Jagd braucht Traditionsbewusstsein

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Stimmt er war nur menschlich und jagdlich "neben der Spur" aber sonst komplett in Ordnung.

Eine der größten Seuchen dieser Zeit ist es, das Verhalten früherer Menschen (und ganzer Gesellschaften) krampfhaft nach den heutigen - gerade gültigen - Maßstäben beurteilen zu wollen, um dann Aussagen über deren Charakter zu treffen. Oftmals Zwerge, die mit Ihren Schäufelchen Dreck nach den Stiefeln der Riesen werfen...
 
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...
Was sich durch den Faden zieht: die „Traditionalisten“ wollen auch allen anderen vorschreibe, wie sie die Jagd praktizieren sollen, während die „Nichttraditionalisten“ das wesentlich liberaler sehen: wer das praktizieren mag, soll es tun. Auch wenn es vielleicht nicht so ganz klever ist in Bezug auf die Zukunftsfähigkeit der Jagd.

@ OVS,

das nehme ich in dieser Ausprägung nur bedingt so wahr, zumindest dann, wenn wir die Traditionalisten den ÖJVlern gegenüberstellen. Da war in der Vergangenheit, gerade um die Debatte des Ökologischen Jagdgesetzes in NRW, der ÖJV schon einflussnehmender Rädelsführer und wünschte sich die alleinige Deutungshoheit in Sachen 'richtige/ falsche' Jagd.

Seit ich diesen Thread verfolge, bin ich eh in einer Identitätskrise und frage mich, was und wer ich - fernab der konkreten ÖJV Debatte - hinsichtlich der diskutierten Traditionen eigentlich bin. Mit dem gern mal zelebrierten Pathos habe ich so meine Differenzen. Ansonsten mag ich einen relevanten Teil der jagdlichen Traditionen, pflege damit im Allgemeinen aber einen recht pragmatischen Umgang und kann somit die teils heftig geführte Diskussion (soweit sie nicht gerade den ÖJV betrifft) nur bedingt nachvollziehen.

Es ist mir auch schleierhaft, warum für die Jagd nicht Spaß und Freude (Passion) die wesentliche Motivation sein sollte und man dabei dem gesetzlichen Auftrag und den Wünschen des Eigentümers entsprechen können soll.


Grosso
 
G

Gelöschtes Mitglied 25014

Guest
Eine der größten Seuchen dieser Zeit ist es, das Verhalten früherer Menschen (und ganzer Gesellschaften) krampfhaft nach den heutigen - gerade gültigen - Maßstäben beurteilen zu wollen, um dann Aussagen über deren Charakter zu treffen. Oftmals Zwerge, die mit Ihren Schäufelchen Dreck nach den Stiefeln der Riesen werfen...

Absolut richtig. Würde ich Ihn nach den damaligen Maßstäben beurteilen würde das anders aussehen.
Damals waren Mörder salonfähig.
Wenn Frevert ein Riese in deinem Leben darstellen sollte bist du sehr bedauernswert.
Und eine der größten Seuchen unserer Zeit ist das relativieren von Mördern.
 
Y

Yumitori

Guest
Zum Gruße,
was ist denn das "gerne mal zelebriert Pathos"
Ein "feierliches Ergriffensein" habe ich beim Strecke Legen oder beim Halali nie gespürt, allenfalls eine Berührung.
Ich bin manches Mal - je nach Erlebnisintensität - bei eigenem Jagderfolg oder früher dem der von mir geführten Gäste ergriffen gewesen - aber nie, wenn etwas zelebriert wurde.
Das heißt h a l t - ein einziges Mal doch und das obwohl ich es mit dem neuen Testament nicht so habe: Bei einer sehr schön organisierten und zelebrierten Hubertusmesse mit sehr vielen Hörnern in einer Kirche. Leider war es mir nicht vergönnt, mal zu einer der großen Hubertusmessen reisen zu können, d a könnte ich mir auch vorstellen, dass ich ergriffen bin.
Und ansonsten ist es immer wieder nur das eigene Erleben, das einen ergreifen kann.
Ich werde niemanden ausschimpfen, der seinen Erlegerbruch links am Hut trägt oder bei "Waidmannsheil" nicht links das Glas hebt. Wenngleich man sich schon überlegen kann, ob ein "Linksträger", dem man nicht gerade bei einer konkreten Jagd begegnet, nicht etwa einen Trauerfall oder sonst einen höchst offiziellen Anlass zu begehen hat.
Dass das "Linkstrinken" militärischen Ursprungs ist, hatten wir schon abgehakt, denke ich.
Man sollte auch in der Lage sein, einen Warnbruch zu erkennen, gerade wenn man in einem fremden Revier unterwegs ist.
Anschuss- und ggf. Folgebruch haben sicher ihren Sinn nicht verloren, im Zeitalter von cellphone und Flatterband aber viel eingebüßt, wie gesagt, es gibt Reviere ohne Netzempfang, ein cellphone kann durch Nässe unbrauchbar werden und es gibt Stellen, da würde ich nicht mit Flatterband auf einen Anschuss hinweisen wollen.
Da sind wir aber doch schon so gut wie durch - das Strecke Legen als solches ist nicht nur Tradition, es lässt alle an der Jagd Beteiligten sehen und erkennen, welchen Erfolg die Jagd hatte. Das kann gerade bei Landwirten durchaus positiver wirken als das simple Berichten: "Wir haben acht Schweine tot!"
Ich bin bekennender Einzeljäger, mit mehr als drei oder vier guten Jagdfreunden jage ich nicht mehr zusammen. Und wir legen, wenn uns Jagderfolg beschieden ist, noch immer Strecke, als meine Zahnbeschwerden es noch zuließen, verbliesen wir auch alles gemeinsam und d a hat es mich oft ergriffen - weil meine Freunde oder ich Jagderfolg hatten, bei Jagderfolg Dritter, die ich nicht kenne, freue ich mich gerne mit, Ergriffenheit, wollte man das Wort überhaupt bemühen, bleibt meist aus.
 
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Da war in der Vergangenheit, gerade um die Debatte des Ökologischen Jagdgesetzes in NRW, der ÖJV schon einflussnehmender Rädelsführer und wünschte sich die alleinige Deutungshoheit in Sachen 'richtige/ falsche' Jagd.
Das stößt mir auch auf - dass ein Verband, jedweder Ausrichtung, meint eine Deutungshoheit zu haben. Dazu gibt es zu viele Gründe zum jagen, zu viele Facetten und Einzelentscheidungen um alle unter einen Hut zu bekommen. Ich fühle mich von keinem der Jagdverbände repräsentiert. Ich gönne aber jedem seine Art zu jagen und nehme keinen Anstoß an Leuten, die einen anderen Weg gehen als ich.

Wir sind uns hoffentlich auch alle einig, dass Sicherheit und Tierschutz gemensame Werte sind. Denn wenn krankgeschossenes Wild oder Verletzte durch Querschläger in der Presse auftauchen, wird auf „die Jäger“ - uns alle - geschimpft.
 
D

doghunter

Guest
Also bei manchen Spruch hier glaube ich wieder an die Kirche und die heilige Inquisition! Was manche für einen Zauber aus der Nahrungsbeschaffung, Revierpflege und dem Jagdschutz machen. Toll!! Spirituell oder so! Meinen Respekt habt ihr

PS: Während einige hochergriffen und mit dem Hut in der Hand (ein kleines Stück Holz daran befestigt) ein Rebhuhn verblasen, haben wir heute 4 "Wildschweinchen" erlegt. Mit Basecap und Strickmütze, weil es kalt war und Ausnahmsweise nicht mit Adileten, sondern Stiefeln!
Wer ironie findet, darf sie gerne behalten :p:cool:
 
G

Gelöschtes Mitglied 23774

Guest
PS: Während einige hochergriffen und mit dem Hut in der Hand (ein kleines Stück Holz daran befestigt) ein Rebhuhn verblasen, haben wir heute 4 "Wildschweinchen" erlegt. Mit Basecap und Strickmütze, weil es kalt war und Ausnahmsweise nicht mit Adileten, sondern Stiefeln!
Wer ironie findet, darf sie gerne behalten :p:cool:
Du kennst dich nicht aus, bei einem Rebhuhn hat niemand ein Stück Holz am Hut ;).
Und? Jeder hat andere Freuden, und darf sie auch haben. Manchen bedeutet ein sauber aus dem Himmel geholtes Rebhuhn ebensoviel wie anderen ein Wildschwein. Wenn man sich darüber lustig macht zeugt das nicht von überragender Intelligenz.
Weidmannsheil zu den Wildschweinen.
 
D

doghunter

Guest
Du kennst dich nicht aus, bei einem Rebhuhn hat niemand ein Stück Holz am Hut ;).
Habe auch nie behauptet mich mit diesem Kram auszukennen o_O

Und? Jeder hat andere Freuden, und darf sie auch haben
Absolut, mein Reden seit gefühlten 100 Seiten

Manchen bedeutet ein sauber aus dem Himmel geholtes Rebhuhn ebensoviel wie anderen ein Wildschwein
Jepp, finde ich auch gut....bei uns wäre das auch so

Wenn man sich darüber lustig macht zeugt das nicht von überragender Intelligenz.
Jetzt hast du mich erwischt! Ein "kluger Bursche" bist du scheinbar :geek:

Weidmannsheil zu den Wildschweinen.
Schreibt man das nicht "Waidmannsheil"? Da wären wir wieder beim Thema intelligenz :rolleyes: Trotzdem ein kräftiges Waidmannsdank :cool:
 
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Das ist bis auf optimierte Fleischhygiene (was ist schon perfekt? - Strecke legen sicher nicht) etwas Theater um die eigentliche Jagd herum und stört doch niemanden. Ihr könnt euch auch im kleinen internen Kreis einen Federbusch hinten reinstecken und im Kreis tanzen, wenn es euch gefällt und euch die Außenwirkung wurscht ist.

Wichtig für die Akzeptanz der Jagd in Zukunft halte ich ein sauberes Handwerk und Beschränkung auf die Felder, die sich authentisch und nachvollziehbar erklären lassen.

Ich hatte bereits a.a.O. darauf hingewiesen, dass das vermeintlich ach so wichtige "sofortige Verbringen der aufgebrochenen Stücke in eine Kühlung" in Sachen Fleischhygiene und -qualität der völlige Mumpitz ist!

Weder wird eine "Kühlkette unterbrochen" - weil sie nach dem Aufbrechen schlicht und ergreifend noch gar nicht begonnen hat - noch ist es überhaupt sinnvoll gerade aufgebrochene Stücke im noch nicht abgetrockneten Zustand in eine Kühlung zu verbringen. Die Zeit, die zwischen Erlegung und Aufbrechen vergeht und der Treffersitz sind dabei als wesentlich entscheidender anzusehen. Und das ist wohl unbestritten selbst bei gut organisierten Bewegungsjagden immer die potentielle Schwachstelle!

Damit scheidet diese Behauptung als "Argument" gegen das Streckelegen ebenso aus, wie die des "Schmutz-(oder Keim-)eintrages" beim Transport zur oder von dem Streckenplatz. KANN man alles sehr ordentlich gestalten, wenn man will - und auf einem Bett von unverbissenen Tannen-Gipfeltrieben wird da auch nix schmutzig...
 
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......

Schreibt man das nicht "Waidmannsheil"? Da wären wir wieder beim Thema intelligenz :rolleyes: Trotzdem ein kräftiges Waidmannsdank :cool:

Es hat nichts mit "Intelligenz" zu tun, sondern schlicht mit "jagdlichem Allgemeinwissen", wenn man Kenntins hat von der Tatsache, dass es zu diesem Wort zwei, sogar vom Duden bestätigte etymologisch korrekte Schreibweisen gibt...
 
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Und? Jeder hat andere Freuden, und darf sie auch haben. Manchen bedeutet ein sauber aus dem Himmel geholtes Rebhuhn ebensoviel wie anderen ein Wildschwein. Wenn man sich darüber lustig macht zeugt das nicht von überragender Intelligenz.
Weidmannsheil zu den Wildschweinen.

So ein Rebhuhn bedeutet möglicherweise sogar mehr, weil der Aufwand im Revier, um so ein Rebhuhn jagen zu können, ungleich höher ist. Ich habe deutlich mehr Achtung vor den Niederwild-Hegern und dem ungeheuren Aufwand, den sie betreiben als vor den Sauenstrecken-Protzern.

Ob das nun ein Zeichen von mangelnder Intelligenz ist? Auf jeden Fall ist es ein Zeichen von seelischer Verarmung. Das sind genau die Leute, die gar nicht wissen, was sie verloren haben. Jagen ist halt "Nahrungsbeschaffung, Revierpflege und Jagdschutz". Traurig.
 

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