Ich verstehe nicht was an dem Artikel so falsch sein soll. Die Dame sagt klar dass unter gegebenen Bedingungen die Kitzrettung gut und notwendig ist. Sie ist aber nur notwendig wegen der Mäherei in der Brut- und Setzzeit, da hat sie doch recht. Sie nützt auch Hasen, Vögeln und Insekten nichts, stimmt doch auch. Die nachhaltige und bei weitem ökologischere Lösung wäre erst Ende Juni mit dem Mähen zu beginnen, dem kann ich nicht widersprechen.
Das ist so nicht richtig - im ganzen nicht.
Selbst im Bio-Betrieb wird im Mai der erste Schnitt gemäht. Das hat seinen Hintergrund in den Nährstoffen.
Je länger das Grass, oder die Klee-Grass-Mischung steht, desto mehr Rohfaser und desto weniger wichtige Nährstoffe enthält die Silage später. Das geht dann so weit, dass man den ersten und zweiten Schnitt verwerfen müsste.
Nur einmal zum Vergleich dazu... im 5jährigen Jahresdurchschnitt...
Schnittzeitpunkt 30.04. Rohfaser 16 %, Rohprotein 24 %, MJ NEL/kg TM 7,1; TM dt/ha 10
Schnittzeitpunkt 18.06. Rohfaser 30 %, Rohprotein 11 %, MJ NEL/kg TM 5; TM dt/ha 66
Du hast zwar einen höheren Ertrag, aber eine schlechtere Metabolisierung, da die Tiere auch nur eine gewisse Aufnahmefähigkeit haben. Also müsstest Du andere Ding dazu substituieren, damit wieder ein Ausgleich in der Energiebilanz der Tiere stattfindet.
Weiteres Problem, je mehr Rohfaser, desto schwieriger wird der Silierungsprozess. Bei Klee-Grass-Mischungen kommt noch ein weiteres Problem hinzu.
Die Schnittzeitpunkte haben rein mit den Nährstoffen zu tun, darum sind der erste und meistens auch der zweite Schnitt im Jahr die wichtigsten Schnitte. Der vierte und fünfte sind meistens eher minderwertig.
Darum beproben wir Landwirte unser Futter ständig, damit diese Schwankungen so gering wie möglich sind. Schlechte Silage führt zu Verlusten, und zwar auf allen Ebenen. So ist auch zu wenig Rohfaser ein Problem, weswegen dem vierten und fünften Schnitt nahezu immer auch Stroh hinzugefügt werden muss. Sonst häufen sich Erkrankungen beim Vieh.
Früher, also noch in meiner Jugend und Kindheit, gab es das oft, das Tiere in der Zeit von April bis Mai, die auf der Weide waren an Weidetetanie gestorben sind. Das hing unter anderem damit zusammen, dass man vorher nie so wirklich die Nährstoffbilanzen sich angesehen hat - zu der damaligen Zeit war der Verlust eines einzelnen Tiers in der Herde schon mitunter eine große Sache. Die Weidetetanie hängt mit einem Magnesiummangel im Futter zusammen, bei gleichzeitiger Sättigung des Metabolismus mit eiweißreichem und kaliumreichen Futter. Die Hypomagnesiämie ist seit den 80er Jahren zum Glück sehr selten geworden. Und wenn kommt sie mehr bei Ziegen und Schafen vor als bei den Rindern... das hängt unter anderem mit dem Futtermonitoring zusammen.