Warum das denn? Die natürliche Altersstruktur einer Population wäre ein Pyramide (relativ hoher Anteil an jungen Tieren, relativ geringer Anteil an alten uns sehr alten Tieren), weil: je Länger das Stück lebt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann, warum auch immer, stirbt. Gezielt mehr sehr altes als mittelaltes Wild zu erwischen dürfte als recht schwierig werden.
Angenommen ich schieße jedes Reh, das ich sehe (und nehmen wir an, dass ich die einzige Lebensgefahr für das Wild bin). Dann hat jedes Reh jedes Jahr die gleiche "Chance" von mir erschossen zu werden, womit sich mit der Zeit automatisch oben genannte Pyramidenstruktur einstellen wird. Sollte es in irgendeiner Altersgruppe eine Überhang geben, wird sich dieser nach dem selben Prinzip ausgleichen.
Ich glaube, wir haben eine sehr unterschiedliche Vorstellung davon, was ein angepasster Wildbestand ist. Wenn ich so viele Rehe sehen würde, dass ich all das vernünftig beurteilen könnte, würde ich mir Gedanken machen.
Meiner Meinung nach ist ein nach Altersklassen Gegliederter Abschussplan absoluter Nonsens, weil um so einen vernünftig aufstellen zu können bräuchte man eine Vorstellung davon, wie der Bestand aussieht. Da wir uns aber hoffentlich einig sind, dass man Rehe absolut nicht zählen kann, braucht man sich auch nicht einbilden, man wüsste, wie viel von was da ist. (Das Gleiche gilt für Geschlechteraufteilung). Wie genau du deinen persönlichen Abschussplan anhand von Gewicht und Zwillingshäufigkeit festlegst, kann ich ehrlich gesagt noch nicht ganz nachvollziehen. Und auch hier: Wie viele Geißen laufen bei dir eigentlich rum, dass du eine Zwillingshäufigkeit bestimmen kannst?
Wenn ich die Böcke eh schieße, wie ich will, kann ich mir das Bestätigen doch sparen oder?
Und warum weiß ich, nachdem ich einen Bock weggeschossen habe genau, wie alt der folgende ist? Das würde doch voraussetzen, dass jedes freie Revier von einem Jährling besetzt wird und dass genau dieser Bock im nächsten Jahr wieder an genau der selben Stelle sein Revier hat. Zumindest von ersterem weiß ich sicher, dass es Blödsinn ist, denn nachdem man einen Bock erwischt hat kann es eine sehr effektive Strategie sein, an der gleichen Stelle nochmal zu sitzen und zu warten, ob ein neuer Bock kommt und sein Revier markiert und ich kann dir sagen: der zweite Bock ist nicht unbedingt ein Jährling!
Insgesamt finde ich diese Theorie sehr zweifelhaft, aber wenn du denkst, du würdest "deine" Böcke so gut kennen...Einbildung ist ja auch eine Bildung.
Ich habe mir vor einiger Zeit unfreiwillig selbst den Beweis erbracht, dass ein Kitz auch mitte September schon durchaus in der Lage ist, selbst zurechtzukommen ohne irgendwelche Erscheinungen von Mangelernährung oder Entwicklungsstörungen. Wenn du da anderer Meinung bist zwingt dich ja niemand, schon so früh eine Geiß ohne das Kitz zu schießen.
Wenn die Führung durch den Winter so bitter nötig wäre, müssten bei uns im Frühjahr ja massenweise Kümmerlinge und extrem schwache Stücke rumlaufen. Konnte ich so aber noch nicht feststellen, eher im Gegenteil.
Wenn du schonmal wo jagen warst, wo man nicht nach einiger Zeit so viele Rehe gesehen hat, dass man darüber statistische Erhebungen darüber machen kann, so wie es bei dir offensichtlich der Fall ist, würdest du das nicht fragen.