Hier der zweite Teil des Berichts:
Nun brachen die beiden letzten Tage unserer Jagd an, noch glaubten wir an einen Erfolg, aber die vergangenen Tage ohne viel Schlaf (Aufstehen um 4.45h, ins Bett so um halb zwölf) hatten doch an der Kondition genagt. Zuerst versuchten wir es nochmals auf einen Ducker; die kommen generell im ersten Licht ans Wasser und spätestens eine Stunde später ist es auch schon wieder vorbei, Abends dann im letzten Licht. Leider kamen nur zwei Damen und aus war´s mit der Duckerjagd. Am frühen Nachmittag fuhren wir wieder zum Nachbarn und dort gab es Neuigkeiten:
Der Farmersohn hatte morgens gegen 9.00 h im äußersten Camp auf der Kalahari-Düne einen gemischten Trupp Elands hochgemacht, auch Fährten seien jede Menge vorhanden, die Elands waren gefunden
Nach einer vollen Stunde Fahrt auf Sandpisten kamen wir beim Camp an, das derzeit nicht mit Rindern bestückt war; mit ein Grund für die Anwesenheit der Elands ist unbedingte Ruhe, vor allem die Bullen mögen keine Unruhe. Der Ansitz war ganz passabel, wir richteten uns ein und nach gut zwei Stunden das alte Problem, der Wind drehte mal wieder
Ich erinnerte mich an vergangene Jagden auf einer anderen Farm, auf der wir öfters einfach hinter oder unter Bäumen saßen und schlug vor, genau gegenüber unter einem Dornbusch in Stellung zu gehen; gesagt, getan, wir schlugen einen großen Bogen um Wasserstelle und Salzlecke und schoben uns unter einen dichten Busch, leider nur mit einem Messer bewaffnet war es mühsam, die gröbsten Dornen zu beseitigen, aber schlußendlich saßen wir halbwegs kommod und harrten der Dinge:
Wie man sieht, ist BW-Flecktarn für Afrika gar nicht so übel
Nachteil der sog. Kalahari-Düne ist der magere Boden, es gibt nur Buschfresser und wenige Schweine und so freut man sich an den kleinen Dingen wie der Vogelwelt z .B:
Ein Singhabicht
Mitte des Nachmittags erschien eine Elandkuh, verbrachte 5 Minuten am Leckstein und verschwand wieder im Busch, kurz darauf hörten wir sie nach ihrem Kalb rufen. Bis zum Abend tat sich nichts mehr, aber Fährten gab´s zur Genüge und wir hatten ja morgen noch einen ganzen Tag vor uns. Beim Abschied zeigten sich die Farmer etwas enttäuscht über den mangelnden Jagderfolg, denn im Erfolgsfall bliebe das Fleisch ja auf der Farm und der Preis für den Eland bliebe halbe-halbe auf der Farm, ein nicht unwesentlicher Anreiz, auch künftig unserem Jungfarmer die Jagd auf ihrem Grund zu gestatten.
Beim ersten Tageslicht waren wir wieder vor Ort und alles war beim Alten; kaum auf dem Ansitz, wechselte der Wind, wir packten unsere Sachen und zogen im Bogen wieder unter den Busch, es war zum Mäusemelken...
Nach ereignislosen anderthalb Stunden sank mein Kopf immer tiefer, da flüsterte mir eine Stimme ins Ohr: Nicht bewegen, da kommt ein Bulle!
Augen auf und ich sehe keine 20 m vor mir (!) einen Bullen im besten Alter von links nach rechts wechseln. Wenn man so auf einem Klappstuhl sitzt, denkt man, eine Schrankwand wandelt vorbei, einfach unglaublich! Aber irgendwas kam mir nicht ganz koscher vor, da flüsterte mein Farmer schon: Das darf doch nicht wahr sein, da kommt endlich ein Bulle und dann hat er keine Hörner!!!
Und so war´s denn auch, rechts nur ein Stummel von 5 cm und links konnten wir gar nichts erkennen; ich erwähnte glaube ich schon die besagte Seuche an der Backe?
Er zog zum Wasser, trank kurz, hob das Haupt, sog die Luft ein und verabschiedete sich, der Wind hatte schon wieder gedreht. Als er uns die linke Seite darbot, sahen wir ein langes Horn, das exakt der Halslinie folgte (der Farmersohn erzählte uns später, dass er zwei Jahre zuvor einem Bullen das Horn weggeschossen hätte; die schießen mit der .308 möglichst ins Ohr, auch seinem Vater wär das schon passiert. Als er mein entgeistertes Gesicht sah, schob er nach, dass sie inzwischen mit einer 9,3 nachgerüstet hätten, Farmer halt...)
Kurze Beratung und erneuter Umzug auf den Ansitz, nachdem sich die Windrichtung wohl etabliert hatte. Der Wind kam nun von schräg rechts hinten, 50 m vor uns war die Tränke und 60 m schräg rechts der Leckstein. Das hieß für mich, wenn Elands von rechts kamen, was wir als Hauptwechsel vermuteten, durfte ich sie maximal bis direkt vor uns ziehen lassen, dann bekamen sie Wind; schnelles Ansprechen und Schießen tat also not.
Letztes Büchsenlicht war um ca. 19.20h, etwa um 18.30h meldete mein Führer Klickgeräusche von hinten. Obwohl ich meinen Hörschutz voll aufdrehte, vernahm ich nichts. Kurz darauf erschien tatsächlich von schräg hinten ein Trupp von 4 Elands, 2 Kühe, ein Jungbulle und ein jagdbarer im besten Alter. Am Rand des Buschs verharrten sie kurz, eine Kuh voraus kam bis direkt vor mich, drehte sich um und zog wieder in den Busch; sie war wohl brünstig und der Bulle folgte ihr mit erhobener Nase, der Trupp verschwand, Gelegenheit zum Schuss war nicht gegeben und für mich war es das gewesen; zwei Bullen vor und wieder nix, ich war überzeugt, dass ich die Seuche am Backen hatte
Aber noch war mein Jungfarmer optimistisch, da er immer noch Klicken von hinten hörte und wenige Minuten später zogen sie 60, 70 Meter hinter uns durch, ein gemischter Trupp von mind. 50 Tieren. Dann bogen sie rechtwinklig ab, um auf dem Wechsel des vorigen Trupps ca. 50 m rechts von uns auszutreten. Erst drei, vier Kühe, dann ein alter, bilderbuchmäßiger Bulle, dessen Klickgeräusche beim Ziehen laut zu hören waren, ich machte mich fertig. Und was passiert? Eine brünstige Kuh biegt ab und zieht zurück in den Busch, der Bulle entschwand und meine Nerven waren ziemlich am Ende. Aber der Optimismus meines Führers war grenzenlos: Die kommen wieder!
Der ganze Trupp lagert wohl über Nacht im Camp, die wollen ins Freie, Abwarten!
Und schon sehe ich rechts hinter mir den Bullen ums Eck biegen und auf mich zukommen und mir geht alles Mögliche durch den Kopf, denn der Wechsel geht grade mal 3 m (!) neben mir vorbei, der muss mich doch mitkriegen
Und dann zieht er raus und wenn ich mich vorgebeugt hätte, hätte ich ihm mit der Waffe fast auf den Hirnkasten schlagen können, das gibt´s doch alles gar nicht
Inzwischen stehen mehr als ein Dutzend Kühe und Kälber im Freien und ich kann mich nicht vorbeugen, sie bekämen mich sofort mit. Also in der Deckung irgendwie verbogen und mit der Waffe auf´s Ziel, bloß: Eingestellt auf 60 Meter sehe ich durch die Optik erstmal nur verschwommen, aber es muss einfach gehen. Der Bulle zieht leicht schräg von mir nach rechts auf eine Kuh zu und dreht sich dann dreiviertel nach links, jetzt muss ich schießen!
Aber nicht auf´s Blatt, wie man sollte, weil dann der Schuss evtl. vor der Kammer durchzieht wegen der Schrägstellung, sondern ich entscheide mich, knapp hinter´s Blatt in die Kammer zu schießen und drücke ab, Entfernung keine 15 Meter. Der Bulle macht einen zwei Meter hohen Satz und schießt mit steifem Vorderlauf vorwärts, ich erhebe mich und ziehe mit. Da kommt das nächste Problem, direkt links vom Stand steht ein Kameldorn mit ausladenden Ästen, die ich schon ins Zielfernrohr bekomme und so mache ich den Fehler, beim Schießen abzustoppen; aber Glück im Unglück, ich erwische seine Wirbelsäule im Lendenbereich und er geht sofort runter, unfähig, sich wieder zu erheben. Dann noch ein Schuss auf´s Blatt und er liegt.
Als nächstes werfe ich die Waffe ins Eck und bin einfach nur fertig, die Hände zittern, alles zuviel für mich; erst tagelang gar nichts und dann stehen sie auf fast Armlänge um dich rum...
Mein Farmer ist begeistert und haut mir auf den Rücken, er hätte es sich nicht verziehen, wenn es nicht geklappt hätte (und hat wohl auch Druck von seiner Frau bekommen, wie ich rausbekam
).
Und dann stehe ich vor diesem Berg von Eland, die Farmer schätzten ihn auf rund 850 kg, ein alter Bulle und vor allem mit einem Wahnsinnsgehörn, auf das ich im Eifer des Gefechts nicht groß geachtet hatte:
Am letzten Jagdtag, dreißig Minuten vor Büchsenlichtende sein Ziel zu erreichen, die Dramaturgie hätte nicht besser sein können, ich werde es nie vergessen (ich hätte es aber auch weniger spannend genossen).
Auch unsere Gastgeber sind happy und die Geschäftsbeziehungen zwischen ihnen und unseren Farmersleuten wohl gefestigt, alles im grünen Bereich!
Die Heimfahrt ist so entspannt wie noch nie und zuhause angekommen sehen wir, dass auch der Herr Cousin nochmal Jagdglück hatte; es liegt ein Oryxbulle mit beidseitig 95 cm Hornlänge, natürlich hoch in der Goldklasse.
Und der Nachwuchs steht auch schon bereit, in Papas Fußstapfen zu treten:
Am nächsten Tag fahren wir nach Windhuk zum Flughafen, wo wir noch ein eher negatives Erlebnis haben: Der nette Herr am Schalter will für unsere Waffen für die einfache Strecke je 250,- Euro haben, notgedrungen zahlen wir. Nirgends auf den Seiten von Eurowings war die Summe vorab zu ersehen, hätten wir´s gewusst, wären die Waffen zuhause geblieben. Auf dem Hinflug hatte die Fluglinie aufgrund der Aufregung um den nicht lange genug gültigen Passes des Cousins übersehen, die Waffen zu berechnen, Glück im Unglück.
Aber 500,- Euro für Hin- und Rückflug einer Waffe sind m. E. eine Unverschämtheit und in Zukunft nehmen wir Leihwaffen des Farmers; mein Rat also: Erkundigt euch vorher!
Und das war mein Bericht über eine unvergessliche Jagdreise in eine andere Welt gewesen, ich hoffe, sie hat euch gefallen.