.....Warum hat man aber Patronen viel größeren Kalibers entwickelt in einer Zeit wo es schon gute Patronen Kaliber 6,5mm gab , wenn die so wirksam auf starkes Wild gewesen wären ?.....
Weil man spielen wollte, weil man es nicht besser ergründet hatte, weil es einen Markt dafür gab oder weil man die
physikalischen Leistungen größerer Kaliber auf entsprechend starkes Wild haben wollte, insbes. auf kurze Distanzen. Mit großen Hülsen und Treibladungsmengen kann man auch Vorteile auf extrem weite Distanzen erreichen, wenn alle Komponenten sorgasam darauf ausgerichtet werden. NUR:...
....spielt das alles KEINE ROLLE für die üblichen Schussdistanzen und Wildstärken, die wir in Europa haben, weil dafür die physikalischen Eigenschaften mittlerer Kaliber mit entsprechend
geeigneten Geschossen völlig ausreichen, um die erwünschte Tötungswirkung auszulösen. Um das zu verstehen, muss man sich etwas mit dem
biologischen Prozess beschäftigen, der ein höheres Wirbeltier umbringt, wenn ein Geschoss eine mechanische Zerstörungswirkung in den inneren Organen auslöst. Bevor man also "nebulös" von mysteriösen "Bum-um" Effekten dicker Kaliber schwadroniert, sollte man
genau erklären können, welcher zuverlässige biologische Vorgang diese dickeren Kaliber besser als kleinere Kaliber dazu befähigen sollte, so eine Wirkung auszulösen.
Theorien dazu gab es schon viele, aber keine hat sich bis heute durchsetzen können:
- tötende und nicht tötende Läufe
- Stoppwirkung
- hohe Energieabgabe
- (paariger) Schockreflex
- Leistungsreserve bei schlechten Treffern
- u.s.w.
Nichts davon ist so zuverlässig oder reproduzierbar, das man es als sichere Basis betrachten könnte. Mal klappt es, und mal klappt es nicht.
Es gibt aber ein paar wichtige Grundlagen, die man annehmen kann. Das Geschoss soll dem beschossenen Wild in der Weise angepasst sein, dass es in den Thorax eindringt, dort eine ausreichende mechanische Zerstörung anrichtet, die höchste Gewähr dafür bietet, dass lebenswichtige Organe zerstört werden, die für einen schnellen Tod durch Kreislaufzusammenbruch sorgen. Ideal wäre dann noch ein Ausschuss mit geringer Restenergie.
Mehr kann man nicht erwarten. Es gibt keine "Zauberwirkung" irgendwelcher Jagdmunition jenseits dieses beschriebenen Vorgangs. Wir wissen, dass Geschosse mit hoher Auftreffgeschwindigkeit die Bildung großer pulsierender Wundkavernen mit entsprechend starker Gewebezerstörung unterstützen. Deshalb ist es ein Vorteil, Munition mit hoher Vz zu verwenden, wenn man die Wirkung steigern möchte. Vorraussetzung ist, dass die Geschossmasse (QB/SD) im Verhätnis zum Zielwiderstand ausreichend hoch ist, um auch die nötige Tiefenleistung zu erreichen.
Eben da liegt der Nachteil großer Kaliber für die in Europa üblichen Wildstärken: um ihre schweren Geschosse ausreichend schnell zu machen, braucht man große Hülsen mit viel TLP. Das ist teuer, rückstoßintensiv und .....unnötig!