So war das eigentlich nicht gedacht, aber ich versuche es mal der Reihe nach abzuarbeiten.
Mich wundert nur, dass ich hier so der Exot bin.
Es ist sicherlich richtig, dass viele von Euch mehr erlegen, wie ich.
Nur dass meine 'Erkenntnisse' so einzigartig sind, das ist fast nicht nachzuvollziehen.
Wie machst du denn die von dir bejagte Agrarsteppe - deine Beschreibung, attraktiv?
Wie machst du das mit der unauffälligen Besucherlenkung?
Zu eingangs:
Das einzelgängerisch, territorial lebende Rehwild ( Ausnahme im Winter) schmeißt bei dir alle biologischen Erkenntnisse über den Haufen und lebt ausschließlich in Sprüngen. Es wechselt sogar sprungweise das angestammte Territorium ?!
Das musst du erklären - genau bitte!
Irgendwo habe ich es geschrieben - ich nehme jeden m² mit, den ich bekommen kann.
Wer kann von seinem Revier sagen, dass er für jeden m² mal den Besitzer recherchiert hat.
Was gehört z.B. Kirche, Kommune, Vereine, Privat, Naturschutz (wer ist verantwortlich? ... .
Den Aufwand habe ich nicht wegen des Rehwildes gemacht - ich bin leidenschaftlicher
Niederwildjäger. Das Rehwild bekommt man 'en passant' mitgeliefert.
(Das ist evtl. das am einfachsten zu bewirtschaftende Wild.)
Was ich nachfolgend schreibe, ist für viele evtl. selbstverständlich.
Das Rehwild lebt in Sprüngen - wir kennen speziell im Winter evtl. einen anderen Umfang
von Sprung - ca. 90 Stück aus einer Feldbepflanzung dürfte so der obere Ausreißer sein,
wir waren zu Zweit, trotz Glas und freier Sicht unzählbar.
Bis Mitte/
Ende April sind die Einstände verteilt.
Man kennt dann seine Sprünge (z.B. 18St., 18St., 9St. 8St., 5St., 3St.), die man schon vor
6 Wochen gesehen hat und die sich gerade neu dazugesellt haben.
Auch wenn sich mal ein Sprung zusammenstellt, er trennt sich genauso wieder.
Wenn man so einen Sprung trennen will, muss man die Leit-Gaiß entnehmen.
Dann fallen z.B. Sprünge von 75St. in lauter Einzelsprünge auseinander.
Das findet sich dann schon irgendwann wieder, allerdings in völlig anderen Zusammen-
setzungen ... .
Hier könnte ich mir das Geld für die Schilder sparen...
Aber gut für dich, wenn deine Besucher sich so kooperativ verhalten. Hier in der Region undenkbar.
Ich stelle knapp 2/3 aller Schilder jedes Jahr neu auf.
Früher waren es mehr - evtl. bin ich inzwischen bei 50%.
Sie sind entweder umgefahren, entwendet, ... .
Kooperativ ... ich mache neugierig und plädiere an die Verantwortung.
Meinen Jagdgenossen erzähle ich, was ich erwarte.
Jeder Ignorant wird angesprochen - inzwischen auch von vielen Jagdgenossen.
Gefühlte 2/3 des Reviers sind daher Hunde-rein.
Nicht in den Griff zu bekommen sind Mountainbiker, insbesonders seit es die mit dem
E-Antrieb gibt. Bei Steckenweiber funktioniert das gut, bei normalen Naturbesuchern auch.
Momentan überwiegend einzeln oder eben Geiß mit Kitzen.
Im Frühjahr dann auch noch oft Bock mit Schmalreh.
Hab im August aber auch schon einen Bock mit einem einzelnen Kitz rumlaufen sehen.
Es gibt nichts, was es nicht gibt.
Was jetzt? Bleiben die Sprünge bestehen oder würfeln die sich neu zusammen? Entweder du widersprichst dir selbst innerhalb von zwei Zeilen oder du drückst dich unklar aus.
Gschichten aus'm Paulanergarten.
Nach der Logik wäre der einzige Grund, warum wir Rehe im Wald haben, dass die Nachbarn draußen auf den Feldern ihr Revier nicht attraktiv genug gestalten.
Im Übrigen steht das im Widerspruch zu dieser Aussage von dir:
Gerade noch geht das Rehwild nicht in den Wald, weil dieser unattraktiv ist, jetzt geht es plötzlich nicht in den Wald, obwohl dieser attraktiv ist. Bist du dir eigentlich selbst sicher, welche Theorie du vertreten willst?
Und selbst wenn sich das bei dir irgendwie so verhält, was ich nicht glaube, hat das für die Jagd anderswo absolut keine Relevanz, weil jeder sehen kann, dass es dort anders funktioniert. Also was sollen uns deine mehr als steilen Thesen sagen?
Wenn ich mir wirklich irgendwo widersprochen haben sollte, dann habe ich es nicht sauber
und eindeutig formuliert oder es wollte jemand nicht verstehen.
Die Sprünge bleiben im Prinzip zusammen.
Im Mai werden sich einzelne Böcke trennen, weil sie abgeschlagen werden.
Es entsteht ein Vakuum, weil Böcke erlegt werden.
Genauso trennt sich der 5-jährige 6er von 'seinem' Sprung, nimmt ein paar Mädels mit,
weil die 3 3-jährigen 6er ihn nerven mit ihrem permanenten Gerangel.
So weit kalkulierbar ... .
Im Juni, Juli ist fast kein Stück Rehwild zu sehen, weil überall so hoch die Frucht steht.
Mit der Brunft geht dann die Bock-Selektion los ... alles ganz normal.
Sobald der letzte Mais weg ist, sieht man wieder die alten Sprünge und ihre jeweilige
Veränderung in der Zusammensetzung.
Meine Zeilen sind jetzt nicht das große Geheimnis.
Zu der Thematik - Attraktivität vom Wald.
Benenne mal den Vorteil, den der Wald gegenüber dem Feld haben soll?
Dann hast du was geschafft, woran Generation an Wildbiologen gescheitert sind: nämlich Rehe zu zählen! Ich gratuliere dir und ziehe meinen (nicht lodengrünen) Hut. Wer sagt, dass es immer die gleichen Mädels sind? Überlebensrate bei den Kitzen? Abwanderung/Zuwanderung? Zählbarkeit während der Vegetationszeit auf den Feldern??? So viele unerfassbare Größen, die aber maßgeblichen Anteil auf eine Population und deren Dynamik haben.
Bitte fang nicht wieder mit dem Unsinn an - dazu hatte ich schon was geschrieben.
Jede Kindergärtnerin kann meinen Rehwildbestand zählen.
Zugegeben - sie findet sie vielleicht nicht gleich, aber wenn ich meine Kids mit 10
oder 12 Jahren mitgenommen habe, die haben mehr gesehen, wie ich.
Man musste ihnen nur mal erklären, wie(wo/was ... .
Markiere mal 100 Kitze oder mehr - die wenigsten bei mir.
Die Nachbarn machen mit, es sind mind. 20 Reviere - man lernt dazu.
Auch die Kitzrettung - seither weiß ich, dass auch Vierlinge gesetzt werden.
Hat noch nie einer gesehen, weil sie auch nicht durchkommen.
Die Wildbiologen und sonstige 'Naturspezialisten' ... es könnte sein, dass sie einen
Teil ihres praktischen Handwerkszeugs bei uns in der Region gelernt haben.
Hier wird erstmal nur bezweifelt, daß die Aussagen von Bodo zutreffen. Vor dem jeweiligen Erfahrungshorizont der Beteiligten. So erreicht man gar nix, außer ständig aneinander vorbeizureden.
Mein aktueller Mitjäger ist eine 'Gnade' für mich, gigantisch passioniert, extrem erfolgreich,
der hat dieses Gen mitbekommen, das vielen Jägern fehlt.
Ein Vierteljahrhundert war er schon unterwegs, bevor er zu mir kam.
Er hat viel neu lernen müssen, er hat mich oft angeschmunzelt und wir hatten es dieses
Jahr nach der Brunft ... im 9. Jahr bei mir ... er hat von sich formuliert, dass er das nie
geglaubt hätte, dass er sich lange umstellen musste, dass es einfach völlig anders ist.
Nicht weil ich schlauer bin, sondern weil mein Ansatz ein anderer war.
____
Momentan habe ich ca. 5,5 ha gepachtet - in der Regel Streifen von 5 bis 20 m Breite.
Die ziehen sich wie ein Schachbrett durch das Zentrum meines Reviers.
Ich kann/darf das Ödland entlang unserer Bahnlinie bewirtschaften - ab Gleismitte
nach 3 Meter bis zu stellenweise 50 Meter.
Keine Grünmahd wird durchgeführt, ohne Absprache mit der 'unserer' Wildtierettung.
Der eine oder andere Landwirt bietet inzwischen ein Stück selbstständig an, weil es
nicht unbedingt für die aktuellen Maschinen geeignet ist. Die wollen Teil ein, an dem
Ansatz 'Natur vor der Haustüre'.
Ganz, ganz vieles findet man bei mir im Revier, was sonst eher unüblich ist.
Die Mädels mit 20 oder 22 Jahren - wenn etwas schiefgegangen ist, wird angerufen.
Selbst wenn ein unbekannter Dritter einen Hasen angefahren hat, der das Becken
gebrochen hat ... .
Man schätzt das wirklich, was ich/wir machen, umsetzen, beabsichtigen.
Wir stehen auch zu Misserfolgen und wenn wir mal nachlässig waren.
Auch wenn mein Statement viele stört - macht das Feld attraktiv, die Rehe bleiben da.
Wer hier draußen gesetzt und geführt wurde, der will nicht in den Wald - evtl. weil man
auch dort nichts sieht. Dazu muss man das Feld strukturieren und nach Ruhe suchen.
Wind und Wetter spielen auch eine Rolle, daher sind manche Standorte prädestinierter.
An dieser Stelle haben wir ein perfektes Thread-Napping betrieben .... .