Rehwild - Bestand, Populationsentwicklung, Strecke

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Auf Dein Revier bezog sich doch nur, dass sich der Bestand anscheinend nicht deutlich verbessert, trotz des hohen Abschusses.
Der Rest ist eine Arbeitshypothese ohne Bezug zu Deinem Revier.
Das liest sich im Bezugspost deutlich anders...
Experiment:
schieße über eine Pachtperiode von 9 Jahren ab Herbst so viele führende Stücke wie möglich und lass deren Kitze jeweils stehen.
Was genau soll das bringen?
Die Kitze sind hier von Haus aus überwiegend sehr schwach, die werden nicht schwerer nur weil man ihnen die Geißen wegschießt. Deswegen bemüh ich mich, wenn irgend möglich die Geiß mit samt dem Nachwuchs zu erlegen. In 3 von 5 Fällen funktioniert das. Heuer war die Sondersituation, dass vermutlich aufgrund der Trockenheit im Sommer viele Geißen ihre Kitze beide oder zumindest eines verloren haben. Das hat die Erlegung von vielen Geißen ermöglicht. Entweder, weil das einzelne Kitz unmittelbar vor der Geiß erlegt werden konnte, oder weil die Geiß eh alleine oder mit anderen erwachsenen Rehen (Böcken und Geißen/Schmalrehen) beieinander standen. Wir haben heuer mehr Geißen als Kitze erlegt, ohne dass ein Kitz verwaiste. Zuletzt hab ich eine Doublette Geißen geschossen, die ich zuvor mehrfach mit einem Böck zusammen bestätigt hatte. Zwei Geißen, keine hat geführt.

Ich hoffe, dass der Hohe Abschuss auf den Bestand nach dem kräftigen Aderlass heuer mal endlich eine positive Entwicklung bezüglich Wildpretgewichte und hoffentlich auch auf die Parasitierungsrate hat. Die nicht führenden Geißen hatten teilweise ordentlich Nierenfeist. Das war früher eher die Ausnahme.
 
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Am Sonntag bin ich mit der Familie im Jagdrevier spazieren gegangen, wie viele andere Bürger auch, die den Nachmittag Regenpause nach mehreren Tagen Siffwetter auch nutzten. Spaßeshalber die WBK mitgenommen...

Was soll ich sagen, die beiden Kinder haben keine 500m durchgehalten. Auf den 500m hab ich zwei Rehe auf 30m neben dem Wanderweg in den Schwarzdornen sitzen sehen, einen Hasen haben wir auch in der Sasse gesehen und kurz drauf kamen vier weitere Rehe über die Forststraße getrollt, die vermutlich von einem kläffenden Spaziergängerhund hochgemacht wurden.
 
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Immer diese Hypothesen. Ist das ein subjektiver Eindruck von dir oder gibt es dafür stichhaltige Beweise. Genau das macht die Sache so schwierig, wenn man eigene Erfahrungen auf andere Situationen umlegt.
 
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Um wiedermal auf Biotopkapazität und "Pendelrehe" zurück zu kommen:
Der Rehwildbestand ist vielerorts deutlich höher als er von Grundbesitzern und Jägern angeschätzt wird, der Zuwachs wird in der überwiegenden Zahl der Reviere nicht abgeschöpft. Wäre dem nicht so, würde die landesweite Rehwildstrecke nicht immer weitere Rekordergebnisse liefern. Dies hat verschiedene Ursachen: es ist davon auszugehen, dass seit Jahren die Biotopkapazität stetig ansteigt, sonst wäre diese Strecken und Bestandesentwicklung nicht möglich.
Die Biotopkapazität wird meistens durch einen limitierenden Faktor nach oben begrenzt. Das kann Äsung sein, dass kann Deckung sein, das kann Predation sein, es kann die Witterung sein, die ggf. Einfluss auf die Reproduktionsrate hat. Andere Faktoren sind auch noch möglich.
Die Witterung ist nur bedingt tauglich, da sie überwiegend Einfluss auf die Reproduktion hat und damit nur den Zuwachs bremst. die Steigerung kann dann in Jahren mit günstiger Witterung wieder "normal" weitergehen, somit hat die Witterung nur vorübergehend Einfluss, es sei denn sie bewirkt, dass die Äsung/Deckung dauerhaft nachteilig verändert wird. Änderungen in der Witterung (bzw. langfristig Klimaänderung) können aber auch mittel bis langfristig eher zu einer Erhöhung der Biotopkapzität führen. Bzgl. der gegenwärtigen Klimaerwärmung müssen wir davon ausgehen, dass diese Schwarz- und Rehwild mittelfristig eher begünstigt.
Wie beschrieben haben verschiedene Faktoren Einfluss auf die Biotopkapazität des Rehwildes. entscheidend für die Rehwildpopulation ist der eine limitierende Faktor. In vergangen Jahrzehnten war dies vermutlich der Winterbedingte Flaschenhals mit reduziertem Nahrungsangebot. Der hat sich wohl in den vergangenen Jahrzehnten am deutlichsten gewandelt. Lange frostige schneereiche Winter gibt es kaum mehr. Die Winteräsung im Wald (Felder waren früher im Winter auch deutlich äsungsärmer) hat deutlich zugenommen. Kalamitätsflächen, stärkere Durchforstungen, hoher Stickstoffeintrag aus der Luft, Naturverjüngungsbetriebe, alles das bringt ein deutlich höheres Nahrungsangebot als es früher im Wald zu finden war. Der Raps ist erst durch das Rauszüchten der Bitterstoffe als Winteräsung interessant geworden, Gründüngung mit Senf etc. gab es nicht.
Betrachtet man den Stoffwechsel der Rehe, dann ist der im Sommer am höchsten. In Urwälder (die wir nicht haben) kann es durchaus passieren, dass das Rehwild im Sommer zusätzlich eine knappe Nahrungsversorgung erleidet, weil zwar mehr Nahrung vorhanden ist, aber eben der Bedarf deutlich höher ist. Die Anzahl der befruchteten Eizellen korreliert mit der Kondition der Geißen in der Brunft. Die Rehe bei uns haben überwiegend die Möglichkeit, im Sommer genügend energiereiche Nahrung auf landwirtschaftlichen Flächen zu finden. Die folge sind höhre Kitzzahlen im folgenden Frühjahr.

Jetzt zu den Pendelrehen: Würde man dem Rehwild im Wald konsequent den Zugang zu den landwirtschaftlichen Flächen verwehren und den Rehen im Feld konsequent den Zugang zum Wald, wäre die Rehwildpopulation insgesamt deutlich niedriger als sie gegenwärtig ist. Da der sommerliche Flaschenhals (Äsungsmangel) im Vergleich zum Urwald wegfällt, wird der winterliche Äsungsmangel zum limitierenden Faktor. Bis der allerdings greift, leidet der Wald deutlich unter dem hohen Verbiss. Dadurch verschwinden präferierte Baumarten aus der Naturverjüngung.

Wie schon beschrieben und zumindest in der Studie aus NRW nachgewiesen, ist gegenwärtig die Jagd (Predation) nicht der limitierende Faktor
für das Rehwild, sollte es aber sein.

Regional kam im vergangen Jahr ein neuer Flaschenhals hinzu: Die Trockenheit hat zumindest bei mir zu einem Verenden von vielen Kitzen geführt. 2018 habe ich mehrere mittelalte und alte Böcke gefunden, die eingegangen waren, ebenfalls ein sehr trockenes Jahr. Dies würde der Natur und insbesondere der Waldverjüngung helfen, wenn, ja wenn nicht die Jäger gleich wieder mit dem Wassertank ins Revier fahren würden um dem armen notleidenden Rehwild unter die Arme zu greifen.
 
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Immer diese Hypothesen. Ist das ein subjektiver Eindruck von dir oder gibt es dafür stichhaltige Beweise. Genau das macht die Sache so schwierig, wenn man eigene Erfahrungen auf andere Situationen umlegt.
Das ist nicht das Ergebnis einer repräsentativen Studie lieber Maxl, nein.

Hier stand folgender Text im Raum:

"Ich hoffe, dass der Hohe Abschuss auf den Bestand nach dem kräftigen Aderlass heuer mal endlich eine positive Entwicklung bezüglich Wildpretgewichte und hoffentlich auch auf die Parasitierungsrate hat. Die nicht führenden Geißen hatten teilweise ordentlich Nierenfeist. Das war früher eher die Ausnahme."

Das kann als gemeinter kausaler Zusammenhang zwischen dem Aderlass und dem stärkeren Feist verstanden werden. Ich habe dieses Jahr ebenfalls mehr Feist gesehen, bei unverändertem Aderlass.

Es bleibt aus meiner persönlichen Sicht vorerst nicht mehr als eine 'Hoffnung'...
 
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z/7

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Das ist nicht das Ergebnis einer repräsentativen Studie lieber Maxl, nein.

Hier stand folgender Text im Raum:

"Ich hoffe, dass der Hohe Abschuss auf den Bestand nach dem kräftigen Aderlass heuer mal endlich eine positive Entwicklung bezüglich Wildpretgewichte und hoffentlich auch auf die Parasitierungsrate hat. Die nicht führenden Geißen hatten teilweise ordentlich Nierenfeist. Das war früher eher die Ausnahme."

Das kann als gemeinter kausaler Zusammenhang zwischen dem Aderlass und dem stärkeren Feist verstanden werden. Ich habe dieses Jahr ebenfalls mehr Feist gesehen, bei unverändertem Aderlass.

Es bleibt aus meiner persönlichen Sicht vorerst nicht mehr als eine 'Hoffnung'...
Im zitierten Fall dürfte es auf das fehlende Kitz zurückzuführen sein. Keine Milchproduktion = mehr Energie über für die Mutter.
 
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Das ist nicht das Ergebnis einer repräsentativen Studie lieber Maxl, nein.

Hier stand folgender Text im Raum:

...

Das kann als gemeinter kausaler Zusammenhang zwischen dem Aderlass und dem stärkeren Feist verstanden werden. Ich habe dieses Jahr ebenfalls mehr Feist gesehen, bei unverändertem Aderlass.

Es bleibt aus meiner persönlichen Sicht vorerst nicht mehr als eine 'Hoffnung'...
Es wäre schön, wenn Du meine Zitate als solche kennzeichnest...

Ich hab mit meiner Aussage etwas anderes gemeint: Ich habe den Eindruck, dass die Geißen, die im Sommer ihre Kitze durch die Trockenheit verloren haben, mehr Feist angesetzt haben als das führende Geißen zur selben Jahreszeit in den vergangenen Jahren hatten. Dass mehrjährige Stücke noch wesentlich an Gewicht zulegen, weil der Bestand in ihrem Einstand weniger wird. Die mittelfristige Wildpretentwicklung kann nur über junge zuwandernde Jährlinge/Schmalrehe oder starke Kitze verbessert werden. Dadurch, dass ich die Dichte wenn auch nur vorübergehend aber hoffentlich signifikant abgesenkt habe, hoffe ich auf gesunden und körperlich starken Zuzug.
 

z/7

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Ebene Bestände mit ordentlich Naturverjüngung werden da schwieriger.
Das ist so. Fichte ohnehin, aber auch nach der dritten Buchenreihe ist Schicht im Schacht. Der für mich bisher wesentlichste Faktor ist die bessere Erkennbarkeit in der Botanik allgemein. Die Tierchen verschwinden schon arg in der Landschaft, und wenn man mit dem unbewaffneten Auge nicht grad dann hinschaut, wenn es sich bewegt, ist man verratzt. Mit der WK weiß man, da ist was, und kann gezielt mit dem Fernglas sondieren. Und wenn's dämmrig wird, sieht man es die entscheidenden Sekunden früher, daß was kommt.
 
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Regional kam im vergangen Jahr ein neuer Flaschenhals hinzu: Die Trockenheit hat zumindest bei mir zu einem Verenden von vielen Kitzen geführt. 2018 habe ich mehrere mittelalte und alte Böcke gefunden, die eingegangen waren, ebenfalls ein sehr trockenes Jahr. Dies würde der Natur und insbesondere der Waldverjüngung helfen, wenn, ja wenn nicht die Jäger gleich wieder mit dem Wassertank ins Revier fahren würden um dem armen notleidenden Rehwild unter die Arme zu greifen.

Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust.

Auf der einen Seite halte ich nichts von hegerischen Eingriffen, Wild ist Wild und kein Vieh - ich traue dem Wild zu, mit vielem ohne Unterstützung fertig zu werden.

Wissentlich Rehe (und auch andere Tiere) verdursten zu lassen - weiß nicht ob ich das könnte - auch wenn es der Lauf der Natur ist.

Unsere Kitze sind schwach dieses Jahr, Fallwild haben wir nicht gefunden.
 
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