Endlich kommt Fahrt in diesen Thread. Das war ja schon nicht mehr zu ertragen: Über 6 Seiten drängte sich der Eindruck auf, dass sich alle völlig unkritisch von einem großen Namen blenden lassen und die Heym-Promotoren sogar quasi zur Konkurrenz überlaufen, fahnenflüchtig werden.
Wenn man den großen Namen Rigby ausblendet, bleiben diese Fakten übrig:
Martini (übrigens selbst ein großer Name) hat zusammen mit Heym auf dem 98er System aufgebaut und in entscheidenden, unter anderem jagdpraktisch relevanten Details verbessert. Subjektiv mag man andere Präferenzen pflegen, objektiv gesehen ist die Martini Express aber ein kluges Update des System 98 und damit die überlegene Jagdwaffe.
Weiterhin ist die Verarbeitung der Heym Martini Express entschieden besser als das, was man von Rigby vor einigen Monaten in Dortmund und auch kürzlich noch in London zu sehen bekam. Das war recht enttäuschend, auch wenn es möglicherweise nur Anlaufschwierigkeiten geschuldet ist. Und die in der modernisierten Variante geradezu klobige Schaftform der neuen Rigbys (man wollte damit u.a. die Bruchanfälligkeit der alten Version korrigieren) gefällt nicht jedem, insbesondere nicht den Kennern, und sowieso ist der Stil eines Rigby-Schafts ein „acquired taste“ und kein Vergleich zur eleganteren, klassisch englischen Schaftform der Martini Express. Und auch was @Nyala zur Lauflänge/Balance schreibt ist (wie sowieso sein ganzes Posting) richtig. Rigby hat inzwischen mit einer zweiten Linie auf heftige Kritik reagieren müssen.
Warum gerade die Heym-Promotoren nicht frühzeitig die Gelegenheit nutzen und diese Fakten herausstellen, die Martini Express gegenüber dem System 98 ganz klar abgrenzen, ihre Vorteile aufzeigen und somit Heym gegenüber Rigby profilieren, frag ich mich schon die ganze Zeit. Die Auftragsbücher mögen aktuell zum Bersten gefüllt sein (es sei ihnen gewünscht!), aber das wird kaum ewig so bleiben.
Immerhin ist Rigby für Heym durchaus ein gefährlicher Mitbewerber: Die „Harley Davidson-Strategie“ Heyms (O-Ton CEO, will das lieber nicht weiter kommentieren) wird durch den Markteintritt Rigbys ad absurdum führt. Es gibt nur ein „Harley Davidson“, und im Waffenmarkt ist das ohne Wenn und Aber Rigby. Nur Rigby hat den großen, traditionsreichen Namen aus der hohen Zeit der Großwildjagd. Strategisch muss man also reagieren, sich anders aufstellen (eigentlich: überhaupt mal eine Strategie entwickeln). Wenn man es aber klug anstellt, dann kann Heym ausgerechnet durch Rigby deutlich an Kontur gewinnen, sich regelrecht profilieren und erheblichen Nutzen ziehen.
Gibt’s eigentlich Fotos aus dem harten Praxis-Einsatz, z.B. von einer verstaubten Martini Express in .375 H&H neben erlegtem Löwen? Immerhin muss man nicht nur die Konstruktions- und Produktvorteile deutlich kommunizieren und sich so gegenüber dem Mitbewerber absetzen, sondern auch Emotionen wecken.