmäßig auch nur unvollständig möglich, weil Interessenten ohne JS nicht auf lebende Tiere schießen dürfen.
Ferner kommt dazu, dass alle "erfahrenen" Jäger eine Skala im Kopf haben: was muss ein anderer JS-Inhaber tun und leisten, bevor er als ebenbürtiger, "erfahrener" Jäger angesehen wird.
Und diese Skalen unterscheiden sich auch, je nach Alter des Jägers, vielleicht auch der Region, der Revierarten etc.
Und so wie es manchen Leuten reicht, auf Kreisliga Fussball zu "kicken" gibt es JS-Inhaber denen es reicht, ab und zu mal anzusitzen oder an einer anderen Jagd teilzunehmen, ohne dass sie Profis in Hochsitzbau, Wildacker- und Heckenanlegen, der Pirsch, der Fangjagd, ..... werden.
Sind das dann Jäger / Fussballer? Oder soll man sagen, der XY spielt ab und zu Fussball / geht ab und zu jagen?
Fazit: viele Jagdinteressenten wissen nicht, was neben dem Beutemachen alles zur Jagd gehört ( gehören kann), und wieviel Zeit es verschlingt. Sie können zudem nur schlecht ins Jagen "nur mal reinschnuppern" und dann entscheiden, sondern sie müssen laut Gesetz den Jagdschein in der Hand halten und einen JAB haben, der sie ihre Erfahrungen machen lässt. Die JABs sind nicht ganz so leicht zu finden wie ein Sportverein, dem es zudem egal ist, wie oft und gut ein Vereinsmitglied spielt und trainiert ;-)
Oben kam der Punkt auf, das Boot sei voll, was ich so verstehe: es gäbe aktuell genügend Jäger. Jein. Es gibt Reviere, in denen der Altersdurchschnitt von Pächter und Jägern bei 60 plus liegt - und vermutlich der Abschuss den Vorgaben hinterherhinkt. Und es gibt Regionen, in denen sich, speziell für schwierige Reviere (viel Mais, kaum Wald) keine Pächter finden. Die liegen aber meist weitab der Städte, aus denen derzeit die meisten Interessenten kommen.
In einer perfekten Welt begänne ein Jagdinteressent als Kind oder Teenager in einem bunt strukturierten Revier einzusteigen, lerne Hochsitz- und Heckenbau, Ansitz, DJ und meinetwegen die Baujagd kennen, und machte mit 16 die Jägerprüfung, oder eben auch nicht.
Weihei, Torfstecher