Ein Trauriger Ansitz

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29 Jan 2017
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Heute habe ich mich in dem Revier vor der Haustüre (NRW) voller guter Dinge raus gesetzt. Ein schöner Abend, reichlich Hasen dann eine Ricke mit einem zierlichen Kitz. Beide habe ich beim äsen zugeschaut und mich erfreut. Das Kitz legte sich dann nach einer Zeit hin, die Ricke auch. Die Zeit verging , nun habe ich mich Sauenfertig gemacht und die beiden durch das Wärmebild Fernglas beobachtet, das alles spielte sich auf 30m ab. Nun lagen beide in der niedrigen Wiese auf einmal gab es einen Fiepschrei und die Ricke stürzte sofort zum Kitz und leckte es am Waidloch und stupste es an. Nix rührte sich , keine Regung beim Kitz. Das kam mir sehr komisch vor, ich baumte dann ab machte extra lauter . Ricke immer noch recht nah beim Kitz , ausser Büchse alles in Auto und dann hin , als ich ankam sah ich das Kitz mit offenen Augen liegen((, Ricke bis auf 15 m neben mir. Ich bin dann erstmal zum Auto und habe den Jagdaufseher angerufen, er kam binnen 10 min . Wir zum Kitz hin mal genauer geschaut . Relativ aufgeblähter Bauch , abgekommen.

Tat mir sehr Leid , es ist ja nicht alltäglich das neben einen ein Kitz verendet mein Kumpel hat dem Kitz noch den letzten Bissen gegeben und später der Natur zurückgegeben.

Wie stark leiden die Ricken eigentlich beim Kitzverlust? Suchen sie die stellen noch Tage ab?
 
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Ausgemähte Kitze wurden nach meinen Beobachtungen mehrere Tage lang gesucht, danach wurde der "Tatort" von vielen Ricken noch mehrere Wochen lang gemieden.

Wie stark Ricken leiden?
Es ist schwierig, Emotionen eines Wildtieres realistisch einzuschätzen, aber ich glaube, ein seelisches Leiden wie es Menschen kennen, gibt es bei Tieren nicht. Ich unterstelle, dass Tiere sich anders als Menschen zeitlebens nicht ihrer Endlichkeit bewusst werden, dieses Bewußtsein ist aber ja die Grundlage von Leid beim Verlust eines Nachkommen/Partners usw.
Allerdings bin ich sicher, dass Tiere durchaus Trauer im Sinne einer inneren Verstörtheit mit der Folge von Ablegen / Ändern von Gewohnheiten empfinden. War für mich Anlass, bei der Jagd auf Kitze/Ricken nur noch entweder Doubletten oder gar nicht zu schießen.
 
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Leiden ist eine menschliche Attitüde.
Was Tiere und ob überhaupt empfinden ist fraglich, die Ricke hat nun mal einen Mutterinstinkt, der sie zum Kitz führt, außerdem wenn das Gesäuge voll ist will sie es los werden.
Tiere zu vermenschlichen ist leider ein gängiges Problem, spätestens seit Walt Disney.
 
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Es ist häufig so, dass sich die ricken noch eine paar tage dort aufhalten und suchen. Und schließlich "untertauchen". Ich denke durchaus, dass auch Wild "leidet".

Ich habe es die letzten jahre beim rotwild stark erlebt. Leider gelingt es nicht immer, das alttier zum Kalb sofort zu bekommen. Die alttiere rufen häufig den gesamten busch zusammen, es klingt wirklich "leidvoll". Zusätzlich kann milchfieber entstehen und auch konnte ich oft erleben, wie zeitweise die lauscher runterhängen/apathisches Verhalten zeigen.

Natürlich darf Wild nicht vermenschlicht werden, aber zu sagen, das "Leid" ein Begriff der Menschen ist und Tiere ein solches Empfinden nicht haben, ist deutlich zu kurz gedacht (und häufig eine Schutzbehauptung jener, die sich davor fürchten, sich damit in der Jagd auseinanderzusetzen). Endlichkeit kennt das Wild nicht, gleichwohl der Verlust für das Elterntier bzw. jungtier auch auf deren psyche durchschlagen kann. Das ist bei Tieren mittlerweile zweifelsfrei bewiesen.
 
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Sehe ich anders, cast
Beispiel:
wenn die Wurfgeschwister aus meiner Zucht sich früher, oft nach Jahren, erstmals wiedersahen, erkannten sie sich auf Anhieb und zeigten ganz deutlich Freude. Da wurde rumgegammelt, als ob sie wieder Welpen wären, aber Gnade Gott dem nicht zum Wurf gehörenden Hunde, der mitmachen wollte.
Ich habe mehrfach erlebt, dass sich beim Durchgehen ganze Würfe um meine Frau versammelten, die HF waren für einige Zeit komplett abgemeldet. Chefin war wieder da.
 
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Es ist schwierig sich in andere Spezies hinein zu versetzen.

Letztlich darf man aber davon ausgehen, dass sich die Emotionen nicht einfach so von der Natur als "nettes Extra" exklusiv für uns entwickelt haben.
Wohl eher wirds anders herum sein. Die meisten Arten brauchten gewisse Mechanismen (Gefühle) um sich von Gefährlichem fern zu halten oder miteinander zu interagieren.
Wir können vielleicht besser zwischen rationalem Überlegen und emotionsbasiertem unterscheiden.

Insofern darf man sicher davon ausgehen, dass eine Geiss ihr Kitz "vermisst". Ohne eine gewisse Bindung wäre sie ja gar nicht in der Lage ihr Kitz zu versorgen.
 
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Es ist schwierig sich in andere Spezies hinein zu versetzen.

Letztlich darf man aber davon ausgehen, dass sich die Emotionen nicht einfach so von der Natur als "nettes Extra" exklusiv für uns entwickelt haben.
Wohl eher wirds anders herum sein. Die meisten Arten brauchten gewisse Mechanismen (Gefühle) um sich von Gefährlichem fern zu halten oder miteinander zu interagieren.
Wir können vielleicht besser zwischen rationalem Überlegen und emotionsbasiertem unterscheiden.

Insofern darf man sicher davon ausgehen, dass eine Geiss ihr Kitz "vermisst". Ohne eine gewisse Bindung wäre sie ja gar nicht in der Lage ihr Kitz zu versorgen.
eben, wir reden ja über hoch entwickelte Säugetiere und nicht irgendwelche Amöben....
 
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Es sind Instinkte, zu Gefühlen brauchts auch ein Gehirn das mehr als nur zum fressen und fortpflanzen gut ist.
Grasfressen macht nicht intelligent, Fleischfresser sind da eine Stufe drüber. Also Hund, Wolf, Fuchs usw.
 
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Es sind Instinkte, zu Gefühlen brauchts auch ein Gehirn das mehr als nur zum fressen und fortpflanzen gut ist.
Grasfressen macht nicht intelligent, Fleischfresser sind da eine Stufe drüber. Also Hund, Wolf, Fuchs usw.
Das ist entgegen der Wissenschaft.
Jagd wird viel erträglicher, wenn man sich soetwas ständig einredet (früher bei der Vielzahl der Jäger ausgeprägt, heute nicht nicht mehr ganz so häufig).

Im Übrigen ist in vielen Begriffen der "Weidmannssprache" zu erkennen, dass Tierleid etc. in der früheren (bis heute teilweise fortwirkenden) Jagd, wenig Platz für solche Diskussionen hatte.
 
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Manche scheinen Wohlleben gelesen zu haben. :ROFLMAO:

Wieso wird Jagd dadurch erträglicher?
Frag mal einen Metzger im Schlachthof.
 
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Hoppla,
ich habe im Laufe meines Lebens aber einige Dutzend ausgesprochen intelligente "Salamigalopper" unterm Hintern gehabt....
 
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Manche scheinen Wohlleben gelesen zu haben. :ROFLMAO:

Wieso wird Jagd dadurch erträglicher?
Frag mal einen Metzger im Schlachthof.
Voorsicht
die Tätigkeit eines Metzgers entspricht im Ergebnis zwar dem eines Jagenden, aber das eine ist Beruf, das andere Passion. Die inneren Antriebe sind völlig unterschiedlich.
 
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Manche scheinen Wohlleben gelesen zu haben. :ROFLMAO:

Wieso wird Jagd dadurch erträglicher?
Frag mal einen Metzger im Schlachthof.
Es schadet dir sicherlich auch nicht mal ein wenig zu lesen. Muss nicht gerade Wohlleben sein, da gibt es besseres.

Wenn du dir ständig vorhältst, dass Wild bei schlechten Schüssen oder Bache, Kitze/kalb ohne ricke geschossen..., nicht leiden, sind solche Situationen viel besser überwindbar. Gleichwohl geht es dabei nicht darum, das Wild auf die Ebene der Menschen zu stellen. Aber ein paar Gedanken zu Emotionen/Empfinden von Wild schaden hier dem ein oder anderen hartgesotten "Weidmann" sicherlich nicht.

Zum Schlachthof. Der Beruf ist einer der psychologisch anstrengendesten Jobs. Und ja, du kannst dort abstumpfen.
 
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Wenn du dir ständig vorhältst, dass Wild bei schlechten Schüssen oder Bache, Kitze/kalb ohne ricke geschossen..., nicht leidet, solche Situationen nicht viel besser überwindbar sind.

Das ist was anderes, das sind Verletzungen, natürlich leidet das Stück.
Das hat nix mit Gefühlen zu tun.
Ein Muttertier handelt rein instinktmäßig, weil das genetische Programm "Erhaltung der Art" abläuft.

Wo hast du denn her, daß Metzger einen psychologisch anstrengenden Job haben? :ROFLMAO:
Bei der Idee muss man wohl Psychologe sein....

Lächerlich, ein schönes Bild der heutigen Jagd läuft hier ab. Zum Glück gibts noch kein totstreicheln.
 
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