Was für positive und unerwartete Erfahrungen habt Ihr denn mit eigentlich normalen Verhaltensweisen gesammelt?
Keine positive, eher eine unerwartete Erfahrung...:
ich fuhr kurz vor Mittag mit meinen Kindern auf der tschechischen Seite des Bayerischen Waldes lang, um den Weg nach Bayern abzukürzen. Es war November und hatte ein wenig geschneit, so dass die Felder grün-weiß aussahen. Temperaturen knapp über Null, aber ein steifer eisiger Wind.
Beim langsamen über die Hügel Cruisen übte ich meine "normale Verhaltensweise" aus: ich war immer mit einem Auge auf den Feldern, um mögliches Wild auszumachen.
Plötzlich entdeckte ich etwas in etwa 300 bis 400 m Entfernung, mitten auf einem krautig-grünen, halb schneebdeckten Feld: für ein ungeübtes Auge kaum auszumachen, aber für ein an die Suche nach Wild trainiertes hob sich dieses Etwas deutlich ab, sah auch irgendwie aus wie ein Lebewesen, doch sowohl von Farbe als auch Silhouette keines, dass ich sofort zuordnen konnte. Reh war es nicht. Eher Hund. Aber auch wieder nicht. Ich strengte meine Augen an, der Straßenverlauf brachte uns auch etwas näher heran. Was immer es war - es bewegte sich absolut nicht.
Ich fuhr jetzt ganz langsam, weil ich unbedingt wissen wollte, was das ist. Fast kam es mir vor . . . es sah fast aus . . . wie ein . . . allerdings . . . war das möglich? Ich fuhr noch langsamer. Hielt genau auf Höhe der seltsamen Erscheinung an. Der Körper war jetzt ungefähr 200 m weit weg. Tatsächlich, es schien ein Oberkörper zu sein. Ein Arm stütze sich auf den Boden.
Ich sagte den Kindern, bleibt im Auto, Warnblinker ein, und rannte hin. Je näher ich der Stelle kam, desto klarer wurde das Undefinierbare. Dann sah ich alles: eine alte Frau, in halbe Lumpen gekleidet, ohne Mütze. Die Spur zeigte, sie war vor Stunden schon, vielleicht sogar in der Morgendämmerung, aus der anderen Richtung quer übers Feld gekommen und hier zusammengebrochen. Bei dem Versuch aufzustehen, war sie auf halben Wege festgefroren. Sie konnte sich nicht mehr bewegen.
Ich sprach sie an. Sie stöhnte leise. Also lebte sie noch. Auf der Landstraße fuhr ein PKW vorbei. Ich winkte wie ein Irrer. Der Wagen hielt. Ich rannte hin, bat den Tschechen, den Rettungsdienst zu holen. Dann schleppten wir zu zweit die Alte zur Straße, legten sie auf die leicht warme Kühlerhaube des tschechischen PKW und wickelten sie in ein paar Schaffelle ein, die ich im Kofferraum hatte. Kurz darauf kam der Rettungsdienst und übernahm.
Ich sagte den Kindern, die natürlich alles mit angesehen hatten, seht ihr, man muss immer ein paar Schaffelle im Auto haben.
Die Frau hatte ne ziemliche Schnapsfahne. Ich denke mal, sie war in der Nacht vom Saufen nach Hause gelaufen und hatte es nicht geschafft. Bis heute denke ich, wenn ich nicht nach Wild Ausschau gehalten hätte - jemand anders hätte sie wahrscheinlich gar nicht bemerkt.