Apfeltrester und Heucobs

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Frage in die Runde:
Die Zeit des Apfeltresters steht wieder an, bei uns im Reveir ansolut notwendig, da die Äsung im Staatswald - naja - mau ist.
Rauhfaser muss rein, das ist klar, aber ich komme hier in der Gegend kaum an gehächseltes Heu.
Es gibt im Pferdefutterbereich sogenannte "Heucobs" - hat jemand von Euch Erfahrung damit, kann man die zumischen, haben sie ausreichende Rohfaserlänge?

Freue mich auf Antworten.
 
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Heucobs ist vom Prinzip her, grob gemahlenes Heu...

Rohfaser ist ausreichend vorhanden, und durch das Mahlen auch aufgeschlossen, sprich besser für die Verdauung.

Die Länge ist natürlich bei grob gemahlen nicht 100 %. aber dafür ist Heucob auch nahezu frei von Verunreinigungen, was ein sehr großer Vorteil ist.

Ja, kannst Du nehmen - ist aber nicht ganz billig.
 
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Danke für den Hinweis, die Mehrkosten halten sich voraussichtlich in erträglichen Grenzen. In welchem Verhältnis mischt Du bei?
 
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Danke für den Hinweis, die Mehrkosten halten sich voraussichtlich in erträglichen Grenzen. In welchem Verhältnis mischt Du bei?
Das hängt ganz stark vom Trester, bzw. Treber ab...

Wenn sehr feucht dann 1 zu 2, wenn trocken dann eher 3 zu 1.

Du machst das im Prinzip nur damit das Futter wirklich "Wiederkäuer"-gerecht wird, und nicht um irgendeine vergärende Matschepampe anzumischen.

Wie gesagt, ähnlich wie beim Mais, ist der Energiegehalt recht hoch, dafür aber die Rohfaser zu gering, auch wenn man das in der Natur eher weniger beobachten kann, aber wenn Du zu viel von dem Hochenergie-Futter fütterst, kann es bei Wiederkäuern zur Azidose kommen...

Und glaube mir, nicht immer siehst Du einen verschmierten Spiegel als Hinweis, mitunter läuft das ab wie bei Schafen...

Also von Gut drauf und Springlebendig, zu Tot in der nächsten Stunde. Koliken wirken sich mitunter so aus.
 
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Das ist mir bekannt, die Sache mit der richtigen Faserlänge war u.a. Forschungsgebiet meines Großvaters. Wir hatten das in der Eigenjagd dann mti speziellen Pellets gelöst, in die Rohfaser in ausreichender Länge eingepresst war.
Den Revierkollegen sagt das leider weniger - die wollen dem ´Trester Hafer beimischen, was ich für kaum sinnvoll halte.
 
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Ich nehm das Wildfutter von der Raiffeisen. Hat 16% Rohfaser und sonst auch optimal abgestimmt.
Aktuell 750 Eur für die Tonne bezahlt. Aber im Gegensatz zu früher, brauch ich noch maximal 10%
Trester silier ich mit wenig Quetschafer und getrocknete Rübenschnitzel. Lass den 1 Jahr silieren. Die getrockneten Rübenschnitzel sind super, weil die viel Feuchtigkeit aufnehmen. Seit die bei uns mit Durchlaufpresse arbeiten hat der Trester mehr Restfeuchte. Da kann es mal Matsch im Fass geben. Durch die Rübenschnitzel ist der Trester feucht und geht auch im Winter gut aus dem Fass.
Muss den eh Ende Oktober hoch fahren und dann lagert der im Freien.

Robert
 
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Das ist mir bekannt, die Sache mit der richtigen Faserlänge war u.a. Forschungsgebiet meines Großvaters. Wir hatten das in der Eigenjagd dann mti speziellen Pellets gelöst, in die Rohfaser in ausreichender Länge eingepresst war.
Den Revierkollegen sagt das leider weniger - die wollen dem ´Trester Hafer beimischen, was ich für kaum sinnvoll halte.
Hafer geht, auch gebrochen bzw. geschrotet, damit der Saft eindringen kann ins Korn - es malzt dann etwas nach. Hafer ist aber auch nur deswegen machbar, weil es ein Magergetreide ist.

Weizen, Roggen, Gerste und auch Mais ist weniger angebracht.

Rübsen gibt es auch noch, aber das Zeugs ist wie Gummi, und fängt sehr leicht an im Gärprozess einen sehr schlechten Geruch zu verbreiten. Die Kühe haben das früher geliebt, mittlerweile gibt es das hier im Norden kaum noch, in Süd- und Ostdeutschland, hingegen gibt es noch Betriebe, die das verfüttern. Rübsen (Brassica rapa) sind etwas langfaseriger als die meisten anderen Kohlarten... von daher wäre das eine Alternative.
 
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Weizenkleie geht, Grünmehl geht, aber am besten wäre Luzernegrünmehl. Hafer ist zu strohig.
 
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Hafer ist zu strohig.

Genau darum geht es! Strohig = hoher Gehalt an Rohfaser.

Tieren, die durch ein Überangebot an Mais oder Kraftfutter an einer Azidose, oder Ketoazidose leiden, den fütterst Du Heu mit Stroh - sofern sich das nicht schon klinisch chronifiziert hat. Bei der Ketoazidose ist das der letzte Schritt vor der Einschläferung.

Das Tier leidet durch die Zuckererkrankung gewaltige Schmerzen, weil Leber und Nieren in Mitleidenschaft gezogen sind. Hinzu kommen Koliken, Durchfälle und ein allgemeiner Abfall in Leistung und Gesundheit.

Zu spät erkannt, führt die Ketoazidose zum Tod, weil noch andere Stoffwechselerkrankungen als Kaskade dazu kommen, und durch das schlechte Allgemeinbefinden die Tiere mitunter sehr schnell an Paratuberkulose erkranken und sterben. Das geht mitunter sehr fix, wie gesagt, je kleiner das Tier, desto schneller geht das. Und das ist eine meldepflichtige Krankheit, die nur Wiederkäuer befällt, also auch Schafe, Ziegen, Rehe, Rotwild...

Und Nein, die Paratuberkulose ist schon in dem Tier, sie bricht nur durch die Schwächung des Tieres aus, der Befund ist chronisch, und gesunden Tieren merkt man nichts an, kommt aber eine Stoffwechselerkrankung dazu... Zack.

Mit den anderen Stoffwechselerkrankungen meine ich im Zusammenhang mit Kühen dann Milchfieber, bzw. Labmagenverlagerung. Analog zum Wild gibt es da die Labmagenverlagerung auch. Milchfieber eher selten.
 
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@Hauendes Schwein

das Reh ist ein Konzentratselektierer und kann mit Stroh/ Lignin nicht verwerten. Rehe brauchen Trester, Luzerne, passend altes Gras mit Hemizellulose oder Zellulose.
 
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@Hauendes Schwein

das Reh ist ein Konzentratselektierer und kann mit Stroh/ Lignin nicht verwerten. Rehe brauchen Trester, Luzerne, passend altes Gras mit Hemizellulose oder Zellulose.
Ähm, laut Auskunft unseres Tierarztes ist das mit dem "Konzentratselektierer" ein ziemlicher Mythos.

Vor einem Jahr ungefähr hatten wir die gleiche Diskussion schon einmal, ich habe mich inzwischen unter anderem bei unserem Tierarzt, der übrigens auch Jäger ist informiert, und auch bei einem anderen Tierarzt, der Wildtiermedizin studiert hat und in einem der hiesigen Zoos arbeitet gefragt.

Auch Rehe und Rotwild können, Heu und Stroh verwerten, die Unterschiede im Aufbau des Vierkammer Magens sind nur in der Größe entscheidend, so sind die Vormägen beim Rehwild im Verhältnis kleiner aufgebaut als bei den großen Wiederkäuern, sie haben folgerichtig auch weniger Cellulose spaltende Bakterien. Aber auch die können und sollen sogar Stroh und Heu fressen - was sie auch tun, wenn nichts anderes da ist - in diesem Sommer konnte man das teilweise sehr gut auf den Heideflächen und den Weiden sehen, die teilweise altes Heu als Äsung angeboten haben.

Deswegen können Rehe auch an der Paratuberkulose der Schafe sterben, wie hier im Landkreis geschehen vor sieben Jahren, als ein Schäfer leider einen komplett durchseuchten Bestand an Schafen auf den Stoppel gebracht hat. Und rate mal wer noch an den Stoppeln geäst hat, als die Schafe abgezogen waren... genau.

Ja, sie bevorzugen die zarten Knöspchen, frischen Triebe und so weiter - im Übrigen, wenn Du mit Rindviechern arbeitest, dann siehst Du auch bei denen, dass sie mit ihrer Zunge das Futter durchwühlen, nach den Leckerbissen, welche da drin sind... was bei uns mittlerweile recht schwer ist, da wir unser Futter im Futtermischwagen ordentlich durchmischen, sie können nicht mehr selektieren.

Grundsätzlich, und ich glaube irgendwo habe ich auch noch die Infos von unserem Tierarzt dazu, die auf weltweiten Studien fußen, alle Wiederkäuer brauchen die gleiche Zusammensetzung an Nähr- und Futterstoffen, nur halt in unterschiedlicher Konzentration. Und wo eine Kuh eine Mindestanforderung von 12 % hat, mag sich das Reh mit 6 % begnügen können, aber möglicherweise wegen des kleineren und daher schnelleren Stoffwechsels auch nicht viel weniger. Die Toleranzen, sind je nach Tierart nämlich ebenfalls unterschiedlich gestrickt. Schafe sterben schneller an Fehlernährung als Ziegen, Ziegen schneller als Kühe, Pferde schneller als Kühe, Kühe schneller als Wasserbüffel und so weiter. Analog dazu, Rehe schneller als Rot- und Damwild. Allerdings haben Wildtiere in ihrer Wahl einen entscheidenden Vorteil, wenn es ihnen schlecht geht, dann äsen sie durchaus schon einmal an etwas was wir als Giftpflanze bezeichnen, und komisch, die Koliken sind danach wie weg geblasen... Leider wird diese Giftpflanze immer seltener... Im Sommer konnte ich hier am Moorgraben noch ein paar Pflanzen davon sehen, aber wir tun auch was für unsere Biotope.

Google mal Poleiminze!
 
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@Hauendes Schwein

ich brauche nichts googeln, da ich die Bedarfswerte der verschiedenen Tierarten an den unterschiedlichen Faserfraktionen kenne.
8 % beim Rehwild, als Minimum, nicht wahr? (Das Optimum liegt aber nun auch in einem anderen Bereich. Und die Faserlänge sollte günstigstenfalls nicht 10 mm überschreiten.)

Das ist nämlich das was ich als spontane Antwort von unserem Tierarzt bekommen habe. Das in Klammern nicht.

Ging aber auch nicht um die Rohfaser, sondern um das was Rehe aufnehmen, wenn eine Kolik sie plagt - deswegen, Poleiminze...

Trester ist von den Inhaltstoffen vergleichbar mit Kraftfutter oder guter Maissilage. Ich weiß, hört man in Jägerkreisen nicht gerne, ist aber leider so. Für Treber gilt das gleiche, mit dem Zusatz guter Proteinlieferant.
 
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