Worin besteht nun das jagdliche Vermächtnis Albrecht von Bayerns ?
Im Kapitel I, auf den Seiten 1 und 2, sagt er´s uns ganz konkret.
Gelegentlich diskutieren auch hier im Forum Wild + Hund, in einem Forum, in dem vor allem das Wild zu seinem Recht kommen soll, manchmal heftig und ausgiebig , wie bereits seit Jahrzehnten, eigentlich seit unvordenklicher Zeit
- auf der einen Seite gestandene Waidgenossen, von rechtem Schrot und Korn, die darauf dringen: "Das Wild hat einen Anspruch auf Lebensraum" und
- auf der anderen Seite Jäger, die im Hauptberuf den Wald und die Staatsforsten betreuen, Holz produzieren und vermarkten und zusammen mit Verfechtern von Naturschutz und Wildbiologie vehement argumentieren.
In diese Diskussion mischt sich Albrecht von Bayern mit seinem Buch und Vermächtnis ein und ich zitiere mal ein paar seiner Sätze, die er sowohl der einen, als auch der anderen Seite entgegenruft:
"Echte jagdliche Tradition heißt vor allem, eine anständige Gesinnung haben, verbunden mit jagdlicher Erziehung, möglichst von klein auf; dazu fachliches - man möchte fast sagen - "handwerkliches" Können. Diese Tradition ist vielfältig, je nach der Landschaft, in der sie gewachsen ist ... Jagdliches Protzentum, schlechte Manieren, Vereinsmeierei sowie Gleichschaltung und Vorschreibung der Sitten und Gebräuche haben unsere bodenständigen, althergebrachten und gewachsenen Überlieferungen in häßlicher Weise entstellt."
"Ein gewisser Schlag von Trophäenjägern hat die ganze Zunft in Verruf gebracht, Neid und Ärgernis erregt."
"Fast alle Reviere sind durch die Land- und Forstwirtschaft in den letzten 200 Jahren derart verändert worden, daß die Rehe das, was sie zum Wohlbefinden brauchen, nicht mehr ausreichend haben: Äsung nach jahreszeitlichem Bedarf, Einstand und Ruhe."
"Überall dort, wo das Wild früher in den verschiedenen Jahreszeiten alles was es brauchte, meist auf verhältnismäßig kleinem Raum, hatte und daher wenig herumwechseln mußte, aber konnte, wenn es wollte, wird es heutzutage durch die Landeskultur und die Beunruhigung gezwungen, sich oft zu überstellen ... ".
"Beide Seiten - sowohl die verbohrten Vertreter der Jagd, als auch die einseitigen Verfechter der übertriebenen Forderungen der Wildbiologie - scheinen nur zu leicht zu vergessen, daß sie nicht allein auf der Welt sind. Die ersteren müßten einsehen, daß wirklich viel falsch gemacht worden ist und ebenso wie auf die Landeskultur auch auf andere Dinge Rücksicht genommen werden muß, will man nicht unser Wild und die Jagdausübung überhaupt in Gefahr bringen."
"Aber die Forstwirtschaft und auch die Wissenschaft haben nicht nur in der Vergangenheit schon so viele Fehler begangen, daß man in diesen Kreisen gut daran täte, heute nicht mit den Fingern auf das zu zeigen, was die Jäger in der Vergangenheit falsch gemacht haben."
"Wenn die Jäger heute verlangen würden, daß sich alles nach den Erfordernissen der Jagd richten soll - würden sie ausgelacht.
Wenn aber Wissenschaftler verlangen, daß sich die Bewirtschaftung des Wildes und die Jagdausübung ausschließlich nach den Erfordernissen der "Natur" zu richten haben, so ist dieses Verlangen zumindest etwas wirklichkeitsfremd.... Auch in der Forstwirtschaft wäre es schön, wieder Urwälder ohne Nutzung entstehen zu lassen ... Aber so wenig man das verlangen kann, so ist es auch nicht einzusehen, warum Jagd und Wild allein aus allem übrigen herausgenommen und in einer völlig unnatürlich gewordenen Umwelt ausschließlich nach "natürlichen" Gesichtspunkten behandelt werden sollen. Warum sollen Wild und Jagd nicht auch in vernünftiger Weise genutzt werden wie Wald und Acker ? "
"Es wäre im gemeinsamen Interesse an der Zeit, daß sich die verschiedenen Gruppen etwas Mäßigung auferlegen und endlich zu einer vernünftigen Zusammenarbeit kommen. Sonst zahlt das Wild am Ende die Prozesskosten der beiden Parteien."
"Manche harten Worte stehen in diesem Buch. Sie wurden nicht geschrieben, um irgend jemand anzugreifen, sondern um unser Wild ... zu schützen"
- schreibt Albrecht von Bayern.