Werter grandveneur-
Ich habe über Ihre #1591 nachgedacht.
Auch hier möchte ich mit der Phrase "generell" relativieren.
Meiner Meinung nach hat auch die Jagd im Niederwildrevier mit gelegentlichem Vorkommen von Sau die Berechtigung, die Patronen entsprechend den Wildarten und den Jagdarten
gewählt zu werden.
Ich vermute, daß die beiden Arten Reh und Sau dem Großteil der deutschen Reviere bestens bekannt sind.
Erlauben Sie mir auszuholen: Ich war in einem sehr großen Wildveredelungsbetrieb beschäftigt
und hatte mit der Bewertung zu tun. Da ich große Sympathie für die Jägerschaft hegte und nicht die gebotene Knickrigkeit zeigte, konnte ich viel mit den Erlegern sprechen und beim Häuten
(Entschuldigung!) die entsprechenden Vergleiche ziehen.
Ich kam also durch diese Beobachtung zu dem Schluß, daß sich beide Hauptwildarten doch geringfügig unterscheiden (damals war ich noch nicht in der Jagdschule, die Wirkung der Geschosse war mir noch nicht ganz klar) und daß eine Spreizung oder Spezialisierung der Waffen und der Patronen sehr wohl Sinn macht.
Die Patrone .308Win aus LL510mm habe ich mit dem N-BT 168gr gefüttert, die Präzision aus der T3 war einfach "sportlich".
Aber die Wirkung bei Reh war nicht sehr konstant, die Fluchten lagen bei 7/10, die erhöhte Entwertung entsprechend 3/10.
Das führte zu dem Wunsch, ein festeres Geschoß mit höherer Geschwindigkeit zu verschießen,
und damit zu 2RECONs Entwicklung 7,62x57mm.
Im ersten Jahr wurde das N-AB 165gr verladen, danach das SS II 165gr, beide mit 915m/s statt den 810m/s der .308Win.
Damit habe ich nun eine wirklich universelle Patrone im Revers, ausreichende Geschwindigkeit
um Rehe schnell zu bannen (Fluchten 2/10, Entwertung 1-2/10 bei klassischem Blattschuß)
und bei der Sau die Sicherheit der tiefen Wirkung.
Da unsere paar Sauen gerade reichen um das Kraut fett zu machen, habe ich bereits vor dem Umrohren über eine hochspezialisierte Patrone für die Niederwildjagd an der langen Wiese nachgedacht, und mich für die .22-250AI/40° mit 75gr entschieden.
Diese Angelegenheit benötigt freillich eine DL1-203mm, aber das hat der Büchsenmacher für mich erledigt, es wurde ein entsprechender LW beschafft und eingerohrt.
Als Geschoß wurde wieder das SS II gewählt, eben die 75gr-Version, welche aus LL635mm
auf 1025m/s beschleunigt wird.
Werter grandveneur-
Gewiß kann ich mich als "Patronist" titulieren lassen.
Aber ich bin kein sehr guter Patronist, dafür habe ich wohl mehr Glück als Verstand.
Naja, die Sauen habe ich nur im November/Dezember und zur Schneeschmelze,
ich kann also leicht kalkulieren.
Meiner Meinung nach ist die "Rehpatrone" ganz und gar ein richtiges Konzept, welches nur
die Auswahl und Zusammenführung der besten Komponenten verlangt.
Mit der 22-250AI habe ich zwischen 100m - 250m die geringten Fluchten und die geringste Entwertung- also exakt das Ergebnis, das allgemein als Erstrebenswert erachtet wird.
Auch alles Raubwild und nicht wenige schwarze Vögel fallen, gelegentlich reißt halt ein Balg ein.
Freillich, der Bau einer Waffe kostet Geld und benötigt Geduld- aber diese Form der Spezialisierung ist meiner Meinung nach schon einen Gedanken wert.
Der nördliche Nachbar erlegt die Rehe mit 8x57IRS mit CDP und hat einen vorzüglichen Hund- welcher mir fehlt.
Der südliche Nachbar benutzt .308Win mit RWS DK und schwört darauf, obwohl ich schon Rehe von ihm zerlegt habe. Manchmal muß man schweigen.
Nein, da bevorzuge ich die Geschwindigkeit der spezialisierten Patrone mit sinngemäßen
Komponenten.
Im Übrigen gebe ich Ihnen aber zur starken, schnellen Patrone natürlich recht-
einer der Begeher meines Vaters hat als einzige Büchse eine R93 für Patrone .300WinMag,
verschossen wird eine Winchester-Laborierung mit dem N-AB 180gr bei rund 900m/s.
Die Wirkung auf Reh ist durchaus nicht zu wild, der Ausschuß hat fast immer um 40mm,
ist kreisrund und natürlich kaum unterlaufen.
Der Jägersmann wartet geduldig bis annähernd breitstehend und fädelt sauber mittig zwischen Schulter und Pansen ein.
Von der Wirkung auf schweres Wild brauchen wir nicht reden.
Wenn schon onemanonegun (dafür mag ich Büchsen zu sehr...), dann gleich gründlich.
Aber nicht eine "Glangtfüralles"-Durchschnitts-Patrone.
derTschud