Mein erstes Mal...

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Um den Nachbarthread nicht zu kapern, mach ich selber mal einen auf...

Endlich hat es auch bei mir geklappt….
Nach bereits im April bestandener Prüfung hatte ich Ende Juni einen JES in einem Niederwildrevier Revier bekommen,
mit der Maßgabe, vorwiegend auf Füchse anzusitzen.

In sechs Ansitzen dort, hatte ich gerade mal an zwei Tagen Fuchs-Anblick, einmal davon in Schußweite.
Der Nervosität des Jungjägers war es wohl geschuldet, daß ich die Chance nicht nutzen konnte – vielleicht war es auch
nur Unvermögen. Übung macht den Meister…

Dann kam vom Jagdherrn die Ansage, daß ich einen Spießer schießen solle – sofern denn einer vorbei käme.

Rehwild hatte ich bei jedem der vorhergegangenen Ansitze jedes Mal reichlich, allerdings überwiegend weibliche Stücke
und stärkere Böcke.

Letzte Woche dann losgezogen um Fuchs UND Spießer nachzustellen (mit dem Gedanken im Hinterkopf, noch keinen
Spießer dort gesehen zu haben).

Angekommen an „meiner“ Wiese, wie immer Gewehr geladen, Gegend abgeglast, nichts im Anblick gehabt und Richtung
Sitz marschiert (ca. 200 m).
Nach ca. 30 m hatte ich das Gefühl, noch einmal einen Rundumblick machen zu müssen.

Da die Mahd ca. vier bis fünf Wochen zurückliegt, hat das Gras jetzt wieder eine Höhe von ca. 20-25 cm. Von den reichlich
anwesenden Hasen sieht man fast nur die Löffel. Daher hatte ich mir beim Abglasen auch nichts weiter gedacht, als ich
ein vermeintliches Paar Löffel sah. Aber dann fiel mir doch auf, daß das ziemlich große Ohren waren… Also nochmal zurück
geschwenkt und, was war das?
Ein Riesenhase mit Antennen..? Da hatte sich doch glatt ein mir noch unbekannter Spießer zum Wiederkäuen niedergetan
und starrte mich überrascht an. Zufall? Ein Wink von Diana?

Habe mir die Stelle, an der er lag, eingeprägt und mich dann wieder auf den Weg zum Sitz gemacht.
Dort angekommen, gleich wieder geglast und ihn sofort wieder gefunden.

Nach ca. einer Stunde Herumsitzens und Ausschau auch nach Füchsen haltend, hatte er sich endlich aufgemacht und fing
wieder an zu äsen. Dabei zog er aber leider immer weiter zur Straße zurück (die auch die Grenze zum Nachbarn markiert),
nicht, ohne vor meinem Auto noch mal innezuhalten (toller Kugelfang, dachte ich..).

Als er dann vollends Richtung seines Einstandes beim Nachbarn absprang, wurde es schon langsam dunkel. Da auch diesmal
die Füchse keine Lust auf mich hatten, baumte ich ab und zog mal wieder mit leeren Händen von dannen.

Gestern Abend dann wieder nach dem Aufrödeln die Gegend abgeglast, diesmal außer Hasen jetzt einen Bock mit zwei
Schmalrehen sowie eine Ricke mit zwei Kitzen in ca. 300m Entfernung (ca. 100m weiter als mein Sitz) gesehen.

Da die Stücke eh nicht für mich in Frage kamen, meinen Weg fortgesetzt und den Sitz eingenommen.
Die Rehe hatten sich sowas von überhaupt nicht durch mich gestört gefühlt, so daß sie die ganze Zeit in Sichtweite blieben.
Ich vertrieb mir die Zeit mit Greife beobachten. Daß Bussarde und Krähen zanken, war mir bewusst, aber diesmal konnte
ich den Luftkampf zweier Bussarde mit einem Turmfalken beobachten. Fand ich auch irgendwie spannend.

Außerdem auf Google Earth Entfernungen um meinen Ansitz herum eingeprägt.

Aber wie immer, kein Fuchs da.

Sonnenuntergang war ca. 21:40 Uhr und da es bedeckt war, wurde es ziemlich schnell duster. Um 21:45h hatte ich noch
mal auf die Uhr geguckt und mich entschieden, noch maximal 15 Minuten zu sitzen, als ich plötzlich von links (von der Straße
her) in gut 170m Entfernung einen orangenen Fleck wahrnahm.
Schnell das Glas zur Hand genommen und bestätigt bekommen, daß es mein Freund von letzter Woche war.

In der Hoffnung, daß er diesmal in meine Richtung ziehen würde, schon einmal die Büchse auf der Auflage platziert und
mittels der 15-fach Vergrößerung des ZF „meinen“ Spießer bestätigt.
Ich merkte, wie mein Puls anstiegt – sollte ich heute tatsächlich meine ersten Abschuß bekommen?

Der Bock zog langsam äsend weiter in meine Richtung, allerdings blieb er jetzt nicht mehr stehen sondern „schlenderte“
weiter voran.
Ich hatte das Gefühl, mein Gehörschutz verstärkte nicht die Außengeräusche sondern ließ meinen Herzschlag zu einem
Dröhnen anschwellen, daß einem 5.7 V8 Big Block alle Ehre gemacht hätte.

Diana hatte Einsehen mit mir. Plötzlich stand er. Und richtete sein Haupt auch noch auf. Was jetzt machen? Schießen?
Warten, ob er noch weiter rankommt? Was ist, wenn doch wieder umdreht oder abspringt?

Entfernung waren ca. 120m, der Leuchtpunkt saß knapp hinter dem Blatt, wie in der Ausbildung auf die Bockscheibe gelernt.
Und plötzlich hat es „Bumm“ gemacht.
Wie sagte unser Ausbilder immer – Finger auf dem Abzug und sich vom Schuß überraschen lassen. Hat geklappt.
Ich war überrascht, daß ich tatsächlich abgedrückt hatte.

Sofort die Gegend wieder abgeglast, aber die Bühne war leer. Oh Gott. Was, wenn ich nicht getroffen habe, oder ihn
krankgeschossen habe? 20m weiter fängt ein Wildacker mit brusthohem Bewuchs an. Keine Chance, da selber hinein zu gehen,
um zu suchen. Mittlerweile war es 21:55 Uhr, die Dunkelheit zog auf.

Sollte er nicht liegen und ich jetzt noch einen Anschuß finden wollte, musste ich mich beeilen.
Schnell einen Holunderast (der neben meinem Sitz lag) zum Markieren der Stelle gegriffen (keine gerechten Holzarten für
weidmännische Brüche in der Nähe) und hin zu der Stelle, wo ich den Anschuß vermutete.

Tausend (Horror) Gedanken gingen mir durch den Kopf… was, wenn..

Und dann lag der da, auf seiner linken Seite. Ich konnte gar keinen Einschuß erkennen und dachte schon, der ist vor Schreck
umgefallen…

Beim Anheben sah ich aber den Ausschuß – leider voll durchs linke Blatt. Mengenweise Schweiß und Knochensplitter im Gras.
Einschuß war voll auf dem rechten Blatt, obwohl ich etwas dahinter angehalten hatte.
Wir hatten gestern Abend direkten Seitenwind mit ca. 4-6 m/s (gem. Spezifikationen auf der Norma HP, hat die Vulkan eine
Abdrift von ca. 38mm bei 5 m/s. Das hätte ich bedenken und entsprechend weiter hinten anhalten müssen.
Nun gibt es keine Rehschulter..

Vor lauter Aufregung hatte ich völlig vergessen, ihn zu verbrechen, auch gab es keine Letzte Äsung.
Fürs nächste Mal gelobe ich Besserung – zumal mir beim Einladen ins Auto wieder aufgefallen war, daß ich vor einer Reihe
Eichen parkte…

Schnell noch ein paar Fotos gemacht, die, aufgrund meines Zitterns, ziemlich verwackelt waren. Also wiederholt, den Beständer
angerufen und berichtet, und dann, bei aufkommendem Nieselregen den Bock zum Auto geschleppt.

Mit dem Bock zum Jagdherrn gefahren und dort mit ihm zusammen aufgebrochen, ein Bierchen getrunken und dann immer
noch voll des Adrenalins nach Hause gefahren, wo Frau und Sohn schon warteten, um berichtet zu bekommen.

Eigentlich war der Bock wohl vom Wildhändler bestellt; aber weil es mein erster war, fragte ich, ob ich ihn abkaufen könnte.
Der Wunsch wurde mir erfüllt – aber ich muß jetzt einen neuen heranbringen… Gibt Schlimmeres…

Ach ja, Gewicht aufgebrochen, mit Haupt: 15,9 kg
Geschoss: Norma Vulkan, .30-06, 11,7gr
Entfernung ca. 120m, Flucht 0m

Sorry, ist'n bißchen länger geworden - hab mich in Wallung geredet...:geek:

Wmh
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WmH dem fermen Waidmann!
Holunder ist Äsungspflanze also ohne weiteres Bruchgerecht(y)
 
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Alles gut, musst dich für nichts entschuldigen. Ging mir beim ersten Stück Schalenwild nach bestandener Jägerprüfung genauso. Und manchmal auch noch heute.

Weidmannsheil zum Bock. (y)


Gruß der olle pudlich
 
G

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Guest
WmH dem fermen Waidmann!
Holunder ist Äsungspflanze also ohne weiteres Bruchgerecht(y)

Erst einmal Waidmannsheil dem Erleger. Den ersten Bock vergisst man garantiert nie!

Den Bruch hingegen kann ich völlig verstehen, bei meiner ersten Sau, die damals noch nicht so häufig waren, zitterten mir so die Gliedmaßen, dass ich alleine 10 Minuten benötigt habe, um mit den dazu noch eisigen Fingern eine Kippe aus der Schachtel zu bekommen. Aufstehen war gar nicht drin.

Dann zu den Brüchen und kreuz:
Der Ersteller hat Recht, Holunder ist nicht bruchgerecht. Zumindest habe ich es so gelernt. Die Hauptbaumart wäre dann der nächste zugelassene Bruch, wenn es nach dem Brauchtum geht. Regionale Unterschiede gibt es aber wohl.

Soweit ich weiß ist der Holunder auch noch nicht einmal ein Baum sondern eher ein Busch oder eine verholzende Pflanze in Baumform. Klugscheisser Ende.
 
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Waidmannsheil zum ersten Bock (y) Der bleibt immer in Erinnerung.

Und der Holunder sollte doch zum Anschuss markieren sein? Oder les ich das falsch?
 
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Soweit ich weiß ist der Holunder auch noch nicht einmal ein Baum sondern eher ein Busch oder eine verholzende Pflanze in Baumform. Klugscheisser Ende.
.... um den Baum geht es gar nicht, sogar die Kornähre oder Heidelbeere wäre waidgerecht wenn nichts anderes greifbar. (als letzter Bissen auf jeden Fall)
Vergiss in diesen Fällen den Jagdkurs, die Ehrung steht im Vordergrund.
Bei der Bergjagd ist es häufig der Almrausch oder die Preiselbeere.
 
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