Dann versuche ich mal ein wenig meine Sicht der Dinge darzulegen:
grundsätzlich bin ich der Überzeugung, dass die Rehwildbestände häufig unterschätzt werden. Dazu kommt eine zwar abnehmende, aber immer wohl noch vorkommende unterschiedliche Bejagung der Geschlechter. Es werden dann zwar die Böcke, weibliche Stücke/Kitze aber nur unterdurchschnittlich bis gar nicht bejagt, was ich in dieser Form ablehne.
Die Frage ist in den meisten Fällen, welche Auswirkungen eine zurückhaltende Bejagung tatsächlich in den einzelnen örtlichen Bereichen hat. Natürlich kann es sich sehr negativ auf den Verbiss auswirken, allerdings sehe ich zumindest in meinem "Dunstkreis" hierbei keine größeren Probleme. Dies liegt vielleicht daran, dass die Kiefer auf den sandigen Böden, ähnlich wie in Teilen Brandenburgs stark dominiert und erst seit relativ kurzer Zeit versucht wird, Laubhölzer stärker zu fördern. Hierzu wurden bevorzugt Stieleichen unter stark gelichtete ältere Kiefernbestände gepflanzt. Dies gelang sogar ohne nennenswerte Schädigungen erfolgreich. Problematischer werden Pflanzungen auf gerodeten Flächen. Beispiele mit Pflanzungen von Stieleiche, Rotbuche und Douglasie bedürfen örtlicher Bejagungsschwerpunkte um Schäden auf ein erträgliches Maß zu drücken, wobei die Buchen recht unproblematisch sind und Eichen vorwiegend verfegt werden. Douglasien können aber mittels chemischem Schutz des Terminaltriebes ebenfalls recht gut gesichert werden. Auf diesen Flächen müssen relativ hohe Bäumchen gesetzt werden, da sie ansonsten durch Kiefernnaturverjüngung u.a Pflanzen überschatten werden, sofern es keine wiederholte "Freisetzung" gibt.
Das Problem bei Naturverjüng bezieht sich tatsächlich genau auf diesen Punkt. Auflaufende Bäume (Eichen, Buchen, Eschen usw.) drohen ohne Freisetzung insbesondere durch Kiefern überschattet zu werden. Dies ist ein grundsätzliches Problem und unabhängig von den Rehwilddichten.
Aus meiner Sicht reicht eine "ÖJV-mäßige" Bejagung nicht aus um Naturverjüngung nutzen zu können, sobald ausreichend Licht auf die Fläche kommt. Ohne menschliche Unterstützung, insbesondere Freisetzen kommt man nicht voran und leider wird dies in den entsprechenden Publikationen nicht kommuniziert.
Ich bin gegen überhöhte Bestände oder hauptsächliche Bejagung des männlichen Wildes. Trotzdem kann ich mich an einer alten, knuffigen Trophäe erfreuen.
Die propagierten Jagdstrategien haben aus meiner Sicht insbesondere folgende Mängel:
es wird keine Rücksicht auf eine gute Altersstruktur des Bestandes genommen, den ich auch beim Rehwild für angebracht halte. Darüber hinaus halte ich die Behauptung, dass Kitze ab November ohne Muttertiere auskommen für falsch. Sie werden sicher nicht eingehen, allerdings zeigt die Bindung im nächsten Frühjahr, wenn sie immer noch bis zum Setzen ihrer Ricke zusammen unterwegs sind, dass es zweifellos eine "Führung" im Winter gibt.
Entsprechende Publikationen, die dies negieren muss man nach meiner Überzeugung hinterfragen. Zum einen wer Auftraggeber war und welche Einstellungen die Verfasser haben.
Zusammenfassend wird vermutlich ein guter Mittelweg die beste Lösung sein. Das beste für einen ökologisch und ökonomisch nützlichen Wald, aber auch für die Tiere dort.
In einem der in Deinem ersten Beitrag angeführten Reviere war ich übrigens wiederholt zur Jagd
wipi