Die Orientierung an der Trophäe?!?

z/7

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Ich habe sehr spät die Jägerprüfung gemacht. Die Zeit, die ich als Jäger verbringen kann, ist begrenzter als bei den meisten. Von meinen Böcken und meinem bislang einzigen "ordentlichen" Keiler hängen die Gehörne bzw. die Waffen an der Wand, in dem Bewusstsein, dass es aufgrund meines späten Einstiegs nicht allzu viele sein werden.......Sie sind mir wichtig und erzählen mir ihre Geschichte, wenn ich in meinem Jagdzimmer davor sitze und Dankbarkeit empfinde, dass ich das in meiner späten Lebensphase noch erleben durfte, was sie repräsentieren. Und sie erinnern mich ebenso an die weiblichen Tiere, von denen nichts an der Wand hängt, die aber in den Erinnerungen lebendig werden, wenn ich die Gehörne und Waffen betrachte. Selbst die Hasen und Fasane werden lebendig, denn meine Trophäen dienen der Erinnerung an Jagderlebnisse in ihrer Gesamtheit. Ich möchte meine Trophäen als "Trigger" für die durchaus emotionale, dankbare Rückschau eines späten Jägers um nichts in der Welt hergeben.
 
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Gelöschtes Mitglied 3257

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Mich regt das mit den Trophäen und dem damit verbundenen Zirkus inklusive "Pflicht-Hegeschau" nur noch auf. Ich würde gerne nur die Böcke aufmachen die ich auch haben will und nicht weil ich muss.

Bei 10-12 Böcken pro Jahr ist jetzt der zwanzigste Jährlingsspiesser nicht mehr so wow.
 
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@Forestgump:

Ich teile Deine Meinung.
Zum Glück lebte und jagte ich bisher in Gegenden, wo genau dies (Pflicht-Schau) nicht der Fall war.
Nur selten koch ich noch einen ab; eine kleine Auswahl Besonderer aus früheren Jahren und anderen Gebieten, hängt über dem Gewehrschrank.
Mein Arbeitszimmer zeigt ein paar Trophäen verschied. heimischer Wildarten zur jagdlichen Dekoration. Im Hundezwinger hängen ein paar alte Böcke auf einer Eichen-Schwarte.
Aber das ist genug.

Wer will den ein Zimmer mit 200 Rehbockschädeln in Reih und Glied schön finden ? Ich gehöre nicht dazu.

Vom einzelnen Wildtier - gleich welchen Geschlechts - würdige Spuren sind für mich Bilder, vor allem im Kopf oder Fotografien, Einträge im Streckenbuch und eben zusätzlich ein paar an der Wand, wo mich das Verstauben aber stets ärgert. Wobei das Bild nur ein Ausschnitt des Gesamterlebnisses Jagd ist.
Ich breche nicht mit allen ("unschädlichen") Traditionen, so kann ich mich jagdlich ausdrücken, trage aus Grundeinstellung schon immer sehr gern grün und braun, blase Horn, weil ichs mag - aber an Trophäen mache ich nichts fest, ich bin Jäger und kein Raritäten-Sammler.

Und ich bin froh, mich weiterentwickelt zu haben, vom Jungjäger vor fast 40 Jahren, der jeden Knopfer aufhob zu jemand, der saubere, sinnvolle Jagd und gutes Wildbret mehr schätzt als die von Mutter Natur zufällig gestalteten Geschlechtsmerkmale männlicher Stücke. Die Bedeutung als biologischer Weiser (Konstitution, Alter) kenn ich.
Durch meinen Berufsweg lernte ich im Bereich Natur und Jagd viel hinzu und vor allem lernte ich auch, kritisch zu trennen - das wirklich Wichtige von den überflüssigen, aus Selbstzweck geübten Ritualen bei der Jagd.

Womit man sein Jagdwild am meisten ehrt, ist anständiges, auf die Revierverhältnisse angepasstes Jagen und v.a. der gute Schuß.
Ob das jemand beherrscht, zeigt sich für mich nicht an der Vielzahl an Stangen oder Hörnern an der Wand.
 
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Gelöschtes Mitglied 24216

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Ob jemand nun Kopfknochen oder Zähne diverser Art sammelt, bemalt, verbastelt, verkauft oder wegwirft ist doch ausschließlich seine Sache.

Zum Glück haben das einige Länder erkannt und die Pflichtschauen und Trophäenbewertungen längst abgeschafft.

Wer will, der kann und wer nicht will, der lässt es. Alles andere ist nur Besserwisserei, Missionierung oder Verurteilung.
 
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...
Womit man sein Jagdwild am meisten ehrt, ist anständiges, auf die Revierverhältnisse angepasstes Jagen und v.a. der gute Schuß.
...

Kann Dir da in vielem zustimmen, möchte aber obigem Zitat hinzufügen, dass der Aspekt "Wildpret/Küche/Kochen" in Sachen "Ehrung des erlegten Stückes" für mich ganz weit oben steht.
Wildpret als Lebensmittel war die mit Abstand wichtigste Motivation zur Jagd, sozusagen die "Keimzelle der Jagd". Damit war die Jagd nicht nur ein essentieller Bestandteil, sondern der zentrale Dreh- und Angelpunkt des Lebens unserer Vorfahren. Diese Motivation grenzt uns vom Schädlingsbekämpfer und reinen Trophäenjäger ab, sofern bei diesen keine Nutzung des Wildprets anfällt.
Meiner Ansicht nach (Vorsicht: Subjektive und emotionale Wertung ;)) erfährt ein erlegtes Stück Wild die grösste Ehrung durch die Verwandlung zu einem sehr guten Essen bzw. Lebensmittel (Nutzung durch Gewinnung von Fell, Leder u.a. lasse ich der Einfachheit halber mal weg).
Ich steigere das Ganze sogar nochmal ;): Das Stück beim Pächter oder Förster in die Kühlung zu hängen ist ja gut und schön, ein "echter Jäger" ist man erst, wenn das erlegte Wild mit nach Hause kommt und dort zum Braten wird. Dazu muss man kein Sternekoch sein (Bin ich auch nicht :confused:;)) und wenn die bessere Hälfte besser kochen kann isses auch nicht schlimm. Der Bezug "zum Essen auf dem eigenen Tisch" sollte so oft wie nur möglich gegeben sein - erst recht wenn man Kinder hat.
Dementsprechend steht auch bei mir die Trophäe irgendwo weiter hinten an ... und überhaupt nur dann, wenn mir im speziellen Fall danach ist.

Grüsse W.
 
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Kann Dir da in vielem zustimmen, möchte aber obigem Zitat hinzufügen, dass der Aspekt "Wildpret/Küche/Kochen" in Sachen "Ehrung des erlegten Stückes" für mich ganz weit oben steht.
Wildpret als Lebensmittel war die mit Abstand wichtigste Motivation zur Jagd, sozusagen die "Keimzelle der Jagd". Damit war die Jagd nicht nur ein essentieller Bestandteil, sondern der zentrale Dreh- und Angelpunkt des Lebens unserer Vorfahren. Diese Motivation grenzt uns vom Schädlingsbekämpfer und reinen Trophäenjäger ab, sofern bei diesen keine Nutzung des Wildprets anfällt.
Meiner Ansicht nach (Vorsicht: Subjektive und emotionale Wertung ;)) erfährt ein erlegtes Stück Wild die grösste Ehrung durch die Verwandlung zu einem sehr guten Essen bzw. Lebensmittel (Nutzung durch Gewinnung von Fell, Leder u.a. lasse ich der Einfachheit halber mal weg).
Ich steigere das Ganze sogar nochmal ;): Das Stück beim Pächter oder Förster in die Kühlung zu hängen ist ja gut und schön, ein "echter Jäger" ist man erst, wenn das erlegte Wild mit nach Hause kommt und dort zum Braten wird. Dazu muss man kein Sternekoch sein (Bin ich auch nicht :confused:;)) und wenn die bessere Hälfte besser kochen kann isses auch nicht schlimm. Der Bezug "zum Essen auf dem eigenen Tisch" sollte so oft wie nur möglich gegeben sein - erst recht wenn man Kinder hat.
Dementsprechend steht auch bei mir die Trophäe irgendwo weiter hinten an ... und überhaupt nur dann, wenn mir im speziellen Fall danach ist.

Grüsse W.
Das kann ich für mich so unterschreiben (y)
 
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Gelöschtes Mitglied 3257

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Kann man so sehen wenn man sich im Jahr 3-4 Stücke für die Küche schießt. Bei 25-30 Stück schaut esse da schon anders aus und man kann eben nicht mehr alles selbst verwerten.
 
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Das Stück beim Pächter oder Förster in die Kühlung zu hängen ist ja gut und schön, ein "echter Jäger" ist man erst, wenn das erlegte Wild mit nach Hause kommt und dort zum Braten wird.

In einigen Fällen genauso - nur für die gesamte Beute des Jahres ist das für mich einfach unmöglich, da arbeite ich eben einer vernünftigen Verwertung handwerklich sauber zu.

Es ist aber tats. eine große Befriedigung, nach viell. schwieriger Jagd die eigene Beute selbst aufzuessen.. Man genießt dann über die Momente der Jagd und Erlegung ein weiteres Mahl bei jeder Mahlzeit (da bin ich wohl ganz Hedonist ;)).
Im Haus, in dem ich groß wurde, kam immer Wild auf den Tisch, für mich ist heute noch immer unverständlich, daß es Jäger gibt, die von ihrer Beute in dem Bezug nichts wissen wollen...

Aber logisch, wenn man schon nicht selbst aufbrechen kann... soll es ja geben ! :rolleyes:
 
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Kann man so sehen wenn man sich im Jahr 3-4 Stücke für die Küche schießt. Bei 25-30 Stück schaut esse da schon anders aus und man kann eben nicht mehr alles selbst verwerten.

Ging mir in erster Linie um den Bezug zum eigenen Essen - weniger um die absolute Zahl selbst verwerteter Stücke! Solange die anderen Stücke zu einem hochwertigen Lebensmittel werden is ja alles gut ;). Als suboptimal empfinde ich es allerdings, wenn nur noch abgegeben wird und nix mehr zu Hause landet. Gruss Wisent

P.S. Mehr als 3-4 Stück pro Jahr geht als Familie aber durchaus ;).
 
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Gelöschtes Mitglied 24216

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Die Orientierung an der Verwertung genau so wenig zielführend, weil es auch da qualitativ und quantitativ alle Varianten gibt, die der eine nun gut finden kann, der andere aber nicht muss.

Die Spanne reicht dabei vom Hobbymetzger mit sehr guter Verwertung von Braten über Schinken bis Wurst während der nächste das halbe Stück zerschnitzt und wegwirft oder nicht mal sauber aufbrechen kann. Nach meinem persönlichen Eindruck ist der Anteil der Jäger, der selbst verarbeitet, maximal eigenes Wildpret konsumiert massiv im Sinken. Das liegt u.a. auch daran, daß die zunehmende Zahl urban lebender Jäger keine eigene Möglichkeit hat eine Sau zu Hause zu zerwirken, zu frosten oder gar in Wurst oder Schinken zu verarbeiten. Nicht selten scheitert es ja schon daran, daß sie eine aufgebrochene Sau kaum in Ladekapazität und Fahrweg/Zeit nach Hause transportieren und den Treppenaufgang zur Wohnung hochhieven könnten.

Den Handel nehme ich da ausdrücklich nicht aus. Wer hochethisch glaubt da würde sein Stück immer fachgerecht und voller Ehrfurcht als Geschöpf was uns ein hochwertiges Lebensmittel mit seinem Tod geschenkt hat, behandelt, der hat keine Ahnung oder verschliesst vorsätzlich die Augen. Da ist es nur noch Massenware insbesondere bei dem Überangebot durch steigende Strecken und den verfallenden Preisen. Ein Blick in die Entsorgungsbehälter der Wildhändler oder Verarbeiter könnte da den Einen oder Anderen entsetzen.
 
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Die Orientierung an der Verwertung genau so wenig zielführend, weil es auch da qualitativ und quantitativ alle Varianten gibt, die der eine nun gut finden kann, der andere aber nicht muss.

Die Spanne reicht dabei vom Hobbymetzger mit sehr guter Verwertung von Braten über Schinken bis Wurst während der nächste das halbe Stück zerschnitzt und wegwirft oder nicht mal sauber aufbrechen kann.

Den Handel nehme ich da ausdrücklich nicht aus. Wer hochethisch glaubt da würde sein Stück immer fachgerecht und voller Ehrfurcht als Geschöpf was uns ein hochwertiges Lebensmittel mit seinem Tod geschenkt hat, behandelt, der hat keine Ahnung oder verschliesst vorsätzlich die Augen. Da ist es nur noch Massenware insbesondere bei dem Überangebot durch steigende Strecken und den verfallenden Preisen. Ein Blick in die Entsorgungsbehälter der Wildhändler oder Verarbeiter könnte da den Einen oder Anderen entsetzen.

Ich könnte bei jeder einzelnen Diskussion in diesem Forum negative Extrem-Beispiele (dazu noch Ausnahmen) aus dem Alltag anführen, um die positiven/produktiven Ideen oder Praktiken anderer Foristi zu kontern oder schlecht zu reden. Ob uns das irgendwie weiter bringt? :unsure:

Wenn ich mein Wild selbst verwerte werden sicher mind. 90% (vermutlich sogar deutlich mehr) des Wildbrets verwertet. Die (früher) von mir belieferten Wildbrethändler (Ich war öfter bei der Verarbeitung dabei!!) holen definitv noch mehr aus einem Stück Wild als dies ein "Nichtprofi" könnte. Das sehe ich erstmal positiv ;).

Gruss W.
 
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Gelöschtes Mitglied 24216

Guest
Ja, führen wie eine Positiv-Diskussion. Es gibt Jäger, die in Reviernähe wohnen, Wild- und Natur kennen, 3x die Woche draußen sind, all ihr erlegtes Wild selbst transportieren und verarbeiten, einen zugelassenen und geprüften Hund verantwortungsvoll führen, jeden Samstag auf dem Stand und jeden Donnerstag in der Jagdhorngruppe fleissig üben und auf jedem Jägertag und in jeder Schule als guter Onkel, spannender Erzähler und verantwortungsvoller Ausbilder/Lehrprinz bekannt sind.
 

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