Werter Lüderitz, werter Löffelmann-
Ich habe Ihnen beiden zugestimmt, weil Sie selbstverständlich beide recht haben.
Als eher sensibler Zeitgenosse (
) spüre ich den steigenden Rückstoß bei der Laborierungsentwicklung durchaus. Und das umso mehr, als der Schaft einer Waffe eine
"deutsche" oder gar "bayrische" Form annimmt.
Aber auch hier habe ich schon Ausnahmen erlebt- eine von Roland Kessler gebaute Bergbüchse
für Patrone .30-06Sprf mit 165gr hat mich vor dem ersten Schuß völlig unnötig beeindruckt.
Schuß für Schuß wuchs aber die Begeisterung über das zahme Verhalten und die Präzision.
Ich vermute heute eine im Schaft verbaute Rückstoßdämpfung im Zusammenwirken mit
einer bestens gewählten Schaftkappe.
Werter kalli.schrader-
Sie sind mitnichten ein Hillbilly, denn die schießen die Creedmoor seit einer Dekade,
mit weiterhin steigenden Zahlen.
Natürlich macht Ihnen ganz gewiß niemand einen Vorwurf, daß Sie sich mit den Belangen der
Patronenwahl bisher nicht besonders beschäftigt haben, es gibt wirklich wichtigere Dinge im jagdlichen Alltag.
Ganz einfach gesagt haben auch bei der Frage der Patronenwahl annähernd beide Lager recht- eine Patrone, welche die notwendige Energie in den Wildkörper einführt reicht allemal, und wenn es dann noch Ausschuß bringt, ist ja alles wunderbar!
Die Nuancen in der Differenz benötigen jedoch ein gehöriges Maß an Beobachtungsgabe,
Materialkunde und eine Menge an erlegtem Wild.
So ist - bei annähernd identischen Verhältnissen in der Erlegung- die
6,5Creedmoor der .308Win in mehreren Belangen überlegen, wie die 7x64 in einigen Punkten
der .270Win überlegen ist.
Die Unterschiede sind für den Alltag tatsächlich annähern negligeable, es sei denn Sie sind
an allerbesten Ergebnissen interessiert oder führen ein strenges Regime gegen sich selbst.
Beide Punkte treffen auf "Patronisten" in besonderem Maße zu, Anteile schwankend.
Aber etwas Schelte habe ich doch:
Es ist nicht nötig, den Begriff "Hillbilly" zur Verortung des eigenen Standortes zu mißbrauchen, auch wenn ich Ihre Selbstironie darin eigentlich schätze.
Die meisten Hillbillies (stimmt das so?) haben mehr über das Schießen vergessen,
als ich in zehn Jahren darüber gelernt habe.
Und das ist ein trauriger Zustand, denn er ist auf das schrecklichste aller schrecklichen Wörter zurückzuführen: Mißtrauen der Volksvertretung.
Die geringe Wahrnehmung der "Mode"-Patrone 6,5CM etwa wird dadurch begrenzt,
daß viele der Jäger, welche sich gerne als "Praktiker" erhöhen, nicht allzu oft auf den Schießständen anzutreffen ist.
Die Praktiker haben den Vorteil, daß sie bereit sind, dem bekannten deutschen Munitionshersteller 4,50EURO (VIEREUROFÜNFZIG!!!) für eine Jagpatrone in den Rachen zu schmeißen- es ist klar, daß das Geld dann nicht für einen Schießstandaufenthalt oder gar regelmäßiges Training reicht.
Der "Forst" ist nicht so dumm- es wird dieselbe Patrone mit dem Schredder GECO TM verschossen, allerdings nicht ohne ein paar Patronen mit Kupfergeschoß im Rocksäckel zu haben, falls man in Beweisnot gerät.
Die recht flotte Patrone .270Win hat ihren Verwendungszweck und ihre Heimat gewiß eher
in der Norddeutschen Tiefebene, in den Höhenlagen und in der Hand der Reisenden, welche
diese Patrone für ihre Zwecke als bestens brauchbar erkannt haben.
Es ist also nicht gerade sinnvoll, ständig nur im eigenen jagdlichen Umfeld nach den verwendeten Patronen sich zu orientieren.
So habe ich vor neun Jahren die Schüler meiner zwölfköpfigen Jagdschulklasse nach den
zuerst zu erwerbenden Waffen befragt- neun der Aspiranten standen unter dem Einfluß jagender Familienmitglieder oder der örtlichen Jägerschaft.
Alle Neune antworteten mit "Drilling", eine Waffe, welche für das Erlernen des Schießens nicht gerade prädestiniert ist.
Das ist der Einfluß der Jägerschaft auf die Jungjäger.
Letztendlich bleibt es bei der Patronenwahl genau so, wie es die erfahrenen Foristen hier schon mehrfach erwähnt haben: Man arbeitet eine Liste mit Fragen zur Jagd ab.
Was ist das schwerste und widerstandsfähigste Tier, welches erlegt werden soll?
Was ist die maximale Distanz, welche überbrückt werden muß?
Welche Lauflänge ist als Minimum/Maximum möglich?
Muß ich wildbretschonend vorgehen oder bevorzuge ich maximale Wirkung?
Welche Geschoßkonstruktionen sind verfügbar, in Masse und in Diameter?
Welche Patronenhülse/-größe bietet mit dem gewählten Geschoß ausreichende Geschwindigkeit?
MIT WELCHEM MAXIMALEM DRUCK ARBEITET DIE GEWÄHLTE PATRONE?
(Druck macht Geschwindigkeit- Geschwindigkeit macht tot)
Erst dann kommen die rein waffenseitigen Überlegungen wie Verfügbarkeit, Robustheit, Präzisionsanforderungen.
Du meine Güte- ich mache besser hier Schluß...
derTschud, hat die Schaufel mit dem Rotzhadern getauscht
p.S.: Habe ich da eine Grinsekugel eigebaut? Tatsächlich...