@Hauendes Schwein
das Reh ist ein Konzentratselektierer und kann mit Stroh/ Lignin nicht verwerten. Rehe brauchen Trester, Luzerne, passend altes Gras mit Hemizellulose oder Zellulose.
Ähm, laut Auskunft unseres Tierarztes ist das mit dem "Konzentratselektierer" ein ziemlicher Mythos.
Vor einem Jahr ungefähr hatten wir die gleiche Diskussion schon einmal, ich habe mich inzwischen unter anderem bei unserem Tierarzt, der übrigens auch Jäger ist informiert, und auch bei einem anderen Tierarzt, der Wildtiermedizin studiert hat und in einem der hiesigen Zoos arbeitet gefragt.
Auch Rehe und Rotwild können, Heu und Stroh verwerten, die Unterschiede im Aufbau des Vierkammer Magens sind nur in der Größe entscheidend, so sind die Vormägen beim Rehwild im Verhältnis kleiner aufgebaut als bei den großen Wiederkäuern, sie haben folgerichtig auch weniger Cellulose spaltende Bakterien. Aber auch die können und sollen sogar Stroh und Heu fressen - was sie auch tun, wenn nichts anderes da ist - in diesem Sommer konnte man das teilweise sehr gut auf den Heideflächen und den Weiden sehen, die teilweise altes Heu als Äsung angeboten haben.
Deswegen können Rehe auch an der Paratuberkulose der Schafe sterben, wie hier im Landkreis geschehen vor sieben Jahren, als ein Schäfer leider einen komplett durchseuchten Bestand an Schafen auf den Stoppel gebracht hat. Und rate mal wer noch an den Stoppeln geäst hat, als die Schafe abgezogen waren... genau.
Ja, sie bevorzugen die zarten Knöspchen, frischen Triebe und so weiter - im Übrigen, wenn Du mit Rindviechern arbeitest, dann siehst Du auch bei denen, dass sie mit ihrer Zunge das Futter durchwühlen, nach den Leckerbissen, welche da drin sind... was bei uns mittlerweile recht schwer ist, da wir unser Futter im Futtermischwagen ordentlich durchmischen, sie können nicht mehr selektieren.
Grundsätzlich, und ich glaube irgendwo habe ich auch noch die Infos von unserem Tierarzt dazu, die auf weltweiten Studien fußen, alle Wiederkäuer brauchen die gleiche Zusammensetzung an Nähr- und Futterstoffen, nur halt in unterschiedlicher Konzentration. Und wo eine Kuh eine Mindestanforderung von 12 % hat, mag sich das Reh mit 6 % begnügen können, aber möglicherweise wegen des kleineren und daher schnelleren Stoffwechsels auch nicht viel weniger. Die Toleranzen, sind je nach Tierart nämlich ebenfalls unterschiedlich gestrickt. Schafe sterben schneller an Fehlernährung als Ziegen, Ziegen schneller als Kühe, Pferde schneller als Kühe, Kühe schneller als Wasserbüffel und so weiter. Analog dazu, Rehe schneller als Rot- und Damwild. Allerdings haben Wildtiere in ihrer Wahl einen entscheidenden Vorteil, wenn es ihnen schlecht geht, dann äsen sie durchaus schon einmal an etwas was wir als Giftpflanze bezeichnen, und komisch, die Koliken sind danach wie weg geblasen... Leider wird diese Giftpflanze immer seltener... Im Sommer konnte ich hier am Moorgraben noch ein paar Pflanzen davon sehen, aber wir tun auch was für unsere Biotope.
Google mal Poleiminze!