Jäger schießt Rehwild: Gesunder Wald ohne Zaun | Wald schützen | Jagd | Unser Land | BR

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Ihr redet alle an einander vorbei. Zwei Dinge lassen die Reproduktionsrate beim verbesserten Lebensraum ansteigen:
1. höhere Fertilität, sprich, nahezu alle Geißen setzen dann zwei Kitze. Einzelkitze werden ganz seltene Ausnahmen.
2. und das ist wohl der entscheidendere: Die Jugendmortalität geht drastisch zurück, es gibt also kaum noch natürliche Verluste, wenn das nicht durch jagdliche Entnahme aufgefangen wird, steigen die Bestände in sehr kurzer Zeit sehr schnell an.
 
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Jetzt taucht ja immer wieder die Behauptung auf, daß sich das Geschlechterverhältnis angeblich verschiebt wegen besserer Bedingungen = mehr Weibchen = mehr Nachkommen
Gibt es dazu halbwegs wasserdichte Untersuchungen die das jenseits des statistischen Rauschens belegen?

Es gibt für jede Säugetierart eine relativ konstante Quote - beim Mensch 105:100 - und ich habe noch nie gehört, daß diese großartig veränderbar ist.
Neben Anderen hat schon in den 70-er Jahren Hermann Ellenberg aus seinem berühmten Stammhamer Versuchsrevier Daten für Rehwild geliefert.
Empfehlenswert zu dem Themenkomplex finde ich beispielsweise „Das Reh in der Kulturlandschaft. Sozialverhalten und Ökologie eines Anpassers“ von Fred Kurt.

Guillermo
 
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Neben Anderen hat schon in den 70-er Jahren Hermann Ellenberg aus seinem berühmten Stammhamer Versuchsrevier Daten für Rehwild geliefert.
Empfehlenswert zu dem Themenkomplex finde ich beispielsweise „Das Reh in der Kulturlandschaft. Sozialverhalten und Ökologie eines Anpassers“ von Fred Kurt.

Guillermo
Literatur auf dem Stand der 70er Jahre!

Wenn ich mir anschaue, was in den 80er bei uns auf den Feldern stand - etwas Gerste und sehr spät gesäter Weizen nach Körnermais und Rüben und ansonsten blanker gepflügter Acker und was da heute ist.

Zwischenfrüchte teils in Samenreife, 00-Raps (!), Gerste, Weizen der kurz vor der Bestockung steht und viele gegrubberte Körnermaisschläge wo noch Kolben zu finden sind.
Da hat sich die Aufenthaltsdauer im Wald massiv vermindert (Zwischenfrüchte) und die Nahrungsaufnahme ohnehin.

Daher bin ich mit antiquarischen Büchern da etwas vorsichtig...
 
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Hm - Du hast recht, aber trotzdem muss hier widersprochen werden!
Das Rehwild trägt keine Schuld, nicht im Ansatz ... trotzdem macht man es verantwortlich.
Seit 3 Jahrzehnten schraubt man regelmäßig den Abschuss beim Rehwild nach oben.
Was hat es gebracht?
Wenn ich den maßgebenden Stellen Glauben schenken darf, annähernd nichts ... .
Annähernd genauso viel hat man daraus gelernt, oder nicht?
Schon vor 2 Jahrzehnten habe ich das versucht, die Thematik mit den staatlichen Verantwortlichen zu diskutieren, dass nämlich die signifikant beeinflussenden Faktoren evtl. anders lauten könnten - dieses oft vom Revier abhängig.
Teilweise hatte ich Gesprächspartner mit hochrotem Kopf, bevor sie aus der Diskussion ausstiegen. Ich fand ihre Position wirklich eher bedauerlich.
Wahrscheinlich wussten die Damen und Herren, dass ich recht haben könnte.
Zumindest waren meine Argumente nicht wirklich zu widerlegen, was an der stellenweise unakzeptablen Verbiss-Situation nichts geändert hat.
Bei den Vorort-Terminen - wie erklärt man, dass auch 'rehwildfreie' Revieren beim Gutachten absolut negativ auffallen. Nur den Intergrund interessiert niemanden ... .
Aus Prinzip wurde einfach immer und permanent auf dem Rehwild 'rumgehackt'.
Jedes Wort ist eigentlich überflüssig, weil keiner der 3 anwesenden Förster war bereit,
sich mit der Thematik 'seriös' zu beschäftigen.
-
Lasst einfach stecken - es ist regelmäßig frustrierend ... .
Die Realität zeigt Dir was anderes. Die, die die Abschusszahlen nicht nur gefälligkeitshalber (oder auf dem Papier) angehoben haben, sondern wirklich stark gesteigert haben - in Richtung was möglich ist - bei denen schaut der Wald inzwischen deutlich anders aus.
Von daher behaupten - "wir steigern seit Jahren und trotzdem tut sich nix, also wofür sollen wir noch mehr schießen" ist eine Umkehrung der Beweiskette.

Wie ich hierher gekommen bin (vor 11 Jahren) war kaum eine Verjüngung höher wie 50cm. Abschussplan war bei 15 Stück (230ha) und war schon höher als bei allen Angrenzern. Inzwischen sollen wir 33 Stücke Minimum erlegen. Die Buche kommt inzwischen hoch, wenn auch immer noch verbissen, Edellaubholz auch, die Eiche aus Hähersaat schafft es (noch) nicht. Verjüngungsansätze - meist aus Hähersaat findest Du inzwischen in nahezu allen Beständen. Das Rehwild wird deutlich mehr. In der Blattzeit hatte ich keinen Ansitz, auf dem ich nicht mindestens einen Bock gesehen hab. Das obwohl die Angrenzer behaupten, ich würde das Rehwild ausrotten wollen.

Man kann es sich auch erlauben, den ein oder anderen Bock alt werden zu lassen, wenn man im Gegenzug dafür bei den Weibern und Kitzen ordentlich hinlangt.

wie gesagt, das Rehwild nutzt nur die Möglichkeiten, die wir ihm lassen, es ist nicht schuld. Es sind die Jäger, die den Einfluss aufs Rehwild vernachlässigen. Und da zeigt sich wieder einmal, dass es meistens am Wollen scheitert, vom können haben wir da noch nichtmal gesprochen...
 
G

Gelöschtes Mitglied 6475

Guest
Ja, das haben wir so gelernt und ist wohl auch Ergebnis mehrerer Studien. Ist bei mir 25 Jahre her, ich weiß die nimmer auswendig.

Wo is eigentlich der Büffel wenn man ihn mal braucht?!?!
Ist eigentlich komisch, da männliche Nachkommen der Frau Mama immer mehr abverlangen. Hirschkälber/Wildkalb oder Bockkitz/ Rickenkitz.
 
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Literatur auf dem Stand der 70er Jahre!

Wenn ich mir anschaue, was in den 80er bei uns auf den Feldern stand - etwas Gerste und sehr spät gesäter Weizen nach Körnermais und Rüben und ansonsten blanker gepflügter Acker und was da heute ist.

Zwischenfrüchte teils in Samenreife, 00-Raps (!), Gerste, Weizen der kurz vor der Bestockung steht und viele gegrubberte Körnermaisschläge wo noch Kolben zu finden sind.
Da hat sich die Aufenthaltsdauer im Wald massiv vermindert (Zwischenfrüchte) und die Nahrungsaufnahme ohnehin.

Daher bin ich mit antiquarischen Büchern da etwas vorsichtig...
Da hast du sogar recht! Du hast auch die Wintergrünung vergessen, die zusätzlich noch Deckung im Feld bringt. Aber aus wildbiologischer Sicht sind diese Verbesserungen im Feld eine weitere Biotopkapazitätserhöhung. Nur weil da ein Sprung Rehe im Feld steht, heißt das nicht, dass im Wald zum selben Zeitpunkt keine mehr sind. Wenn die Nahrung/Deckung im Feld dann weg fällt stehen die Reh dann auch noch im Wald, on top sozusagen. Und weil das regelmäßig zu einem Zeitpunkt erfolgt, wenn a die natürliche Nahrung im Wald schon reduziert (aufgefressen) ist und gleichzeitig schon Schonzeit ist, steigen dadurch die Verbissschäden nochmal richtig an. Der Haupt-Winterverbiss erfolgt id.R. ab Februar bis WinterendE:
 
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Literatur auf dem Stand der 70er Jahre!

Wenn ich mir anschaue, was in den 80er bei uns auf den Feldern stand - etwas Gerste und sehr spät gesäter Weizen nach Körnermais und Rüben und ansonsten blanker gepflügter Acker und was da heute ist.

Zwischenfrüchte teils in Samenreife, 00-Raps (!), Gerste, Weizen der kurz vor der Bestockung steht und viele gegrubberte Körnermaisschläge wo noch Kolben zu finden sind.
Da hat sich die Aufenthaltsdauer im Wald massiv vermindert (Zwischenfrüchte) und die Nahrungsaufnahme ohnehin.

Daher bin ich mit antiquarischen Büchern da etwas vorsichtig...
Du hast doch die Anpassungsfähigkeit des Rehwilds an veränderte Lebensraumverhältnisse durch veränderte Zuwachsraten in Frage gestellt.
Meinst du die Biologie des Rehwilds hat sich in 50 Jahren geändert?
Nebenbei bemerkt, Ellenberg hat auch im Gatter Populationsdichten simuliert.

Guillermo
 
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im Gatter Populationsdichten
Das ist das einzige handicap, das die meisten Reh-Forschungsarbeiten an Gatter-Populationen gemacht wurden. (Ellenberg, A v Bayern usw)
Aber es gibt auch Interessantes aus Freiland-Studien (Hahnebaum Südtirol; Bayer Wald).
 
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Ja, das haben wir so gelernt und ist wohl auch Ergebnis mehrerer Studien. Ist bei mir 25 Jahre her, ich weiß die nimmer auswendig.

Wo is eigentlich der Büffel wenn man ihn mal braucht?!?!
Beim Rotwild ist es, so, dass um so höher die Population und so schlechter das Nahrungsangebot ist, um so mehr verschiebt sich das Geschlechterverhälltnis der Kälber Richtung weiblich.
 
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Wenn ich mir anschaue, was in den 80er bei uns auf den Feldern stand - etwas Gerste und sehr spät gesäter Weizen nach Körnermais und Rüben und ansonsten blanker gepflügter Acker und was da heute ist.

Zwischenfrüchte teils in Samenreife, 00-Raps (!), Gerste, Weizen der kurz vor der Bestockung steht und viele gegrubberte Körnermaisschläge wo noch Kolben zu finden sind.
Da hat sich die Aufenthaltsdauer im Wald massiv vermindert (Zwischenfrüchte) und die Nahrungsaufnahme ohnehin.

Daher bin ich mit antiquarischen Büchern da etwas vorsichtig...
Wenn du was über die aktuelle Qualität der Rehwildäsung auf der Feldflur, bzw. im Vergleich zum Wald wissen willst, lies König, Scheingraber und Mitschke aus 2016. Das Revier, in dem die Daten der Feldflur erhoben wurden liegt gar nicht so weit weg von dir.

https://www.wildbio.wzw.tum.de/fileadmin/user_upload/Download_QuE_Rehnahrung.pdf

Guillermo
 
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Ich bin da in zwei unterschiedlichen Jagdkulturen unterwegs. Im bayerischen Revier haben wir eher kräuterarme intensiv genutzte Wiesen oder Moorwiesen auf denen das Rehwild nur mal im Frühjahr gerne steht.
Sag mal einen Jäger der sich im Revier nicht auskennt, er soll mal sagen was Rehwiesen sind?
In Tschechien haben wir sehr artenreiche Wiesen die spät gemäht werden. Trotz des angrenzenden artenreichen Auwaldes steht dort viel Rehwild, weil der Bewuchs auch lange ziemlich hoch ist. Dann auf der anderen Seite die "Biogasprärie" mit einem sehr hohem Bestand an Feldrehen.
Also wenn man "keine Rehe mehr sieht" kann das verschiedene Ursachen haben.
Ja und es stimmt: Früher gab der Altersklassenwald eben nur kurzzeitig Äsung her. Die Rehe mussten aus dem Wald. Da war die Sichtigkeit eben höher. Heute noch sieht man in vielen Revieren alle Hochsitze immer noch am Waldrand. Da wurde die Weiterentwicklung verschlafen und man wundert sich.
In meinem früheren tschech. Revier wurde im Wald so gut wie überhaupt nicht gejagt, nur am Rand auf den Wiesen. Aber die haben "es auch hergegeben."

(y)
 

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