Jagd braucht Traditionsbewusstsein

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Gelöschtes Mitglied 24216

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Ich bin mir sicher, manche würden sich außerhalb des Internets überhaupt nicht persönlich unterhalten.
 
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Man darf bei der ganzen Debatte auch nicht außer Acht lassen, dass die Frage durchaus auch mit Absicht ins Internet gestellt wurde und sich manch einer hier in einer Art und Weise äußert, die er in einem persönlichen Gespräch zum gleichen nicht oder nicht in dem Maß an den Tag legen würde... ;)

Danke dir und jetzt kommt die Hoffnung langsam wieder zurück. ;):whistle:
 
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Es ist ja nicht wirklich überraschend, dass diese Diskussion hier so verläuft, wie sie verläuft. Es gibt zwar immer wieder Kandidaten, die meinen allgemeingültig feststellen zu können, was "die Jagd" braucht und was nicht, aber das ist natürlich dumm, überheblich, arrogant und noch ein paar Dinge mehr, die hier aber nicht hergehören.

Tatsächlich kann niemand von uns sagen, was "die Jagd" braucht, weil niemand sagen kann, was "die Jagd" eigentlich ist oder wer "die Jäger" eigentlich sind. Der kleinste gemeinsame Nenner ist wohl: wir töten Tiere im Freien. Und danach splittern sich Begründungen, Motivationen, Rechtfertigungen, Arten, Methoden ganz vielfältig auf.

(Eigentlich wollte ich als kleinsten gemeinsamen Nenner schreiben: wir töten freilebende Tiere. Dann habe ich aber an die "Jäger" gedacht, die Trophäenträger im Gatter oder angebundene Hirsche in Osteuropa schießen und auch an diejenigen, die ihre Schießfertigkeiten gerne auf Lebewesen "proofen" und ihre in ungarischen Gattern gefilmten Kunstfertigkeiten als "Jagdfilme" vermarkten. Entweder sortieren wir die ganz aus der Gruppe der "Jäger" raus oder einigen uns auf "Tiere im Freien". Und die Entomologen ("Subtile Jagden") und Angler ("Tuna Hunter") mögen mir eine gewisse taxonomische Großzügigkeit verzeihen.)

Alle Jäger über einen Kamm scheren zu wollen ist ungefähr so sinnlos, wie z.B. alle Autofahrer über einen Kamm scheren zu wollen. Stellen wir ein Autofahrer-Forum vor mit Mitgliedern vom Berufskraftfahrer über den Formel 1-Piloten, Offroad-Freaks, Taxifahrer, Viel- und weniger Vielfahrer bis hin zum Opa, der sein Auto jede Woche 5 Km zum sonntäglichen Brötchenholen bewegt. Niemand würde auf die Idee kommen, dass die irgendwas miteinander gemeinsam haben außer der Tatsache, dass sie ein Auto fahren.

Die eigentliche Frage, die man stellen muss und die man legitim auch nur stellen darf ist: WARUM geht jemand jagen? Was ist seine persönliche Motivation, sein Antrieb? Und nur auf Basis einer dann folgenden sehr persönlichen Antwort kann man überhaupt sinnvoll diskutieren, ob jemand z.B. Tradition "braucht" oder nicht.

Nun könnte man daraus zusammenfassen: fein, jeder macht wie er will, lässt auch andere machen wie sie wollen und versucht nicht zu missionieren, zu bekehren und zu belehren. Jeder akzeptiert die abweichenden Motivationen anderer und schaut nicht abwertend auf sie herab. Dann sind alle glücklich. Toleranz halt.

Über den Wert von Toleranz kann man nun sehr intensiv diskutieren. Toleranz wird ja leider gerne vorgeschoben, wenn eigentlich Desinteresse, Faulheit und vor allem Feigheit dahinterstehen. Das mag und mache ich nicht. Wenn Toleranz etwas beschädigt, was mir wertvoll und wichtig ist, dann muss ich abwägen und dann muss Toleranz auch zurückstehen.

Und bei dieser konkreten Frage glaube ich, dass die oben beschriebene Toleranz nicht wirklich sinnvoll und hilfreich ist. Ich bin überzeugt, dass es bestimmte Antworten auf die "Warum gehst Du jagen?"-Frage gibt, die zwar für den jeweiligen Jäger ehrlich und angemessen sind, langfristig aber tatsächlich zur Abschaffung der Jagd führen und deshalb zumindest von mir nicht wirklich toleriert werden können! Das muss ich aber - glaube ich - erklären:

Gerade diejenigen, die Traditionen und Bräuche als überflüssig und nutzlos ablehnen, beantworten die "Warum gehst Du jagen?"-Frage meist sehr nutzen- und sachorientiert: angemessener Wildbestand (was hauptsächlich Schalenwildmanagement bedeutet), Ökologie, Wildbiologie, waldbauliche und landwirtschaftliche Anforderungen, betriebswirtschaftliche Überlegungen etc. pp. Diese Jäger-Gruppe argumentiert auch schlüssigerweise ähnlich nutzen- und ergebnisorientiert, wenn es um Ausrüstung oder Jagdpraxis geht - alles was dazu dient, die jagdlichen Ziele möglichst effektiv und effizient zu erreichen, ist erstmal willkommen. Gerade wenn man Jagd beruflich betreibt, ist das für mich sogar durchaus auch nachzuvollziehen.

Für mich wird die Argumentation dieser Gruppe aber ganz kritisch, wenn behauptet wird, dass dieses die einzige wirkliche Legitimation für die Jagd ist! Wenn ich Jagd so (und nur so) begründe: Erfüllung gesetzlicher Anforderungen, Erfüllung betriebswirtschaftlicher Anforderungen von Wald- und Landwirten, Seuchenmanagement - um nur die wichtigsten zu nennen - DANN arbeite ich daran, die Jagd abzuschaffen.

Um das zu verstehen, muss man nur konsequent, stringent und redlich weiterdenken. Wenn ich heute jagdliches Handeln hauptsächlich unter Effektivitäts- und Effizienzgesichtspunkten bewerte und z.B. auch alles an Technik integriere, um effektiver und vielleicht auch für das Wild noch störungsarmer (und damit tierschutzgerechter) zu jagen, dann werde ich demnächst die heute schon jagdlich z.B. zur Kitzsuche eingesetzten Drohnen auch zur Vorbereitung und Durchführung von Drückjagden nutzen. Es wäre doch prima, wenn ich bei einer DJ permanent weiß, wo die Rotten und Rudel stehen; dann kann ich meine Treiber besser steuern und noch effektiver Strecke machen. Vielleicht brauche ich dann nur eine DJ pro Saison statt bisher zwei; das ist dann auch besser (störungsarmer) für's Wild. Wenn ich grundsätzlich aus einer Nutzenlegitimation heraus argumentiere, kann ich sowas redlich NICHT ablehnen.

Gehen wir ein paar Schritte weiter: was spricht gegen Erlegungsautomaten an Kirrungen, Wechseln, Schadstellen? Wir reden über autonom fahrende Autos - es wäre heute schon technisch völlig problemfrei, Geräte zu konstruieren, die sowohl deutlich besser ansprechen und auch deutlich besser erlegen als das Menschen könnten. Auch aus Tierschutzaspekten und Wildbiologisch hat das nur Vorteile: das Gerät "sitzt 24x7 an", trotzdem stinkt es im Busch nicht nach Mensch, die Jagd ist deutlich störungsarmer. Betriebswirtschaftlich gesehen auch deutlich billiger, ich spare mir vielleicht den Berufsjäger oder den jagenden Förster. Ich brauche nur noch einen Hiwi, der die toten Tiere einsammelt und verwertet.

Natürlich werden wir in Deutschland ein waffenrechtliches Problem haben und es wird sehr schwer durchzusetzen, unbeaufsichtigte Schußwaffen in den Wald zu hängen (eher wegen der Missbrauchsgefahr - solche Erlegungsautomaten werden deutlich weniger menschliche Tote produzieren, als wir Jäger es heute tun) aber ethisch und moralisch gibt es KEINE Argumente gegen solche Szenarien, wenn ich Jagd aus Nutzenaspekten heraus begründe.

Selbst wenn dieses Szenario vielleicht unrealistisch ist: was spricht gegen die Bejagung von Sauen im Mais per Drohne oder aus Kleinhelikoptern? Das wäre ein prima Geschäftsmodell als Ergänzung für die heutigen Maismietmeuten. Was spricht gegen Empfängnisverhütung zur Regulierung der Schalenwildbestände? Gegen selektive Sterilisierung über Medikamente? Wenn ich nutzenorientiert argumentiere, Effektivität, Effizienz, die Wildbiologie und auch den Tierschutz im Blick habe und als alleinige Legitimation verwende, kann die ehrliche Antwort nur sein: GAR NICHTS! Denken wir Forschung und technische Entwicklung ein paar Jahre weiter, dann braucht es keine Jäger mehr. Dann braucht es auch keine jagenden Förster mehr, dann reichen Wald-Betriebswirte.

Und wir können sicher sein: die heutigen Gegner der Jagd wissen das und werden auf solche Szenarien hinarbeiten. Ich würde einiges darauf verwetten, dass ich das noch erlebe und dass es eine grün-schwarze Koalition sein wird, die den Einstieg in den Ausstieg aus der Jagd in ein Gesetz gießen wird - WENN wir das zulassen.

Was kann man dagegen tun? Vehement darauf bestehen, dass Jagd eben NICHT NUR effektives und effizienten Wildtiermanagement oder Schadensverhütung oder Seuchenbekämpfung ist, sondern deutlich mehr. Und dieses "deutlich mehr" hat NICHTS mit Nutzenorientierung und Wildbiologie und Ökologie zu tun, sondern mit aus meiner Sicht viel wichtigerem: unserem Menschsein!

Jagd gehört zu unserer Natur und ist Kernelement unserer evolutionären und kulturellen Entwicklung. Und vielen Jägern (unter anderem mir) geht es bei der Jagd auch gerade darum: mich zu erden, mich eins zu fühlen mit den Abläufen der Natur um mich herum, den eigenen Platz einzunehmen im Kreislauf aus Werden und Vergehen. Viele hier werden den nicht mehr kennen, aber Gryzmek hat sich als Tod gewünscht, von Löwen in der Savanne zerissen zu werden - einfach aus Konsequenz. Das werden von uns hier nur die wenigsten "erleben" (vielleicht eher noch von Wölfen), die meisten werden wahrscheinlich von Würmern gefressen werden (was ja gewissermaßen auch eine feine Ironie beinhaltet), aber trotzdem: wir gehören zu diesem Zyklus dazu.

Für mich ist Jagd auch Natur erleben, Teil der Natur sein, mich meiner Herkunft und meiner Wurzeln vergewissern. Exakt das ist mein "Warum" hinter der Jagd. Einige hier werden das als mythisch-pseudoreligiösen Quatsch abtun. Ich hab's schon gesagt: diese Leute tun mir leid, sie wissen gar nicht, was sie alles verloren haben in ihrer effizienz- und nutzenorientierten Supermarktseele.

Nur wenn ich eine Legitimation jenseits der gesetzlichen Anforderungen, der ökologischen und betriebswirtschaftlichen Nutzenargumentation habe, kann ich sicherstellen, dass wir in einer zunehmend entwurzelten, naturfernen, urbanen Gesellschaft auch in Zukunft noch jagen können.

Und das ist dann auch meine Begründung und meine Legitimation, mein "Warum" für mein Jagen: weil es mein menschliches Recht ist! Weil es zu unserer menschlichen Kultur gehört! Und dazu gehört für mich persönlich dann auch eine Achtung und Wertschätzung gegenüber der Jagdkultur mit ihrer Weidgerechtigkeit, ihren Bräuchen und Traditionen.
 
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Gelöschtes Mitglied 25014

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Zum Gruße,
@ratzeputz -
absolut der beste Beitrag bisher zu diesem Thema, in meinen Augen jedenfalls!

Das tut mir aufrichtig leid für Dich.
Für mich der polemischte Beitrag verpackt in viele Worthülsen.

Als wenn das Eine das Andere auschließt.
Gleichzeitig wird Toleranz diffamiert als Feigheit,Desinteresse und Faulheit und gleichzeitig alle die nicht der gleichen Meinung sind wie man selber als nutzerorientierte Supermarktseele diskreditiert.

Und übrigends eine Jagd jenseits der Ökologie (für den Verfasser : Wechselwirkung zwischen Lebewesen und Umwelt) kann es garnicht geben wenn die Jagd überleben soll.

Diese Form der Jagd (die es früher gab) hat zur kompletten Zerstörung und Vernichtung einzelner Individuen und in sich funktionierender Systeme geführt.

Und um es nochmal klarzustellen, ich wechsle beim Streckenplatz nach einer Drückjagd mein Cap gegen einen Hut, stecke mir den Bruch an die rechte Seite und nehme den Hut ab beim Halali (auch umstritten weiss ich).
Mir gefällt diese Tradition aber ich bin darin nicht geistig verhaftet wie Einige hier.

Ich kann gut damit leben, dass Einige all das nicht tun und trotzdem gute Jäger sind (von denen ich einiges gelernt habe).

Toleranz ist also nicht Feigheit sondern Fähigkeit und das fehlt hier offensichtlich einigen.
 
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@ratzeputz: Ich kritisiere an Deinem Zugang zur Jagd: gar nichts. Um das auszuleben, benötigst Du aber, wenn Du nicht selber Eigentümer einer Eigenjagd bist, Grundeigentümer, die Deinen Weg mitgehen. Die gibt es sicher. Dort musst Du dann hin. Aber es gibt eben, aus meiner Beobachtung, zunehmend, die Forderungen, die Jagd so auszuüben, wie sie im Gesetz definiert ist: Schadensvermeidung, artenreicher Wildtierbestand + die individuellen Ansprüche der Eigentümer.
Aus meiner Sicht führt gerade Deine Sicht der Jagd ins gesellschaftliche Abseits, jedenfalls dann, wenn die Ansprüche der Gesellschaft durch Deine Vorgehensweise nicht erfüllt werden. Schießautomaten halte ich aus vielerlei Gründen für keine realistische Option, das Modell „Genf“ aber schon. Wer das gut findet, mag sich traditionell weitertummeln.
 
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@ratzeputz: Ich kritisiere an Deinem Zugang zur Jagd: gar nichts. Um das auszuleben, benötigst Du aber, wenn Du nicht selber Eigentümer einer Eigenjagd bist, Grundeigentümer, die Deinen Weg mitgehen. Die gibt es sicher. Dort musst Du dann hin.

Weshalb? Der Grundeigentümer (in der Mehrheit Mitglied einer Jagdgenossenschaft) gibt eigentlich "keinen Weg vor". Als Verpächter richten sich die meisten an den örtlichen Gegebenheiten (Pachtpreis usw.) und wollen die gesetzlichen Vorgaben erfüllt wissen. Hinzu kommt häufig noch eine gewisse Übernahme von Wildschäden in Forst und Flur und gut ist.

@ratzeputz
Aber es gibt eben, aus meiner Beobachtung, zunehmend, die Forderungen, die Jagd so auszuüben, wie sie im Gesetz definiert ist: Schadensvermeidung, artenreicher Wildtierbestand + die individuellen Ansprüche der Eigentümer.

Ratzeputz Vorgehen beinhaltet doch eine Jagdausübung nach den gesetzlichen Vorgaben. Wo siehst Du diese nicht erfüllt?
Was verstehst Du unter individuellen Ansprüchen der Eiegntümer?
Artenreicher Bestand wird in einigen Fällen bereits durch rechtliche Vorgaben deutlich eingeschränkt. Beispielhaft möchte ich die Einschränkungen oder Verbote bei der Bejagung von Prädatoren, insbesondere mit der Falle nennen. Dies beziehe ich nicht nur auf Fuchs und Co., sondern z.B. auch auf Rabenvögel.

@ratzeputz
Aus meiner Sicht führt gerade Deine Sicht der Jagd ins gesellschaftliche Abseits, jedenfalls dann, wenn die Ansprüche der Gesellschaft durch Deine Vorgehensweise nicht erfüllt werden.

Welche Ansprüche hat die Gesellschaft an der Jagd? Hat die Gesellschaft über die rechtlichen Verpflichtungen hinaus einen Anspruch eigene Anspüche zu formulieren?
Weshalb sollte die Jagd durch Ratzeputz Einstellung in Abseits führen?

Fragen über Fragen, ich hoffe Du wirst mir entsprechende Antworten geben können.

wipi
 
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Gelöschtes Mitglied 23774

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Weshalb? Der Grundeigentümer (in der Mehrheit Mitglied einer Jagdgenossenschaft) gibt eigentlich "keinen Weg vor". Als Verpächter richten sich die meisten an den örtlichen Gegebenheiten (Pachtpreis usw.) und wollen die gesetzlichen Vorgaben erfüllt wissen. Hinzu kommt häufig noch eine gewisse Übernahme von Wildschäden in Forst und Flur und gut ist.
In den meisten Fällen gibt aber der Grundeigentümer vor das er keine oder kaum Wildschäden toleriert und gibt dir damit den Abschuß vor. Wildschadenszahlungen für Wald sind derart lächerlich das es sich gar nicht lohnt darum zu streiten. Hast schon einmal als geschädigter Waldbesitzer an so einer Schadensaufnahme und Berechnung durch Bezirksförster und Schlichter reilgenommen?
Aber es gibt eben, aus meiner Beobachtung, zunehmend, die Forderungen, die Jagd so auszuüben, wie sie im Gesetz definiert ist: Schadensvermeidung, artenreicher Wildtierbestand + die individuellen Ansprüche der Eigentümer.
Das ist z.B. eine Forderung die die Ökos mit ihrer Nichtbejagung von Raubwild nicht erfüllen!
 
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Ich schreib‘ rein, muss gleich zu Knöpfle in der Brüh.

Weshalb? Der Grundeigentümer (in der Mehrheit Mitglied einer Jagdgenossenschaft) gibt eigentlich "keinen Weg vor". Als Verpächter richten sich die meisten an den örtlichen Gegebenheiten (Pachtpreis usw.) und wollen die gesetzlichen Vorgaben erfüllt wissen. Hinzu kommt häufig noch eine gewisse Übernahme von Wildschäden in Forst und Flur und gut ist.

> Ist das so? Hier wollen die Feld-Eigentümer, dass Schwarzwild intensiv bejagt wird und gerne auch Füchse. Und die Wald-Eigentümer wollen, dass sie ohne Zaunbau z.B. die Weißtanne durchbringen. Es gibt natürlich auch Grundeigentümer, denen ist das alles egal, wieder andere wollen maximale Pachterlöse, andere sehen gerne Wild, wieder andere nicht.
Und natürlich gibt es auch zahlreiche körperschaftliche und staatliche Grundeigentümer mit Eigenjagdflächen und die wissen in der Regel, was wollen, auch das mit sehr unterschiedlicher Ausprägung. Und solange niemand auf Ausrottung einer Art hinarbeitet und legale Methoden zur Jagdausübung anwendet, passt das.


Ratzeputz Vorgehen beinhaltet doch eine Jagdausübung nach den gesetzlichen Vorgaben. Wo siehst Du diese nicht erfüllt?
Was verstehst Du unter individuellen Ansprüchen der Eiegntümer?
Artenreicher Bestand wird in einigen Fällen bereits durch rechtliche Vorgaben deutlich eingeschränkt. Beispielhaft möchte ich die Einschränkungen oder Verbote bei der Bejagung von Prädatoren, insbesondere mit der Falle nennen. Dies beziehe ich nicht nur auf Fuchs und Co., sondern z.B. auch auf Rabenvögel.

> @ Ratzeputz gibt den jagdlichen Genießer, den der Hauptzweck der Jagd, und das ist nun einmal die Schadensvermeidung, als nebensächlich darstellt. Und wer dies propagiert, sorgt dafür, dass man die Privatjagd über kurz oder lang überflüssig und gesellschaftsschädlich finden wird. Damit eine erstklassige Unterstützung von PETA & Co

Welche Ansprüche hat die Gesellschaft an der Jagd? Hat die Gesellschaft über die rechtlichen Verpflichtungen hinaus einen Anspruch eigene Anspüche zu formulieren?

> Unterschiedliche Ansprüche. Der Trend der Indivdualisierung, Ökologisierung, Egomanie, Freizeitverhalten usw. läuft der Jagd zuwider. Das trotzige Stampfen mit dem Fuß ist nicht nur Hilfsleistungen, sondern auch regelrecht blöd.
Das Recht ist das Spiegelbild der gesellschaftlichen Ansprüche. Und so wie sich diese ändern, ändert sich nachlaufend auch das Recht, nicht einmal Auswüchse sind ausgeschlossen, man denke nur an den Dieselwahnsinn.


Weshalb sollte die Jagd durch Ratzeputz Einstellung in Abseits führen?

> Weil Jagd als persönliche Maximalbespaßung ohne Rücksicht auf die Interessen der Eigentümer und der Gesellschaft ins Abseits führt. Das allerdings dann zurecht.

Fragen über Fragen, ich hoffe Du wirst mir entsprechende Antworten geben können.

wipi
 
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In den meisten Fällen gibt aber der Grundeigentümer vor das er keine oder kaum Wildschäden toleriert und gibt dir damit den Abschuß vor. Wildschadenszahlungen für Wald sind derart lächerlich das es sich gar nicht lohnt darum zu streiten. Hast schon einmal als geschädigter Waldbesitzer an so einer Schadensaufnahme und Berechnung durch Bezirksförster und Schlichter reilgenommen?

> Die Jagdgenossenschaft kann z.B. in den Pachtvertrag reinschreiben, dass pro verbissene Tanne 1 € zu bezahlen ist, jeder Einzelschutz, jeder Zaun (inkl. Kontrolle und Abbau), jede Wuchsschutzhülle. Und da bekanntlich jeden Tag ein Blöder aufsteht, den es zu finden gilt, ist das durchaus aussichtsreich.

Das ist z.B. eine Forderung die die Ökos mit ihrer Nichtbejagung von Raubwild nicht erfüllen!

> Wo gibt es diese Forderung? Hier im Forum stellt die keiner auf. „Fuchslöchern“, die jetzt neuerdings „Artenschutzwochen“ genannt werden, sind allerdings Blödsinn, da sie die Population nicht beeinflussen. Wer das wollte, müsste Fangjagd betreiben, Baujagd usw. Wenn das jemand bei mir machen will, werde ich ihn nicht davon abhalten.
 
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Gelöschtes Mitglied 23774

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> Wo gibt es diese Forderung?

Die Forderung nach einem Artenreichen Wildbestand bedingt ganz einfach Raubwildbejagung auch da sonst kaum Niederwild vorkommen wird.
> Die Jagdgenossenschaft kann z.B. in den Pachtvertrag reinschreiben, dass pro verbissene Tanne 1 € zu bezahlen ist, jeder Einzelschutz, jeder Zaun (inkl. Kontrolle und Abbau), jede Wuchsschutzhülle. Und da bekanntlich jeden Tag ein Blöder aufsteht, den es zu finden gilt, ist das durchaus aussichtsreich.
Das was du da bei mir reinzitiert hast hab ich so noch nie wo gelesen, ist möglicherweise in Deutschland anders.
 
Y

Yumitori

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Das tut mir aufrichtig leid für Dich.
Für mich der polemischte Beitrag verpackt in viele Worthülsen.

Als wenn das Eine das Andere auschließt.
Gleichzeitig wird Toleranz diffamiert als Feigheit,Desinteresse und Faulheit und gleichzeitig alle die nicht der gleichen Meinung sind wie man selber als nutzerorientierte Supermarktseele diskreditiert.

Und übrigends eine Jagd jenseits der Ökologie (für den Verfasser : Wechselwirkung zwischen Lebewesen und Umwelt) kann es garnicht geben wenn die Jagd überleben soll.

Diese Form der Jagd (die es früher gab) hat zur kompletten Zerstörung und Vernichtung einzelner Individuen und in sich funktionierender Systeme geführt.

Und um es nochmal klarzustellen, ich wechsle beim Streckenplatz nach einer Drückjagd mein Cap gegen einen Hut, stecke mir den Bruch an die rechte Seite und nehme den Hut ab beim Halali (auch umstritten weiss ich).
Mir gefällt diese Tradition aber ich bin darin nicht geistig verhaftet wie Einige hier.

Ich kann gut damit leben, dass Einige all das nicht tun und trotzdem gute Jäger sind (von denen ich einiges gelernt habe).

Toleranz ist also nicht Feigheit sondern Fähigkeit und das fehlt hier offensichtlich einigen.
Zum Gruße,
so habe ich den Beitrag nicht verstanden, vielmehr als Definition, unter welchen Umständen Toleranz zur Feigheit sich wandelt.
Und wo steht denn geschrieben, dass man sich immer einigen muss ?
Wenn man eine solche Einigung als Kompromiss bezeichnen will, so warne ich immer davor, in diesem Sinne und Bestreben so lange eigene Standpunkte aufzugeben, bis man keine mehr hat und dem Widerpart vor die Füße fällt.
L e b e n kann ich mit Deiner Auffassung durchaus auch- aber ich will niemals mit ihr jagen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 25014

Guest
Zum Gruße,
so habe ich den Beitrag nicht verstanden, vielmehr als Definition, unter welchen Umständen Toleranz zur Feigheit sich wandelt.
Und wo steht denn geschrieben, dass man sich immer einigen muss ?

Toleranz hat nichts damit zu tun das man sich einigt.
Toleranz erfordert im Sinne des Ursprungs des Wortes, die Meinung anderere zu erdulden.
Aber selbst das überfordert hier nicht wenige.
 
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25 Mai 2011
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Es ist ja nicht wirklich überraschend, dass diese Diskussion hier so verläuft, wie sie verläuft. Es gibt zwar immer wieder Kandidaten, die meinen allgemeingültig feststellen zu können, was "die Jagd" braucht und was nicht, aber das ist natürlich dumm, überheblich, arrogant und noch ein paar Dinge mehr, die hier aber nicht hergehören.

Tatsächlich kann niemand von uns sagen, was "die Jagd" braucht, weil niemand sagen kann, was "die Jagd" eigentlich ist oder wer "die Jäger" eigentlich sind. Der kleinste gemeinsame Nenner ist wohl: wir töten Tiere im Freien. Und danach splittern sich Begründungen, Motivationen, Rechtfertigungen, Arten, Methoden ganz vielfältig auf.

(Eigentlich wollte ich als kleinsten gemeinsamen Nenner schreiben: wir töten freilebende Tiere. Dann habe ich aber an die "Jäger" gedacht, die Trophäenträger im Gatter oder angebundene Hirsche in Osteuropa schießen und auch an diejenigen, die ihre Schießfertigkeiten gerne auf Lebewesen "proofen" und ihre in ungarischen Gattern gefilmten Kunstfertigkeiten als "Jagdfilme" vermarkten. Entweder sortieren wir die ganz aus der Gruppe der "Jäger" raus oder einigen uns auf "Tiere im Freien". Und die Entomologen ("Subtile Jagden") und Angler ("Tuna Hunter") mögen mir eine gewisse taxonomische Großzügigkeit verzeihen.)

Alle Jäger über einen Kamm scheren zu wollen ist ungefähr so sinnlos, wie z.B. alle Autofahrer über einen Kamm scheren zu wollen. Stellen wir ein Autofahrer-Forum vor mit Mitgliedern vom Berufskraftfahrer über den Formel 1-Piloten, Offroad-Freaks, Taxifahrer, Viel- und weniger Vielfahrer bis hin zum Opa, der sein Auto jede Woche 5 Km zum sonntäglichen Brötchenholen bewegt. Niemand würde auf die Idee kommen, dass die irgendwas miteinander gemeinsam haben außer der Tatsache, dass sie ein Auto fahren.

Die eigentliche Frage, die man stellen muss und die man legitim auch nur stellen darf ist: WARUM geht jemand jagen? Was ist seine persönliche Motivation, sein Antrieb? Und nur auf Basis einer dann folgenden sehr persönlichen Antwort kann man überhaupt sinnvoll diskutieren, ob jemand z.B. Tradition "braucht" oder nicht.

Nun könnte man daraus zusammenfassen: fein, jeder macht wie er will, lässt auch andere machen wie sie wollen und versucht nicht zu missionieren, zu bekehren und zu belehren. Jeder akzeptiert die abweichenden Motivationen anderer und schaut nicht abwertend auf sie herab. Dann sind alle glücklich. Toleranz halt.

Über den Wert von Toleranz kann man nun sehr intensiv diskutieren. Toleranz wird ja leider gerne vorgeschoben, wenn eigentlich Desinteresse, Faulheit und vor allem Feigheit dahinterstehen. Das mag und mache ich nicht. Wenn Toleranz etwas beschädigt, was mir wertvoll und wichtig ist, dann muss ich abwägen und dann muss Toleranz auch zurückstehen.

Und bei dieser konkreten Frage glaube ich, dass die oben beschriebene Toleranz nicht wirklich sinnvoll und hilfreich ist. Ich bin überzeugt, dass es bestimmte Antworten auf die "Warum gehst Du jagen?"-Frage gibt, die zwar für den jeweiligen Jäger ehrlich und angemessen sind, langfristig aber tatsächlich zur Abschaffung der Jagd führen und deshalb zumindest von mir nicht wirklich toleriert werden können! Das muss ich aber - glaube ich - erklären:

Gerade diejenigen, die Traditionen und Bräuche als überflüssig und nutzlos ablehnen, beantworten die "Warum gehst Du jagen?"-Frage meist sehr nutzen- und sachorientiert: angemessener Wildbestand (was hauptsächlich Schalenwildmanagement bedeutet), Ökologie, Wildbiologie, waldbauliche und landwirtschaftliche Anforderungen, betriebswirtschaftliche Überlegungen etc. pp. Diese Jäger-Gruppe argumentiert auch schlüssigerweise ähnlich nutzen- und ergebnisorientiert, wenn es um Ausrüstung oder Jagdpraxis geht - alles was dazu dient, die jagdlichen Ziele möglichst effektiv und effizient zu erreichen, ist erstmal willkommen. Gerade wenn man Jagd beruflich betreibt, ist das für mich sogar durchaus auch nachzuvollziehen.

Für mich wird die Argumentation dieser Gruppe aber ganz kritisch, wenn behauptet wird, dass dieses die einzige wirkliche Legitimation für die Jagd ist! Wenn ich Jagd so (und nur so) begründe: Erfüllung gesetzlicher Anforderungen, Erfüllung betriebswirtschaftlicher Anforderungen von Wald- und Landwirten, Seuchenmanagement - um nur die wichtigsten zu nennen - DANN arbeite ich daran, die Jagd abzuschaffen.

Um das zu verstehen, muss man nur konsequent, stringent und redlich weiterdenken. Wenn ich heute jagdliches Handeln hauptsächlich unter Effektivitäts- und Effizienzgesichtspunkten bewerte und z.B. auch alles an Technik integriere, um effektiver und vielleicht auch für das Wild noch störungsarmer (und damit tierschutzgerechter) zu jagen, dann werde ich demnächst die heute schon jagdlich z.B. zur Kitzsuche eingesetzten Drohnen auch zur Vorbereitung und Durchführung von Drückjagden nutzen. Es wäre doch prima, wenn ich bei einer DJ permanent weiß, wo die Rotten und Rudel stehen; dann kann ich meine Treiber besser steuern und noch effektiver Strecke machen. Vielleicht brauche ich dann nur eine DJ pro Saison statt bisher zwei; das ist dann auch besser (störungsarmer) für's Wild. Wenn ich grundsätzlich aus einer Nutzenlegitimation heraus argumentiere, kann ich sowas redlich NICHT ablehnen.

Gehen wir ein paar Schritte weiter: was spricht gegen Erlegungsautomaten an Kirrungen, Wechseln, Schadstellen? Wir reden über autonom fahrende Autos - es wäre heute schon technisch völlig problemfrei, Geräte zu konstruieren, die sowohl deutlich besser ansprechen und auch deutlich besser erlegen als das Menschen könnten. Auch aus Tierschutzaspekten und Wildbiologisch hat das nur Vorteile: das Gerät "sitzt 24x7 an", trotzdem stinkt es im Busch nicht nach Mensch, die Jagd ist deutlich störungsarmer. Betriebswirtschaftlich gesehen auch deutlich billiger, ich spare mir vielleicht den Berufsjäger oder den jagenden Förster. Ich brauche nur noch einen Hiwi, der die toten Tiere einsammelt und verwertet.

Natürlich werden wir in Deutschland ein waffenrechtliches Problem haben und es wird sehr schwer durchzusetzen, unbeaufsichtigte Schußwaffen in den Wald zu hängen (eher wegen der Missbrauchsgefahr - solche Erlegungsautomaten werden deutlich weniger menschliche Tote produzieren, als wir Jäger es heute tun) aber ethisch und moralisch gibt es KEINE Argumente gegen solche Szenarien, wenn ich Jagd aus Nutzenaspekten heraus begründe.

Selbst wenn dieses Szenario vielleicht unrealistisch ist: was spricht gegen die Bejagung von Sauen im Mais per Drohne oder aus Kleinhelikoptern? Das wäre ein prima Geschäftsmodell als Ergänzung für die heutigen Maismietmeuten. Was spricht gegen Empfängnisverhütung zur Regulierung der Schalenwildbestände? Gegen selektive Sterilisierung über Medikamente? Wenn ich nutzenorientiert argumentiere, Effektivität, Effizienz, die Wildbiologie und auch den Tierschutz im Blick habe und als alleinige Legitimation verwende, kann die ehrliche Antwort nur sein: GAR NICHTS! Denken wir Forschung und technische Entwicklung ein paar Jahre weiter, dann braucht es keine Jäger mehr. Dann braucht es auch keine jagenden Förster mehr, dann reichen Wald-Betriebswirte.

Und wir können sicher sein: die heutigen Gegner der Jagd wissen das und werden auf solche Szenarien hinarbeiten. Ich würde einiges darauf verwetten, dass ich das noch erlebe und dass es eine grün-schwarze Koalition sein wird, die den Einstieg in den Ausstieg aus der Jagd in ein Gesetz gießen wird - WENN wir das zulassen.

Was kann man dagegen tun? Vehement darauf bestehen, dass Jagd eben NICHT NUR effektives und effizienten Wildtiermanagement oder Schadensverhütung oder Seuchenbekämpfung ist, sondern deutlich mehr. Und dieses "deutlich mehr" hat NICHTS mit Nutzenorientierung und Wildbiologie und Ökologie zu tun, sondern mit aus meiner Sicht viel wichtigerem: unserem Menschsein!

Jagd gehört zu unserer Natur und ist Kernelement unserer evolutionären und kulturellen Entwicklung. Und vielen Jägern (unter anderem mir) geht es bei der Jagd auch gerade darum: mich zu erden, mich eins zu fühlen mit den Abläufen der Natur um mich herum, den eigenen Platz einzunehmen im Kreislauf aus Werden und Vergehen. Viele hier werden den nicht mehr kennen, aber Gryzmek hat sich als Tod gewünscht, von Löwen in der Savanne zerissen zu werden - einfach aus Konsequenz. Das werden von uns hier nur die wenigsten "erleben" (vielleicht eher noch von Wölfen), die meisten werden wahrscheinlich von Würmern gefressen werden (was ja gewissermaßen auch eine feine Ironie beinhaltet), aber trotzdem: wir gehören zu diesem Zyklus dazu.

Für mich ist Jagd auch Natur erleben, Teil der Natur sein, mich meiner Herkunft und meiner Wurzeln vergewissern. Exakt das ist mein "Warum" hinter der Jagd. Einige hier werden das als mythisch-pseudoreligiösen Quatsch abtun. Ich hab's schon gesagt: diese Leute tun mir leid, sie wissen gar nicht, was sie alles verloren haben in ihrer effizienz- und nutzenorientierten Supermarktseele.

Nur wenn ich eine Legitimation jenseits der gesetzlichen Anforderungen, der ökologischen und betriebswirtschaftlichen Nutzenargumentation habe, kann ich sicherstellen, dass wir in einer zunehmend entwurzelten, naturfernen, urbanen Gesellschaft auch in Zukunft noch jagen können.

Und das ist dann auch meine Begründung und meine Legitimation, mein "Warum" für mein Jagen: weil es mein menschliches Recht ist! Weil es zu unserer menschlichen Kultur gehört! Und dazu gehört für mich persönlich dann auch eine Achtung und Wertschätzung gegenüber der Jagdkultur mit ihrer Weidgerechtigkeit, ihren Bräuchen und Traditionen.
Fein, fein, fein! (y)
 

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